Kapitel 28 - „ Aufeinandertreffen "
Erstellt am: 01.01.2020
Zwei Tage waren nun seit dem Besuch bei Mrs. Turner vergangen und Zoey hatte noch immer ein breites Grinsen im Gesicht, wenn niemand zu ihr sah. Es würde ein Treffen stattfinden, doch noch wusste sie nicht, wie sie Ethan dazu überreden konnte. Sie wollte ihm noch nicht verraten, dass es sich dabei um Mrs. Turner handelte, er sollte wirklich überrascht sein und wenn er sauer auf sie war – auch darüber hatte sie sich Gedanken gemacht – dann konnte er sie nicht sofort zusammenschimpfen.
Zoey lag im Garten und ließ sich die Sonne auf dem Bauch scheinen, während schwarze Sonnenbrillengläser ihre Augen verdeckten. Sie war vor einer Stunde von der Schule nach Hause gekommen, nach wie vor sprach sie mit Abigail kein Wort. Sie wollte, konnte aber nicht über ihren Schatten springen. Sie hasste es, wenn Abigail und sie Streit hatten. Meistens waren sie einfach zu stur, um über ihren Stolz zu springen und den ersten Schritt zu machen.
Auch Ethan hatte sie seit dem letzten Mal nicht mehr gesehen oder gehört, doch obwohl es sie ein bisschen störte, war sie auch froh darüber. Sie brauchte ein bisschen Zeit für sich alleine, der letzte Monat war wie eine Achterbahn verlaufen. Sie liebte die Stille, die Einsamkeit – nicht immer, aber manchmal.
Sie hatte all ihre Sorgen und Probleme in den hintersten Winkel ihres Gehirns gedrängt und genoss es einfach zu faullenzen.
Zoey hatte die Augen geschlossen und hörte über ihren MP3-Player Musik, nebenbei sang sie laut mit. Was sie immer nur tat, wenn sie wusste, dass sie allein zu Hause war. Irgendwann würde sie vor anderen singen, doch zurzeit war sie einfach noch zu schüchtern. Nein, sie hatte eher Angst vor der Meinung anderer. Vielleicht sang sie in Wirklichkeit schlecht und bildete sich ein, so gut wie ihre Mum zu singen. Doch solange sie sich irgendwo alleine befand, sang sie lautstark mit.
Ihre Finger zuckten im Takt mit und auch ihre Füße konnte sie nicht stillhalten, nebenbei griff sie mit geschlossenen Augen nach ihrem Glas Wasser und nahm einen Schluck. Es war ziemlich heiß und obwohl sie nicht wusste, wie viel sie wirklich hatten, kam es ihr so vor, als hätten sie über 40Grad. Sie liebte es. Zoey war so tief in ihren Gesang versunken, dass sie nicht mitbekam, wie jemand den Garten betrat und überrascht die Augenbrauen in die Höhe zog.
Auch bemerkte sie nicht, dass der Besuch sie beobachtete und ihr beim Singen lauschte. Erst als das Lied zu Ende war, verstimmte auch ihr Gesang. Zoey schlug die Augen auf und griff nach ihrem Glas, nahm einen großen Schluck und nahm sich die Kopfhörer aus dem Ohr. Ohne sich umzusehen, stand sie auf und machte einen Kopfsprung in den Pool. Das kühle Nass umschlang ihren Körper und Zoey wäre am liebsten gar nicht mehr aufgetaucht. So sehr sie das heiße Wetter auch liebte, die Abkühlung war nach stundenlanger Hitze einfach göttlich.
Zoey tauchte wieder an die Oberfläche und schnappte nach Luft. Wenn sie verrückt war, blieb sie meistens sogar länger unter Wasser – wenn es ihre Lunge zuließ. Mit beiden Händen und geschlossenen Augen fuhr sie sich durch ihr nasses Haar, ihre Mimik sah entspannt aus. Sie schlug die Augen auf und starrte in zwei blaue Augen, die sie so sehr vermisst hatte.
„Ethan...", flüsterte sie, kaum hörbar seinen Namen. Ethan saß breitgrinsend am Pool und ließ seine Füße ins Wasser hängen. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet und sich zusammenreißen müssen, nicht zu ihr in den Pool zu springen und sie leidenschaftlich zu nehmen. In den letzten zehn Minuten war ihm bewusst geworden, dass Zoey seine einzige Frau in den letzten zwei Monaten gewesen war. Es war so, als gäbe es nur mehr sie in seinem Leben und wenn sie nicht bei ihm war, vermisste er sie und ihre Neckereien.
