Kapitel 2 ...einfach zuviel...

Erstellt am: 19.06.2019

Zachary hatte seine kleine Schwester von der Schule abgeholt und erfahren, dass Zoey seit kurzer Zeit sehr launenhaft sei. Gemeinsam saßen sie in einem Starbucks, in der Nähe von der Schule und tranken genüsslich Kaffee. Seit über drei Monaten hatten sich die beiden Geschwister nicht mehr gesehen und umso mehr freute sich Zoey, ihren Bruder endlich wieder zu sehen. Er war der Einzige, neben ihrer besten Freundin Aby, der sie verstand und nicht über sie lästerte.
Doch nachdem ihr Bruder seinen wahren Grund für seinen Besuch genannt hatte, war die fröhliche Stimmung zwischen Zach und ihr vorbei.
Zoeys Stirn war in Falten gezogen. „Nach New York?"
„Ja, es ist ja nicht für immer.", versuchte Zachary seine kleine Schwester zu besänftigen. Zoey schnaubte, die alte Zoey wäre in Tränen ausgebrochen und hätte ihn angefleht nicht zu gehen. Doch die neue Zoey ließ es sich nicht anmerken, sie versuchte es zumindest. „Du gehst nach New York? Warum jetzt? Warum dieses Jahr und für vier Jahre? Vier Jahre lässt du mich mit Dad alleine!"
Zachary grinste schief. „So schlimm ist Dad nun auch wieder nicht, Zoey!"
„Er hat dich hinaus geschmissen, dessen Grund ich noch immer nicht weiß!", schnaubte Zoey und starrte einen Fleck auf dem Tisch an. Zacharys Grinsen verschwand und er streckte die Hand nach seiner Schwester aus, sie ließ es zu, dass er ihre Hand in seine nahm. „Wir beide bleiben für immer Geschwister und wenn einer von uns am Ende der Welt wohnt oder nur ein paar Kilometer weiter – Zoey, ich bin immer für dich da!"
„Was mache ich, wenn ich meinen Bruder brauche?", fragte Zoey und schniefte. Wenn er ging, war sie alleine und hatten keinen mehr, außer Jay und ihren Vater.
„Kleines, nicht weinen. Es sind nur vier Jahre und wenn es dich beruhigt, Jay kommt mit."
„Jay, verlässt mich auch?", entsetzt blickte sie ihren Bruder an. Jay war der beste Freund von Zach und wie ein zweiter großer Bruder für Zoey. Die beiden jungen Männer kannten sich seit dem Kindergarten und waren seitdem auch unzertrennlich.
„Grins nicht so blöd.", murrte Zoey und Zachary fing zu lachen an. Grinsend nahm er einen Schluck von seinem Espresso und beugte sich zu seiner Schwester vor. „Auch er bleibt nur für vier Jahre weg, aber wenn du ihn so sehr „liebst", dann versuche ich ihn zu überreden."
Zoey lief rot an und boxte ihrem Bruder auf den Arm. „Ich bin nicht verliebt in Jay, er ist wie ein Bruder für mich und dass weißt du, Zachary!"
„Ich fahre noch zu Mum, kommst du mit?", wechselte Zach das Thema und schaute seine Schwester abwartend ab, obwohl er die Antwort bereits kannte, ohne das Zoey es aussprechen musste. Seit ihre Mum gestorben war, hatte Zoey ihr Grab nicht mehr besucht. Sie schaffte es bis zum Friedhof mitzufahren, doch betreten konnte sie diesen nicht. Zoey hatte das Gefühl, ihre Mum ganz zu verlieren - sobald sie ihr Grab besuchen würde.
„Nein.", antwortete Zoey kurz und bündig und wechselte sofort das Thema. „Was hat Dad zu deinen Zukunftsplan gesagt?"
Zachary seufzte, antwortete dennoch auf ihre Frage. „Du kennst Dad. Er hat mir viel Glück gewünscht und sollte es Probleme geben, könne ich mich bei ihm immer melden und meine „Niederlage" eingestehen, in dem ich seine Hilfe benötige."
