37.

Lian's P.o.V.

Wird Pia mir sagen, was sie bisher verschwiegen hat? Wird sie mir den Grund verraten, weshalb sie so zwanghaft Abstand zwischen uns hält? Gespannt warte ich auf ihre Entscheidung und raufe mir dieses Mal vor Nervosität die Haare, bis mich ihre Stimmer durch das Mate-Band erreicht.
Doch, ich sag's jetzt einfach. Aufschieben bringt es auch nicht mehr... und wenn du es nicht verstehst, bist du wohl doch nicht der Richtige, erklärt sie sich. Wobei letzteres vermutlich eher unbeabsichtigt rübergerutscht ist, weshalb ich es ignoriere. Pia fährt jedoch sofort weiter fort und lässt mir keine Zeit zum Antworten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie es hinter sich bringen will. Angesteckt durch ihre Nervostität schwirren mir alle möglichen Gründe von Erpressern und Exlovern durch den Kopf, bis ich mich auf ihre Erzählung konzentriere.

Du hast mich ja beim Skifahren, naja, kennengelernt. Ich war dort mit meinen Eltern im Urlaub. Auf der Rückfahrt hatten wir dann einen Unfall und ... bei... beide starben. Ich kam dann in ein Heim und ja... dann kamst du. Ich kann mich nicht richtig anvertrauen... nicht nachdem ich meine Eltern verloren habe. So einen Verlust ... will ich nie wieder erleiden. Und wenn du das jetzt nicht ..., erzählt sie ihre Geschichte schnell und ohne irgendeine Emotion in der Stimme, auch wenn sie zwischen durch einige Male neu anfangen muss. Das Mitleid und die Trauer, die ich augenblicklich mit meiner Mate teile, nehmen mich zuerst gefangen, sodass auch ich schlucken muss. Wieso passierte das meiner Mate? Wieso musste sie diese Trauer erfahren, sodass sie sich jetzt niemandem mehr anvertrauen möchte? Wieso konnte ich nicht schon früher für sie da sein? Meine eigenen Eltern zu verlieren, das kann ich mir im Moment nicht einmal vorstellen.

Das tut mir alles unglaublich leid, Pia, unterbreche ich sie bevor die kritischen Töne kommen. Auch, dass du gleich danach von Werwölfen und Wandlern erfahren hast, entführt wurdest und ich dich so überfallen habe, tut mir leid. Ich kann es wirklich vollkommen nachvollziehen, wenn du dich neu einleben musst, um die ganzen Dinge zu verarbeiten. Da ist nichts falsch dran und ich werde dir alle Zeit geben, die du brauchst, um wieder eine Vertrauensbasis aufbauen zu können. Das verspreche ich dir. Nur dich alleine lassen, das werde ich nicht können. Ich brauche deine Nähe und möchte dich beschützen können, ansonsten darfst du voll und ganz die Geschwindigkeit vorgeben.

Ich will doch gar nicht alleine sein, Lian. Ich möchte dir vertrauen und dir , ähm, näherkommen. Das habe ich schon an dem heutigen Tag gemerkt. So mit: Man merkt die Wichtigkeit der Dinge erst, wenn man sie nicht mehr hat. Aber ich kann es halt einfach nicht so normal angehen lassen, wenn ich mich wieder daran erinnere. Das schaffe ich nicht.

Das ist okay, Pia. Wie gesagt, ich kann es bei deiner Situation nur verstehen, wenn du so reagierst. Mach dir um meine Einstellung zu dir bitte keine Sorgen. Ich werde dich immer unterstützen, denn ich könnte dir nie wehtun. So ist das eben mit Mates, versuche ich ihr meine Sichtweise klar zu machen und gleichzeitig eine Schulter zum Ausruhen anzubieten, die sie hoffentlich nicht ablehnt.

Ähm, das ist nett? Aber eben auch nicht ganz so meine Vorstellung, Lian. Weißt du, das sind einfach nicht die Sitten, die mir beigebracht worden sind. Ich dachte man verliebt sich in eine Person, weil man sie mag. Man lernt den anderen etwas kennen, mag seinen Charackter und auch das Aussehen und dann kommen die Schmetterlinge. Aber, dass das so vorgegeben ist? Das man einen anderen lieben muss? Das ist so zwanghaft, da liebst du mich doch gar nicht richtig...., spricht sie eine weitere Sorge aus, die sie mir beschrieben hat. Aber sie tut es hoffnungsvoll, was mich erleichtert. Wobei ich merke, dass sie das Thema mit ihren Eltern am Anfang noch zwanghaft unterdrückt...
Auf jeden Fall erscheint es mir, als ob sie will, dass ich sie vom Gegenteil überzeugen kann. Vielleicht damit sie keinen Grund mehr hat, um sich mehr von mir fern zu halten. Und das werde ich schaffen! Ich werde so lange um sie kämpfen, bis sie sich mir als Mate anvertraut.

Das könnte man natürlich so deuten, aber so ging es mir nicht, Pia. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, fand ich sofort alles an dir schön. Ja, ich wusste vom ersten Augenblick an, dass du meine Mate bist, aber ich habe dich nicht vom ersten Augenblick an so geliebt wie jetzt. Als ich dich das erste Mal wahrgenommen habe, da hat sich eine Liebe zu dir, meiner Seelenverwandten, gebildet. Aber am Meisten habe ich mich darauf gefreut, dich näher kennen lernen zu dürfen und neue Eigenschaften zu entdecken, welche ich lieben würde. Mit jeder Sekunde, die ich mit dir verbrachte, steigerte sich diese Emotion. So auch jetzt.
Und letztendlich bedeutet Seelenverwandtschaft für mich, zu wissen, dass ich die Sachen, die ich an dir entdecke, lieben werde. Denn die Dinge, die ich nicht kannte, konnte ich am Anfang nicht lieben, schloss ich nachdenklich meinen poetischen Monolog ab, in der Hoffnung, dass ich sie überzeugen konnte.

Du hast mich verwirrt, kommt ihr Feedback augenblicklich überfordert zurück, was mich Grinsen lässt. Weißt du was? Ich denke einfach eine Nacht drüber nach, schlafen kann ich ja eh nicht.
Ich werde mein Bestes geben, damit du es doch kannst, erwidere ich zaghaft.
Kritisch fragt sie jedoch nach: Wie willst du das machen? Du hast doch selbst gesagt, dass es an der Entfernung zwischen uns liegt.

Ich werde dir einfach die ganze Zeit die Empfindung zuschicken, wie ich dich im Arm halte. Glaub mir, es wird helfen, erkläre ich ihr und muss schon bei dem Gedanken daran genießerisch die Augen schließen.

Dann kannst du aber nicht schlafen..., wägt Pia die Idee ab.

Das macht nichts. Besser wenn einer von uns schlafen kann, als keiner. Und so schlimm ist das Denken an dich auch nicht, stimme ich sie schließlich neckend um.

Nagut, aber morgen machen wir es dann anderesrum, damit es fair ist, gibt sie sich mürrisch geschlagen, was mich Seufzen lässt. Immer diese Fairness von Lunas, sie könnte meine Hilfe doch einfach annehmen, schließlich mache ich das gerne. Und sie ist die, die hier entführt ist.
Hoffen wir mal, dass wir die Nacht morgen nicht mehr getrennt verbringen müssen....

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