7.

ˋPato

Ich muss mich definitiv bei Arthur entschuldigen.
Mein Verhalten gegenüber ihm war einfach scheiße und das habe ich jetzt auch mal eingesehen.

Das Gespräch mit Felix hat mir definitiv die Augen geöffnet und endlich habe ich auch mal begriffen, dass ich mich einfach wie der größte Idiot Verhalten habe und das nur, weil mein bester Freund nicht mehr in meinem Team ist, sondern eine Garage links von mir steht.

Ich könnte mich Ohrfeigen.
Da Alex gewonnen hat, wird das Debrief eh erst morgen stattfinden, also habe ich genug Zeit, um mit Arthur zu reden.
Schnell gehe ich in den Truck, da ich Arthur in der Garage schon nicht gefunden habe und wo soll er sonst sein, als dort?

Vorsichtig klopfe ich an und warte auf eine verbale Antwort, welche aber nicht kommt.
Aus diesem Grund drücke ich einfach die Türklinke herunter und mache mich schon auf das Schlimmste bereit, jedoch bleibt es auch still, als ich den ersten Fuß in den Truck setze.

Mit gerunzelter Stirn stecke ich meinen Kopf hinein und sehe, dass auch der Truck leer ist.
Von Arthur keine Spur.
Der Truck ist komplett leer, nur unsere Rucksäcke stehen dort herum.
Jedoch ist keine Menschenseele zu sehen.

Vielleicht ist er ja doch in der Garage und ich habe einfach zu ungenau geschaut.
Ja, genau das muss es sein.
Also drehe ich wieder um.

Während des Ganges zurück macht sich ein ungutes Gefühl in meiner Brust breit.
Irgendwas stimmt ganz und gar nicht.

Ich bin doch nicht blind.
Ich hätte den Monegassen doch nicht übersehen können.

„Du schon wieder hier? Wolltest du nicht in den Truck?",kommt mein Renn-Ingenieur mir auf halbem Weg entgegen.
„Habe was vergessen",spreche ich die erstbeste Ausrede aus, die mir in denn Sinn kommt.

„Dann hole es mal lieber",nickt er mir zu.
Ja, das werde ich auf jeden Fall.

In der Garage angekommen wimmelt es dort nur so von Leuten und im ersten Moment ist es unmöglich einen Überblick zu bekommen.
Scheiße.

„Du wirkst ziemlich abgehetzt",legt sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter.
Erschrocken zucke ich zusammen, realisiere dann jedoch, dass es Felix ist, welcher hinter mir steht.

„Wie kommst du da denn drauf",drehe ich mich um und klatsche meinen Besten Freund kurz ab.

„Keine Ahnung, dein Gesichtsausdruck und deine Gesichtszüge wirken sehr angespannt."

Ach was.

„Hast du Arthur irgendwo gesehen?",platzt es aus mir heraus.

Vielleicht weiß er ja mehr und hat Arthur sogar gesehen, falls mein Teamkollege irgendwo im Paddock zu sehen

„Nein, warum fragst du? Du willst ihn doch nicht etwa anschnauzen, weil du wegen ihm einen Reifenschaden hattest? Es hat sein Rennen selber ruiniert und du bist trotzdem noch in den Punkten gelandet. Das muss nun wirklich nicht sein Pato! Er hat das nicht verdient. Was ich bis jetzt mitbekommen habe, ist er wirklich ein lieber Kollege und musst endlich aufhören so stur zu sein und dich mal ganz dringend bei ihm entschuldigen, wenn du es nicht schon getan hast? Das wolltest du ja, oder hast du einen Rückzieher gemacht?",redet er sofort auf mich ein, doch ich beuge ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.

„Ich will wirklich nach ihm sehen und mich für das idiotische Verhalten entschuldigen. Unser Gespräch hat mir echt geholfen und mir die Augen geöffnet. Ich war wirklich zu unrecht sauer auf ihn. Er hat einfach nur deinen Platz bekommen, war wahrscheinlich wirklich aufgeregt und was macht einer seine neuen Teamkollegen? Ihn einfach ignorieren und wenn er es nicht tut, einfach komplett arschig sein und sich über ihn aufregen. Das hat keiner verdient und gerade Arthur nicht. Deshalb wollte ich ihn jetzt suchen und mich entschuldigen, aber ich kann ihn einfach nicht finden. Aus dem Grund habe ich dich gefragt, ob du ihn irgendwo gesehen hast, aber das scheint ja nicht der Fall zu sein",fahre ich mir nervös durch meine verschwitzten Haare.

