What do you do when a chapter ends?




»Now I know she'll never leave me
Even as she runs away
She will still torment me
Calm me, hurt me
Move me, come what may
Wasting in my lonely tower
Waiting by an open door
I'll fool myself, she'll walk right in
And be with me for evermore‬.«

Louis


Die Tage sind ermüdend, vergehen langsam und irgendwie wird und wird es nicht besser. Wenn selbst Alkohol nicht mehr hilft, mich einfach zu entspannen, dann wird es schon schlimm, denn dieser hat mir in der Vergangenheit wenigstens immer für einen kurzen Zeitraum geholfen alles zu vergessen.  Vielleicht habe ich deswegen Eleanor angerufen? Weil all dieser Kram keine Wirkung mehr gezeigt hat?

Ach, wem mache ich hier eigentlich etwas vor? Ich hatte ihre Stimme hören wollen, war verzweifelt gewesen, betrunken und trotzdem erleichtert, als sie abgehoben hat. Im Nachhinein, habe ich mich wie ein Volldepp gefühlt. Habe mich geschämt. Es kam mir vor, als hätte ich Danielle betrogen. Und das schlimme an der Sache? Es war mir viel wichtiger, was El von mir denken könnte.

Sie heute Morgen anzurufen, ist die nächste Kurzschluss-Handlung gewesen, die ich wieder vollbracht habe. Aber völlig entgegen meiner Erwartungen war Ellie ruhig gewesen und hat mich mit den Worten, sie säße im Flieger, auf dem Weg zu mir, völlig überrumpelt. Ich habe da gesessen, auf meinem Bett in den alten adidas Jogginghosen, getroffen, wie ein angeschossenes Reh.

Mein Herz hat wie wild geschlagen. So intensiv, wie schon lange nicht mehr. Es war interessant zu merken, dass es dazu noch in der Lage ist.

Und irgendwie kann ich trotzdem nicht glauben, dass ich sie abholen soll. Irgendwann heute Nacht, würde sie landen. Sie würde mir schon Bescheid sagen, hat sie gemeint. Und ich nur stumm genickt, als könnte sie mich sehen. Doch bevor ich mich um solch unwichtige Dinge kümmern kann, wartet erst noch ein riesen Berg Verantwortung auf mich. Eine Etage tiefer, beginnt das Chaos. 

Aufgrund der letzten Chemotherapie habe ich unsere Mutter ins Krankenhaus fahren müssen. Irgendwie schien sie irgendetwas nicht so gut zu vertragen. Sie dort liegen zu sehen, hat mir beinahe das Herz gebrochen. Und trotzdem dachte ich in diesem Moment nur eine Sache: Du musst funktionieren!

Der Morgentau hat noch auf den Blättern geklebt und der Nebel war in Schleiern über die Wiesen gezogen, als ich am Morgen wieder ins Krankenhaus gefahren war.

Meine größeren Schwestern habe ich die Schule geschickt, um sie aus dem Gröbsten heraus halten zu können. Lottie allerdings zog, nicht zum ersten Mal den Kürzeren. Während Tommy sie weitestgehend darin unterstützt auf Doris und Ernest aufzupassen, trottet Dan in den Supermarkt, um die Raubtierherde ordentlich über die Runden bringen zu können.

„Was würden wir bitte ohne dich machen?" hatte ich Fizzy nicht zum ersten Mal zu ihm sagen hören. Am gestrigen Abend war sie ihm dankbar in die Arme gefallen und es ärgerte mich wahnsinnig, dass ihr Nichtsnutz von einem Vater sich nicht einmal hatte blicken lassen. Doch Dan schien die ganze Sache nichts auszumachen. Er war einfach für uns da und das rechnete ich ihm hoch an!

Auch Danielle versuchte die Mädchen so gut es ging zu unterstützen. Sie schrieb mir heute früh, dass sie  gegen Mittag vorbeikommen wolle.

Sollte ich mich nicht eigentlich darüber freuen?

Jeder Schritt, mit dem ich weiter ins Innere des Krankenhauses gelange, lässt mich schwerer werden. Es ist bedrückend einen Fuß vor den anderen zu setzen und fühlt sich so kompliziert an, wie nie zuvor.  Schon alleine der Geruch lässt mich innerlich aufstoßen.



Erst als ich die weiße Türe öffne und in das warme, müde Gesicht meiner Mutter schaue, die trotz allem lächelt, da entspanne ich mich etwas. „Na mein Schatz, wie geht es dir?" begrüßt sie mich und die einzige Sache, die mir durch den Kopf schießt ist: Warum. Warum fragt sie mich? Hat sie vergessen, weswegen ich hier bin?



