«31» Jede menge Fotos

«Fünf Wochen später»

Irgenwie fühlt es sich nicht richtig an. Louis sollte hier neben mir sitzen. Seine Vorfreude, auf das neue Ultraschallbild, sollte meine überragen. Wir sollten das gemeinsam durchleben und uns an die tausend Fragen erinnern, die uns für das zweite Trimester meiner Schwangerschaft auf der Seele brennen.

Gemeinsam sollten wir hier sitzen und all die anderen Schwangeren Frauen beobachten und belauschen, die sich hier tummeln und über die schrecklichen Dinge reden, die mir Anscheind noch bevorstehen und da ist von Müdigkeit,  Lustlosigkeit, Rückenschmerzen und vermehrten Blasendruck alles dabei und geht bis hin zu Blutungen und Beinödemen.

Aber anstatt Louis neben mir sitzt, mir versucht Mut zu zusprechen und versucht mich davon zu überzeugen, dass all die Komplikation, die die Frauen von sich geben bei mir mit Sicherheit ausbleiben liegt er wahrscheinlich grade im Bett.

Fast fünf Wochen ist es nun her, dass Louis und die anderen Jungs sich auf den Weg nach Südamerika gemacht haben. Mittlerweile bin ich schon total überfordert damit, wo sie sich grade aufhalten. Das einzige was ich weiß, ist das wir wir übermorgen, nach etwa zwanzig Stunden Flug, gegen vier Uhr mittag in Buenos Aires landen werden. Obwohl wir Tag täglich schreiben und telefonieren, meine Brüder, Lenny und auch Kate und Sophia wirklich viel dagegen tun, übertrifft die momentane Sehnsucht wirklich jede bisherige gezwungene Trennung auf Zeit.

"Hey ist es okay, wenn ich eben runter zum Kiosk gehe und Wasser besorge?", will Lenny von mir wissen, der Louis heute vertritt und uns Mädels dann morgen früh hier in Melbourne zum Flughafen bringt. Von meinen Brüdern habe ich mich gestern schon verabschiedet, die eigentlich ebenfalls mit hier her wollten, allerdings momentan im Hotel überhaupt nicht entbehrlich sind. "Klar, geh nur. Bring mir aber bitte ein O-saft mit, ja?" Mein bester Freund nickt. "Natürlich. Wenn sie dich allerdings aufrufen sollten, bevor ich wieder da bin, dann lass dir irgendeine Ausrede einfallen, bis ich wieder da bin.", fordert er von mir. Ich verdrehe die Augen. "Aiai."

Lächelnd sieht er mich an und drückt mir ein Kuss auf die Stirn. Seit er mich vor einigen Tagen gefragt hat ob es für mich in Ordnung sei, macht er das ständig und ich bin mir nicht ganz so sicher warum. Vielleicht haben ihn meine sehnsüchtige Blicke, wenn er es bei Tessa macht, dazu veranlasst, denn Louis macht es auch ständig bei mir. Vielleicht hat er sich auch einfach ein Beispiel an meinen Brüdern genommen, die es auch ständig bei mir machen.

Die Schwangere Frau neben mir seufzt. "Du kannst echt froh sein, so einen Niedlichen Partner an deiner Seite zu haben, der sich um dich kümmert und mit zum Arzt fährt." Überrascht schaue ich sie an. "Er und ich sind kein Paar. Er ist mein bester Freund und mitgekommen, weil mein Freund momentan auf einen anderen Kontinent ist.", erkläre ich ihr, auch wenn ich das eigentlich überhaupt nicht muss. Sie zieht die Augenbrauen hoch. "Ich merke doch die Spannung und das geknister zwischen euch." Ich schüttle den Kopf. Sowas gibt es zwischen Lenny und mir überhaupt nicht. Hätte sie gesagt, wir hätten einen sehr vertrauten Umgang miteinander, was sie darauf schließen lässt, hätte ich es ja noch verstanden, aber geknister und Spannungen? Nie im Leben.
"Ich glaube das täuscht enorm, weil er mit hier ist und sich einfach auch um mich kümmert.", erwidere ich, allerdings schüttelt sie doch tatsächlich den Kopf. "Nein, nein, ich weiß was ich gesehen habe und glaub mir, bei euch steckt einfach mehr dahinter.", versichert sie mir. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und beharre weiter darauf das es nicht stimmt. Vom meiner Seite zumindest und von Lenny auch......denke ich.

Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit und ich könnte mich dafür Ohrfeigen das sie mich grade so verunsichert. Lenny und ich sind Freunde. Mehr nicht, da bin ich mit eigentlich ziemlich sicher.

