13.
'Pato
Die Stille, welche mich am nächsten Morgen empfängt, ist gar nichts im Vergleich zu der Lautstärke im Club.
Vorsichtig öffne ich zuerst mein linkes und dann mein rechtes Auge, um mich langsam an die durchgehend helle Sicht zu gewöhnen.
Vor meinen Augenlidern tanzen nämlich immer noch wie wild die roten, blauen und grünen Lichter aus dem Club von gestern.
Von Kopfweh bin ich zu meinem Glück verschont geblieben, was aber meistens so ist.
Auch übel ist mir nicht, nur fühle ich mich komplett zermatscht.
Zudem fühlt sich mein Körper auch irgendwie schwer an, fast, als würde ich von einer fremden Kraft in meine weiche Matratze gedrückt werden.
Angestrengt versuche ich mich an irgendwas von gestern Nacht zu erinnern.
Arthur und ich waren auf dem Weg zurück zu unserem Wohnblock und Arthur war kalt, hat sich dann an mich gekuschelt.
Sofort wird mir wieder wohlig warm und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Ich habe die Nähe echt genossen und wünschte, ich könnte Arthur öfter bei mir im Arm haben.
Auch im nüchternen Zustand.
Vielleicht, Weil er sich auch verliebt hat...
Seufzend reibe ich einmal über meine Augen, damit ich komplett wach werden und vielleicht mal ins Bad gehen kann, denn nach dieser dann doch längeren Nacht im Club muss ich bestimmt riechen wie ein Puma.
Ein kurzes Gähnen schleicht sich über meine Lippen, als ich mich das erste Mal bewusst umsehe.
Mein Zimmer, mein Bett, definitiv.
Also bin ich nicht sonst irgendwo gelandet, was gut ist, denn sonst hätte ich wohl noch mehr Probleme.
Als ich mich dann aufrichten will, merke ich, dass mich wirklich etwas unten im Bett hält.
Erschrocken über die Erkenntnis halte ich die Luft an.
Ein hellbrauner Kopf scheint meinen Bauch als Kissen zu missbrauchen.
Gleichmäßig und leise atmet Arthur vor sich hin.
Die Augen zu mir gedreht, die Lippen leicht geöffnet, die Haare komplett verwuschelt.
Wenn ich mein Handy in Reichweite hätte, dann würde ich den Moment bestimmt festhalten, denn er lässt mein Herz für einen Augenblick aussetzen und mich dahin schmelzen.
Arthur sieht so friedlich aus, so zufrieden.
Und ich?
Ich wüsche mir, dass dieser Moment nie enden wird.
Es fühlt sich an, als wäre es genau richtig so.
Als würde es genau so gehören.
Das Aufstehen kann definitiv noch eine Weile warten, so viel ist sicher.
Da ich mich sowieso nicht dran erinnern kann, wie Arthur hier gelandet ist, versuche ich erst gar nicht, mich zu erinnern.
Wahrscheinlich sind wir einfach hierher, weil wir auch zuvor hier waren und ich nüchterner war und aus diesem Grund auch eher in der Lage war, einen Schlüssel zu suchen.
Das wird es sein.
Und so lasse ich es auch sein.
Es ist ja nichts Negatives daran.
Je länger ich mit Arthur da liege, je bewusster werden mir auch meine Gefühle für ihn.
Ja, er ist nicht nicht mal drei Monate hier in Amerika und die Hälfte davon habe ich ihn gehasst, aber trotzdem.
Es ist einfach passiert...
Oder ist es genau aus dem Grund passiert?
Ändern kann ich sowieso nichts mehr.
Ich kann jetzt Arthur nur meine Gefühle gestehen und entweder fühlt er auch so Oder eben nicht.
Hört sich in der Theorie sehr einfach an.
Könnte es auch sein.
Ist es aber nicht.
Aber das ist ein Problem des nahen-Zukunfts-Patos, nicht des Gegenwärtigen.
Sanft und vorsichtig lasse ich meine Finger zu Arthurs Stirn wandern, wo sich gerade eine Strähne gelöst und in die Stirn gefallen ist.
Behutsam schiebe ich sie zurück an ihren ursprünglichen Ort, merke dabei, wie weich seine Haare sind und wie schön sie sich anfühlen.
So fahre ich vorsichtig und bedacht Arthur nicht zu wecken durch die verwuschelte Haarpracht.
Dies geht auch eine Weile gut, bis Arthur nach zehn Minuten seine Nase leicht rümpft und diese bewegt.
Schnell ziehe ich meine Hand zurück, was Arthur Brummen lässt.
Im nächsten Moment strahlen mich zwei blaue Augen an, ehe sie ganz schnell wieder zu fallen.
„Hey",kommt es leise über meine Lippen, denn wenn Arthur Kopfschmerzen hat, dann will ich diese auch nicht noch schlimmer machen.
