8.Liebesbeziehungen
Ich war gar kein Experte was Hände generell anging, aber ich fand, dass V echt hübsche und zierliche Finger geerbt hatte. Der Sänger tauchte den Lackpinsel in die grellgelbe Farbe, bevor er meinen Nagel an meinem Daumen damit lackierte. Mein Blick richtete sich auf seinen konzentrierten Gesichtsausdruck, wie seine dunkelbraunen Augen seine Arbeit durchgehend verfolgten. Generell übertraf die Schönheit des hellbraunhaarigen Koreaners alles auf dieser Welt. Er war genau so mysteriös und faszinierend wie die Wasserfälle im tropischen Regenwald und intensiv, wie die gewalttätigen Hurrikane über dem Karibischen Meer kreisten. Ich musste mich selbst über meine Metapher fremd schämen, die Ich so schön in meinem Kopf zusammengearbeitet hatte.
Dunkelbraune Augen trafen auf meine, als der junger Koreaner seinen Kopf anhob und mich ebenfalls anschaute. Er verzog seine rötlichen Lippen zu einem herzvollen Lächeln. Wir saßen uns gegenüber dem weißend Couchtisch. Tae-Hyung hatte spontan entschieden verschiedene Nagellack am Vormittag zu kaufen und mir vor fünf Minuten angeboten meine Nägel zu verzieren.
»Woher kam dir überhaupt diese Idee meine Nägel zu lackieren?« fragte ich den hellbraunhaarigen Mann, nachdem wir uns in Stille einfach angelächelt hatten.
»Eigentlich hat ARMY mir angeboten, meine eigenen Nägel zu lackieren, da es angeblich zu mir passen würde, weshalb ich neugierig wurde. So habe ich Nagellack gekauft und zudem noch letztendlich mehrere Farben mitgenommen, da ich das mit dir experimentieren möchte.«
»Ich fühle mich geehrt«, sagte ich grinsend, woraufhin V's Lächeln größer wurde. Wie niedlich! Er wendete seinen Blick auf den hellblauen Behälter, bevor er den schmalen Pinsel in dem Lack eintauchte und anschließend auf meinen Nagel am Zeigefinger auftrug.
»Dafür, dass du das zum ersten Mal machst, bist du aber schon fast ein Profi,« kommentierte ich, nachdem er als nächstes meinen Mittelfinger mit der orangenen Farbe auch schon lackiert hatte. »Bist du dir sicher, dass du das zum ersten Mal machst?«
»Ich bin eben hoch begabt« sagte V. Kurz daraufhin bekleckerte er mit dem Orange meine Finger, was mich zum Kichern brachte und dem BTS Mitglied ein entnervtes Stöhnen entlockte.
»Doch nicht so talentiert, was?« meinte ich grinsend, woraufhin mein Gegenüber einen Schmollmund machte.
»Das ist doch nur, weil du mich abgelenkt hast«, erwiderte er.
»Jetzt fühle ich mich aber außergewöhnlich, weil ich den ein und einzigen Kim Tae-Hyung aus BTS ablenken konnte«, neckte ich den Sänger. Dieser nahm bloß einen Taschentuch, den er zum Notfall neben sich gelegt hatte und wischte die Farbe von meiner Haut.
»Du bist auch außergewöhnlich, ohne dass du meine Konzentration störst«, sagte er dann auf einmal. Als seine dunkelbraunen Augen auf meine getroffen hatten, setzte mein Herz fast einen Schlag aus. Diese zuckersüßen Worte, die seine rötlichen Lippen verlassen hatte, ließen mich alles andere um uns vergessen. Ich fühlte mich wie in diesen Momenten, in denen ich vor meinem Laptop gesessen und die Videos von BTS geschaut hatte. Ihre intensiven Blicke, die sie immer wieder in die Kamera lenkten, nachdem sie etwas skandalös süßes gesagt hatten. Gott, es konnte nicht normal sein, dass sie immer noch so einen starken Einfluss auf meines weiblichen Seins hatten.
Wie denn auch nicht? Ich war weiterhin ARMY und damit so gut wie den Jungs verfallen. Nun, das war zumindest eine Seite von mir. Dann gab es noch die alltägliche, die rebellische, die es durchaus lustig fand mich in Situationen wiederzufinden, die ich so gut wie immer ich Nachhinein bereute. Es war fast schon ein wenig gruselig.
