46.
Pia's P.o.V.
Nervös versuche ich meine schwitzigen Hände an dem schönen Kleid abzuwischen. Mein Atem rast vor Aufregung als Lian meine Hand ergreift. Dabei merke ich, dass auch seine Hand nicht ganz trocken ist. Ich schaue sein wunderschönes Gesicht an, das sich meinem langsam nähert.
Sehnsuchtsvoll strecke ich ihm meinen Kopf entgegen und wir küssen uns einige Sekunden. Die Schmetterlinge schwirren in meinem Bauch und ich kann diesen Mann einfach nur bewundern.
Wir schaffen das schon, Mate, höre ich ihn in meinen Kopf seufzen, dann lösen sich seine Lippen zaghaft von mir, um den Weg vor uns zu fokussieren.
Ein bisschen fester ergreift er meine Hand und mit einem Auf geht's schreiten wir nach vorne.
Mit jedem Schritt fühle ich mich sicherer, weil ich weiß, dass er an meiner Seite ist. Ich fühle mich geborgen, beschützt und geliebt und dieses Gefühl ist unglaublich.
Es löst wie immer ein warmes Prickeln in mir aus, das schon seit Wochen nicht mehr wegzudenken ist.
Die Rudelmitlglieder bilden einen schmalen Gang durch den Lian und ich immer weiter den Hügel empor und dem Vollmond entgegen schreiten. Die Blicke, die auf uns liegen, fühlen sich nicht, wie am Anfang, ungewohnt an. Denn mittlerweile habe ich alle Rudelmitglieder kennengelernt und genieße für diesen einen Moment ihre Blicke auf uns.
Auch für sie ist es ein wichtiger Tag, da sie ihren neuen Alpha akzeptieren werden. Und mit ihrem Alpha ihre Luna. Mich.
Es ist immer noch unglaubwürdig, aber es fühlt sich richtig an. Ich bin bereit mich der Aufgabe zu stellen und für das einzelne Wohl der Rudelmitglieder zu sorgen. Sie liegen mir jetzt schon alle am Herzen und diese wichtige Aufgabe jemand anderem zu überlassen, das kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.
Genauso kann ich mir keinen besseren Alpha als Lian für sie vorstellen, ich kenne und ich liebe ihn. Und ich weiß, dass er sein Rudel liebt. Er wird sie beschützen, wenn es hart auf hart kommt, aber er wird auch für die innere Ordnung sorgen, da er sehr geschickt und diplomatisch an solche Sachen herangeht. Ich bin jetzt schon stolz auf ihn, denke ich, als ich ihn liebevoll betrachte.
Wir sind jetzt ganz oben angekommen und stehen Lians Vater gegenüber, der auf einem Stuhl sitzt und uns anlächelt.
Mit dem Blick und der einkehrenden Stille werde ich wieder nervöser. Ich weiß, wie wichtig, der Moment für alle ist und will es auf keinen Fall vermasseln.
Der Händedruck, den Lian mir gibt, bringt mir wieder neue Zuversicht und aufgeregt lausche ich den Worten seines Vaters.
"Heute ist ein großer Tag für unser Rudel.
Wir haben die letzten Jahre gemeinsam durchgestanden. Wir haben neue Mitglieder von euch aufgenommen, alte verloren und wieder andere wiedergefunden. Aber das wichtigste ist: Wir sind zusammengewachsen. Wir sind eine Einheit geworden.
Und diese Einheit habe ich geleitet. Es hat mir Arbeit bereitet, aber vor allem hat es mir Spaß und Freude gebracht. Die Zusammenarbeit mit jedem Einzelnen von euch hat mir gezeigt, wie schön das Gefühl der Zusammengehörigkeit sein kann.
Wir haben uns gegenseitig unterstützt. Ihr mich und ich euch.
Und auch, wenn ich jetzt nicht mehr euer Alpha bin, wird das weiter so sein. Wir sind ein Rudel und wir helfen uns gegenseitig!
Ich möchte euch danken für die vielen Jahre, die ich unser Rudel führen durfte!"