„Hey, Prinzessin.", begrüßte er sie und grinste frech, er hatte heute ausgesprochen gute Laune. Zoey schluckte schwer, brachte jedoch nur ein schwaches „Hallo!" zustande. Es ist nur Ethan, mach dich nicht verrückt! Zoey schloss die Augen und atmete einmal tief durch, danach schwamm sie zum Beckenrand und hievte sich heraus. Ohne auf Ethan zu achten, weil ihr Herz stark gegen ihre Brust klopfte und regelrecht herausspringen wollte, ging sie zur ihrer Liege und schnappte sich ihr violettes Badetuch.
Ethan beobachtete sie und er liebte es einfach, wenn er sie aus dem Gleichgewicht brachte. Er hatte keine andere Reaktion von ihr erwartet, denn entweder war sie jetzt einfach nur durcheinander oder auch sauer auf ihn, weil er einfach so ohne Vorwarnung aufgetaucht war. „Wegen mir hättest du nicht aus dem Wasser müssen. Ich kann mich an dem Anblick deines nassen Körpers nicht beklagen."
Zoey drehte sich um und entdeckte den Schalk in seinen Augen aufblitzen, ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. Sie kniff die Augen zusammen und trat auf ihn zu. „Was machst du hier?"
„Dich besuchen.", erwiderte Ethan monoton und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Mit einem leichten Abstoß vom Beckenrand, fiel er ins Wasser und tauchte erst wieder auf, nachdem er zwei Bahnen unter Wasser – ohne aufzutauchen – geschwommen war.
Zoey hatte sich inzwischen komplett abgetrocknet und stand mit beiden Händen an den Hüften wieder beim Beckenrand, während sie auf Ethan hinab sah. „Was machst du in meinem Garten, in meinem Haus? Wie kommst du überhaupt herein?"
„Prinzessin, ich bin natürlich eingebrochen. Ich habe ein Fenster eingeschlagen und danach das Fenster von Innen geöffnet."
„Was?! Hast du einen Knall? Das ist doch nicht dein Ernst, Ethan!", schrie sie ihm wütend entgegen und brachte ihn dazu, in schallendes Gelächter auszubrechen. „Was ist?!"
Ethan schüttelte grinsend den Kopf. „Prinzessin, kann man dich immer so leicht hereinlegen? Ich denke, dass mir eure Haushälterin geöffnet hat. Sie hat sich als Kristin vorgestellt."
Zoey atmete erleichtert aus und fuhr sich durch ihr nasses Haar, im nächsten Moment verfinsterte sich ihr Blick. „Du bist so ein Idiot! Warum sagst du das nicht gleich?!"
Ethan lachte und stand im nächsten Moment neben ihr. „Ach was, hast du wirklich geglaubt, ich sei eingebrochen?"
„Nein.", brummte sie und wollte sich von ihm abwenden. Doch Ethan hielt sie am Arm fest und zog sie zurück, so dass sie sanft gegen seine Brust prallte. Er konnte es sich nicht erklären, doch er genoss das Beisammensein mit Zoey. Noch bevor Ethan sich bewusst wurde, was ihm gerade durch den Kopf ging, sprach er es aus. „Ich habe dich vermisst, Prinzessin."
Zoey's Herz schlug wilde Purzelbäume in der Brust, während sie Ethan ungläubig ansah. „Was?"
Ethan fuhr sich durch sein Haar und hätte die letzten Worte am liebsten wieder zurückgenommen, doch wusste er, dass sie auch der Wahrheit entsprachen. Er schluckte und überlegte, wie er sich wieder heraus reden konnte. Denn er hatte für so etwas jetzt keine Zeit, er musste sich einen Überblick über die Räumlichkeiten im Haus machen. Sam war es in den letzten beiden Monaten nicht entgangen, dass er einen guten Draht zu Zoey aufgebaut hatte und nun konnte es langsam zum Finale kommen.
Noch immer wusste Ethan nicht den Grund, warum sich Sam gerade bei Dominic Cabot rächen wollte. Es war ihm egal, er war Sam somit nichts mehr schuldig. Nie würde er vergessen, was Sam für ihn vor knapp vier Jahren getan hatte und dass, obwohl sie sich nicht einmal gekannt hatten.