»Was macht ihr denn so früh am Morgen?« fragte Jimin, der die Treppe runter gejoggt kam und eine leere Tasse in seiner Hand hielt. Er war ein kurzzeitiger Teetrinker.
»Nägel lackieren«, antworteten wir gleichzeitig mit V und grinsten uns anschließend an und gaben uns einen High Five mit unserer freien Hand. Es war nicht einmal so früh. Zumindest erschien mir neun Uhr nicht so früh, wenn ich ausschlief.
»Kann ich auch mitmachen?« Der rosahaariger Koreaner blieb kurz im Wohnzimmer stehen und schaute uns interessiert an.
»Klar! Hock dich zu uns!« bot ich dem Sänger gleich an, der daraufhin lächelte und zu uns eilte. Die Tasse legte er auf dem Parkett und nahm neben mir Platz.
»Lass uns danach Lari schminken! Ich wollte sie sowieso schon mal etwas mehr aufgepeppt sehen«, riet Ji-Min seinem Kumpel. Dieser war gleich einverstanden.
»Also ich bin dabei! Hast du irgendein elegantes Kleid dabei? Falls nicht, können wir ihr ja unsere Kleidung geben. Ich wette das würde ihr auch gut stehen«, meinte V.
»Wir könnten ihre Haare ebenfalls hochstecken oder ihr einen coolen Cape geben! Ich habs! Lass uns ihr einen Kpop Star Aussehen geben!« verkündete Jimin.
»Ja! Pass auf Lari, deine Oppas zeigen dir jetzt die Welt des Swags!« verkündete ein stolzer Tae.
Was? Na das klang irgendwie cool, aber gleichzeitig war ich mir nicht so sicher, was ich von ihrer verrückten Idee halten sollte. Aber ein Versuch war es wert, oder? Es war nicht jeden Tag, dass man Modetips von BTS bekam. Vor allem von diesen zwei Sängern, die sowieso immer so einen angenehmen Kleidungsstil besaßen.
»Okay, ich bin dabei!«
Beide Koreaner jubelten daraufhin und planten schon aufgeregt welches Outfit sie für mich zusammenlegen würden.
Na wenn das mal gut wird.
Nachdem V all meine Nägel mit verschiedenen Neon Farben lackiert und auch seine eigenen schwarz und Jimins pink gefärbt hatte, machten wir uns als nächstes im Badezimmer breit, wobei mir der rosahaarige Mann vergeblich versuchte Make-Up aufzutragen. Er wechselte sich manchmal mit Tae-Hyung ab, damit dieser seine Fehler wieder begleichen konnte und auch versuchte das Beste aus seiner eigenen Fähigkeit zu machen. Um ehrlich zu sein war das nun auch nicht so krass, da mir nur so gut wie nur Foundation, etwas Blusch und ein wenig Lidschatten an dem Winkel meiner Auge aufgetragen wurde. Der einfache Look wurde zuletzt mit der rötlichen Tönung meiner schmalen Lippen abgerundet. Die beiden Sänger atmeten hörbar laut aus und übertrieben damit, dass sie den nicht vorhandenen Schweiß von ihrer Stirn mit ihren Handrücken abwuschen. Ich rollte meine Augen aufgrund ihres Verhaltens, doch musste sehr überrascht feststellen, wie hübsch ich letztendlich im Spiegel aussah, sowie auch ohne Make-Up, aber es war interessant meine Sommersprossen nicht mehr wirklich erkennen zu können und auch meine Augen hatten eine etwas lieblichere Erscheinung. Die beiden BTS Mitglieder hatten das mit dem Make-Up durchaus besser hingekriegt als ich es jemals gekonnt hätte.
»Jetzt brauchen wir nur noch die Kleidung und Schmuck. Ji-Min hol deine ARMY Kette und Armband. Ich übernehme die Kleidung und meine Armbanduhr. Wir treffen uns dann in Laris Zimmer«, dann überlegte Tae einen Moment, bis er seine Augen auf mich richtete. »Und du, zieh am liebsten ein schwarzes Top an. Wir kommen gleich!
Dann düsten sie schon los, weshalb ich mich auch gemütlich auf meinen Weg in mein Schlafzimmer machte. Doch noch bevor ich das Badezimmer verlassen hatte, schaute ich mich ein letztes Mal im Spiegel an. Hach, so eine Schönheit!
