Epilog

31. Juli

Grinsend drücke ich Louis noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor er leise aus dem Zimmer verschwindet. In ein paar Stunden wird geheiratet und eigentlich haben die anderen, besonders meine Brüder, Hannah und sogar Kate (die sich gemeinerweise auf deren Seite gestellt hat) darauf bestanden, dass Louis und ich, ganz traditionell die letzte Nacht vor der Ehe getrennt voneinander verbringen - so wie es Konny mit seiner Verlobten auch macht. Also hat Louis ein Zimmer im Hotel bezogen, während ich mit Jayden in meinem alten kleinen Häuschen übernachtet habe. Es wäre die erste Nacht seit einer gefühlten Ewigkeit, die wir beide getrennt voneinander verbracht hätten.

Die Betonung liegt auf hätten, denn Louis hat sich noch gestern Abend, mit der Gefahr, dass es von irgendjemanden erwischt wird, hier rein geschlichen. Irgendwie hat das ganze Heimliche, etwas ganz besonderes aus dieser Situation gemacht und hat uns einige Stunden an schlaf gekostet. Wir haben schon lange nicht mehr, einfach nur kuschelnd im Bett gelegen und leise, um Jayden nicht aus seinen tief schlaf zu reißen, in alten Erinnerungen geschwelgt. Wir mussten feststellen, dass das wirklich eine Sache ist, die wir unbedingt öfters machen sollten. Ganz Heimlich hat er an meinem Fenster geklopft und ist durch dieses geklettert, als ich es geöffnet habe und hat das Häuschen grade eben auch so wieder verlassen, nachdem ich schnell duschen war und mich angezogen habe. Als ich noch immer grinsend das Fenster schließe, hebe ich Jayden hoch um ihn rasch anzuziehen.

Wir drei sind seit fünf Wochen auf der Insel und genießen die Ruhe sichtlich. Jayden liebt es mit seinem Dad, den er mittlerweile auch so nennt, am Stand im Sand zu spielen - besonders, wenn er Louis, wohlgemerkt meistens wirklich gelungene Sandburgen kaputt zu machen. Anfangs hatte ich wirklich ein wenig Angst, dass er in Richtung Wasser flitzt und wir nicht schnell genug hinterher kommen, aber unser kleiner Mann hat nicht wirklich Interesse an dem Wasser, trotz alledem gehen wir nur mit ihm an den Strand, wenn wir uns sicher sind ihm die doppelte Aufmerksamkeit zu schenken, die er eh schon bekommt. An den Wallabys hat er zu meiner Enttäuschung nicht so viel Interesse, ist dafür allerdings äußerst gerne mit Gummistiefel im Stall unterwegs.

Dank Moma und meinen Brüdern konnten Louis ich uns auch ab und an mal den einen oder anderen freien Nachmittag gönnen, bevor dann drei Wochen erst unsere Freunde nach kamen, die sich größtenteils selber beschäftigt haben, wandern und soweit es möglich war, shoppen gegangen sind oder einfach das schöne, dennoch nicht so heiße Wetter genossen haben. Als Louis Familie dann auch endlich hier war, habe ich mich erst einmal darum gekümmert, dass sie etwas von der Gegend sehen, ihnen eine Bootstour organisiert und einfach die Zeit mit ihnen genossen, bevor es in den letzten vier Tagen um die Hochzeitsvorbereitungen ging.

Die Mädels und Jungs hatten Junggesellenabschiede organsiert. Während Jayden den Abend und die Nacht, bei seinen Großelter und Tanten verbracht hat (denn letztere sind einfach noch zu jung für solche Sachen) haben die Jungs hier im Haus gefeiert und wer weiß was gemacht (keiner von ihnen kann sich angeblich an etwas erinnern, behaupten jedoch, dass alles total jugendfrei abgelaufen sei) haben, hat Angie uns eine kleine Yacht organisiert, die vor Luxus nur so gesprießt hat und Hannah und mir so einen Unvergesslichen Tag ermöglicht. Wir waren den ganzen Tag und die halbe Nacht mit diesem Schiff unterwegs und haben es und richtig gut gehen lassen. Die Getränke wurden uns sogar bis in den Schiffseigenen Pool gebracht ohne dass wir etwas gesagt haben. Wenn man davon absieht, dass es für Liz, die Sonne und Alkohol definitiv nicht verträgt, ein relativ kurzer Tag war, denn wir haben sie schon sehr früh ins Bett stecken müssen, war es echt toll diesen Tag mit den Mädels zu verbringen, auch wenn der Stripper mich mit Kate verwechselt hat und für sie und der Verlobten meines Bruders, eine Unvergessliche Show abgeliefert hat, die der Kanadierin einen hoch roten Kopf beschert hat.