„Wie wär's, zeigst du mir dein Haus? Mich würde interessieren, wie du so lebst.", wechselte Ethan rasch das Thema und brachte ein wenig Abstand zwischen ihnen. Irgendetwas geschah mit ihm in ihrer Nähe, doch darüber konnte und wollte er sich einfach nicht den Kopf zerbrechen, so etwas tat er einfach nicht. Ethan bemerkte den verletzten Blick von Zoey und zog sich schnell sein T-Shirt über den Kopf, um den Blickkontakt abzubrechen. Es war eine der seltensten Situationen, wo er sich unwohl in seiner Haut fühlte. Um das Schweigen zu brechen, sah er Zoey fragend an. „Und?"
„Ja. Ja, warum nicht!", erwiderte Zoey und wandte Ethan den Rücken zu. Sie hatte gehofft, er würde sich wiederholen, doch stattdessen hatte er einfach das Thema gewechselt. Zoey schluckte die Tränen hinunter und griff nach ihrem Handtuch. Nachdem sie es sich umgewickelt hatte, drehte sie sich wieder zu ihm. „Na dann, komm. Das Haus ist groß, also bleib ... Dad?!"
„Dad, was machst du schon so früh zu Hause?", fragend und ein wenig angstvoll sah Zoey ihren Vater an. An seiner Schläfe pochte eine Ader, während er den jungen Mann hinter seiner Tochter fixierte. Dominic hatte seinen letzten Fall schon früher zu den Akten legen können und wollte sich eigentlich einen schönen Nachmittag mit seiner Tochter machen, doch daraus wurde wohl nichts.
Ethan's Augen blitzten belustigt und um seine Mundwinkel zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab. Zwar konnte er die Hausbesichtigung jetzt vergessen, doch endlich stand er ihrem Vater persönlich gegenüber. Fast zwei Monate war die Gerichtsverhandlung schon wieder um, an dem Tag der Verhandlung, hatte Sam den Plan gefasst sich zu rächen.
Ethan sah es an Dominic's Blick, dass ihn dieser wieder erkannt hatte. Auch konnte er deutlich Sorge und Wut in seinen Augen lesen. „Mr. Cabot.", begrüßte Ethan Zoey's Vater freundlich. Er war selber über sich erstaunt, wie gelassen, er Dominic gegenüber trat.
Dominic konnte nicht sagen was ihn mehr störte, dass seine Tochter mit einem Kriminellen zusammen war und er ihn kannte oder dass sich dieser gerade in seinem Garten befand. „Seit wann?"
Verwirrt sah Zoey ihren Vater an. „Seit wann, was?"
„Seit wann triffst du dich mit ihm, Zoey?"
Zoey zuckte ertappt zusammen und senkte den Blick. Ethan trat an ihre Seite und legte ihr einen Arm um ihre Hüfte, während er Mr. Cabot nicht aus den Augen ließ. „Seit etwa zwei Monaten, Mr. Cabot."
„Ist das sein ernst? Zoey, ist er dein besagter Freund, der immer deine Hilfe brauchte?", fragend sah Dominic seine Tochter an. Zoey nickte leicht und spürte einen sanften Druck an der Hüfte, so dass sie sich ein bisschen entspannte.
„Mr. Cabot, Ihre Tochter glaubt, dass ich Hilfe brauche ... was ich nicht tue.", mischte sich Ethan ein und grinste leicht. „Sie hat sich mir richtig aufgezwängt, obwohl ich wirklich nicht der nette Typ von nebenan bin."
Dominic trat vor Ethan und zog Zoey von ihm weg, während er ihn nicht aus den Augen ließ. „Das denke ich auch. Sie ist meine Tochter, Ethan und ich bestimme, mit wem sie zusammen sein darf und mit wem nicht."
Empört sah Zoey ihren Vater an, wand sich aus seinem Handgriff und entfernte sich ein wenig von ihm. „Dad, ich denke ,da habe ich ein Wort mitzureden!"
„Er ist nicht gut für dich, Zoey.", erwiderte Dominic und wandte sich dann wieder Ethan zu. „Sie ist meine Tochter..."
„Das ist nicht zu übersehen, Zoey hat ihr Temperament.", unterbrach Ethan ihn und erntete einen bösen Blick von Dominic. Ethan zuckte mit den Schultern, das Kommentar hatte er einfach nicht für sich behalten können. „Ich kann Sie aber beruhigen, ich habe Ihre Tochter vor der Gerichtsverhandlung kennengelernt. Erst später erfuhr ich von einem Freund, dass Zoey Ihre Tochter ist."