Höflicher Weise hatte V mein Schlafzimmer nicht betreten, sondern seine Kleidung im Türspalt vorgehalten, damit ich sie dankend entgegennehmen konnte und anschließend anprobierte. Nachdem mir seine schwarze Hose zu eng war, — ich war etwas stärker an den Schenkeln gebaut — zog ich mir meine eigene, anschmiegende schwarze Jeans an und legte den Saint Laurent Gürtel von V's Hose um meine eigene. Anschließend zog ich über mein schwarzes Trikot den mit angenehm farblichen Blüten geschmückten schwarzen Hemd und knöpfte dies in der Mitte zusammen. Es hatte fast schon einen Boyfriend Look, da die Ärmel sehbar länger waren als meine Arme.
Dann machte ich die Tür von meinem Schlafzimmer auf und zeigte meine Aussehen in ernsten, aber doch übertriebenen Pose.
»Und?« fragte ich sie grinsend, nachdem sie mich bloß in Ruhe und mit kritischer Miene dabei beobachteten, wie ich mich motiviert drehte und immer wieder gegen die Türspalt lehnte.
V hatte seine Finger an seine Lippen gelegt und hatte bis zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich seine Gedanken zu meinem Aussehen geformt. Dann schnippte er auf einmal und begann zu reden.
»Den Hemd musst du in den Hosenbund stecken,« ordnete er als erstes an. Seine dunkelbraunen Augen wanderten zu meiner Hose, während ich ihm gleich gehorchte und den Hemd so richtete, wie er wollte. »Hat dir meine Hose nicht gepasst? Soll ich dir vielleicht eine andere geben?«
»Ich glaube der Schnitt deiner Hosen ist generell nicht für meine Körperform gedacht. Meine Hose passt aber auch, oder?« Ich drehte mich noch einmal, nachdem ich den Hemd in meinem Hosenbund gesteckt hatte, so wie der Braunhaarige es sich gewünscht hatte.
»Ich finde das passt. Sie braucht nur noch eine Kappe und die Accessoires«, meinte Jimin und kam dementsprechend auf mich zu. Er hob meine Hand zu sich, um mir seinen ARMY Armband um den Handgelenk zu befestigen. Dann legte er mir auch die passende Kette um, wobei ich zwei Knöpfe an dem Hemd aufmachte, damit sie sichtbarer war. Zuletzt legte mir Jimin auch noch die teure Armbanduhr von V um meinen anderen Handgelenk und zog mir auch meine Kappe auf, wobei ich all meine blonden Haare darunter verborg.
»Perfekt«, hauchte V, woraufhin Jimin einverstanden nickte und mich anlächelte, als er ein paar Schritte nach hinten machte, um mich im Allgemeinen zu sehen. Mein Herz blühte auf, was man klar an dem breiten Lächeln erkennen musste, welches mein Gesicht verzierte. Und das nicht nur, weil sie mich mit Komplimenten beschenkt hatten, sondern weil sie mir wirklich vergeben hatten. Ich merkte es, ich spürte es, diese Wärme, die ich so vermisst hatte, beruhigte meine Seele auf einer tiefen Ebene, die niemand anderes als BTS erreichen konnte.
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»Du bist heute irgendwie anders«, merkte Jung-Min an, nachdem wir uns in einem Café an einem Tisch an der Fensterreihe hingesetzt hatten. Seine dunkelbraunen Augen starrten nachdenklich in meine Richtung.
»Ich trage heute ja auch seit sehr langer Zeit wieder Make-Up« merkte ich vielleicht etwas zu stolz an und grinste.
»Wieso das denn? Du bist doch hübsch auch ohne dem ganzen Kram«, entkam es ihm sogleich.
Seine Worte hatte ich zuerst als einen Kompliment aufgenommen, doch dann wurde mir die Zweideutigkeit seiner Ansprache deutlich. Vielleicht war das auch nicht von ihm beabsichtigt gewesen, aber ich konnte nicht anders als sein Gesagtes zu hinterfragen.
»Ich finde Schminke befördert eher die Kreativität und Fantasie der Menschen! Klar man verändert ein wenig sein Gesicht und hebt Gesichtsmerkmale besser hervor, die einem besonders gefallen, aber generell dient das doch dem Spaß, oder nicht?« Ich hielt kurz inne, nur um Jung-Mins einverständnislosen Mimik zu erkennen. Das überraschte mich, denn normalerweise hatte er mir bei meiner Meinung immer zugestimmt.