Zusammen mit Jayden verlasse ich nun das kleine Häuschen und gehe in Richtung Haupthaus, wo ich meine Brüder, Angie, Moma und Lenny vorfinde. Nach einen kurzen guten Morgen setzte ich mich zu den anderen an den Tisch. „Harry hat grade erzählt, dass Louis gestern Abend nicht mehr aufgemacht hat und als er heute Morgen geklopft hat, hat sich auch nichts geregt. Sicher das dein Verlobter fit genug ist um dir heute das Ja - Wort zu geben?", will Lenny von mir wissen. Ich muss mir mein Grinsen verkneifen und nehme mir etwas von dem Rührei und Speck und zucke dann mit den Schultern. „Was meinst du kleiner Mann? Gestern ging es deinem Daddy doch noch gut, als wir uns von ihm verabschiedet haben oder?", will ich von meinem Sohn wissen, vermeide es die anderen anzuschauen und stecke ihm ein Stück Ei mit weichem Brot in den Mund. „Ei Hamm.", gibt er bloß von sich. „Wie kann es eigentlich sein, dass du noch so gelassen bist, während Konny und auch Hannah total wuselig sind?", will Fynn von mir wissen. „Keine Ahnung, vielleicht bin ich einfach nicht so ein kleiner Perfektionist? Mir reicht es vollkommen, wenn Sophia mir gleich meine Haare ein wenig Lockt und mich etwas schminkt. Hannah hingegen, wollte heute Morgen doch noch unbedingt zum Frisör wollte.", antworte ich ihm. „Ach wirklich? Deine Gelassenheit hat nichts damit zu tun, dass ich Louis vorhin aus deinem Zimmer hab steigen sehen? Ganz klamm heimlich aus dem Fenster kletternd?", will nun mein anderer Bruder von mir wissen. Ich beiße mir auf die Lippen. Erwischt. Allerdings bleibe ich cool (oder versuche es zumindest) und zucke mit den Schultern. „Ich habe absolut keine Ahnung, wovon du redest." Alle schauen mich grinsend an und schütteln mit dem Kopf. „Ihr beide seid echt unverbesserlich." Ich schaue ihn die Runde. „Also zum einen haben wir nichts verbrochen und zum anderen, war diese Blöde Idee ja wohl von euch.", verteidige mich und will grade in meinem Brot beißen, als der Kleine Nimmersatt auf meinem Schoß mein Arm zu sich zieht und das Ganze mit eine „Auch", kommentiert - ist ja nicht so, dass er grade erst etwas bekommen hat.

Ich bin froh, dass weder meine Brüder noch Moma, Angie oder Lenny die Sache nun einfach unter den Tisch fallen lassen und wir gemeinsam in Ruhe zu Ende Frühstücken können, bevor Fynn sich erhebt und sich zusammen mit Angie auf den Weg in Richtung Hotel macht um zu schauen, dass die letzten Vorbereitungen zu unserer Zufriedenheit ablaufen.

Nachdem mein Bruder und Angie verschwunden sind, hat sich Moma den kleinen geschnappt und sich ebenfalls, mit einem Abstecher im Stall, auf den Weg ins Hotel gemacht, während mein anderer Bruder schnell unter die Dusche springen wollte. Ruck zuck sind auch Sophia, Kate und Liz eingetrudelt, damit wir uns gemeinsam fertig machen können. Statt uns aber sofort fertig zu machen, setzten wir uns noch gemütlich mit einer Tasse Kaffee auf die Terrasse.

Vor ein paar Wochen habe ich Kate ziemlich gegen den Kopf gestoßen, als ich verkündet habe, dass Lenny mein Trauzeuge sein wird. Ich musste überhaupt nicht lange drüber nachdenken. Lenny ist schon länger mein bester Freund als die Kanadierin und Sophia zusammen, deshalb stand es für mich eigentlich außer Frage, dass er heute nicht an meiner Seite steht. Nach ein wenig hin und her, ein ausführliches Gespräch mit meiner besten Freundin, dass ich sie ganz sicher nicht verletzten wollte, bin ich bei meiner ersten Bauchentscheidung geblieben, weil ich mich mit dem Gedanken Brautjungfern zu haben, auch nicht wirklich anfreunden konnte.

