!Trigger! Sweet Little Voices

Es handelt sich hierbei um eine sehr alte Geschichte, die ich irgendwo aus meiner Sammlung raus gekramt habe.


Es ist Nacht. Der Himmel ist dunkel. Wolken bedecken die Sterne und lassen dem Mond keinen Freiraum zu leuchten. Oben ist es dunkel. Unten ist es hell. Die Straßenlaternen leuchten und flackern ab und zu. Die Bürgersteine sind leer. Die Straßen voller Autos. Grell leuchten ihr Scheinwerfer und ihre Abgase steigen wie schwarzer Rauch gen Himmel. Die Leuchtreklame der Nachtclubs und Bars leuchtet in grellen Farben. Aus einem Fenster hört man den viel zu lauten TV. In der Ferne hört man irgendeinen dieser Typen, die ihre Autos zu viel beschleunigen, um anzugeben. Es ist normal, auf den ersten Blick. An der Oberfläche. Und es ist so, weil niemand tiefer kratzt. Weil Menschen zu viel Angst haben. Mit offenen Augen folgen sie in einer Welt mit ihren Illusionen. Sie wollen haben, und wollen nie verzichten. Keiner wirft einen zweiten Blick auf das heruntergekommene Gebäude. Mit Graffitis besprüht, umgeben von dunklen Gassen. Bandenrevier. Es gibt keine Ecke an der du nicht den Gestank von längst verdorbenen Essensresten oder den von Zigaretten riechst. Keine Gasse in der dich nicht heimlich mindestens ein Augenpaar beobachtet. Es gibt viele Menschen. Und nicht genug Platz. Das Dach des Gebäudes ist an einigen Stellen beschädigt. Aber es interessiert niemanden. Das ist das Problem der Menschen. Sie lieben es zu nehmen, sie lieben es zu haben, sie lieben Licht und Reinheit. Sie hassen es nichts zu besitzen, sie hassen es, wenn ihnen etwas genommen wird und sie fürchten Dunkelheit und Dreck. Gestank. Sie vergessen. In ihrem Stress sich von der besten Seite zu präsentieren. Sie hassen nur um zu lieben. Sie wollen großartig sein, um groß zu sein. Sie denken von sich besser als von anderen. Sie stehen über jedem und allem. Und doch vergessen sie, dass wir alle nur Menschen sind. Sie rechnen Fehler hoch an. Dabei sind Fehler natürlich. Wie sonst willst du lernen was richtig ist. Ihr Geist ist verkümmert. Ausgerichtet auf einen Blickpunkt. Sie wollen nicht hören und nicht sehen. Wir Menschen wollen in einer Blase leben und doch so viel sehen. Sie möchten reisen, neues Sehen. Aber sie übersehen es immer. Das, dass immer da ist. Das, dass nicht weggeht. Selbst die Schlausten sind unwissend. Sie werden nie wissen, was Worte anrichten können. Nie den Schmerz der Einsamkeit fühlen in Mitten von Menschen. Nie die Verzweiflung in den Augen ihrer Eltern sehen. Nie das Leben aus den Augen eines Geliebten weichen sehen, wenn sie nicht die Augen aufmachen. Und sie werden nie die Stimmen in ihren Kopf hören, die im zuflüstern: „Geh, geh du kannst eh nichts !"

„Gib auf!"

„Schwächling, Feigling, Hurensohn, Bitch,........."

„Es ist alles deine Schuld..."

„Hättest du bloß mehr gearbeitet..."

Sie werden nie die Stiche eines Messers im Herzen fühlen. Niemals vor Angst, Schmerz oder Panik nicht atmen können. In ihren Köpfen werden keine Bilder und Sätze wiederhallen, die ihnen eingetrichtert wurden. Sie werden niemals die Resignation spüren, wenn dir die Lahmheit in die Knochen fährt und du dich vor der Erschöpfung nicht retten kannst, obwohl du weißt, dass du noch so viel machen musst. Sie werden niemals akzeptieren.

In dieser Stadt. In diesem, mit Graffitis besprühtem, nach Gras stinkendem, dunklem und heruntergekommenem Haus lebten viele Familien. Im Erdgeschoss zwei einsame Rentner, im 1. Stock eine schwarze Frau mit 4. Kinder. Im 2.Stock lebte eine kleine Familie in einer kleinen 2 Zimmerwohnung. Sie hatten dort früher nicht gelebt. Die Mutter war eine Pflegerin im städtischen Krankenhaus. Der Vater hilflos dem Alkohol verfallen. Der Sohn überfordert und verschwunden. Seinen jüngeren Bruder zurücklassend. Und egal wie viel er tat, es war nie genug. Die Schläge seines Vaters, die er anfangs so fürchtete, fing er an zu lieben. Denn sie ließen ihn den anderen Schmerz vergessen und zeigten ihm, dass er noch lebte. Den sein Geist wurde immer leerer. Und jetzt steht er. Die letzten Zeilen seines Lebens in der Hand haltend. Sich fragend, was seine Peiniger sagen würden, zu welchem Los sie ihn getrieben haben. Er will seine Mutter nicht zurücklassen. Aber er weiß, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Der Wind kommt, ermutigt ihn. Er springt, um einmal im Leben die Freiheit zu genießen. Ihm wachsen Schwingen und er fliegt. Doch seine Flügel sind zerrupft, so kaputt wie sein Herz. Der Wind pfeift durch sie hindurch und schmiegt sich an die scharfen Kanten. Der Junge fällt. Alles wird vom Wind weggeweht. Was übrig bleibt ist dieser Brief. Mit Tesafilm auf dem grauen Beton geklebt

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top