«19» "Wir können ja ein Bett im Mama-Stall für dich aufstellen."
••••Kiki••••
Im Gegensatz zu den letzten paar Tagen, sitze ich relativ ausgelassen mit Lenny auf dieses doofen Krankenbett. Da ich mich geweigert habe, diesen komischen Zwieback auch nur anzupassen, habe ich relativ schnell Knäckebrot mit Käse bekommen. Lenny erzählt mir eine menge von seinem Studium, was so in Hotel los ist und seine bisherigen Erlebnisse mit Tessa. Auch eine Schwester war schon hier und hat mir etwas beim umziehen geholfen, weil mein Kreislauf noch nicht ganz so vertrauensvoll war und hat mir ebenfalls mitgeteilt, dass eine Frauenärztin gleich noch mit mir sprechen will und noch ein Ultraschall machen will.
"Als du vorgestern im Stall warst, hast du dir die Babys eigentlich angeschaut.", will Lenny nun von mir wissen. Ich schüttel den Kopf. "Nein, ich habe mich einfach in Hopps seine Box gesetzt und mir auch den Rest überhaupt nicht angeschaut. Ich hatte in dem Moment einfach anderes im Kopf.", gestehe ich, auch wenn man das von mir eigentlich nicht denken mag. "Verständlich, aber du musst sie dir unbedingt alle anschauen. Wir können dir ja ein Bett im Mama-Stall aufstellen, immerhin gehörst du nun auch bald zu den Mamas.", erwidert mein bester Freund. Als ich die Augenbrauen hoch ziehe und ihn anschaue grinst er mich nur an.
"Willst du das Kind eigentlich behalten?", fragt er mich. Ich nicke. "Auf jeden Fall. Egal was Louis sagt.", stelle ich klar. "Also willst du doch mit ihn reden?", hakt er hoffnungsvoll nach. Ich nicke langsam. "Drum rum werde ich eh nicht kommen, wenn er denn schon hier ist."
"Ja da hast du recht. Allerdings musst du mir versprechen, dass ich auf jeden Fall Patenonkel werde, egal wie sehr euch Louis Jungs unterstützen werden.", fordert er von mir. Ich nicke, formal ich nicht denke, dass die Jungs eine große Rolle in dem Leben des Babys spielen werden.
Plötzlich und bevor wir weiter drüber reden können, hören wir laute stimmen von draußen. "Was ist denn da los?", fragen Lenny und ich gleichzeitig. "Ich schau mal eben nach.", beschließt mein bester Freund und steht auf. Als er die Türe öffnet kann ich die Stimmen sowohl Fynn als auch Louis zu ordnen.
"Könnt ihr uns mal verraten, was ihr hier so rumschreit? Wir sind hier in einem Krankenhaus, vergesst das bitte nicht.", mischt sich nun Lenny ein. Langsam streife mir meine Schlappen über die Füße und stehe auf. Im ersten Moment dreht sich alles, sodas ich mich an meinem Bett festhalte, allerdings lasse ich auch schnell wieder los und gehe trotz Pudding Beine hinter meinem besten Freund her. Tatsächlich stehen meine Brüder und Louis auf dem Flur. Während Konny etwas abseits steht und sich sicherlich aus der Sache raus hält, sehen sich Fynn und Louis bloß giftig an.
"Wir haben Louis nur klar machen wollen, dass Kiki entscheidet ob und wann sie mit ihm reden will und das sie erstmal definitiv ruhe benötigt.", erklärt Fynn. "Du versuchst das klar zu machen. Ich bin definitiv anderer Meinung.", stellt Konny klar. Fynn will grade etwas erwidern als Louis sich am mich wendet.
"Kiki bitte. Ich liebe dich und wir sollten definitiv nochmal miteinander reden. Nur ein paar Minuten." Ich schaue in seine Richtung. Als sich uns unsere Blicke streifen, stockt mir der Atem. Er sieht einfach nur müde und furchtbar kaputt aus. "Kiki du musst nicht mit ihm reden.", höre ich Fynn sagen. "Ich finde schon, dass sie sich zu mindest anhören sollte, was er zu sagen hat. Außerdem würde ich mal sagen, ist sie ihm eine Erklärung schuldig.", mischt sich nun auch Konny ein. "Nein, wenn sie mir nichts erklären will, dann ist das völlig in Ordnung - hauptsache sie hört mir nur ein paar Minuten zu.", gibt er flehend von sich und sieht mich bittend und flehend zu gleich an.
"Okay.", stimme ich nun leise zu und merke wie sich seine Gesichtszüge sichtlich entspannen. "Ehrlich Kiki? Du weißt das du im Moment nicht so viel Stress verträgst.", erinnert mich Fynn. "Ich werde sie nicht stressen. Ich will einfach in ruhe und vernünftig mit ihr reden, ich glaube nämlich das ich so einige Missverständnisse aus dem Weg räumen sollte.", versichert Louis Fynn und lässt mich allerdings dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Kurz schaue ich Fynn an, bin aber fest entschlossen auch ohne seine Zustimmung mit Louis zu reden. Wahrscheinlich bin ich ihm das wirklich schuldig. "Oh man du bist alt genug um das selber zu entscheiden.", gibt er nun nach und hebt Abwährend die Hände.