In der letzten Zeit, hat sich eine  Art Routine gebildet: Ich setze mich einfach nur an ihr Bett und wir reden. Belanglose Dinge, Geschichten aus der Vergangenheit oder die neusten Gerüchte aus der Nachbarschaft. Ab und an fragt sie nach meinem Soloprojekt, fragt nach den Jungs und ihrem Enkel. Sie fragt nach Briana, nach Freddie und Tammi. Gierig saugt sie jede Information in sich auf.



Ab und an schaffe ich es sogar meiner Mum  ein Lachen entlocken, was mir in diesen Tagen viel bedeutet. Ich sehe ihr an, dass sie sich Sorgen um mich macht, aber nichts sagt. Und es frisst mich auf. Sie soll sich nicht auf mich konzentrieren. Ich schaffe es alleine.

Muss es schaffen.



Der Vormittag, er vergeht und um elf Uhr hetzt Dan in das Zimmer.

„In den Einkaufsmärkten war die Hölle los", ist sein einziger Kommentar. Er muss erst zu Atem kommen, bevor er meine Mutter wirklich begrüßt. Der Kuss zwischen den beiden zeigt mir, dass es Zeit für mich ist zu gehen. Mit einer Umarmung und einem Kuss verabschiede ich mich von meiner Mum.

Bevor ich dieses schreckliche Gebäude jedoch endlich verlassen kann, um Phoebs, Daisy und Fizzy von der Schule beziehungsweise der Uni abholen kann, meldet sich der Tee, den Mum mir unbedingt unter jubeln musste. („Das Zeug schmeckt scheußlich, bitte nimm eine Tasse...oder zwei!")

Mit meinem Orientierungsvermögen eines Einzellers, verlaufe ich mich auf dem Weg zu den Toiletten zweimal. Zwangsläufig muss ich also das Zimmer meiner Mutter wieder finden, um mich neu orientieren zu können. Schnell finde ich jenes und die Tür steht einen Spalt offen.

Auch, wenn Mum mir etwas anderes beigebracht hat, kann ich nicht anders und erhasche einen kurzen Blick und sah, wie Dan meine Mum in den Armen hält. Mein Herz zerschmettert in jener Sekunde auf dem Boden. Leise schluchzt sie in seine Schulter, klammert sich verzweifelt an ihm fest.



Gegen jede Zelle in meinem Körper ankämpfend, die mich anschreit, sofort zu ihr zu gehen, flüchte ich aus der sterilen Hölle. Ich weiß, dass sie die Zeit für sich braucht. Dass sie spüren muss, dass auch Dan für sie da ist.

Wieder an der frischen Luft, zünde ich mir auf dem Weg zum Auto eine Zigarette an, hoffend, dass sie mich entspannt. Fehlanzeige. Fluchend raufe ich mir die Haare. Nicht nur, dass mich nichts, absolut gar nichts mehr zu entspannen scheint. Nein. Die erste Frage, die ich mir im Auto stelle: Ob Eleanor noch immer die schwarze Lederjacke trägt, die ich ihr geschenkt habe? Oder soll ich ihr vielleicht nicht besser eine mitbringen? Sie hat doch sicher ihre Jacke vergessen, hat vergessen, dass London viel kälter als LA sein wird.






Zuhause sehe ich Lottie zusammen mit Tommy, Doris und Ernest auf der Couch lümmeln. Irgendeine komische Kindersendung, die mir schon nach dreißig Sekunden auf den Sack geht, flimmert über den Fernseher. 

Mit einer Flasche Wasser verziehe ich mich nach oben zum Flügel.

Dans Worte an meine Mutter, lassen mich nicht los. Schon im Auto musste ich schwer dagegen ankämpfen nicht einfach vor die nächste Wand zu fahren. Trotzdem will ich einen Song für meine Mum schreiben, einen der sie daran erinnern soll, niemals aufzugeben. Einen, der mich daran erinnern soll, nicht aufzugeben.

Mit ein paar Akkorden fange ich an, mit einem Bleistift schmiere ich Wörter auf den alten Collegeblock, reiße sie raus und beginne immer wieder von vorne.






Wie lange ich dort sitze, mal am Flügel, mal auf dem Bett und ein anderes Mal auf dem Balkon, das weiß ich nicht, irgendwann spüre ich Danielles heißen Atem an meinem Ohr und ehrlich gesagt, ist mir diese Geste unangenehm. Ich erschrecke, zucke zusammen und schlage den Block sofort zu. Es geht sie nichts an.