Es kommt mir wie eine gefühlte Ewigkeit vor, die Sophia mit meinen Haaren verbringt - dabei sollte sie mir doch einfach nur ein paar Locken mit dem Lockenstab machen, so wie es bereits Liz, bei Kate gemacht hat und wie es Kate grade bei Liz macht, während Liams Freundin bei mir noch immer beschäftigt ist. „Wo hast du eigentlich dein Kleid?", will Liz von mir wissen. „Das hängt bei Fynn im Zimmer.", antworte ich ihr. Erleichtert schaut sie mich an. „Gut. Ich habe schon gedacht, Louis oder Konny hätten das schon zu Gesicht bekommen?" Ich schüttle den Kopf. „Nein. Konny wollte es eigentlich sehen, aber als wir meinten, dass es fast genauso aussieht wie das von Hannah, hat er eingesehen, dass es dann eventuell Unglück bringen könnte." „Soll ich es schon mal holen?", will Kate von mir wissen, die grade den Lockenstab zur Seite legt und den Stecker aus der Steckdose zieht. Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Eigentlich ist ja noch etwas Zeit und...." - „Noch etwas Zeit? Meine liebe, eure Trauung startet in weniger als anderthalb Stunden. Soweit ich weiß will uns dein Bruder in einer halben Stunde abholen.", unterbricht Liz mich. Überrascht schaue ich auf die Uhr. Oh. Irgendwie habe ich gar nicht mitbekommen, dass die Zeit schon wieder so gerannt ist. „Was ist denn mit euren Kleidern?", will ich von ihnen wissen. Alle drei haben sich für ein rosé Farbendes, schulterfreies Kleid entschieden - genauso wie Louis Schwestern und Angie auch.

„Die haben wir natürlich mitgebracht." Ich sehe wie Kate mit den Kleidern um die Ecke kommt und Liz in das Zimmer von Fynn verschwindet. Irgendwie rennen die nächsten Minuten total und ehe ich mich versehe, stehen wir alle in unsere Kleider im Zimmer. „Wow, du siehst echt toll aus.", gibt Sophia von sich. Ich betrachte mich im Spiegel. „Sicher? Ich denke seit der letzten Anprobe habe ich das eine oder andere Ki...." - „Erzähl kein Unsinn.", unterbricht Sophia mich streng und erhält ein eifriges nicken von den anderen beiden.

„Damit du allerdings weiterhin an die Tradition etwas Altes, Neues, Gebrauchtes und Blaues festhalten kannst, haben wir beschlossen dir ein blaues Strumpfband zu kaufen.", lässt Liz mich nun wissen und hält mir das blau/weißes Strumpfband." Überrascht darüber nehme ich es in Empfang. „Ihr seid wundervoll, wirklich.", lasse ich die drei wissen, woraufhin Kate uns ganz euphorisch in eine kleine Gruppen Umarmung zieht. „Jetzt fehlt dir eigentlich nur noch etwas Altes und du hast die Tradition durch.", bemerkt Liams Freundin. „Im Grunde sind Johannas Schuhe ja etwas Gebrauchtes UND etwas Altes.", gebe ich von mir. „Okay, da hast du natürlich Recht."

Wir müssen überhaupt nicht lange warten bis meine Brüder beide auftauchen. Ich runzle die Stirn. „Konny ich habe gedacht, wir waren uns einig, dass es Unglück bringt, wenn du mein Kleid vor der Trauung siehst, weil es Hannahs so ähnlich sieht.", mahne ich ihn an. „Also bitte Kleine, wenn das hier Unglück bringt, fresse ich einen Besen. Louis und du haben die letzte Nacht zusammen verbracht, das soll auch Unglück bringen. Mal davon abgesehen, dass Konny vorhin mit Hannah in der Abstellkammer war." Ich runzle die Stirn. „Bevor oder Nachdem Hannah beim Frisör war?", will Liz grinsend von ihnen wissen. „Angie kümmert sich jetzt um ihre Haare - ich glaube mehr muss ich nicht sagen.", erwidert Fynn. Ich beiße mir auf die Lippen. Na zumindest sind Louis und ich nicht alleine so.

Konny räuspert sich und sieht meine Freundinnen an. „Ist es okay, wenn Lenny euch fährt? Er wartet draußen im Auto. Wir kommen dann in ein paar Minuten nach." Überrascht schauen wir ihn an. Die drei nicken allerdings nur und verschwinden, nachdem sie mich noch einmal kurz umarmt haben. „Tut mir ein gefallen und schaut mal nach Louis ja? Schaut ob er wirklich dieses grässliche Hawaiihemd anhat, welches er sich vor ein paar Wochen in Sydney gekauft hat.", bitte ich meine Freundinnen und erhalte ein lachendes nicken als Antwort. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob Louis es wirklich herausfordern will ob ich nein sage, wenn er in Shorts und dieses hässliche Hemd dort steht. Ich durfte sein Koffer nicht packen, weswegen ich guter Hoffnung bin, dass er doch noch etwas Vernünftiges eingepackt hat. Im Gegensatz zu Hannah hat mein Bruder nicht auf dieses Doppel Ding bestanden, ansonsten wüsste ich nun, dass mein zukünftiger eine Beige Hose und ein lockeres weißes Hemd trägt.