»Findest du, ja? Ich habe eher den Eindruck, dass man sich hinter dieser Fassade verstecken möchte, um unnötig der Gesellschaftsnorm zu folgen und in die Masse einzublenden,« erwiderte er betrübt.
»Verallgemeinern darfst du trotzdem nicht. Es gibt einige Mädchen und Jungs, die das für ihr eigenes Gefallen machen und sich nicht für die Meinung anderer interessieren«, diskutierte ich.
»Zu wenige, wenn du mich fragst.«
Unsere Meinungsverschiedenheit zeigte sich deutlich auf seinen Gesichtszügen aus. Er blickte etwas drein auf den Menü, den er am Tisch umblätterte. Als würde er sich krampfhaft davon abhalten wollen weitere Argumente in meine Richtung zu rollen.
»Ist irgendetwas vorgefallen?« fragte ich ihn vorsichtig. Ich wollte unbedingt vermeiden Jung-Min zu sehr in seiner Person zu bedrängen. Er war eben nicht der Typ, der oft negative Aussagen traf.
Durfte ich das überhaupt behaupten, wenn ich ihn erst seit zwei Wochen kannte? Der einzige Fakt an dem ich mich klammern konnte war sein breites Lächeln und dieses angenehme und tolerante Verhaltensweise, die er mir gegenüber bisher gezeigt hatte.
»Nein,« murrte er, worauf ein lautes Seufzen folgte. »Ich habe die Nacht einfach nicht so gut geschlafen.«
Er massierte seine Schläfe mit zwei Fingern und verzog schmerzhaft sein Gesicht. Eine nette Kellnerin nahm unsere Bestellungen auf, wobei ich mir einen Schokoladenkuchen und Cola bestellte. Jung-Min blieb bloß bei einem Glas Wasser mit einer Scheibe Zitrone, an dem er immer wieder nippte während ich mich über wahllose Themen äußerte und ihn immer wieder freundlich zu seiner Beteiligung aufforderte. Der Junge lachte manchmal, doch sein schönes Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augenwinkeln. Er strengte sich an sich nichts anmerken zu lassen, aber ich fühlte diese Mauer, die er vor sich aufgebaut hatte, er distanzierte sich.
Ich konnte ihm dafür keineswegs böse sein, da er wahrscheinlich mit Problemen zu kämpfen hatte. Es war sein gutes Recht mit mir darüber nicht sprechen zu wollen. Ich wollte ihn auch nicht dazu zwingen. Ich hoffte bloß inständig, dass ich ihm vielleicht auch in meiner humorvollen Erzählungen und Witze beistehen konnte, auch wenn wir nicht über seine Gedanken sprachen und er nicht mehr diese Reaktionen aufzeigte, die aber noch vor einem Tag in ihm vorhanden waren. Ob ich mich wohl ähnlich verhalten hatte, als ich mich von BTS abgekapselt hatte?
Der Abschied hinterließ kein gutes Gefühl in mir. Seine kalte Hand berührte zwar wie jedes Mal meine und drückte leicht zu, doch als er losließ, hatte ich plötzlich Angst ihn zu verlieren. Irgendetwas stimmte nicht.
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"Deswegen habe ich überlegt, dass ich ihn vielleicht doch konfrontiere und ihm bekannt gebe, dass er mir alles erzählen und anvertrauen kann und ich stets auf seiner Seite bin und versuchen möchte ihm seelisch auszuhelfen«, beendete ich meine Erzählung und stibitzte mir anschließend einen kleinen roten Bonbon aus der bunten Schüssel, den RM auf seinem Schreibtisch abgestellt hatte und öffnete die Packung. Sie schmeckte nach Erdbeeren. Der Leader saß einfach auf seinem Drehstuhl und blickte mir etwas unschlüssig entgegen. Er öffnete seinen Mund um etwas zu erwidern, doch schloss ihn dann wieder, nur um sie wieder aufzumachen und doch noch irgendetwas auf meine Beschwerden zu antworten. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, da seine Reaktion doch schon sehr amüsant war. Obgleich, dass die Situation schon eher ernster war.