„Das soll ich dir jetzt ehrlich glauben?"
Ethan spannte sich an, was er am meisten hasste war, wenn ihn jemand als Lügner darstellte. „Ich lüge nie, Mr. Cabot."
Zoey die schweigend zugehört hatte, meldete sich nun auch wieder zu Wort. „Damit ihr es wisst, ich bin auch noch anwesend..., als redet nicht über mich, in der dritten Person!! Dad, was ist dein Problem?"
„Zoey, er ist einfach kein guter Umgang für dich. Ich hätte keine ruhige Minute mehr, wenn du mit ihm unterwegs wärst. Ich möchte nicht, dass du dich mit ihm triffst!"
Empört sah Zoey ihren Vater an. „Dad, ich denke, da habe ich ein Wort mitzureden!"
„Nein, Zoey, ich bin dein Vater und ich verbiete dir, dich mit Ethan Wayne zu treffen.", erwiderte Dominic scharf und duldete keine Widerrede mehr. Dominic ignorierte seine Tochter und wandte sich wieder an Ethan. „Du bist kein guter Umgang für meine Tochter."
Ethan grinste leicht und konnte die Sorge um Zoey verstehen. „Das kann ich nicht gerade leugnen, Mr. Cabot."
„Gut, dann wäre das geklärt.", erwiderte Dominic und wollte sich von den beiden Jugendlichen abwenden. Ethan's Antwort ließ ihn jedoch mitten in der Bewegung inne halten. „Aber ich bin auch kein schlechter Mensch, Mr. Cabot. Ich lebe nun einmal in keiner reichen Familie, sondern ... sagen wir im Ghetto. Dort muss man einfach seinen Mann stehen, wenn man nicht untergehen möchte. ... Wovor haben Sie eigentlich mehr Angst? Das sich Ihre Tochter auch in mich verlieben könnte, so wie ich mich in sie? Oder, dass sie genauso abrutschen könnte, wie ich?"
Dominic schnaubte und funkelte Ethan an, er wusste nicht warum, doch dieser Junge machte ihn einfach wütend. Es hatte nichts mit seiner Vergangenheit zu tun, so schnell vorurteilte er nicht. Doch er hätte ein schlechtes Gefühl, wenn er wüsste, dass Zoey mit dem Jungen alleine unterwegs wäre. „Wie bitte? Ich vertraue meiner Tochter und du weißt wahrscheinlich nicht einmal was Liebe ist! Zoey ist sicher eine von vielen Mädchen."
In Ethan's Kopf arbeitete es und so langsam drang das Gesagte zu ihm durch. Ethan sah Zoey an und bemerkte ihre großen Augen, die ihn musterten. Er konnte in ihnen, ihre Gefühle für ihn lesen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit und er wollte einfach nur weg.
Er atmete tief durch und fuhr sich durch sein Haar. Was habe ich gerade gesagt? Ethan brachte Abstand zwischen ihnen und ballte die Hände zu Fäusten, als es in seinem Kopf Klick machte. „...ich liebe sie.", murmelte Ethan leise.
Zoey schnappte hörbar nach Luft und sah Ethan aus großen Augen an. Sie wollte etwas sagen, hielt sich jedoch zurück, als sie seinen Blick wahrnahm.
Er starrte ins Leere und sein ganzer Körper war bei diesem Eingeständnis angespannt. Er hatte sich in das nervige, streitsüchtige, sechzehnjährige Mädchen verliebt. Du verdammter Idiot, es ist nur Sex ... nur Sex. Da spielt Liebe keine Rolle!, schrie seine innere Stimme. Ethan sah noch einmal kurz zu Zoey, deren Augen voller Liebe und Hoffnung waren. Sein Herz zog sich zusammen. Nein, das konnte er nicht zu lassen, es durfte nicht noch einmal passieren.
„Ich bin dann mal weg.", erwiderte Ethan monoton und ergriff die Flucht, ohne einen letzten Blick auf Zoey zu werfen. Verletzt und verwirrt sah Zoey Ethan hinterher, auch seine letzten Worte waren ihr nicht entgangen. „Wahrscheinlich haben Sie Recht, Mr. Cabot."
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Vielen Dank für's lesen ❤️
2395 Wörter
Meinung ? 🤗
Fortsetzung folgt ...😘
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