"Die hatten keinen O-Saft, aber ich habe gedacht Apfel tut es auch.", höre ich Lenny sagen. Ich zucke nur mit den Schultern und nehme die Flasche entgegen, die er mir hin hält, bevor er sich wieder neben mich setzt. Ich merke wie er mich mustert. "Alles okay?" Ich nicke, aber die Frau neben mir gibt nur ein lachen von sich. "Ich habe sie grade damit geschockt, dass du auf sie stehst." "Ich?" Sie nickt. "Wirklich, ich liebe Kiki, aber eher als Schwester, da sind überhaupt keine romantischen Gefühle vorhanden.", versichert er. "Das kann man schwer glauben. Ihr seid so vertraut.", entgenet sie. "Nur weil man vertraut miteinander umgeht, heißt es noch lange nicht das da auch Gefühle im Spiel sein müssen.", kontere ich. Wieder gibt sie ein lachen von sich. "Ihr seid Jung. Ihr werdet euch in ein paar Jahren an meine Worte erinnern." "Aber..." - "Lenny lass gut sein. Wir müssen uns hier nicht rechtfertigen, so lange wir wissen, was stimmt und was nicht", unterbreche ich meinen besten Freund.

Er zuckt nur mit den Schultern und reicht mir sein Handy. "Schau, obwohl dein werter Freund zu dieser Zeit eigentlich seinen Schönheitsschlaf halten sollte, nervt er mich.", kommentiert er. Ich schaue auf das Handy.

Von Louis:
DENK AN DEIN VERSPRECHEN JEDE MENGE FOTOS ZU MACHEN! ICH VERLASSE MICH AUF DICH

Etwas verwirrt schaue ich meinen besten Freund an. "Wovon sollst du jede menge Fotos machen?" "Oh das habe ich dir ja überhaupt noch nicht erzählt. Louis hat mich heute Nacht irgendwann angerufen und mich gebeten heute hier ein paar Fotos für ihn zu machen.", erzählt er mir etwas belustigt. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Louis hat was?" "Das habe ich dir doch grade erzählt." Grinsend sieht er mich an. Ich schlage mir mit der Hand gegen die Stirn. "Gott Lenny, dass tut mir echt Leid. Louis ist manchmal einfach......", gebe ich entschuldigend von mir und suche nun nach dem passenden Wort für Louis. "Wenn er schon nicht so dabei sein kann, dann eben durch die Fotos. Lass ihn doch einfach den Spaß und lächle.", erwidert er und macht ein Foto von mir.

Entgeistert schaue ich ihn an, allerdings grinst er nur. "Nun schau nicht so." Er wuschelt mir durchs Haar. "Nichts gegen dich Lenny, du bist wirklich eine Hervorragende Vertretung, aber ich hätte
viel lieber Louis hier.", lasse ich ihn wissen. "Ich weiß und nächste mal kannst du sicherlich ihn mit nehmen.", versichert er mir. "Ja, wenn er nicht wieder irgendwo anders einen Termin hat.", gebe von mir. "Dann komme ich persönlich nach London, und zwar bevor er fliegt um Louis so richtig in den Hintern zu treten, und komme dann noch einmal mit zum Arzt. Dieses mal werde ich dann keine Fotos machen.", verspricht er mir. Ich lächle und lege mein Kopf auf seine Schulter. "Du bist der aller beste Freund den man sich vorstellen kann." "Ja ich weiß, aber das Kompliment kann ich dir gerne zurück geben."

Anderthalb Stunden später sitzen wir immer noch auf unsere Plätze. Lenny hat Louis schon mit mindestens ein Dutzend Fotos versorgt, wo wir einfach nur hier doof rum sitzen und darauf warten, dass ich endlich dran komme. Wieso um Himmels willen vergeben die Termine, wenn man dann eh so lange warten muss? Ich habe echt keine Lust mehr und würde den Termin am liebsten sausen lassen. Ich geh dann einfach erst wieder zum Arzt wenn wir in drei Wochen wieder in London sind. Als wir doch aufgerufen werden, gebe ich ein erleichtertes seufzen
von mir.

Gemeinsam mit Lenny betrete ich den Behandlungsraum. Blutdruck gemessen und gewogen, wurde ich schon vor gut einem dreiviertel Stunde, also steht eigentlich nur noch die Ultraschall Untersuchung. Kaum sitzen zückt Lenny sein Handy. "Und einmal bitte lächeln für den werdenden Papa.", gibt er von sich, allerdings strecke ich ihm nur die Zunge raus.

