Kapitel 7 - ist der Albtraum endlich vorbei?

Erstellt am: 03.08.2019

„Sam, lass sie los. Du hattest deinen Spaß.", ertönte die Stimme ein weiteres Mal und trat unter die einzige flackernde Lampe in der Seitengasse. Er lehnte sich lässig an die Wand und beobachtete die Szene, ein schiefes Grinsen umzog seine Lippen, als er Zoey musterte.
Zoey starrte den anderen, fremden, jungen Mann an und öffnete den Mund vor lauter staunen. Vor ihnen stand ein ca. 1,78 cm großer, junger Mann und hatte blaue oder grüne Augen, soweit sie erkennen konnte, während sein Haar unter einer schwarzen oder dunkelblauen Mütze versteckt war. Sie schluckte und viele Fragen schossen ihr durch den Kopf: Wie lange stand er schon dort? Hatte er sie die ganze Zeit beobachtet? Wieso hatte er dann erst jetzt eingegriffen? Oder hatten er und der Typ namens Sam alles geplant?
Sam hatte sich nach seinem Schreck wieder gefasst und schnaufte genervt auf, er verdrehte Zoey einen Arm auf den Rücken, sodass diese vor Schmerzen aufschrie und weitere Tränen über ihre Wangen rannen.
„Verschwinde, die Kleine gehört mir. Ich habe sie zuerst entdeckt!", zischte Sam und Wut blitzte in seinen dunklen Augen auf.
„Wie bitte?! Ich gehöre dir überhaupt nicht!", entfuhr es Zoey.
„Halt deine Klappe, Miststück, mit dir hat keiner geredet.", fauchte Sam und Zoey zuckte vor einem weiteren steckendem Schmerz zusammen, als er ihren Arm noch mehr verdrehte. Er bemerkte ihren zischenden Laut und fing schadensfroh zu lachen an. „Hält wohl nichts aus, die Kleine?"
„Alter, lass die Kleine endlich los!", sagte der Unbekannte und näherte ich ihnen langsam. Sam machte einen Schritt zurück und zog Zoey am verdrehten Arm hinterher. Sie biss sich in die Lippen, als ein weiterer Stich ihre Schultern erreichte.
Sie war genervt, ihr war kalt, hatte Angst und wollte endlich nach Hause zu ihrem Vater oder zu Abigail. Abigail!, schoss es Zoey durch den Kopf. Ihre Freundin musste sich schon große Sorgen um sie machen. Wie kam sie nur aus diesem Schlamassel heraus und warum wurde sie von jedem und allen „Kleine" genannt? Sie war eins sechsundsechzig groß und sie hasste diesen „Kosenamen" Abgrund tief.
„Vergiss es! Ich habe doch deinen Blick und dein Grinsen bemerkt, du möchtest sie für dich haben!", erwiderte Sam finster.
„Du spinnst, sag einmal, bist du high?"
Sam lachte auf. „Du kennst mich, ich bin nie high!"
„Verdammt, Sam, lass sie los. Die Kleine wird ihr Maul halten, dafür sorge ich!", erwiderte ihr Gegenüber und seufzte genervt auf. Er wusste, dass Sam sich in einer Situation befand, die einfach nicht gut für ihn ausgehen konnte. „Wie alt bist du, Kleine?"
„Ähm... sechszehn...", flüsterte Zoey und schniefte. Es war ein Wunder, dass der Fremde sie verstand, so leise hatte sie gesprochen.
Er nahm sich die Mütze vom Kopf und fuhr sich durch sein Haar, während man ihm ansah, wie er grübelte. „Sam, die Kleine ist sechszehn Jahre alt. Bist du wahnsinnig? Was ist los, lässt dich deine Alte nicht mehr an sich ran?"
„Verpiss dich einfach, Ethan!", schnauzte Sam und funkelte ihn wütend an. „Auf so einen Kumpel, wie dich kann ich echt verzichten! Wie oft stand ich hinter dir, wenn du scheiße gebaut hast?"
