Kapitel 16 - „Geheimnisse? Nicht mehr!"

Erstellt am: 04.10.2019

„Endlich haben wir Schulschluss. Ich habe schon ganz vergessen, dass die Schule so lange dauert und so anstrengend ist.", plapperte Zoey ihre Freundin voll, als müsste sie eine ganze Menge Gesprächsstoff nachholen.  Der erste Schultag nach zwei Wochen war Zoey ziemlich lange vorgekommen und trotzdem war sie froh, endlich wieder die Schulbank drücken zu können. Abigail hakte sich bei Zoey unter und fing zu lachen an. „Zo, du warst nur zwei Wochen zu Hause."
„Tja, weißt du, zwei Wochen können ziemlich lange sein, wenn du nichts machen darfst. Du musst Dad einmal erleben, er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen und ich glaube, er hätte mich am liebsten auch auf die Toilette begleitet.", erwiderte Zoey und Abigail warf ihr einen belustigten Blick zu. Zoey fuhr unbeirrt fort. „Im ernst, Abigail, Dad ist wirklich zu einem Softie geworden. Etwas Gutes hat die ganze Sache jedoch, er möchte Zachary zurückholen... Ich hoffe, die beiden vertragen sich endlich wieder."
„Warum haben dein Dad und Zach eigentlich gestritten?", fragte Abigail und drückte das Schultor auf. Gemeinsam traten sie aus dem Schulgebäude und genossen die Sonnenstrahlen auf ihren Gesichtern. Zoey zuckte mit den Schultern. „Wenn ich das wüsste, Aby, aber Dad wird mir langsam richtig unheimlich. So kenne ich ihn gar nicht."
„Zo, er wird sich wahrscheinlich nur Sorgen machen und Angst haben, dass er dich auch noch verlieren könnte. Sei doch froh, dass er jetzt endlich wieder versucht, aus euch eine Familie zu machen.", erwiderte Abigail und trat die Stufen vor dem Schulgebäude langsam hinunter und ließ ihren Blick über die Schülermenge gleiten. Zoey zog ihre Stirn in Falten. „ Zwei Wochen lang, Aby? Wenn ich heute nicht stur gewesen wäre, dann würde ich jetzt noch zu Hause sitzen und in die Luft starren."
Aby nickte und sah sich in der strömenden Schülermenge nach einer bestimmten Person um, ihrer Freundin hörte sie nur halbherzig zu. Normalerweise war sie immer bei der Sache und hörte auch aufmerksam zu, doch sie hatte nicht mit Zoey gerechnet und jetzt saß sie in der Tinte. Zoey redete unentwegt weiter und genoss es, dass ihre Freundin einmal schwieg. Sie erzählte ihr, von dem kurzen Telefonat mit ihrem Bruder und was ihr noch alles über ihren Vater einfiel. Zoey liebte ihren Vater, doch seine weiche Seite wurde ihr langsam zu anstrengend.
Erst als die beiden Freundinnen vor Zoeys Auto standen, bemerkte sie, dass Abigail mit ihren Gedanken ganz woanders war. „Aby, ich rede mit dir! Hast du mir überhaupt zugehört?"
„Ich... äh... nein, ich meine, ja."
„Natürlich, nach wem suchst du denn die ganze Zeit?"
Aby riss erstaunt die Augen auf. „Ich? Ich suche nach niemanden, Zoey."
Zoey schmunzelte, lehnte sich an ihren GMC und sah sich auch um, als ihr eine Person ins Auge stach. Verwirrt zog sie die Augenbrauen in die Höhe. „Was macht Mike denn hier?"
„Mike? Wo ist er?", fragte Abigail nervös und blickte sich hektisch um. Zoey warf ihrer Freundin einen verwirrten Blick zu, zeigte jedoch trotzdem in die Richtung wo Mike stand. „Er steht bei deinem Wagen. Warum ist er hier, Aby? Ich bin mir sicher, du weißt den Grund."
„Er sieht wie immer zum Anbeißen aus.", murmelte Abigail leise, doch Zoey konnte sie trotzdem verstehen. Zoey stockte mitten in der Bewegung und starrte ihre Freundin an, sie wollte gerade etwas erwidern, als Lou sie stürmisch umarmte. „Du bist wieder da, Kleine!"
„Ja.", antwortete Zoey lachend und strich Lou über den Rücken. „Du sollst mich doch nicht immer Kleine nennen, Lou."
Lou fing zu lachen an und löste sich von Zoey. „Du bist doch kleiner als ich!"
