Do you close the book?
»There's no water inside this swimming pool
Almost over, that's enough from you I've been praying,
I never did before Understand I'm talking to the walls
And I've been praying ever since New York
Oh, tell me something I don't already know.«
✶
╔ Louis╚
Es ist absolut bescheuert, was ich hier mache. Völlig daneben und in so vielen Ebenen einfach falsch.
Und ich mache es trotzdem.
Die unterschiedlichsten Dinge schießen mir mit einem Male durch den Kopf, während ich einen Fuß vor den anderen setze. Die kühle Luft braust mir um die Ohren und ich schaffe es einfach nicht meinen Blick von ihr abzuwenden.
Ich sehe, wie sie dort steht, wie sie sich umsieht. Sehe, wie sie sich durch die langen, braunen, immer nach einem kompletten Obstsalat duftenden Haare fährt. Sie friert. Ich sehe, wie sie zittet. Sehe, wie sie mit ihren weichen, zarten Händen über ihre Arme reibt. Nervös tippelt sie von einem Fuß auf den anderen.
Doch ich bin froh, dass sie da steht. Sie hat gewartet. Wie lange, weiß ich nicht und ich glaube, das möchte ich auch gar nicht. Ich möchte kein schlechtes Gewissen haben.Möchte mich einfach freuen, dass sie dort wartet. Nur auf mich.
Ich möchte einfach zu ihr hingehen, sie in den Armen halten und ihren Duft einatmen. Möchte durch ihre Haare fahren, ihre Nasenspitze küssen und ihre Lippen auf meinen spüren. Aber das geht nicht. Es ist falsch, es ist komisch, es ist seltsam. Wie begrüßt man sich, wenn man sich so lange nicht gesehen hat? Wenn man so viel miteinander erlebt hat. Wenn man so auseinander gegangen ist, wie wir.
Eine Umarmung. Ein Küsschen auf die Wange. Einen Handschlag. Ein entferntes Hallo?
Seit sie mich in New York stehen ließ, habe ich mir vorgestellt, wie ich sie begrüßen würde, sollte es noch einmal dazu kommen. Wer hätte gedacht, dass es letztendlich doch dazu kommt? Sie und ich wohl am wenigsten.
Eine braune Strähne fliegt ihr um die Augen, als ich schnell hinter einem Taxi wegspringe. Eine Passantin schneidet mir den Weg ab. "Entschuldigigung", ruft sie mir zu, doch ich nicke nur stumm.
Mein Blick verhackt sich mit weichen braunen Augen, die direkt in meine Seele blicken. Warum. Warum habe ich sie damals in New York nicht fest gehalten. Ich hätte um sie kämpfen müssen.
Doch all die Gedanken, die ich mir gemacht hatte, all das hin und her und die Frage nach dem wie. Es war sinnlos gewesen. Denn im Endeffekt war es ganz einfach.
"Hallo Louis", sagt sie und nimmt mich in den Arm. Eine kurze Berührung. Jedoch lang genug, um eine der zahlreichen Mauern zum Einstürzen zu bringen. Ich schaffe es nicht mehr einen leeren Blick aufzulegen. Auch, wenn ich es mir gewünscht hätte.
Wir sitzen im Taxi, fahren zu ihr nach Hause und schweigen. Es ist ein angenehmes Schweigen. Einfache, nicht quälende Stille. Zumindest nicht quälend für mich. Aus dem Augenwinkel sehe ich jedoch, wie Eleanor mit den Ärmel ihres Pullovers spielt, wie sie ihre Haare ständig zurück hinter die Ohren schiebt und sie schließlich mit einem Seufzen zu einem Knoten zusammenbindet. Es ist ein niedliches Seufzen, eines, bei welchem sie die Nase kräuselt. Ich habe nie verstanden, warum sie das tut. Fand es immer bloß niedlich. Irgendwann hält sie die Stille nicht mehr aus.
"Was ist passiert, Louis?" platzt es einfach aus ihr heraus. Ich kann mir denken, wie lange ihr diese Frage auf der Seele brennt, doch ich will sie nicht gleich überfallen. Will ihre Anwesenheit erst genießen, will alles verdrängen, bevor ich wieder zurück in die Wirklichkeit muss.