»Ich denke am besten du gehst mit deinen Liebesproblemen zu deiner Freundin Eun-Young. Ich möchte vermeiden irgendeinen Einfluss auf dich und diese Situation auszuüben, aber ich kann deine Bedenken gerne in einem Lied verwandeln, falls dich das aufmuntert«, sagte Nam-Joon humorvoll.
Mit so einer Aussage hatte ich am wenigsten gerechnet, was auch mein Gegenüber an meinen geweiteten Augen und hochgehobenen Augenbrauen bemerken musste.
»Ein Lied? Das klingt schon mal vernünftig. Beratungen werden heutzutage sowieso unnötig überbewertet. Deine Art mit meinen Liebesproblemen umzugehen, gefällt mir deutlich mehr«, witzelte ich. Daraufhin erklang RM's wunderschönes Lachen, das meine Seele und den Raum einhüllte und mir ein Teil meiner Sorge nahm.
»So machen das Sänger zumindest. Wir können unsere Gefühle am besten auf Papier und anschließend in instrumentale Weisen verfassen«, erklärte er grinsend. »Komm! Nimm den Stuhl von V und setz dich neben mich, ich kann dir einen kleinen Einblick in einem Lied zu unserem neuen Album geben. Vielleicht inspiriert dich das dazu selbst deine Gefühle zu erfassen und das deinem Geliebten auszuschütten. Du kannst dich auf jeden Fall viel besser verbal ausdrücken als ich.«
»Das stimmt doch gar nicht. Du kannst doch auch super reden«, widersprach ich dem Koreaner, der mich daraufhin nur anlächelte und seine Hand neben sich auf und ab bewegte, als würde er auf den Platz eines unsichtbaren Stuhles klopfen, um mir zu deuten, dass ich mich setzen sollte.
Ich ließ es mir nicht zweimal sagen. Na gut, eigentlich schon, aber ein drittes Mal auf keinen Fall!
Also borgte ich V's Drehstuhl, der vor dem anderen Schreibtisch gestellt war und setzte ihn sogleich neben Nam-Joon ab. Der Rapper hatte bis dahin seine großen Kopfhörer an dem PC angeschlossen und legte mir die Elektronik gleich an nachdem ich Platz genommen hatte, sodass die zwei Polstern meine Ohren umfassten und ich die Außenwelt nicht mehr ganz hörte. Mein Herz hüpfte auf und ab vor Freude und ich wippte mit dem bequemen Drehstuhl von rechts nach links während ich den Rapper dabei beobachtete, wie er irgendwelche Daten auf dem Bildschirm mit seiner Maus anklickte.
»Das ist ein sehr frisches Demo«, klärte mich RM auf kurz bevor die Musik startete und meine Ohren in wohligen und ruhigen Tönen tauchten. Ich schloss meine Augen, hielt mich mit beiden Händen an dem Griff des Stuhls fest und lauschte bloß der bezaubernden Melodie.
RM's Stimm benebelte all meine Sinne, wie er der Melodie mit seinem angenehmen und hauchenden Gesang folgte. Einzigartige Metapher, zauberhafte Vergleiche, weiche Wünsche auf seiner Zunge — das war RM's Komposition. Es gab keine Zweifel. Nicht nur, weil er dieses Demo aufgenommen hatte und seine eigene Stimme dazu verwendet hatte. Seine Art seine Gedanken umzusetzen und in fließenden Sätzen zu flicken, war einmalig. Niemand anderes konnte ihm jemals nachahmen, denn er verkörperte nur sich selbst und es war unmöglich noch so einen Menschen zu finden wie ihn. Und das Gleiche betraf auch die anderen BTS Mitglieder. Diese Wesen waren einzigartig, niemals ersetzbar in der Musikindustrie und in meinem Herzen.
Als das kurze Demo durch RM beendet wurde, da er wahrscheinlich nicht noch mehr über dem Lied verraten wollte, nahm ich gleich die Kopfhörer ab und schaute in die erwartungsvollen und reinen braunen Augen des Koreaners.
»Es ist perfekt«, entkam es mir automatisch, wobei er seinen Mund zu einem breiten Lächeln verzog und aufgrund meiner direkten Art gluckste.
»Perfekt ist etwas übertrieben, findest du nicht? Es ist noch weit entfernt davon als perfekt abgestempelt werden zu können«, meinte Nam-Joon etwas verlegen und legte eine Hand an seinem Nacken. Wie konnte ein Mensch so unwissend über seine eigene Macht sein?