Das beunruhigt mich noch mehr.

„Nein, ich habe ihn nicht gesehen und es freut mich, dass du endlich wirklich einsichtig gewesen bist. Ich will dich dann aber auch nicht weiter aufhalten, aber Pato",schaut er mich einmal fest an,"Denke nicht, dass er dir freudestrahlend um den Hals fällt, wenn du dich entschuldigst. Du hast ganz schöne Scheiße gebaut. Es wird eine Weile dauern, bis er dir vertrauen wird. Das musst du aber in Kauf nehmen."

Stimmt. Nicht jeder ist gleich positiv gestimmt und es wird bestimmt eine Weile dauern, bis Arthur und ich ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen können.

„Ich weiß Felix. Ich werde nichts überstürzen",versichere ich ihm, blicke ihn Dann aber entschuldigend an,"Wenn es nichts ausmacht, dann suche ich weiter. Aber danke".

„Immer wieder gerne. Wozu sind beste Freunde denn da?",grinst Felix mich an und haut mir einmal auf die Schulter, ehe ich weiter durch die Garage laufe.

Auch dort finde ich Arthur nicht.
Wo kann er denn sonst sein?

Bei Marcus oder Callum oder Christian und Jüri...

Also mache ich mich zuerst auf den Weg zu Ganassi, wo ich Marcus relativ schnell antreffe.

„Marcus. Ich weiß, dass du sauer bist wegen Arthur, aber es ist wirklich wichtig. Wo ist er? Ich will mich entschuldigen, aber ich kann ihn nirgends finden.",krache ich fast in den Jüngeren rein.

Kritisch mustert der Kiwi mich.

„Woher weiß ich, dass du ihn nicht anschreist oder ihn für irgendwas beschuldigt, worauf er keinen Einfluss hatte?",werde ich misstrauisch von meinem guten Freund gemustert.

„Guck mal, ich meine es wirklich ernst. Felix hat mir die Augen geöffnet und ich war echt ein Arsch ihm gegenüber.",fahre ich mir erneut durch die Haare.

„Christian meinte, er hätte Arthur durch den Paddock laufen sehen, aber in Richtung eurer Garage, also würde ich mal in der Umgebung schauen. Wenn du ihn in dreißig Minuten nicht gefunden hast, dann sage mir bitte Bescheid und wir vier helfen mit suchen. Ich kann mir nicht einmal erklären, wieso er abhaut beziehungsweise unauffindbar ist",schaut Marcus mich nickend an.

„Danke Marcus, wirklich".ziehe ich den Kiwi einmal in meine Arme, bin dann aber auch schon wieder im Paddock.

Dann suchen wir wohl wieder in der Nähe der Garage.

Links, in Richtung Meyer Shank ist Arthur nicht zu finden.
Helio und Simon sind ebenfalls ratlos gewesen und haben Arthur genauso wenig gesehen, wie Marcus und Felix zuvor.

Es ist doch zum Haare raufen.
Wie wärs, wenn ich nochmal bei uns nachschaue.

Dieses Mal entscheide ich mich jedoch für den Weg hinter den Garagen lang.
Dort läuft nie jemand lang, weil es viele kleine, enge Gänge sind und da ist er weg außen herum doch wirklich angenehmer.

Jedoch ist das auch der perfekte Ort, wenn man alleine gelassen werden will.
Also mache ich einen kurzen Abstecher in das graue Labyrinth, denn wenn er hier nicht ist, dann weiß ich es auch nicht.

Zuerst ist es still.
Sehr still

Fast zu still.

Dann wird er hier wohl auch nicht sein.
Fast bin ich alle Gänge durch gegangen, doch keine Spur vom Jüngeren.

Gerade will ich umkehren, habe die Hoffnung schon aufgegeben, da höre ich ein leises Schluchzen.

Das ist Arthur.
Er muss es einfach sein.

Schnell laufe ich das letzte Stück, immer dem Geräusch entgegen, welches immer lauter wird und siehe da: Da sitzt er.

Die Beine an den Körper gedrückt und seine Arme um diese geschlungen, das Gesicht versteckt.

Ach du scheiße. Was habe ich bloß getan?

Sofort werde ich langsamer, ruhiger denn ich will Arthur beim besten Willen nicht erschrecken.
Doch der Monegasse zeigt keine Reaktion.

Auch, als ich direkt vor ihm stehe, bewegt er sich nicht.
Nur das Schütteln, was immer wieder durch seinen Körper geht, geht als Einzug wahrnehmbare Bewegung durch.

