11.


'Arthur

Nein, so ist es zu kalt.
Gerade wollte ich meine morgendliche Joggingrunde antreten, entscheide mich dann aber statt eines T-Shirts doch für einen Pulli, denn es ist doch sehr frisch und wenn ich das schon sage, wenn ich nur in den Flur gegangen bin, dann ist das kein gutes Zeichen.

Gerade, als ich wieder in mein Apartment zurückgehen will, sehe ich ein orangenes T-Shirt aufblitzen.
„Pato",schießt es mir durch den Kopf.

Das kann nur der Mexikaner sein.
Rossi wohnt nicht hier im Gebäude, wenn ich mich nicht recht versehe.

Und ich behalte Recht.
Auch der Ältere erblickt mich und beginnt sofort zu grinsen, was mich auch irgendwie lächeln lässt.

Patos Lächeln ist schön.
Sehr schön sogar.

Meine Güte, was denke ich denn da schon wieder..
Das ist doch verrückt.

„Arthur",geht er nicht die Treppen weiter herunter, sondern bleibt auf meiner Ebene stehen, fast so,a los würde er auf mich warten wollen.
„Hey Pato",fahre ich mir mit der Hand in den Nacken.

In dem muskeldefinierten Shirt und der kurzen Shorts sieht er echt gut aus.
Schluckend betrachte ich ihn einmal, ehe ich bei dem noch immer strahlenden Gesicht hängen bleibe.

Obwohl das Wetter nicht einmal allzu gut ist, scheint Pato zu strahlen, wie die Sonne selbst.
Wie kann man nur so motiviert sein?

„Willst du auch gerade joggen gehen? Sonst können wir ja zusammen joggen",schlägt er vor und tritt auf mich zu.

„Gerne"antworte ich, da ich merke, dass er es auch wirklich ernst meint und ich würde gerne ein wenig Zeit mit ihm verbringen, um ihm auch zu zeigen, dass ich ihm die Chance geben will,"Ich muss nur noch eben einen Pulli holen. Mir ist es hier noch ein wenig zu kalt."

„Warte",hält Pato mich zurück und erst jetzt bemerke ich, dass er etwas um seinen Hals gebunden hat.
Dieses Etwas entpuppt sich als Pullover.

„Exklusiv aus dem Pato-O'Ward Shop",wirft er mir den Pulli zu, welchen ich geschickt mit der linken Hand fange.

„Danke",Streife ich mir den schwarzen Pulli über und kuschle mich gleich ein. Der Pulli ist unglaublich weich und riecht zudem noch wirklich schön.

„Steht dir",kommentiert Pato mein Aussehen,"Kannst du in meinem Shop kaufen".

„Hahaha",meine ich trocken und komme jetzt zu ihm an die Treppe,"Wir haben schon die gleichen Daten und profitieren davon, da muss ich dich ja auch nicht noch finanziell unterstützen oder wohl?",grinse ich frech.

„Ach schade. Ein Versuch war es wert",lacht Pato und tritt die Treppen nach unten.

„So einfach geht es nicht. Wer weiß, wenn mir der Pulli so gut gefällt, dann behalte ich ihn einfach.",gehe ich sofort drauf ein.
Wenn Pato das so Will..

„Aber",will diese ansetzen, doch ich schneide ihm schon wieder das Wort ab,"Es ist ja nicht so, als hättest du hundert Stück davon und könntest dir so einen nehmen."

„Dann mache ich aber Minus",stemmt Pato seine Hände in die Hüften und funkelt mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an.

Versteht er meinen Humor etwa nicht?

„Als wenn das wehtut",scherze ich jedoch einfach weiter,"Aber seines drum...Wo lang? Laufe du einfach vor. Ich kenn mich immer noch nicht ganz so gut aus"

„Lass uns nach links, da ist es immer schöner als Rechts. Man kommt auch durch einen Park",lächelt Pato schon wieder und fängt auch sofort an, loszulaufen.

Dann vertraue ich ihm mal.

Sobald wir beide unser Tempo gefunden haben, laufen wir einfach schweigend nebeneinander her, was ich persönlich gar nicht so schlimm finde, denn ich rede nie gerne beim Joggen, das lenkt mich meistens nur ab.

Der Park ist mit seinen vielen grünen und blühenden Bäumen wirklich sehr schön und besonders weitläufig, mit den vielen, kleinen, verwinkelten Trampelpfaden, welche immer wieder ihrer Richtung ändern, jedoch kommen sie bei weitem nicht an meine Joggingstrecke zuhause ran.

In Monaco, durch die Straßen, das Ganze auf und ab...
Dann auch noch der Abschnitt am Strand, wo man das Salzwasser riechen kann, den Möwen und den Wellen lauschen kann...es war einfach perfekt.

Wie oft sind Charles und er, schon als Kinder, dort entlang gelaufen, oft auch mit Lorenzo im Sommer, um dort einfach zu Schwimmen oder Quatsch zu machen.

Nun bin ich weit weg von all dem...und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich schon komplett eingelebt habe.
Hierher zu kommen ist schon ein Kulturschock gewesen, gerade, was das Essen und alles andere Betrifft.

Die Straßen und Gebäude sehen alle so anders aus, irgendwie kälter, nicht so warm und herzlich.
Auch das Wetter ist hier einfach schlechter.

Wie eben erwähnt, ist es kalt, wolkig und windig.

Okay, am Meer ist es auch oft windig gewesen, jedoch war der Wind immer warm und die Sonne war ebenfalls deutlich öfter da.
Schon im März sind wir regelmäßig draußen gewesen, einfach, weil die Temperaturen es zugelassen haben.