Bedrücktes Schweigen entstand zwischen den Geschwistern, immer wenn ihre Mum erwähnt wurde oder der Friedhof, auf dem sie lag. Zoey rang jedes Mal mit sich, zu gerne würde sie das Grab ihrer Mum besuchen, doch diese Kraft konnte sie noch nicht aufbringen. Sie seufzte und trank ihren Café Latte aus. Zachary seufzte und legte zwei Scheine auf den Tisch, um für die beiden Kaffees zu bezahlen.
„Ich bringe dich nach Hause, Zoey. Mein Zeitplan ist sehr eng und ich möchte unbedingt noch Mums Grab besuchen."
„Oh, okay.", erwiderte Zoey und erhob sich ebenfalls. Die Fahrt verlief schweigend und nachdem Zachary sie zu Hause abgesetzt hatte, versprach er sie anzurufen bevor sein Flieger ging. Die Verabschiedung verlief kurz und schmerzlos.

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„Dad, ich bin wieder da. Zachary fliegt wirklich nach New York und du hast nichts dagegen?", rief Zoey laut, nachdem sie die große Eingangshalle von ihrem Haus betreten hatte. Vom der Halle ging ein Treppe hinauf in den ersten Stock und drei Türen führten in verschiedene Räume, in Wohnzimmer, in eine Gästetoilette mit Dusche und einem Becken und die letzte Tür für in das Büro ihres Vater. Vom Wohnzimmer aus gelangte man in die große Küche und ins Esszimmer. Die Terrasse und den großen Garten mit Pool, hinter dem Haus, konnte man von der Küche und vom Wohnzimmer aus betreten.
„Dad? Dad, bist du da?", rief Zoey fragend und war einen Blick in sein Arbeitszimmer, ins Wohnzimmer und in die Küche. Kein Dad. Von oben herab, kam ein Poltern, ein Fluchen und eine Tür wurde zugeschlagen, so dass Zoey automatisch die große Halle betrat und die Treppen hinauf schaute.
Ihr Vater stolperte fast die Treppen hinunter, während er sich sein Hemd in seine Hose stopfte. Als er seine Tochter entdeckte, fing er zu strahlen an. „Zoey, du bist schon zurück?"
„Äh... ja?", sagte Zoey und blickte an ihm vorbei, hinauf zu Treppe. „Was hast du oben gemacht?"
„Mittagsschlaf.", schoss es aus ihm heraus, zu schnell für Zoeys Geschmack. Skeptisch warf sie ihrem Vater einen Blick zu. „Mittagsschlaf? Um drei Uhr Nachmittags? Hattest du nicht einen Termin um halb drei?"
„Ähm... ja, aber der war...", er unterbrach sich, als ein weiteres Poltern erklang und Zoey wieder an ihm vorbei schaute. „Dad, hast du das gehört? Da oben ist jemand!"
„Was? Nein, ich habe nichts gehört! Auf jeden Fall hat sich mein Termin verschoben und...", versuchte Dominic davon abzulenken und redete wild weiter. Doch Zoey war schon an ihm vorbei geflitzt und überprüfte jedes einzelnes Zimmer, bis sie zu dem Schlafzimmer ihrer Eltern ankam. Sie zögerte und bevor sie es sich anders überlegen konnte, riss sie die Tür auf und sah wie etwas Blondes ins angrenzende Badezimmer verschwand. Zoey schnappte hörbar nach Luft und drehte sich zu ihrem Vater um, der hinter ihr stand und sie gegen ihn prallte. „Hast du etwa Besuch?"
„Ähm...", die einfallsreiche Antwort ihres Vaters, war Zoey genug. Sie schnappte hörbar nach Luft und starrte ihren Vater sprachlos an. Ungläubig schüttelte sie den Kopf und Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkel, ohne weiters auf ihn zu achten lief sie in ihr Zimmer am Ende des Flurs und sperrte die Tür hinter sich zu.

Schniefend und mit tränenverschleierten Blick, starrte sie auf den Brief, den ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Zoey wusste nicht, wie lange sie sich schon in ihrem Zimmer aufhielt, wahrscheinlich lange genug, dass ihr Vater zum hundertsten Mal flehend vor ihrer Tür stand, diese zu öffnen und mit ihm zu reden. Sie ignorierte ihren Vater und starrte weiterhin auf den geschlossenen Briefumschlag, sie hatte Angst. Angst diesen Brief zu öffnen, den ihr ihre Mathelehrerin gegeben hatte.