„Arthur, ich bin's Pato",Hocke ich mich vor den Monegassen, welcher sich immer noch nicht aus seiner Deckung bewegt,"Wenn du willst, dann kann ich auch wieder gehen, was ich voll verstehen könnte, denn mein Verhalten dir gegenüber war mehr als inakzeptabel, aber ich würde dir gerne helfen. Eigentlich wollte ich mich auch entschuldigen, aber das passt jetzt wohl gar nicht. Wenn du willst, dann haue ich sofort wieder ab."

Erst nach diesen Worten hebt der Jüngere seinen Kopf und ich blicke in vollkommen rote, verweinte Augen, in welchen Tränen schimmern.

Dieser Anblick sorgt bei mir fast auch für Tränen.
Das kann doch nicht.

„Ist es wegen mir?"

Vielleicht nicht die beste Frage, aber sie kam mir einfach über die Lippen.

Erleichtert atme ich aus, als Arthur seinem Kopf ein ganz kleines Bisschen schüttelt.

„Wer war es dann?",frage ich weiter, immer noch bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen, da ich echt nicht einschätzen kann, inwieweit er berührt werden will und ich habe sowieso schon bei ihm verschissen, weshalb ich es nicht unbedingt noch schlimmer machen muss.

Darauf bekomme ich keine Antwort, jedoch streckt Arthur zitternd eine Hand nach mir aus, greift nach meinem Arm.

Schnell ziehe ich den Jüngeren an mich heran und merke im nächsten Moment, dass es die richtige Entscheidung war.

Arthur klammert sich an meinen Rennanzug, als gäbe es kein Morgen mehr.
Seine Tränen sickern in die feuerfeste Unterwäsche und hinterlassen einen großen Fleck dort, was mich jedoch nicht im Geringsten stört.

„Shh, alles ist okay Arthur. Ich bin bei dir. Du bist sicher, dass kann ich dir versichern. Ich tue dir nichts. Lass es raus",rede ich leise, versuche ihm irgendwie ein Gefühl von Sicherheit zu geben.

So sitzen wir einfach da, ohne etwas anders zu machen, der Jüngere in meinen Armen und weint sich die Seele aus dem Leib.
Dass er da überhaupt noch Energie dazu hat..
Er ist zwar früher ausgefallen, aber trotzdem...

„Arthur, ist alles gut, brauchst du irgendwas?",versuche ich es nach bestimmt zwanzig Minuten erneut.

Das nächste Wort, was über seine Lippen kommt.. ich hätte es aufgrund des französischen Akzentes fast nicht verstanden.

„Papa".

Mehr als das war es nicht.

Daran habe ich gar nicht gedacht.

„H..He..heute ist sein Ge...Geburtstag und, w..w..was mmm..mache ich? Fahre in die Wand."sind die ersten gezitterten Worte, die Arthurs Mund verlassen und mir wird im nächsten Moment alles klar.

„Du hast ihn nicht enttäuscht Arthur. Er hat gesehen, wie toll du alles bis zu diesem kleinen, aber auswirkungsreichen Fehler gefahren bist und ist auch sonst unglaublich stolz auf dich, da bin ich mir sicher.",streiche ich ihm über den Rücken.

Sowas muss natürlich wehtun. Zuerst sagt der eigenen Teamkollege, dass man schlecht fährt. Der Fehler heute hat meine Worte ja nur bestätigt. Klar denkt er dann schlecht von sich. Dass sein Vater heute Geburtstag hat, das konnte ich ja nicht wissen.

Ich könnte mich Ohrfeigen, wirklich.

Wie doof bin ich eigentlich.

Eigentlich ist Arthur so ein toller Mensch. Er hat sowas nicht verdient.

„E...es warst doch du, de...der meinte, dass ich schlecht bin...wieso sagst du das dann?",zittert Arthur, und befreit sich aus meiner Umarmung.

Sofort lasse ich ihm Platz zu entfliehen, was er Danna ich tut.

Ohne meine Antwort abzuwarten, stürmt er davon.

Ich sitze ganz schön tief in der Scheiße drin.

Erschöpft lasse ich mich an der Wand nieder und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen, lass den nun aufsteigenden Tränen ebenfalls freien Lauf.

💙🩵

Ja....so wirklich soll es bei den beiden wohl immer noch nicht werden...🙈

Und damit wünsche ich euch einen schönen Montag und hoffe, dass es euch gefallen hat 💙🩵

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