Grade als ich einen Schritt auf Louis zu gehen will, kommt die Schwester zu die Ecke, die vorhin schon bei uns war und mich informiert habe, dass ich gleich noch ein Termin bei der Ärztin habe. "Miss kommen sie eben mit? Dr. Cliff wartet auf Sie.", fordert sie mich nun auf. Ich nicke und schaue Louis an. "Ist es okay, wenn wir danach reden?", frage ich ihn leise. Er nickt. "Natürlich. Ich würde hier sogar Tagelang auf dich warten.", antwortet er mir mit einem leichten lächeln, welches ich tatsächlich erwidere, weil es einfach so ansteckend ist.
Ich folge langsam der Schwester den Gang hinunter, bis sie eine Tür öffnet. "Frau Doctor wird gleich bei Ihnen sein.", lässt sie mich wissen. Ein flaues Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit. Im Krankenhaus in London gab es keine wirkliche Untersuchung. Es wurde einmal schnell ein Ultraschall gemacht, festgestellt das ich Schwanger bin und dann sollte ich daraufhin zu meiner Ärztin gehen. Der Arzt wollte mir noch irgendwas mit auf dem Weg geben, allerdings habe ich schnell die Flucht ergriffen, als die anderen schauen konnten. Kurz danach war ich schon zu hause und habe grob meine Sachen zusammen gepackt, ob ich dabei alles erwischt habe kann ich noch nicht mal sagen, weil alles so furchtbar schnell gegangen ist.
"Hallo, ich bin Doktor Clifford.", stellt sich die ältere, grau haarige Frau, die eben durch eine andere Tür herein gekommen ist, vor.
Ich bringe nur ein schwaches lächeln und ein leises hallo zu stande. "Wie fühlen sie sich?", will sie von mir wissen. Ich zucke ein wenig mit den Schultern. "Eigentlich ganz gut, bloß will mein Kreislauf noch nicht ganz so wie ich es will. Trotzdem würde ich heute gerne schon nach Hause.", lasse ich sie wissen. "Das mit dem Kreislauf wird schon wieder, sie müssen nur genügend Essen und Trinken. Entlassen würde ich sie im Normalfall eigentlich ungerne, aber ich habe gestern ihre Brüder erlebt und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich in den nächsten Tagen sehr gut um sie kümmern werden. Ich glaube sogar, dass sie bei ihnen besser aufgehoben sind als irgendwo anders.", erwidert sie nun und lässt mich ein wenig schmunzeln, ich könnte alles drauf verwetten, dass sie glaubt das Lenny ebenfalls zu meinen Brüdern gehört.
"Wussten sie eigentlich von ihrer Schwangerschaft?" Ich nicke. "Ja seit ein paar Tagen. Ich war am Wochenende schon in London im Krankenhaus, weil ich auch mit meinem Kreislauf Probleme hatte. Dort wurde die Schwangerschaft dann festgestellt, allerdings habe ich weder ein Ultraschallbild bekommen noch einen Mutterpass. Eigentlich sollte ich direkt am nächsten Tag zu meiner Frauenärztin.", erzähle ich ihr nun ausführlich. "Aber sie waren nicht?" Ich schüttel mit dem Kopf. "Nein, ich bin noch am selben Tag nach Australien geflogen und von dort weiter nach Flinders Island, dort war ich dann zwei Nächte und dann bin ich wieder hier nach Melbourne gekommen .", gebe ich von mit. "Okay, so viel Stress ist ja schon für eine nicht Schwangere absolutes Gift. Wollen wir dann einfach nochmal gemeinsam nach den Fötus schauen, wenn sie wollen, kann ich ihnen auch ein Ultraschallbild ausdrucken und ein Mutterpass ausstellen.", schlägt sie nun vor. Ich nicke. "Gut, dann wollen wir mal los legen. Legen sie sich bitte auf die Liege und ziehen Sie ihr Oberteil hoch.", bittet sie mich, was ich direkt befolge.