»Egal ob es fertig ist oder nicht, ich fühle, dass es perfekt ist. Die Melodie, der Songtext und wie du sie singst, ich mag dieses Lied sehr. Ich habe das Gefühl daraus Kraft schöpfen zu können. Bleibst du der Sänger? Hast du dir überlegt dich etwas mehr in diesem Bereich auszuleben? Ich finde das wäre was ganz aufregendes für Army. Also für mich ist das gerade zumindest ziemlich spannend.«
Ein weiteres Lachen, eine Hand auf meinem Kopf und strahlende Augen, ich konnte nie genug davon haben ihm bei seinem Glück zuzusehen.
»Du findest also, ich soll dem Vocal Line beitreten? Ich bin mir nicht sicher, ob Chimchim erfreut wäre, wenn ich ihm seine hohen Töne klauen würde.«
Ich lachte.
»Dass du dir sogar zutraust Jimins Stimme zu übertreffen — das nenne ich mal Selbstbewusstsein«, witzelte ich.
»Also soll ich doch beim Rap bleiben?« fragte er amüsiert.
»Mach das worauf du Lust hast Oppa. Ich liebe es wenn du rapst und ich liebe es auch, wenn du singst. Du hast eine angenehme Stimme, du kannst dich in der Musik so ausleben wie du nur möchtest. Lass dich von nichts und niemanden aufhalten, tu das was du für richtig hältst. Du bist RM, egal was du kreierst, die Zuhörer werden alles lieben, was du ihnen durch deinen Talent schenkst.«
»Danke. Das ist wirklich süß von dir«, bedankte sich der Koreaner und strich mir durch meine blonden Haare. Seinen Ellenbogen hatte er auf dem Tisch gelehnt und seine Hand auf seine Handfläche gestützt. »Du bist süß.«
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Ich fragte mich, ob Probleme zu haben etwas normales bedeuteten. Musste man wirklich so oft gegen irgendein Verhältnis ankämpfen und immer wieder irgendeine Lösung für eine Situation finden? Konnten Menschen nicht ohne all dem Stress, Schmerz leben? Das Leben wurde viel komplexer gestaltet, als es eigentlich hätte sein sollen. So viel Leid könnte man entweichen, würde man bloß miteinander ehrlich kommunizieren und all die Gedanken von einem aussprechen. Und wenn man sich weigerte über die Sorgen zu reden, bedeutete das eher, dass man der gegenüber stehenden Person nicht vertrauen konnte? War ich nicht vertrauenswürdig in Jung-Mins Augen? War es das? War ich etwa der perfekte Partner zum Spaß haben, aber niemals fähig für tiergehende Gespräche? Wenn es so war, dann hatte diese Beziehung aber keinen Sinn. Konnte ich überhaupt erwarten, dass mein Freund sich mir seelisch öffnete, wenn wir uns nicht so lange kannten? Durfte ich überhaupt solche Ansprüche stellen? Man, ich war mir nicht sicher! Jung-Min war meine erste wirklich Beziehung, also war ich recht neu zu diesem Thema. Es gab nur eine Person auf diesem Planeten, der mir diese Frage ehrlich beantworten konnte.
Ich trocknete mich nach dem Duschen flüchtig mit einem Handtuch ab und zog mir meinen Schlafanzug an, bevor ich regelrecht aus dem Raum stürmte und bei der Tür am Ende des Flur stehen blieb. Ich klopfte nicht einmal, da mir klar war, dass der Koreaner sowieso nicht gestört werden wollte und öffnete sogleich die weißgestrichene Tür. Das schwarzhaarige BTS Mitglied stand mit einem entblößten Oberkörper inmitten des Raumes und blickte mit einem irritierten Gesichtsausdruck in meine Richtung.
»War ja klar, dass du es bist. Wirklich, du musst dir abgewöhnen so unhaltbar in den Privatsphären anderer einzubrechen«, belehrte mich der Rapper und zog sich seinen langärmligen schwarzen Oberteil an. »Sonst wirst du eines Tages Augenzeuge einer eher peinlichen und ziemlich intimen Szenerie. Das wäre von niemanden der Beteiligten ein Vorteil.«
Und ich dachte Yoon-Gi wäre konservativ was solche Themen anging. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass er jemals so etwas in der Art andeuten würde.