„Pato",murmelt Arthur so leise, dass ich es fast nicht verstanden hätte,"Was haben wir getan? Wieso bin ich bei dir? Wieso habe ich solche Kopfschmerzen?"
Müde hebt er seinen Kopf, legt ihm dann jedoch auf meiner Brust wieder ab.
Oh oh, da ist jemand wohl ein wenig ausgeknockt.
„Das erkläre ich dir gleich, wenn es dir ein wenig besser geht."fahre ich vorsichtig durch seine Haare,"Brauchst du etwas? Essen oder einfach eine Kopfschmerztablette?"
„Zweites",murmelt Arthur verschlafen.
„Dazu musst du mich aber aufstehen lassen",lächle ich.
Irgendwie ist Arthur so verschlafen echt echt süß.
„Dann doch nicht",schlingt er seine Arme um mich und signalisiert mir dazu, dass ich im Bett liegen bleiben soll.
Wenn er es Schon so deutlich macht, dann brauche ich mir ja zumindest darüber keine Gedanken machen.
„Du machst dich echt so guuuut als Kissen",murmelt Arthur erneut und ich schmelze einfach nur so vor mich hin.
„Dankeschön",meine ich abwesend, fahre mittlerweile unter Arthurs Shirt.
Danach kehrt wieder schweigen zwischen uns beiden ein und beide genießen dieses.
Zumindest ich für meinen Teil genieße auch die Nähe.
Wer weiß, ob ich sie jemals wieder haben werde, also sollte ich diesen Moment einfach genießen.
Arthur scheint wieder eingeschlafen zu sein, was bei seinem Kater vielleicht auch die beste Methode ist, jedoch habe ich nicht wirklich Lust, den ganzen Tag im Bett zu liegen.
Abgesehen davon habe ich einen morts Hunger und möchte gerne etwas essen.
Ich habe extra noch Zutaten für Tacos hier und ich muss schon sagen, dass ich gerne welche hätte, nur der Monegasse ein wenig im Weg ist.
Wie komme ich denn jetzt hier weg?
Ich meine, ich würde ja auch gerne welche für Arthur mit machen, jedoch weiß ich ja gar nicht, was er mag.
Andererseits sollte ich mich erstmal darum kümmern, wie ich aufstehen kann, ohne Arthur auf zu wecken, denn sein Schlaf sei ihm auf jeden Fall mehr als gegönnt.
Ganz sanft richte ich mich auf und nehme Arthur Kopf in meine Hände,lege ihn sanft ab.
Da Arthur immer noch friedlich weiter schlummert, hoffe ich, dass ich ihn nicht aufgeweckt habe.
„Schlaf noch weiter",flüstere ich leise, Decke Arthur komplett zu und drücke ihm noch einen kleinen Kuss auf die Stirn, ehe ich mich auf den Weg in meine Küche mache, wo ich schnell alle Zutaten zusammen suche.
Da wir zuhause schon mehr als oft Tacos gemacht haben, kenne ich das Rezept für die einfache Variante mittlerweile aus dem FF, weshalb ich schnell die Schalen, der Fleisch, den Mais, die Zwiebeln, den Salat, die Bohnen und die Tomaten zusammen suche und direkt die Dosen öffne.
Schnell fülle ich alles in Dosen und Boxen, ehe ich mich den Schalen zuwende, sie schnell in den Ofen schiebe, wo sie bei geringer Hitze warm werden sollen.
Das alles ist tatsächlich genauso leicht getan, wie gesagt...nun kommen wir zum zeitintensivsten Part; Fleisch.
Naja, so schwer ist es nun wirklich nicht, aber zeitaufwendig und ich muss halt der Hygiene wegen aufpassen.
Schnell ein wenig Butter in die Pfanne und zack ist der Klumpen Hackfleisch drin.
Nun muss ich nur noch rühren.
Idiotensicher eigentlich.
In der Zwischenzeit Decke ich auch schon einmal den Tisch, lege sogar Servietten dazu, denn so, wie ich Arthur mittlerweile kenne, gehört das kleckern ebenfalls zu seiner tollpatschigen Art dazu und da ist Vorsicht besser als Nachsicht.
Als in der Küche alles vor sich hin duftet, riskiere ich einen lieben Blick ins Schlafzimmer, wo Arthur zwar immer noch schläft, sich jedoch aus der Decke gewühlt hat.
Dabei fällt mir auf,dass er immer noch das Hemd und die Jeans anhat, die er gestern getragen hat.
Das kann doch nur unbequem sein.
Schnell schreite ich zu meinem Kleiderschrank, wo ich einen Jogginghose und einen schwarzen Pulli, wieder aus meinem eigenen Sortiment,heraus krame und neben das Bett lege.