Tränen bilden sich in meinen Augen, wegen dieses emotionalen Moments. Der Vollmond macht das ganze umso mystischer und ich kann sie nicht mehr zurückhalten. Eine heiße Träne rollt aus meinem Augenwinkel.
Sofort bemerkt Lian die Träne und wischt sie sachte mit einem Lächeln weg. Voller Freude lächle ich zurück.
"Aber nun ist es an der Zeit für mich den Titel weiterzugeben.", fährt Lian's Vater fort und blickt uns an, "Mein Sohn und seine Mate sind bereit unser Rudel weiterzuführen, wenn ich es nicht mehr kann. Lian wird euch die Kraft geben, die ich euch nicht mehr geben kann. Pia wird euch die Fürsorge geben, die meine Mate euch nicht mehr zeigen kann. Werdet ihr sie genauso ehren und akzeptieren wie mich, dann werden sie euch genauso akzeptieren und ehren wie ich euch."
Weitere Tränen rinnen mittlerweile aus meinen Augen und ich sehe alles nur noch verschleiert. Dieser Moment ist so emotional, wie noch keiner zuvor.
Ich höre wie Lians Vater beginnt wölfisch zu heulen, dann stimmt das Rudel ein. Es ist ein wunderschöner Klang, der den Nachthimmel erfüllt und mich dazu bringt, meine Augen zu schließen.
Als Lian mit einstimmt übernimmt eine Gänsehaut meinen Körper, wegen dieses schönen und unglaublichen Moments, und ich versuche instinktiv mitzumachen.
Eine unglaubliche Selbstbewusstheit erfüllt mich in dem Moment, in dem ich miteinstimme, und lässt mich meine Augen öffnen.
Noch einige Sekunden genieße ich das Gefühl der Sicherheit, des Zusammenseins und der Vollkommenheit und betrachte meinen Mate, wie er zum Mond guckt.
Die Schönheit könnte mir jedes Mal die Sprache verschlagen und das Wissen, dass ich voll und ganz zu ihm gehöre, lassen mein Grinsen noch breiter werden.
Ich erinnere mich an den Moment vor zwei Wochen, als sein Vater die Adoptionspapiere unterschrieb, damit ich hier bleiben konnte. Ich erinnere mich an den Moment, an dem Lian mich als seine Mate markierte. Ich erinnere mich an den Moment, an dem wir uns vereinigten. Und ich werde mich an diesen Moment erinnern.
"Meine Luna!", flüstert mir Lian zu und verschließt meine Lippen mit den seinen.
Mit ganzer Liebe küsse ich ihn zurück und genieße unsere Innigkeit. Immer wieder lösen sich unsere Zungen und verknoten sich neu, bis wir uns schließlich zum Luftholen lösen.
Wegen der auffallenden Stille schaue ich mich langsam um und entdecke alle Rudelmitglieder auf ihren Knien. Sie knien vor uns und entblößen ihre Kehle.
Sie unterwerfen sich uns und erkennen uns als Alphapaar an, erklärt mir Lian lächlend, Hörst du sie im Rudellink?
Mit roten Wangen versuche ich mich auf den Rudellink zu konzentrieren und tatsächlich, ich höre sie. Viele aufgeregte Stimmen, die über ihr neues Alphapaar sprechen.
Ihr könnt wieder aufstehen, verkünde ich mich ein bisschen unwohl fühlend. Sie müssen doch nicht alle so lange knien, wir haben es doch schon verstanden.
Ein raues Lachen ertönt von Lian und ich drehe ihm mein Gesicht zu.
"Meine Luna. Immer nahbar, aber doch autoritär. Ich liebe dich, Pia!", flüstert er.
"Ich liebe dich auch!"
Und dann küssen wir uns ein weiteres Mal, versinken ineinander und heißen die neue Zeit, die neuen Aufgaben und die neuen Erlebnisse Willkommen. Gemeinsam werden wir das alles schaffen, da bin ich mir sicher!
E N D E
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