Mit den Worten, sie wolle Lottie helfen, drückt sie mir einen Kuss auf die Stirn und geht wieder. Erst beim  Abendessen, von dem ich kaum was anrühre, treffen wir wieder aufeinander. Es tut mir Leid, aber ich kann nicht. Ich kann sie nicht verliebt und locker anlächeln, wenn ich eigentlich nur darauf warte, dass mein Telefon klingelt. Ich muss weg. Muss für einen Moment aus dem Haus, einen Moment zurück in die Vergangenheit, wo mein größtes Problem darin bestand vor Kameras wegzulaufen.  „Dan schläft – wie so oft- wieder im Krankenhaus", wirft Tommy in den viel zu stillen Raum, wird aber nicht wirklich wahrgenommen.









Sobald die Kids im Bett sind, setze ich mich mit Lottie, Tommy und Danielle im Wohnzimmer auf die Couch. Vor uns  eine Flasche Wein. Und wieder bewirkt es nichts. Im Gegenteil. Mir will der Song partout nicht aus dem Kopf gehen, während Danielle versucht Lottie mit dem neuesten Mode-Kram abzulenken.

Es fehlt nicht mehr viel. Dessen bin ich mir sicher. Nur noch feine Nouancen. Aber ich kann mich nicht konzentrieren.

„Kommst du mit ins Bett, Babe?", es ist kurz vor zehn als, Danielle ihre Arme um mich legt.

„Später", spreche ich trocken. „Okay", ich merke ihre Enttäuschung, aber auch das ist mir wieder nicht so wichtig, wie es sein sollte. Lottie wuschelt im Vorbeigehen durch meine Haare und verschwindet mit Tommy nach oben. Diese kleine Geste bestärkt mich in meinem Vorhaben. Denn sie gibt mir die klitzekleine Illusion, alles ist wie früher.






Im Zimmer ist es still. Nur noch das Ticken der Uhr.

Ich hole den Block vom Flügel und öffne die Terrassentür. Die Luft in dieser Nacht ist klar, kalt und ich hoffe, dass würden meinen Gedanken auch werden. Endlich. Ich brauche einen gottverdammten, klaren Kopf, sonst gehe ich an die Decke.

Und nach zwei Zigaretten, da läuft es.

Die Wörter, die Zeilen, die Akkorde alles fließt mit einem Mal aus mir heraus und lässt sich auf dem weißen Blatt Papier vor mir nieder.









Es ist mitten in der Nacht, als ich die Tür des Schlafzimmers öffnete. Danielle schläft seelenruhig und ihre braunen Haare bedeckten das weiße Kissen.

Mit einem Male trifft es mich, wie ein Blitz. Ich sehe nicht Danielle vor mir. Nein. Mit einem Male höre ich wieder Eleanors süße Stimme irgendwelchen Mist hauchen, nur weil sie wieder schwarzen Tee zum Abendessen getrunken hat. Ich höre, wie sie leise atmet, wie sie im Schlaf Geschichten erzählt und rieche ihre süße Haut, schmecke ihre Lippen.

Scheiße!





Es ist falsch. Absolut falsch und ekelhaft, Danielle gegenüber. Sie versucht ihr bestmögliches mit meiner miesen Situation klarzukommen. Versucht mir zu helfen, mir Sorgen zu nehmen. Aber sie schafft es nicht.



Also schüttle ich den Kopf, steige ins Auto und bete zu Gott, dass Eleanor auf mich wartet. 








Meine Lieben.

Einzig und alleine Bianca ist es zu verdanken, dass JHO ein neues Kapitel hat. Bzw. dass es noch existiert und meine Muse mich nicht völlig verlassen hat. Gestern war einer dieser Tage, wo man einfach keine Lust hat. Man will einfach gar nicht mehr schreiben, findet ohne hin alles Scheiße und die kleine Schwester steht kurz davor ermordet zu werden.

Und dann kam Bianca, fragte mich : "Soll ich mal was schreiben?"

Und tada.

Bianca hat mir den Arsch gerettet (gleich nachdem sie mich kräftig getreten hat) und dafür kann ich ihr gar nicht genug danken!!

Deswegen würde es mich freuen, wenn ihr -meine lieben Leser- zum dank, dass sie dieses Kapitel zu 98% geschrieben hat, einfach mal bei ihren Stories reinlest und ihr ein paar nette Worte hinterlasst, wenn es euch gefällt :)

P.S.: Ihr findet sie unter legendaryPiano

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