„Lou, du bist nur um ein paar Zentimeter größer als Zoey.", mischte sich Aby ein und erntete von Lou einen bösen Blick. „Trotzdem bin ich größer, als sie.", sagte sie grinsend und drückte ihren Freundinnen ein Küsschen auf die Wangen. „Also, was wollen wir drei machen?"
Abigail wandte den Blick von ihren Freundinnen ab. „Ich hab leider keine Zeit, Lou. Ich..."
„Hey Mädels.", ertönte eine tiefe Männerstimme und unterbrach Aby mitten im Satz.  Diese sah erschrocken auf und biss sich nervös auf die Lippe, Mike schenkte ihr nur ein breites, unschuldiges Grinsen. Lou riss die Augen auf und zog die Augenbrauen in die Höhe. „Mike, was machst du denn hier? Habe ich einen wichtigen Termin vergessen?"
„Nein, Lou. Ich bin einmal nicht wegen dir hier.", erwiderte Mike grinsend und drückte seiner Schwester einen Kuss auf die Wange. „Ich hole jemanden ab."
„Ach, und wen?", fragte Lou neugierig. Mikes Grinsen wurde breiter und er zündete sich seelenruhig eine Zigarette an. „Das möchtest du jetzt unbedingt wissen, Lou, hab ich Recht?"
„Ja, dass weißt du ganz genau!"
Mike lachte. „Ich hole meine Freundin ab."
Lou riss zum zweiten Mal innerhalb zwei Minuten die Augen auf und sah sich suchend um. Natürlich drehten sich einige Mädels nach ihrem Bruder um und fingen zu tuscheln an, doch Lou konnte keine ausmachen, die mit ihrem Bruder zusammen wäre. „Wer ist es denn?"
„Woher hast du nur diese Neugier, Lou?", beantwortete Mike ihre Frage mit einer Gegenfrage. „Ich hole unseren Rotschopf hier ab."
„Rotschopf? Du meinst Abigail?", fragten Lou und Zoey synchron, während ihre Blicke automatisch zu Aby wanderten. Aby war inzwischen bis zur Haarwurzel rot geworden und warf Mike gerade einen bösen Blick zu. Sie hatten sich ausgemacht, dass sie es bald Lou und Zoey sagen wollten, jetzt rammte er ihr ein Messer in den Rücken und warf sie dazu noch ins kalte Wasser. Mike hätte den Zeitpunkt nicht schlechter wählen können, schoss es Abigail durch den Kopf.
„Du kennst doch Aby erst seit der Party vor zwei Wochen, davor warst du bei der Navy und ... oh mein Gott, seid ihr beiden etwa zusammen?", fragte Lou und sah zwischen ihrem Bruder und Abigail hin und her, auch Zoeys Neugier wurde langsam größer. Mike nickte und trat zu seiner Freundin, die ihn noch immer mit ihren bösen Blicken strafte.
„Seit wann seid ihr zusammen?", meldete sich nun auch Zoey zu Wort, die Neugier hatte gesiegt. Mike konnte sein Grinsen einfach nicht abstellen und legte seinen Arm um die Schulter von Abigail. „Das soll euch Aby erzählen, aber am besten wir gehen etwas essen. Ich habe nämlich Hunger."
„Okay, zur Pizzeria. Ich fahre mit Zoey und du mit Aby. Ein Paar, ich fass es nicht...", sprach Lou ein Machtwort und ließ sich auf den Beifahrersitz von Zoeys GMC fallen. Auffordernd warf sie Zoey einen Blick zu, die sofort zur Fahrertür eilte und sich hinter dem Steuer niederließ.
Eine halbe Stunde später saßen die vier Freunde in einer Pizzeria  in der Nähe von der High School. Die beiden Verliebten ließen sich gegenüber von Zoey und Lou nieder und wurden mit großen Augen gemustert. Sowohl Zoey als auch Lou waren sehr neugierige Personen und wollten unbedingt mehr wissen, mehr über die Beziehung von Mike und Abigail erfahren. Nachdem jeder seine Bestellung bei der Kellnerin abgegeben hatte, sah Lou wieder ihren Bruder an. „Wir haben Fragen, oder Zoey?" Zoey nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also, seit wann läuft das zwischen euch?"
„Genau, Darling, wie lange läuft das zwischen uns schon?", fragte Mike und sah seine Freundin grinsend an. Abigail warf ihm einen bösen Blick zu, bevor sie sich an ihre Freundinnen wandte. „Wir sind seit einem halben Jahr zusammen."
„Wie bitte?!", riefen Zoey und Lou synchron und wechselten ihre Blicke zwischen Mike und Aby hin und her. Manche Gäste drehten sich zu ihnen und schüttelten missbillig den Kopf, doch das interessierte Zoey und Lou gerade nicht die Bohne.