Als die Ärztin den Behandlungsraum betritt, hat mein bester Freund sie ziemlich schnell davon überzeugt, dass es überlebensnotwendig ist, heute Fotos von der ganzen Untersuchung unzählige Fotos zu machen. Zu meiner Überraschung sagt sie auch noch zu, weswegen das ganze doppelt so lange gedauert hat wie es eigentlich normal ist. Kein Wunder, dass sie die Termine hier nicht einhalten können.

Mit einem neuen Ultraschallbild im Gepäck sind Lenny und ich auf dem Weg zurück zum Hotel, wo Kate und Sophia schon sehnsüchtige auf uns in der Lobby warten, dass haben sie mir zu mindest vorhin geschrieben.

Als wir die helle Lobby von Angies Hotel, wo wir, nach meinem versprechen sobald ich in London bin wieder ein Auge auf das Hotel zu haben (in gezügelten Maße, immerhin bin ich Schwanger), kostenlos wohnen dürfen, schaue ich mich nach den beiden Mädels um. Ich entdecke sie in einer der Sofaecken.

"Ihr wart lange weg.", bemerkt Liams Freundin. Ich gebe ein genervtes stöhnen von mir. "Hör mir auf. Die sind überhaupt nicht voran gekommen. Ich war fast soweit, einfach zu gehen." "Von wegen. Ich hatte dich schon dort festgehalten - ansonsten hätte Louis mich umgebracht.", erwidert mein bester Freund. Ich verdrehe die Augen und setzte mich neben Nialls Freundin. "Ist ja jetzt auch egal. Viel wichtiger ist doch die Frage ob bei dir und dem Baby alles in Ordnung ist." Abwartend schaut mich die Kanadierin an. Ich nicke und hole das Ultraschallbild heraus und reiche es ihr. "Gut entwickelt und sehr schöne Herztöne." "Wow man erkennt ja schon richtig etwas.", gibt sie von sich und streckt sich ein wenig in Sophias Richtung. "Die Ärztin hat ihr sogar grünes Licht für morgen gegeben.", wirft Lenny ein. "Also können wir sie unbesorgt mitnehmen?" Mein bester Freund nickt. "Ihr solltet nur darauf achten, dass sie genügend Obst und Gemüse zu sich nimmt und wenn sie sich schlapp fühlt, diese komischen Brausetabletten nimmt, die sie verschrieben bekommen hat um ihren Vitamin Haushalt etwas zu unterstützen.", erklärt er ihnen. Etwas skeptisch schauen die beiden von mit zu Lenny und wieder zurück. Grade will ich ihnen erklären, warum es geht, da startet Mr. Neunmalklug schon wieder durch. "Der Klimawechsel kann sie ein wenig aus den latschen hauen. Es ist nicht sooo schlimm, allerdings soll sie dann ruhig das aufgelöste zeug trinken und wenn es nicht besser wird einmal zum Arzt ihr Blutuntersuchen lassen, damit sie gar nicht erst so einen enormen Mangel bekommt."

"Du scheinst gut aufgepasst zu haben.", stellt Sophia etwas belustigt fest. "Natürlich. Immerhin habe ich Louis versprochen, äußerst detailliert Bericht zu erstatten." Ich gebe ein genervtes stöhnen von mir. "Ich schwöre euch: er ist schlimmer als Louis selber!" Lachend schauen die beiden mich an. "Es ist wirklich so. Vor allem hat er alle drei Minuten ein Foto gemacht. Die Ärztin hält uns bestimmt für völlig verrückt." Lenny legt Protest ein. "Aber auch nur, weil dein Freund mich drum gebeten hat." "Jetzt kann ich mir auch erklären, warum Liam vorhin meinte er könnte jetzt eh nicht schlafen gehen, jetzt wo Louis weiß das er noch wach ist und ihm dann ständig  mit irgendwelchen Fotos nervt wird.", bemerkt Sophia. Ich verdrehe nur Kopfschüttelnd den Kopf. "Louis sollte schlafen und nicht auf irgendwelche Fotos von Lenny warten, um mit ihnen dann Liam noch ebenfalls wach zu halten." "Das ist glaube ich ganz normal. Lou freut sich total auf das Baby und ärgert sich um so mehr, dass er heute nicht dabei sein konnte.", verteilt ihn Nialls Freundin. Ich zucke nur mit den Schultern.

"Wollen wir etwas essen gehen? Ich habe echt Hunger. Oder wart ihr beide schon?" Meine Freundinnen schütteln den Kopf. "Wir haben auf euch gewartet und bis dahin Niall und Liam ein wenig am Telefon genervt." "Na dann los."

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