„Verdammt, Sam, ich stehe hinter dir und deswegen halte ich dich von dieser Scheiße ab! Die Kleine kommt aus reichem Hause und wenn du mit ihr schläfst, hast du gleich die Bullen auf dem Hals und ich dazu!", kam es von Ethan fauchend zurück, allmählich wurde er selber zornig.
Zoey beobachtete den jungen Mann, sie schätzte ihn auf achtzehn oder neunzehn Jahre, wie er seine Hände, die zu Fäusten geballt waren, in seine Hosentaschen schob. Was hatte dieser Sam gerade gesagt? Freund? Die beiden waren befreundet? Die Lage war eindeutig aussichtslos für sie.
„Bitte, lass mich los.", flehte Zoey leise und der Griff um ihrem verdrehten Arm auf dem Rücken wurde stärker.
„Schnauze.", erwiderte Sam sauer und wandte sich wieder an seinen Kumpel. „Du willst mir helfen? Dann verpiss dich und lass uns alleine!"
„Reg dich ab und lass sie jetzt los!", erwiderte Ethan wieder ruhiger und trat noch einen Schritt näher auf sie zu. Sam schnaufte. „Du willst sie ja nur für dich selber. Vergiss es." Er drehte sich um und zog Zoey mit sich, die vor Schmerzen wieder aufschrie. „Schnauze.", schimpfte Sam noch einmal und ohrfeigte sie. Zoey schluchzte auf, blickte zurück und schaute direkt in die Augen des Fremden.

Während sich die beiden immer weiter von ihm entfernten und langsam aus seinem Blickfeld verschwanden, seufzte Ethan genervt auf. Er hatte an diesem Abend eine heiße Blondine am Start gehabt, als ihm ein Kumpel anrief und ihm mitteilte, dass Sam dabei war eine große Scheiße zu bauen. Eine sehr große, wie er empfand.
Sam hatte schon immer mehr einen Drang zur Kriminalität, als er selber, doch soweit wie jetzt, war sein Kumpel noch nie gegangen. Ein sechszehnjähriges Girl, das nicht einmal aus dieser Gegend stammte, zum Sex zu zwingen – das war nicht sein Freund. Irgendetwas war in den letzten beiden Stunden, wo sie nicht beisammen waren, geschehen. Er kam nur nicht darauf, was es gewesen sein könnte.
Er fluchte, setzte sich seine schwarze Mütze wieder auf den Kopf und folgte ihnen. Er überlegte fieberhaft, wie er seinen Freund stoppen konnte,  bis es ihm einfiel.
„Alter! Lucille, die alte Schachtel, hat die Bullen gerufen!", schrie Ethan hinterher und erinnerte Sam an seine Tat. „Die Alte, bei der du eingebrochen bist. Möchtest du wirklich in den Knast?"
Sam blieb stehen, sein Kumpel hatte ihn an der Angel. Es wirkte, denn Sam drehte sich entsetzt um. „Lucille hat, was?"
„Du hast richtig verstanden, die Bullen sind auf den Weg!"
„Verarsch mich nicht, Ethan. Ich höre keine Sirenen.", antwortete Sam und verstärkte noch einmal seinen Griff um Zoeys Handgelenk. Sie stieß einen erstickten Laut aus und atmete gleichzeitig erleichtert auf. Die Polizei war auf den Weg, endlich würde man ihr helfen und sie von diesem stinkenden Typen befreien.
Ethan ließ sich an einer Wand hinab auf den Boden sinken und zündete sich eine Zigarette an. „Alter, du kennst Lucille, die macht keine Scherze! Lass die Kleine los und verschwinde. Warum sollte ich dich verarschen? Wir sind Freunde."
Seelenruhig steckte er die Zigarettenschachtel in seine Westentasche und zog an der Zigarette, die in der Dunkelheit aufglühte. „Ich kümmere mich um die Kleine, damit du keine Schwierigkeiten bekommst. Die Bullen haben dich eh schon lange auf ihrem Radar, möchtest du wegen so einer Scheiße in den Knast?"