Abigail, die normalerweise die Mutigste von den dreien war und keine Schüchternheit kannte, biss sich auf die Lippe und senkte ihren Blick. „Naja...", fing sie an, unterbrach sich jedoch wieder. Sie schämte sich nicht für die Beziehung mit Mike, aber sie hatte tierische Angst vor den Reaktionen ihrer Freundinnen gehabt – am meisten von Zoey. Sie hatte ihr ein ganzes halbes Jahr verschwiegen, dass sie vergeben war und dass es sich um Lous Bruder handelte.
„Ein halbes Jahr, und ihr sagt es uns erst jetzt?", schrie Lou aufgebracht und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Alle Achtung..., dann warst du das Mädchen von dem Mike immer so geschwärmt hat"
„Warum habt ihr es uns solange verheimlicht? Aby, wir erzählen uns doch alles. Wieso...?", fragte Zoey und sah ihre Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen an. Abigail schluckte und biss sich wieder auf die Lippen, nur zu gut kannte sie den Blick, den Zoey ihr gerade zu warf. Sie wusste, sie hatte ihre beste Freundin gerade verletzt, weil sie ihr solange ihre Beziehung zu Mike verschwiegen hatte.
Mike grinste und drückte Abigail sanft an sich. „Es ist unsere Sache, warum wir es euch noch nicht erzählt haben. Es gab einen wichtigen Grund..."
„Mike und ich, wir wollten uns erst einmal näher kennen lernen. Es hat zwischen uns gefunkt und bevor wir zusammen kamen, hatten wir ein halbes Jahr Briefkontakt. Als wir ein Paar waren, wollten wir einmal herausfinden, ob es zwischen uns etwas Ernstes wird oder nicht. Wir ... nein, ich wollte es euch demnächst erzählen, doch Mike ist mir einfach zuvor gekommen.", berichtete Abigail in Kurzfassung und sah zu ihrem Freund, dessen Augen vor Freude glitzerten. „Aber ich muss gestehen, ich bin meinem Freund dankbar, denn sonst hätte ich es noch länger hinaus geschoben. ... Ich weiß, Lou, er ist dein Bruder, aber ich hoffe trotzdem, dass du nichts gegen unsere Beziehung hast. Ich liebe ihn."
Lou konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Du fragst mich, ob ich etwas gegen eure Beziehung hätte? Nein, und wenn, wäre es meinem Bruder sowieso egal. Er liebt dich, dass sieht man ihm an der Nasenspitze an. Ich freue mich für euch."
„Ich auch, obwohl ich schon ein wenig beleidigt bin, weil du es mir nicht erzählt hast ... aber ich kann es verstehen.", meldete sich Zoey wieder zu Wort, die ihrer Freundin schweigend zugehört hatte. Abigail nickte und schenkte Zoey ein Lächeln, auch Mike seufzte erleichtert auf. Wie lange hatte er schon auf diesen Moment gewartet, seine Freundin endlich auch auf der Straße und vor Aller Augen küssen zu dürfen – sogar das hatte sie ihm damals verboten.
Die Bestellungen kamen und alle vier hatten schon einen Bärenhunger. Während ihre Freunde fröhlich vor sich hin quatschten, war Zoey ruhig und schwieg die ganze Zeit. Seit sie in der Pizzeria angekommen waren, hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.
„Ähm... ich gehe kurz auf die Toilette, bin gleich wieder da.", murmelte Zoey leise, jedoch hörbar genug für ihre Freunde. Abigail und Lou sahen ihr besorgt hinterher, während Mike von alledem nichts mitbekam und einfach mit den beiden übrig gebliebenen weitersprach.
Zoey stürzte auf die Toilette und wusch sich ihr Gesicht mit kaltem Wasser und blickte ihrem Spiegelbild seufzend entgegen. „Du bildest dir das nur ein, es verfolgt uns niemand. Mach dich doch nicht verrückt, Zoey." Sie nickte ihrem Spiegelbild zu und drehte sich mit neuem Elan um, öffnete die Tür um wieder zu ihren Freunden zurück zu kehren und  stieß fast gegen eine ihr allzu bekannte Person.
Zoey hob die Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was... verfolgst du uns etwa?"
„Nein, ich verfolge dich. Von den anderen möchte ich nichts, du hast etwas gesagt, dass mir keine Ruhe lässt...", kam die Antwort prompt.

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Vielen Dank für's lesen ❤️
1871 Wörter
Meinung ?🤗
Fortsetzung folgt ...😘

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