Im nächsten Moment sprang Zoey auf und schnappte sich ihre Reisetasche, alles was sie zwischen ihre Finger bekam, wanderte sofort in die Tasche hinein. Ihre Schwein-Sparbüchse warf sie mit Wucht auf dem Boden, so dass diese in viele Teile zerbrach. Zoey hockte sich auf den Boden und sammelte sowohl alle Geldscheine als auch die Münzen ein. Den kleinen Stoffbeutel hängte sie sich um den Hals und ließ es unter ihrem T-Shirt verschwinden. Zuletzt griff sie nach einem Bilderrahmen, das Foto zeigte die ganze Familie in glücklichen Zeiten, dass in ihrer Reisetasche einen Platz fand.
Sie lauschte an der Tür und öffnete die Zimmertür einen Spalt, der Flur war frei und Zoey vermutete ihren Vater wieder in seinem Arbeitszimmer. Zoey hatte es nicht anders erwartet und schnappte sich ihre Reisetasche, ein weiterer Kontrollblick und die Luft war rein. Als sie am Schlafzimmer ihres Vaters vorbei kam, hörte sie Stimmen.
Eine gehörte ihrem Vater, doch die andere konnte sie zuerst nicht einordnen – es handelte sich um eine weibliche Stimme. Obwohl es sich nicht gehörte presste sich Zoey an die Wand und lauschte den Worten der Frau. „... es wird schon wieder, Dom. Sie muss sich nur damit anfreunden, dass du eine neue Frau an deiner Seite hast. Du kannst für sie nicht immer alleine bleiben. Davon kommt deine verstorbene Frau und ihre Mutter auch nicht mehr zurück."
„Ich weiß, aber sie ist meine Tochter und meinen Sohn habe ich auch schon verloren. Ich glaube, es ist noch zu Früh für eine Beziehung mit einer anderen Frau, mit dir.", hörte sie ihren Vater sagen und das verletzte Herz machten einen freudigen Sprung. Meinte es ihr Vater ernst, wollte er diese fremde Person verlassen – für seine Kinder?
„Dom, wir beide sind erst seit vier Monaten zusammen und deine Frau ist vor etwa einem Jahr gestorben. Deine Tochter wird nie eine andere Frau an deiner Seite akzeptieren, außer ihre Mum.  Werfe nicht alles über Bord, weil sie mit der Situation nicht zurrecht kommt."
Zoey hörte ihren Vater seufzen und obwohl sie es nicht wollte, musste sie der Blondine Recht geben - nur ihre Mum gehörte an die Seite ihres Vaters. „Ich weiß, Melissa, aber ich habe schon meinen Sohn verloren, ich möchte nicht auch noch meine Tochter verlieren. Zoey ist alles was mir von Lilien geblieben ist, die beiden sind sich so ähnlich."
Zoey ließ sich auf den Boden sinken und nahm den Brief aus ihrer Tasche und starrte auf sie geschwungene Schrift. Für meine geliebte Zoey, stand auf dem Briefumschlag. Tränen standen in ihren Augen und Zoey wischte sich mit dem Handrücken weg. Sie wusste lauschen gehörte sich nicht, doch sie musste einfach weiter zu hören.
„Dominic...", sagte Melissa sanft und Zoey konnte nur ahnen, dass sie neben ihrem Vater saß und ihn aus traurigen Augen anschaute. „Zoey wird es verstehen, dein Leben und auch ihres muss weiter gehen und ich möchte nicht deine Frau oder ihre Mutter ersetzen."
Zoey starrte weiterhin auf den Brief, während sie den Worten der neuen Frau an der Seite ihres Vaters lauschte. Sie hatte Recht, das Leben musste weiter gehen und ihre Mum hätte sicherlich nicht gewollt, dass sie noch Jahre später um sie trauert. Schniefend stand sie auf und klopfte vorsichtig an die Tür, vom Schlafzimmer.
„Ich weiß, aber Zoey...", ihr Vater unterbrach sie und blickte auf, als seine Tochter eintrat verweint und mit einem Brief in der Hand. Dominic stand auf, ging mit schnellen Schritten auf sie zu und zog sie in seine Arme, er atmete auf.
„Meine Kleine..."
„Es tut mir so leid, Dad. Ich... ich vermisse Mum einfach...", schluchzte Zoey an seine Brust und schlang ihre Arme um ihren Vater. „Sie fehlt mir so!"