Sam rang mit sich und bemerkte seine zitternden Hände, seine Sucht nach Drogen meldete sich wieder einmal. Unruhig fuhr er sich mit der freien Hand durch sein blondes Haar. „Wenn du irgendjemanden von heute Nacht erzählst, finde ich dich...", flüsterte Sam drohend in Zoeys Ohr.
Sie nickte schwach und erwiderte stotternd. „I...ich e...erzähle niemanden d...davon."
„Gut.", sagte Sam, ließ sie los und sah zu seinem Freund. Ethan nickte und zog an seiner Zigarette. „Ich kümmere mich um sie."  Sam erwiderte nichts, sondern verschwand einfach in der nächsten Seitengasse.
STILLE.
Zoey starrte ihm hinterher und atmete erleichtert auf, der Schrecken hatte endlich sein Ende gefunden. Erschöpft ließ sie sich auf die Knie sinken und schaute zu ihrem Retter. Hatte er nicht gesagt, dass die Polizei auf dem Weg war? Wieso ließ er ihn dann entkommen?  „E...er entkommt d...der P...Polizei.", stotterte Zoey und durchbrach die Stille. „D...du musst ihn z...zurückholen und i...ihn f...festhalten."
Ethan fing zu lachen an und wollte gar nicht mehr aufhören. „Kleine, hörst du irgendwo Sirenen?"
„N...Nein.", erst wo er es ansprach, fiel Zoey die Stille auf. Es war keine einzige Polizeisirene zu hören und Zoey riss überrascht ihre Augen auf, er hatte seinen Freund angelogen. Ethan begegnete ihren Blick und grinste schief. „Du hast es also gecheckt."
„A...aber warum verschwindet er dann so schnell?", fragte sich Zoey. Ethan lachte auf. „Soll er denn wieder kommen? Ich kann ihn sofort zurückholen!"
„Nein! Nein, bitte nicht.", flehte sie und ihr neuer Gegenüber fing zu lachen an. „Hier.", sagte er und warf ihr seine Weste hin. „Mit diesem Aufzug ziehst du noch mehr Aufmerksamkeit auf dich und damit du nicht länger frieren musst. Mit einem hatte Sam Recht, dein Körper ist wirklich heiß!"
Zoey ignorierte seinen Kommentar und schlüpfte schnell in die von ihm zugeworfene  Weste hinein. Sie zog den Duft von seinem Aftershave oder Parfüm ein und genoss die Wärme, die ihrem Körper schon die ganze Zeit gefehlt hatte. Ethan erhob sich und trat auf sie zu. Er reichte ihr seine Hand. „Steh auf."
Zoey griff nach seiner Hand, doch als sie aufstehen wollte, versagten ihre Beine. „Ich... ich kann nicht aufstehen."
Genervt schnaubte Ethan und hob sie auf seine Arme. „Er hat dir echt zu schaffen gemacht, was?"
„Er wollte mich vergewaltigen und du hast doch gesehen, dass er auf mich eingeprügelt hat! Überhaupt hat er mir mein Kleid vom Körper gerissen!", schrie Zoey ihn empört an.
„Er wollte dich nicht vergewaltigen, dass weiß ich. Warum bist du eigentlich in dieser Gegend? Du gehörst hier nicht her.", erwiderte Ethan ernst.
„Wirklich? Gut, dass du mich daran erinnerst.", schnaubte Zoey. Ethan lachte kurz auf und setzte dann seinen Weg schweigend fort.
Zoey musterte währenddessen sein Gesicht. Er hatte blaue Augen und schwarzes Haar schaute unter seiner Mütze hervor, sein markantes Gesicht, seine schmale Nase und seine schmalen Lippen, vollendeten sein Profil. Er sah einfach verboten gut aus. Sie schätzte ihn auf  1,78 cm und unter seinem T-Shirt zeichnete sich sein muskulöser Körper ab, er war genau ihr Typ. Genau ihr Typ? Jetzt war sie echt nicht mehr bei Sinnen. Zoey musste sich ablenken und hielt die Stille nicht mehr aus. „Warum hast du dieses Arschloch laufen lassen?"
