The sun goes down and it comes back up
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The world it turns no matter what. «
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╔ Louis╚
Lächelnd dreht sich das Mädchen von Wren weg und hüpft zu einer der Bänke, wo sie sich grinsend niederlässt und sofort ihr Handy zückt, um Bilder der blühenden Krokusse zu schießen. Hätte sie nicht von all den vielen bunten Farben geschwärmt, hätte ich die Blumen gar nicht bemerkt.
„Das ist übrigens Ronnie", lässt mich der Dunkelhaarige mit einem Blick voller Stolz wissen. „Und deshalb", völlig ungeniert zeigt er auf das nicht vorhandene linke Bein seiner Freundin, „hab ich dich gefragt, warum du hier bist. Dachte, vielleicht kann ich helfen. Schließlich mache ich das auch schon eine ganze Weile mit."
„Ach komm, bisher war's nur mein Bein und ein klein wenig in der Lunge", meint Ronnie beifällig, als reden wir gerade davon, dass sie sich trotz der Knappheit im Geldbeutel eine Handtasche besorgt hat.
Völlig neben der Spur, sprachlos und einfach nur restlos verwirrt, stehe ich da, wie der letzte Depp und alles, was mir durch den Kopf schießt ist die Frage, wie zum Kuckuck die beiden hier grinsend und Freude strahlend sitzen können. Ausgerechnet hier?! Und dann noch in ihrer Situation.
Was mich genau dazu reitet, ihm mein Herz auszuschütten, weiß ich nicht. Vielleicht die lieben grünen Augen, die mich so sehr an jene meines besten Freundes erinnern. Vielleicht die haselnussbraunen Haare, die mich so sehr an Wolverhamtons besten Sänger erinnern. Vielleicht der starke irische Akzent und das breite Grinsen. Oder doch die schwarze Farbe auf seinen Armen und der Geruch aus Zigarettenrauch und dem adidas Parfum. Doch irgendwann stehe ich nicht mehr da, wie der letzte Depp und schweige. Nein. Ich setzte mich neben ihn, schweige nicht mehr und weine, wie der letzte Depp still vor mich hin, bevor ich ihm erzähle, weshalb ich in dieser Hölle sitze.
„- Leukämie. Einfach so. Ich meine, meine Mutter ist gerade mal 42 Jahre alt. Meine jüngsten Geschwister sind zwei geworden. Was soll denn das?"
„Das kannst du dir leider nicht aussuchen. Auch ich wünsche mir des Öfteren, dass ich die Karte dankend hätte ablehnen können. Aber da hat niemand seine Hände mit im Spiel." „Und den Angehörigen bleibt nichts anderes übrig, als es im Stillen zu akzeptieren", fügt Wren an das Gesagte seiner Freundin. Und jagt mir somit eine Gänsehaut über den Rücken.
Denn er hat Recht.
Er hat schlicht und einfach Recht. Mit allem was er sagt.
Und es macht mich wütend. Rasend vor Wut, denn ich will es nicht hören. Will nicht hören, dass ich nichts tun kann, dass es nichts ändert, wenn ich meinen Geldbeutel aufmache. Mein ganzes Leben lang habe ich dafür gekämpft, dass es meiner Mutter, meiner Familie gut geht. Bei X-Factor habe ich gekämpft, damit ich eines Tages genug Geld haben würde, um ihr ein Haus und ein sorgenfreies Leben finanzieren zu können. In der Schule habe ich gekämpft, um ein zweites Standbein zu haben. Solange ich arbeitete, dachte ich nur daran meiner Familie helfen zu können. Aber jetzt? Jetzt kommt eine mir fremde Symbiose meiner ‚Brüder' dahergelaufen und erzählt mir, dass es völlig sinnlos war? Und dann hat er auch einfach recht.
„Wir können beide absolut nichts machen, Louis. Ja, es tut weh. Aber es tut weniger weh, wenn auch du dich deinen Lieben öffnest. Verkrieche dich nicht und versuche auf keinen Fall alles alleine stemmen zu wollen. Ist nur ein gut gemeinter Rat." Seine Zigarettenschachtel in meine verschränkten Hände legend, steht er auf, lächelt und geht zusammen mit Ronnie ohne ein weiteres Wort.
Und was mache ich?
Ich sitze da, weine still und heimlich und denke daran, dass es nur eine Person gibt, mit der ich diese zwei Zigaretten in Wrens Schachtel teilen möchte.
Stattdessen höre ich, wie der Kies unter Schuhen knirscht und spüre Danielles Hand auf meiner Schulter.
„Deine Mum ist fertig mit dem Gespräch und lässt fragen, ob du nicht wieder rein kommen willst, Babe. Freddie schläft übrigens."
Flüchtig wische ich mir über die feuchten Wangen, gebe Danielle einen Kuss und folge ihr zurück ins Krankenhaus. Zurück in die weiße, sterile Hölle.
Krampfhaft verdränge ich, was Wren mir gesagt hat.
Und für eine Weile funktioniert es ganz gut.
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