44.
Lian's P.o.V.
Erleichtert und voller Adrenalin laufe ich den Gang entlag, bis die Treppen endlich vorrüber sind. Ich bemerke nun auch wieder Schritte hinter mir, die von Timo stammen müssen.
"Pia?", schreie ich ohne Vorsicht auf irgendwelche Wächter im Gang.
"Lian?", höre ich ein leises Echo.
Vor Vorfreude verdoppelt sich mein Tempo beinahe und ich stürze so schnell es geht voran.
Ein plötzliches Ziepen an der Schulter lässt mich langsamer werden. Im Rennen taste ich mit meiner Hand nach hinten und erschaudere, als ich Fell spüre. Wie verrückt versuche ich das Vieh im Laufen abzuschütteln, aber es hat sich festgebissen, wie ein Löwe. Mittlerweile sehe ich Pias Silhouette im Gang und verschnellere meine Geschwindigkeit wieder. Der Biss in meinem Nacken brennt, aber ich ignoriere es. Zu groß ist die Sehnsucht danach, Pia wieder in meinen Armen halten zu können.
Die letzten Meter lege ich so schnell, wie nur möglich, zurück und auch Pia rennt mir entgegen.
Mit einem erleichterten Grinsen schließe ich sie in meine Arme und drehe mich einmal mit ihr. Einen Kuss auf ihre Wange kann ich mir auch nicht verkneifen, als sie die Arme um mich schlingt.
"Was ist das? Bah!", ruft sie plötzlich aus und zieht ihre Arme angeekelt zurück.
"Eine Werfledermaus, ich kriege sie nicht ab.", antworte ich nun auch, mich unwohl fühlend.
Wieder nehme ich meinen Arm nach hinten und probiere sie abzuschütteln, aber sie hängt mittlerweile zu tief. Alles beginnt sich langsam zu drehen und ich bemerke ein leichtes Ziehen am Biss.
"Die saugt dich aus!", bemerkt auch meine Mate, die ich immernoch im Arm halte, erschrocken.
Reflexartig schnellt ihr Arm nach vorne und trifft genau auf den Kopf der Fledermaus. Ich merke, wie sich der Biss lockert, und versuche sie noch einmal abzuschütteln. Es funktioniert! Betäubt vom Schlag liegt sie am Boden und ich grinse Pia leicht schwummrig an. "Das hast du gut gemacht, Mate.", gebe ich ihr mit einem Kuss zu verstehen und ziehe sie dann erstaunlich schwerfällig Richtung Treppenhaus.
Wir müssen hier raus!
Langsamer als vorher steigen wir gemeinsam schweigend die Treppen rauf. Im Waffenstockwerk drücke ich ihr zur Sicherheit eine kleine Handgranate in die Hand und schiebe sie dann weiter nach oben. "Dein Ernst?", fragt sie mich mit großen Augen, was ich mit einem "Mhhhm", beantworte. Besser sie kann sich verteidigen!
Wo seid ihr?, frage ich ins Rudel. Wir müssen uns wieder zusammenfinden, um zum Kampf bereit zu sein.
Im Kampf, höre ich Timo keuchen. Mist, wir haben zu lange gebraucht! Ich ignoriere die verschwommenen Teile in meinem Sichtfeld und lege noch einen Zahn zu.
Endlich am Ausgang angekommen gebe ich Pia einen Kuss auf die Stirn und informiere sie über den weiteren Plan: "Du musst hier nur noch links um die Ecke, da steht ein Auto mit zwei Rudelmitgliedern. Ich muss noch schnell was erledigen."
Ihren verblüfften Gesichtsausdruck sehe ich noch, dann drehe ich mich um und renne zurück in die Höhle.
Welcher Stock?, frage ich meinen Betha hektisch.
Dritter, kommt es zurück.
Mit aller Kraft renne ich nach unten und höre schon die lauten Kampfgeräusche. Einen Moment bleibe ich stehen, um mich zu sammeln, dann stürze ich mitten ins Geschehen.
Ich freue mich, wenn du mir ein Vote gibst!
Schnell rausche ich auf die in Menschengestalt kämpfenden Gestaltwandler zu und nehme Leon einen seiner beiden Gegner ab. Mit gezielter Präzision täusche ich einen Schlag oben an und trete meinem Gegner unten die Füße weg. Als er auf dem Boden landet, verwandle ich mich blitzschnell und beiße ihm die Kehle durch.