„Wen?", fragte Ethan und Zoey glaubte echt, dass er den Überfall auf sie schon wieder vergessen hatte. Ein Licht ging ihm auf. „Oh, du meinst Sam?" Er lachte. „Prinzessin, er war auf Drogen, Morgen kann er sich überhaupt nicht mehr an diese Geschichte erinnern und du solltest es auch besser vergessen."
„Was?", fragte Zoey ihn und glaubte sich verhört zu haben. Wollte er sie jetzt verarschen? Dieser Sam bekam eine mächtige Anzeige an den Hals, darauf konnte er sich gefasst machen.
Ethan hielt bei einem schwarzen Wagen und stellte Zoey vorsichtig auf die Beine. „Er war nicht mehr Herr seiner Sinne, deswegen ist er auch so schnell abgehauen. Sam, war einfach high.", erklärte er weiter und sperrte seinen Wagen auf. „Übrigens, gern geschehen."
„Was?"
„Na, dass ich dazwischen gegangen bin. Ein Danke von dir, Prinzessin, ist wohl zu viel verlangt, was? Normalerweise lasse ich ihn seinen Scheiß machen, aber ich konnte doch nicht zulassen, dass er wegen Vergewaltigung in den Knast kommt. Steig ein.", sagte Ethan und ließ sich hinter dem Steuer nieder. Als sie keine Anstalten dazu machte, stieg er wieder aus. „Was ist? Ist dir der Wagen nicht komfortabel genug?"
„Das... das ist ein Ford Mustang!"
Ethan zog eine Braue in die Höhe und verkniff sich einen Kommentar. „Steig ein, oder ich lasse dich hier einfach stehen. Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit!"
„Warum sollte ich dir eigentlich vertrauen? Ich kenne nicht einmal deinen Namen.", erwiderte Zoey und konnte sich wirklich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Wurde er überhaupt in der Unterhaltung zwischen ihm und Sam erwähnt? Er schnaubte. „Du nervst. Steig jetzt ein, das ist meine letzte Aufforderung. Ich schwöre, ich lasse dich hier einfach stehen!"
Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste ihm vertrauen. Zoey stieg auf der Beifahrerseite ein und schlug mit Wucht die Tür zu.
„Ruinier mein Auto nicht!", schnauzte er sie an und fuhr los. Sie nannte ihm ihre Adresse und bemerkte zu spät ihren Fehler. Er bemerkte ihren Blick und lachte. „Keine Angst, ich raube euch nicht aus."
Sie nickte schwach, war sich aber nicht sicher ob sie ihm glauben sollte. Wie hatte dieser Sam ihn bloß genannt? Wie war noch einmal sein Name? Warum hatte sie nicht besser aufgepasst! Die Fahrt verlief schweigend, bis Zoey es nicht mehr aushielt.
„Du hast wirklichen einen Ford Mustang. Hast du den geklaut?", fragte sie dreist und er schnaubte, antwortete jedoch nicht. „Es ist einfach unglaublich, dass gerade du so einen Wagen fährst! Ähm... das war jetzt falsch ausgedrückt. Sorry."
Stille.
Die ganze Fahrt sagte er kein Wort und da sich Zoey in dieser Gegend nicht auskannte, musste sie ihm wohl oder übel vertrauen. Doch konnte sie ihm vertrauen, nur weil er sie vor diesen Typen gerettet hatte? Ihre Angst und Nervosität stieg, als er nicht auf die Hauptstraße fuhr, sondern nach rechts abbog.
„Wo...Wohin fährst du mich? Lass... lass mich raus, sofort!", schrie sie ihn angstvoll an.
Warum? Warum hatte sie ihm vertraut?
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Vielen Dank für's lesen ❤️
2105 Wörter
Meinung ? 🤗
Fortsetzung folgt ...😘

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