Weiß würde dem Monegassen fast noch besser stehen, aber da wir gleich essen, ist schwarz wohl sicherer.
Gerade, als ich aus der Tür treten will, raschelt es hinter mir, was mich zum stehenbleiben animiert.
„Pato",gähnt Arthur verschlafen und dreht sich zu mir.
„Na, guten Tag. Ausgenüchtert?",grinse ich ihn an und stütze mich auf die Bettkante.
„Mir geht es auf jeden Fall besser als vorhin",dreht Arthur sich zu mir.
„Das ist die Hauptsache. Hast du Hunger?",lächle ich ihn, munter wie ich bin, an.
„Ja, aber du musst dir jetzt nicht die Mühe machen und extra etwas kochen. Ich bin dir heute Nacht doch eh schon zur Last gefallen, dann will ich das nicht auch noch verlangen.",wird der jüngere Fahrer ganz rot um die Nase.
Das meint er doch jetzt nicht ernst?
„Arthur, denke keinen Quatsch. Ich habe dir hier Klamotten hingelegt. Dusche erstmal oder was auch immer du willst und werfe dich in die Klamotten, die sind bequemer. Dann komm in die Küche. Ich habe extra Tacos für uns gemacht. Ein wenig Vorbereitung auf Texas kann nichts schaden, denn da gibt es fast nur dieses Zeug.",grinse ich.
„Pato. Das ist doch überhaupt nicht nötig. Wieso solltest du für mich das alles machen? Ich habe mich gestern total betrunken, du musstest auf mich aufpassen und dann habe ich dich auch noch als persönliches Kissen missbraucht. Ich bin doch echt unangenehm.",dreht Arthur sich weg.
So kommt das gar nicht in die Tüte.
Schneller, als er reagieren kann, liege ich schon daneben.
„Nein Arthur. Du bist alles andere als unangenehm. Du bist unglaublich lustig, toll, talentiert...alle Menschen,die dich nicht um sich herum haben wollen, haben einen gewaltigen Schuss nicht gehört. Du bist einzigartig, genauso,wie du bist und das macht dich so perfekt.",sprudeln die Worte nur so aus mir heraus.
„ich bin nicht perfekt. Das einzige Adjektiv, was mich beschreibt, ist tollpatschig.",schaut Arthur genau an meinem Gesicht vorbei, sodass ich sanft einen Finger auf die hellen Bartstoppeln lege und seinen Kopf so drehe, dass er mich anschauen muss.
„Und das ist ja auch nicht falsch. Es macht dich zu dem besonderen Individuum, das du nunmal bist und bitte Arthur, las dir nie etwas anders einreden. Ich weiß, dass es ein wenig ironisch ist, dass gerade ich dir das sage, aber es ist nunmal wahr. Bitte glaub das. Du bist keine Last, absolut nicht."
„Danke Pato"
Arthur's Stimme klingt noch immer nicht ganz überzeugend, jedoch leuchten seine Augen und das reicht mir.
Er meint es erst.
„Ich bin nur ehrlich",löse ich eine Hand leicht, nur, damit ich diese über seine Wange fahren lassen kann.
Leicht beginnt Arthur darauf zu lächeln, was den gleichen Effekt auch auf mich hat.
„Und ich auch. Trotzdem danke, dass du dir so viel Mühe gibst",schließt Arthur unter meiner Bewegung seine Augen.
Wenn ich drüber nachdenke, sind wir uns schon nahe, und jetzt wäre eigentlich ein perfekter Augenblick um...
„Ihr habt euch die Zähne nicht geputzt"
„Was, wenn er dich danach ekelhaft findet?"
„Was ist, wenn er danach nichts mehr von dir hören Will?"
„Das könnte ein großer Eingriff in seine Privatsphäre sein."
Die Hirngespinste geben mir keine Ruhe.
Schreiben danach, dass ich auf sie hören soll.
Es ist aber auch viel Risiko dabei.
Aber heißt es nicht so schön: wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Also beuge ich mich ein bisschen nach vorne, spüre Arthurs Atem auf meinen Lippen.
Ein bisschen noch und dann...
„Komm schon Pato", meldet sich mein Hirn,"sei kein Feigling."
Das ist es dann gewesen.
Sanft Presse ich meine Lippen auf Arthurs, nur Druck, nichts weiter.
Und Arthur.
Arthur macht nichts.
Für den Bruchteil einer Sekunde rutscht mir das Herz in die Hose, bis ich leichten Druck verspüre und beginne zu lächeln.
Jedoch endet er auch wieder abrupt, denn in der Küche piept der Ofen.
„Da muss ich hin, sonst brennt alles ab",flüstere ich leise.
„Dann komme ich gleich nach.",lächelt Arthur leise und während ich innerlich vor Freunde fast Platze.
Er hat mich zurück geküsst.
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