Mein Herz klopft vor Adrenalin, als ich auf den Nächsten zusteuere. Dieses Mal in Wolfsform.
Schnell beiße ich ihn ins Bein, woraufhin er sofort hinfällt. Genau wie eben will ich auch diesem die Kehle durchbeißen, aber zwei um mich schwirrende Fledermäuse verhindern mir die Sicht.
Ich beuge meinen Kopf nach unten und beiße aggressiv in alles, was mir ins Maul kommt. Der metallische Blutgeschmack breitet sich in meinem Mund aus und der Herzschlag unter mir erstirbt.
Befriedigt von dem Gefühl, einen weiteren Peiniger meiner Mate umgebracht zu haben, schnappe ich nach den beiden, um mich schwirrenden Werfledermäusen.
Den einen habe ich sofort im Maul zerquetscht, während der andere sich verwandelt. Mit einem Blick auf den Degen in seiner Hand, verwandle auch ich mich sofort und zücke meinen Dolch aus dem Schuh. Du hast keine Chance gegen mich, du Mörder!
Voller Brutalität, die ich so gar nicht von mir gewohnt war, greife ich immer wieder an und finde schließlich seinen wunden Punkt. Angriffe auf links oben verteidigt er langsamer! Immer wieder steche ich zu und wehre ab, bis es mir schließlich gelingt. Mit einem Ruck treffe ich seinen Brustkorb und ziehe meinen Dolch schnell wieder heraus, um ihn mit einen Stich ins Herz zu töten. Es sind Abtrünnige, die die ganze Menschheit versklaven wollen, mit ihren Geistern kann ich kein Mitleid haben. Ihre Seele aber verdient einen besseren Platz.
Um einen neuen Gegner zu finden,schaue ich mich schwer atmend um, sehe aber nur meine Rudelmitglieder und einige Feen. Sie alle stehen noch nach Atem ringend auf dem nun blutigen Boden.
"Haben wir alle besiegt?", frage ich sie ungläubig.
"Die Besiegten seid gleich ihr!", höre ich eine schmierige Stimme zurückrufen und drehe mich in die Richtung, aus der sie kommt.
Es ist einer der Anführer! Das erkenne ich an den mir zuvor gezeigten Bildern.
Wut über seine Taten steigt augenblicklich in mir auf. Er hat meine Mate von mir fern gehalten!
Kampfbereit mustere ich ihn. Wie glaubt er eine Chance gegen uns zu haben, wir sind so viele und er steht alleine in der Tür. Seine Hand hebt sich nach oben und mit aufgerissenen Augen erkenne ich eine Handgranate. Das Blut rauscht durch meine Adern, während ich die Ausweglosigkeit dieser Situation erkenne.
Hier ist kein Ausgang! Wird das echt so enden? Wird er uns alle töten und letztendlich die Menschheit versklaven? Haben wir versagt?
Hauptsache Pia ist in Sicherheit, denke ich an sie und unsere wenigen gemeinsamen Augenblicke. Hätten es nicht mehr sein können?
Ich schaue meine Rudelmitglieder erschrocken an und auch ihre Gesichter zeigen Abscheu.
Mit solchen Waffen kämpfen wir Gestaltwandler eigentlich nicht, das ist ein Ehrenkodex. Man kämpft mit dem, was man sich selbst antrainiert hat und nicht mit irgendeiner Maschiene! Ein Bastard ist er!
Dann höre ich die Explosion und erwarte den zerreißenden Scherz. Die Wände springen mit lauten Geräuschen auseinandner und werden uns begraben.
Aber das passiert nicht, ich spüre weder die Explosion noch werde ich lebendig begraben.
Vorsichtig öffne ich meine Augen und schaue auf den Trümmerhaufen am Eingang. Der komplette Eingang ist weggebrochen.
Teilweise bröckelt die Wand immer noch und ich erkenne eine Wache auf dem Schuttberg, die wahrscheinlich ihren Anführer retten will. Hat der sich echt selbst umgebracht?
Ungläubig stürme ich auf die Wache zu, um auch diese Seele noch zu erlösen. Schnell packe ich sie an der Kehle und will zudrücken, aber ein einziges, geflüstertes Wort verlässt ihren Mund, das mich zum Stoppen veranlasst: "Pia."
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