„Mir auch, Zoey.", flüsterte Dom und drückte seine Tochter noch fester an sich. „Lilien, deine Mum, du bist ihr so ähnlich..."
„Ich weiß...", sagte Zoey und musste schmunzeln. „...ich habe ihren Sturkopf und bin Zickig."
Dominic lachte leise. „Ja, aber sie war auch eine hübsche Person und du hast ihr Aussehen geerbt." Überrascht blickte Zoey auf und schaute in die braunen Augen ihres Vaters. „Ehrlich?"
„Ja. Ihr beide seht euch so ähnlich und manchmal kommt es mir so vor, als würde deine Mutter vor mir stehen.", bemerkte ihr Vater und grinste Zoey an.
Empört blickte Zoey ihn an. "Was?"
Dom schüttelte lächelnd den Kopf. „Egal. Ich möchte dir Melissa vorstellen. Melissa, dass ist Zoey und Zoey, dass ist meine neue Freundin Melissa."
„Äh... Hallo, freut mich sehr.", murmelte Zoey und hoffte es ehrlich rüberzubringen, obwohl sie se nicht so meinte. Warum brauchte ihr Vater denn unbedingt eine neue Frau an seiner Seite? Er hatte doch die ganze Zeit ihre Mum gehabt. Verdammt, Zoey, reiß dich zusammen! Du bist keine zehn mehr, sondern sechzehn und gerade hast du dich so halbwegs mit deinem Vater vertragen!
„Freut mich auch, Zoey.", erwiderte Melissa und strahlte Zoey mit ihren blauen Augen an. Zoey brummte nur und erntete von ihrem Vater einen bösen Blick, sie zuckte mit den Schultern. Dieses Mal konnte Zoey die Blondine genauer unter die Lupe nehmen und sie musste sich eingestehen, dass sie wirklich eine hübsche Frau war. Zoey schätze sie auf die 1,80 groß, war schlank und ihre blauen Augen, ihre vollen Lippen und ihr blondes schulterlanges Haar, rundeten ihr Gesamtprofil ab. Ein ganz anderer Typ als ihre Mum, aber irgendwie kam sie ihr bekannt vor.
Es war still im Raum, dass bemerkte Zoey erst, als sie die Musterung von Melissa abgeschlossen hatte und wieder mit ihren Gedanken in der Gegenwart war. Sie räusperte sich und lächelte unschuldig, bevor sie zum eigentlichen Punkt kam. „Dad?"
„Ja, mein Schatz?"
Zoey seufzte, sie durfte jetzt keinen Rückzieher machen. „Ich werde ausziehen."
„Was? Wie bitte? Auf keinen Fall, du bist erst sechzehn und noch nicht volljährig!", brummte Dom und sein Blick verfinsterte sich sofort. Er ignorierte seine Freundin, als diese sanft auf ihn einsprach. Zoey musterte sie nachdenklich, vielleicht war sie doch nicht so ein Biest wie vermutet. Egal, sie musste zurück zum eigentlichen Punkt.
„Dad..., es ist mir einfach zuviel. Mums Tod, Zachary zieht nach New York, wir beide streiten andauernd und nun... du hast Melissa. Dad, ich kann einfach nicht mehr.", sagte Zoey und atmete tief durch.
It's too much for me, Daddy.
„Ich habe schon gepackt, ich werde zu Aby ziehen und sobald ich kann, sobald ich es möchte, werde ich mich bei dir melden.", sprach Zoey weiter. Sie legte ihr Handy auf sein Bett und daneben ihre Schüssel, ihr Vater starrte sie einfach an.  Sein Blick war leer und Zoey glaubte, Schmerz aufschimmern zu sehen.  „Ich werde wieder kommen, nur... lass mir Zeit.", sagte sie zum Schluss und wandte sich zu Mel um. „Ich kenne Sie nicht und kann nicht versprechen sie irgendwann zu mögen, aber wehe Sie verletzen meinen Vater..."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief aus dem Zimmer, schnappte sich ihre Tasche und hastete die Treppen hinunter.
Sie hörte ihren Vater, wie er ihren Namen rief - ignorierte es jedoch ...
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Vielen Dank für's und ❤️
2308 Wörter
Meinung ?🤗
Fortsetzung folgt ...😘

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