Zwanzig Minuten später, sitze ich mit den Ultraschallbild wieder auf dem Stuhl. Die Ärztin hat sich wirklich Zeit genommen und hat mir sogar das Ultraschallbild in ruhe erklärt. "So hier ist der Mutterpass. Denken Sie bitte dran, dass sie in naher Zukunft einen weiteren Termin bei ihren Frauenarzt zur vorsorge machen.", erwidert sie nun und schreibt noch etwas in das gelbe Buch. "Ja werde ich, sobald ich weiß wo ich bleibe.", versichere ich ihr. Sie runzelt die Stirn. "Sie sollten sich in den nächsten Tagen nicht mehr ganz so viel Stress aussetzt. Diesmal ist es vielleicht gut gegangen, aber beim nächsten Mal kann es für sie und ihrem ungeborenen Kind auch anders aus gehen.", warnt sie mich. "Ich werde sicherlich auf uns aufpassen.", verspreche ich. Sie nickt bloß kommentarlos und schiebt mit den Mutterpass rüber. "Vor zwei Wochen, als ich noch nicht wusste, dass ich Schwanger bin, habe ich mit zwei Freundin ein Mädelsabend gemacht und dabei ist auch Alkohol geflossen, muss ich mir deshalb sorgen machen?", will ich nun beunruhigt wissen, weil mich die Frage schon seit ich es erfahren habe im Kopf herum schwirrt. "Sie sind jung und gesund, wenn es wirklich die Ausnahme war und sie nicht vor haben, es zu wiederholen....." - "Nein! Auf keinen Fall, dass war das erste und letzte mal." unterbreche ich sie, auch wenn es total unhöflich ist. "Dann würde ich sagen, brauchen sie sich keine Sorgen machen. Sie haben ja grade selber gesehen, dass alles in Ordnung ist. Haben sie sonst noch irgendwelche Fragen?", will sie von mir wissen. "Ich denke nicht." "Okay, ich denke dann sind wir soweit durch.", erwidert sie. Ich lächle kurz und stehe dann auf. Ich reiche der älteren Dame noch einmal kurz die Hand und verlasse dann das Zimmer, nachdem sie mir noch mittgeteilt hat, dass sie meine Entlassungspapiere fertig macht und ich tatsächlich, noch heute gehen kann.
Ohne die Orientierung zu verlieren, komme ich wieder an dem Zimmer an, in dem ich zur zeit liege. Meine Brüder und Lenny stehen auf, als sie mich sehen und ehe ich mich versehe, schließt mich Konny in eine warme und liebevolle Umarmung. Ich genieße den Augenblick und finde es eigentlich gar nicht so toll, dass er sich ein Stückchen von mir löst, mir einen Kuss auf die Stirn drückt und mir dann übers Haar streicht. "Alles okay?", will er von mir wissen. Ich nicke und lehne mich wieder bei ihm an. "Ich wollte nicht das ihr euch Sorgen macht.", lasse ich ihn leise wissen. "Dann meine liebe, hättest du gestern einfach in dein Bett bleiben sollen, aber scheiß drauf. Hauptsache dir geht's gut.", erwidert er. Nun löse ich mich doch von ihm, werde allerdings direkt von Fynn zu sich gezogen. "Was sagt den Frau Doktor?", fragt er mich neugierig und legt mir einen Arm um die Schulter. Ich lege eine Hand auf mein Bauch. "Das es dem kleinen Würmchen fabelhafte geht, sich allerdings freuen würde wenn ich die nächsten Tagen etwas ruhiger angehen lasse und darauf achte dass ich vor allem genügen trinke, aber auch esse.", antworte ich ihm. "Habt ihr auch ein Ultraschallbild gemacht?", will Lenny grinsend wissen. Ich nicke und reiche ihm den Mutterpass. "Man sieht aber noch nicht viel.", informiere ich ihn, bevor er anfängt zu jammern, dass er überhaupt nichts erkennt. Ich schaue mich um. "Wo ist Louis?" Ein wenig breitet sich die Panik in mir aus. Was wenn er nun doch abgehauen ist und es vorhin alles nur leere Worte waren?
"Hier vorne ist ein kleiner Park. Harry hat ihn versucht anzurufen und er wollte sich kurz zurück melden. Die Jungs machen sich nämlich auch sorgen.", verrät Konny mir. "Ist es okay, wenn ich eben hinter her gehe?", frage ich. "Du kannst auch warten, bis er zurück ist.", bemerkt Fynn ernst. "Ein wenig frische Luft wird mir gut tun, außerdem brauche ich dann nicht so
lange warten.", kontere ich. "Ist ja gut."
Die Jungs erklären mir noch kurz wie ich laufen muss und lassen mich dann wissen, dass sie in die Kantine gehen. Lenny gibt mir noch seine Strickjacke, bevor ich mich auf dem Weg mache. Ruck zuck bin ich im Park angelangt und entdecke auch relativ schnell Louis auf eine Bank sitzen. Er sitzt mit dem Rücken zu mir, allerdings gehe ich trotzdem langsam auf ihn zu.
"Okay, aber behalte es bitte für dich, bis ich mit ihr gesprochen habe.", höre ich Louis sagen und bleibe stehen. Ich weiß dass es ziemlich unhöflich ist, trotzdem kann ich es nicht lassen ihn ein wenig zu belauschen - so lange er mich nicht bemerkt. "Doch sie hat zum Glück zugestimmt, dass sie sich zu mindest anhört was ich zu sagen habe.", erzählt er nun seinem besten Freund. "Sie ist Schwanger Harry.", lässt er ihn nun wissen. Ich verschränke die Arme vor der Brust. Wirklich begeistert hat er sich nun nicht angehört.
"Das ist nicht dein ernst......Nee Sorry Harry. Es passt grade überhaupt nicht."
In mir dreht sich alles. Warum will er überhaupt mit mir sprechen, wenn er so drüber denkt? Ohne mich bemerkbar zu machen drehe ich mich um und verschwinde.
Für mich ist das Thema Louis definitiv gegessen.
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