Als meine Freundinnen in das Auto gestiegen sind, schaue ich meine Brüder an. „Was ist los? Wollt ihr mich jetzt kurz vor Toresschluss noch davon überzeugen, dass Louis nicht der Richtige für mich ist?", will ich eher etwas sarkastisch von ihnen wissen. Beide schütteln den Kopf. „Wo denkst du hin - wir sind uns ziemlich einig, dass Louis dich in Zukunft genauso glücklich machen wird, wie er es bisher auch getan hat.", lässt mich Konny wissen. Ich runzle die Stirn. „Und was wollt ihr dann?" „Die sagen, dass wir stolz auf dich sind, dass du das alles so gut hinbekommst und das Mum und Dad sicherlich genauso stolz auf dich währen.", lässt Fynn mich wissen. Ich nicke und bringe ein leises Danke heraus. Das mir unsere Eltern grade jetzt fehlen ist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen. Früher konnte ich mir nichts besseres Vorstellen, als mit meiner Mutter all die Hochzeitsvorbereitungen zu machen und nicht mit meinen Freundinnen - die zwar zusammen mit Johanna und den Kleinen, ein guter Ersatz waren, es allerdings trotzdem nicht dasselbe war. „Hier, die hat Mum uns gegeben, als du deinen ersten Freund hattest. Sie meinte wir sollten sie dir geben, wenn du mal Heiratest und sie aus irgendeinen Grund nicht dabei sein kann.", gibt mein großer Bruder von sich und hält mir eine silberne Kette mit einen kleinen Blauen Stein hin. „Die hat Mum doch immer zu ihrem Hochzeitstag getragen.", stelle ich fest und merke wie sich tränen in meine Augen bilden. „Naja nur bis du eben diesen besagten ersten festen Freund hattest danach war es eine Nachgemachte, weil sie bereits in unser Besitz war.", erklärt Fynn mir. „Als hätte sie gewusst, dass sie nicht hier ist." „Ich hoffe dir ist klar, dass sie einfach nur Vorsorgen wollte. Keiner konnte Ahnen..." - „Schon klar.", unterbreche ich Konny und werde von diesen in eine feste Umarmung gezogen. Fynn schließt sich dieser an und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe.

„Na dann los ihr beiden. Lasst uns zu sehen, dass wir euch beide unter die Haube bekommen.", fordert er uns nun auf, legt mir einen Arm um die Schulter und geht mit mir zusammen zum Auto, während Konny das Haus abschließt. Als wir drei im Auto sitzen, dreht sich unser ältester Bruder zu uns um. „Was ist, soll ich nach Norden fahren oder will einer von euch beiden doch noch einen Rückzieher machen.", will er von mir wissen. Beide schütteln wir gleichzeitig mit den Kopf, worauf Fynn sich wieder umdreht und in Richtung der Lokation fährt.

Von Meter zu Meter werde ich nun doch etwas nervöser, zweifle aber kein Stück daran, dass es das richtige ist, was Louis und ich hier machen. Ich bin so froh, dass wir das ganze Hin und Her überstanden haben. Dass er meine Überstürzte Aktion, mich von ihm zu trennen verziehen hat und wir seit dem, abgesehen von ein paar Alltag Streits, ziemlich Harmonisch zusammen Leben. „Sagst du wirklich Nein, wenn Louis ein Hawaiihemd trägt?", will Konny leise von mir wissen und nimmt meine linke Hand, damit ich sie nicht zu Tode knete. Ich muss gar nicht lange drüber nachdenken und schüttle den Kopf. Er hat mir so einen Atemberaubenden Heiratsantrag gemacht, da würde ich ihm das sicherlich ganz schnell verzeihen und falls er es wirklich mach, da bin ich mir ziemlich sicher, dann jedenfalls nur um das herauszufinden, was mein Bruder mich eben auch gefragt hat.

Als Fynn auf dem Parkplatz parkt, traue ich mich erst überhaupt nicht nach Louis zu schauen, wage es allerdings trotzdem und stelle fest, dass er ganz klassisch eine schwarze Hose, mit einem weißen Hemd trägt, dafür aber mein bester Freund (und nun doch Leider) und Trauzeuge, eine schwarze Shorts mit einem bunten Hawaiihemd trägt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit auf Louis Mist gewachsen ist. Grinsend schüttle ich den Kopf.

Mit ihm wird es sicherlich nicht so schnell langweilig.

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