Jetzt haben wir es auch März und naja...ihr könnt es euch vorstellen.
Abgesehen davon bin ich auf einem ganz anderen Kontinent, als alle anderen.

Naja, nicht alle anderen, aber mein Bruder, Dennis, mein bester Freund, Ollie und Jak...
Oft habe ich mich all denen geschrieben und ich habe ja auch die Europatruppe hier, jedoch ist es irgendwie nicht das Wahre.

Noch nicht.
Ich bin Arthur Leclerc, also was nicht ist, das kann noch kommen, aber trotzdem.

Hier sind zwar alle auch super herzlich, vielleicht sogar besser, als in Europa, jedoch muss ich mich noch alles andere gewöhnen.
Immerhin komme ich mit meinen Teamkollegen klar.

„Warte Arthur. So schnell kann ich nicht"

Verwundert drossle ich mein Tempo ein wenig, damit Ich mich umdrehen kann ohne hinzufallen, was ja durchaus typisch wäre, um zu schauen, dass ich Pato doch ganz schön abgehangen habe.

„Ihr macht das in Europa regelmäßiger als wir hier. Kein Grund also mit das zu demonstrieren, das ist mir durchaus bewusst",meint dieser zu mir, als ich ihn mich einholen lassen habe.

„Ich weiß",schlucke ich nur abwesend, denn ich bin mit meinen Gedanken schon wieder drüben.

„Wie wärs mit einer kurzen Pause",nickt Pato zu einer braunen Bank, welche fast versteckt am Rand steht, von Bäumen umschlossen.

„Von mir aus",lasse ich mich austrudeln und lasse mich dann auf die Bank fallen.

Kurz verschnaufen ist wirklich eine gute Idee.

„Du bist so still Arthur. Habe ich irgendwas gesagt, was dich gekränkt hat oder so?",mustert Pato mich nach nicht einmal dreißig Sekunden.
Wieso sollte er denn denken, dass er etwas falsch gemacht hat?

„Nein, alles gut, ich habe generell nur über Europa nachgedacht.", bin ich dann doch ehrlich.

„Vermisst du es?",wird Patos Stimme zunehmend weicher und ein paar  besorgt dreinschauender brauner Augen schiebt sich in mein Sichtfeld.

„Ja schon ein wenig. Ich weiß auch nicht. Das Joggen gehen hat mich irgendwie erinnert, wie es in Monaco sonst war und es ist irgendwie nicht mal dem Vergleich wert. Dort ist es einfach schöner und nicht so trostlos wie hier. Es wirkt alles noch so neu und bedrückend...ach keine Ahnung. Mit vierundzwanzig sollte ich mich über sowas eigentlich nicht beschweren, aber es und nunmal meine Gedanken",antworte ich ihm wahrheitsgemäß, schaffe es jedoch nicht, ihm dabei in die Augen zu schauen.

„Dafür musst du dich beim besten Willen nicht rechtfertigen Arthur. Das ist normal, wenn man plötzlich die Umgebung wechselt. Aber ich kann dir versichern, dass du auch noch schönere Plätze als hier finden wirst. Und das Wetter spielt gerade einfach nicht mit, da hast du auch recht. Wenn es mal besseres Wetter sein sollte, dann können wir ja auch einmal Rad Fahren. Es gibt nämlich in der Tat einige schöne Spots hier in der Nähe",meint Pato, ehe er seinen Blick gen Himmel wandern lässt."Ich glaube, dass wir vielleicht los sollten, denn sonst kommen wir eine nasse Überraschung."

Ich folge seinem Beispiel und muss feststellen, dass er recht hat.
Die Wolken über uns werden immer dunkler und wenn wir Pech haben, könnten wir ganz schön nass werden, sollten wir es nicht schaffen, rechtzeitig wieder zuhause zu sein.

Na das kann ja etwas werden.

„Dann würde ich sagen, wer zuerst da ist" springe ich plötzlich motiviert von der Bank auf und warte erst gar nicht auf den Mexikaner, welcher mir in einem kurzen Abstand folgt.

Leider haben wir recht behalten.
Kaum sind wir aus dem Wald raus, beginnt es wie aus Kübeln zu schütten.

Na toll.

Immerhin hat Patos Pulli eine Kapuze, welche ich mir auch sofort überziehe.

„Jetzt hätte ich auch gern meinen Pulli gehabt",schnauft Pato, als wir wieder im Flur unseres Wohngebäudes stehen.
„Dann musst du nächstes Mal gleich zwei mitbringen",zucke ich mit den Schultern, während wir die Treppen hoch gehen.

„Und, hast du gleich noch etwas vor?",fragt der Mexikaner, ohne auf meine vorherige Aussage einzugehen.

Woher kommt die Aussage beziehungsweise Frage denn jetzt?
Und wird Pato da gerade rot?

Das bilde ich mir doch bestimmt nur ein..
Kurz überlege ich.

Nein, also eigentlich müsste ich nur Duschen und dann steht nichts auf dem Plan. Außer vielleicht Haushalt. Aber der kann warten.

„Nein, nein habe ich nicht",antworte ich wahrheitsgemäß.

„Also ähm",stammelt Pato daraufhin weiter,"Vielleicht hast du ja Lust gleich noch  nach leben zu kommen und ein wenig FIFA oder so zu zocken?"

Wieso stammelt Pato denn so?

„klar gern.",lächle ich ihn an, denn FIFA ist immer eine gute Idee und bei dem Wetter draußen kann man sowieso nichts besseres machen, also wieso absagen?

„Okay, das freut mich. Dann bis gleich",fährt Pato sich einmal durch die verschwitzten Haare, ehe er die Treppe nach oben und ich in meine Wohnung verschwinde.

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