"Ich hab ein bisschen zu tief ins Glas geschaut, mehr nicht", winke ich ab. Zwanghaft versuche ich so, die von ihr eingerissene Mauer zumindest ein Stückchen wieder aufzubauen. Allerdings habe ich dabei eine Kleinigkeit vergessen. Eleanor hat schon immer eine gewisse Wirkung auf mich gehabt. Blicke haben gereicht und ich hatte sie verstanden.
Somit hätte es mich nicht überraschen müssen, dass sie mich einfach nur eindringlich ansieht und meint: "Verarschen kann ich mich alleine. Wir wissen beide, dass das nicht deine Art ist." Das »Eigentlich« murmelt sie leise in sich hinein. Es ist nicht für meine Ohren bestimmt. Trotzdem höre ich es. Trotzdem versetzt es mir einen Stich ins Herz. Zurecht!
Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass wir bereits vor ihrer Wohnung angekommen sind. Mal wieder hat sie perfektes Timing bewiesen. Allerdings muss ich somit auch der Ruhe der Fahrt endgpltig Ade sagen.
Ich muss mich ihr stellen, ob ich das möchte oder nicht. Nun, wo wir in ihrer Wohnung angekommen sind, muss mich ihren Fragen stellen.
Und sie hat Antworten darauf verdient!
"Louis?" Ich erschrecke, als sie hinter mir auftaucht. Wie lange ich hier in ihrem Wohnzimmer gestanden und auf die größe Wand voller Bilder gesehen habe, weiß ich nicht. Ich weiß nicht einmal, wieso ich unbedingt mein Gesicht in den Bildern finden wollte. An ihrer Stelle hätte ich mich auch verbannt.
Mit einem weichen Gesichtsausdruck hält sie mir eine Tasse Tee hin. "Einmal Darjeeling mit zwei Stück Zucker und einem Spritzer Zitrone", sagt sie lächelnd und reicht mir die große schwarze Tasse. Sei selbst trinkt ihren Apfeltee mit einem Schuss Himbeersirup. Genau wie früher.
Mit einer einladenden Bewegung ihrerseits setze ich mich auf die Couch und schaue auf den Plattenspieler. Ich möchte nicht reden. Ich will es wirklich nicht. Jedoch weiß ich genau, dass es mich auffressen wird, wenn ich es nicht tue.
"Louis, was ist passiert?" fragt sie erneut. Doch ich bekomme keinen Ton heraus. Meine Kehle schnürrt sie zu. Somit fährt sie fort: "Ich habe dir einmal gesagt, dass du mit mir immer über alles reden kannst." Sanft greift sie nach meiner Hand. Ihre linke Hand liegt in meiner rechten und vorsichtig streicht ihr Daumen über meinen Handrücken. Ihre Augen sehen in meine. "Daran hat sich nichts geändert." Ihre Stimme ist sanft. Sie ist weich, zart und ruhig. Zu ruhig.
Eine einzelne Träne rollt meine Wange hinab, als ich sie ansehe und sage: "Meine Mutter wird sterben. Ich kann nichts dagegen tun. Niemand kann ihr helfen. Außer mit dir nun, habe ich mit keinem anderen je darüber gesprochen. Hilf mir, Eleanor. Bitte. Hilf mir, nicht zu zerbrechen."
✶✶✶✶
Dieses Kapitel war ein wahrer Krampf. Es tut mir weh, Louis so zu schreiben. Und deshalb ist das Kapitel auch nur durch Biancas, sowie Hannas Hilfe entstanden. Daher geht die Widmung hier an legendaryPiano und specialteatime ♥♥
(Womit ich mein Prinzip wieder gebrochen hätte. Aufgrund der genialen Collage meiner lieben Schwester, wird es im nächsten Kapitel allerdings wieder passieren :D P.S.: Euch erwarten nur noch fünf Kapitel, dann ist just hold on endlich beendet<3)
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