»Du kennst dich anscheinend mehr aus als ich was diese Sache angeht. Schließt man die Tür nicht ab, um sich nicht in so eine Situation zu reiten?«
Reiten. Wirklich? Oh Gott. Ich lenkte dieses Gespräch auch nicht unbedingt in eine jugendfreie Richtung.
Der Koreaner schnaubte verächtlich.
»Du hast wirklich immer die besten Ausreden, das muss man dir lassen«, sagte er und kam danach auf mich zu, um mich wahrscheinlich aus dem Zimmer zu schmeißen, doch stattdessen nahm er die goldene Klinke in seine Hand und zog an der Tür, sodass ich einen freien Eintritt in sein Paradies hatte. Ich schenkte ihm einen fragwürdigen und ziemlich schockierten Blick. Dieses Verhalten war untypisch für den Rapper. Ich ließ mich jedoch nicht von seiner Merkwürdigkeit einschüchtern und betritt tatsächlich seinen Raum, um mich anschließend auf seinen Bett zu setzen und ihn dabei zu betrachten, wie er den Stuhl vor seinem Schreibtisch zu mir drehte. Er machte sich sogleich mit einem tiefen Seufzer auf dem Stuhl bequem und verschränkte seine Finger in seinem Schoß. Dunkle Augen blickten abwartend in meine blauen. Suga sagte kein Wort. Anscheinend gab er mir die Chance das Gespräch zu beginnen. Woran dieser plötzliche Stimmungswandel wohl lag?
Ich räusperte mich, schaute zuerst auf den Boden, der mit einem flauschigen cremefarbigen Teppich bedeckt war, nur um dann erneut in seinem entspannten Gesicht zu blicken. Ich durfte mir diese Chance auf keinen Fall versauen. Wenn Suga sich dazu bereit erklärte mit mir zu reden, dann musste ich auch meinen Mund aufbekommen und ihm meine Fragen stellen. Auch wenn ich mich ziemlich idiotisch dabei fühlte.
»Hast du das Gefühl, dass du mir vertrauen kannst?«
Ich hatte ihn überrascht, das konnte ich klar an seinem verwunderten Blick erkennen. Seine Augenbrauen hatte er angehoben und seinen Mund auch leicht aufgemacht, wobei er seine Unterlippe mit seiner Zunge befeuchtete. Dann setzte er zum Reden an.
»Wir wohnen unter einem Dach, erleben den Alltag zusammen und tauschen uns alle über unsere Erlebnisse aus. Falls das kein Vertrauen ist, weiß ich auch nicht.«
»Nein! Also ja, aber ich meine, würdest du zu mir kommen, wenn dich etwas tief verletzen würde, dich belasten würde?« Yoon-Gi war dabei etwas zu erwidern, aber ich kam ihm zuvor. »Nein! Also — ich weiß nicht. Es ist nicht so, dass ich dich hier damit auffordern und zwingen möchte über deine tiefsten und persönlichsten Gedanken zu erzählen. Ich meine das einfach generell. Du bist immerhin schon ein Erwachsener und ich auf jeden Fall noch ein Teenager, weswegen natürlich unsere Beziehung zueinander auch anders ist. Es würde mich einfach nur interessieren, ob du mich durch diese drei, fast schon vier Monate so nah zu dir verspürst, dass du dir überlegen könntest, mir auch über deine Sorgen zu erzählen, auch wenn du es letztendlich nicht tust.«
Machten meine Aussagen eigentlich irgendeinen Sinn? Das war viel zu komisch, diese ganzen Anforderungen, die ich an Suga stellte. Ich wollte mich auch nicht so direkt ausdrücken und eigentlich ging es mir ja auch um Jung-Min, da er ja derjenige war, dem es nicht gut ging. Und trotzdem testete ich meine Sorgen an einem BTS Mitglied aus. Grenzte das nicht an Unverschämtheit?
Der schwarzhaarige Mann erwiderte vorerst nichts, seine Haltung mir gegenüber immer noch offen, aber gleichzeitig auch ziemlich verwirrt.
»Tut mir leid. Ich habe gerade das ganze Gespräch in die falsche Richtung getrieben, was nicht meine Absicht gewesen ist. Lass uns einfach von vorne anfangen und über das von vorhin vergessen.« Ich holte tief Luft. »Denkst du, dass ich eine vertrauenswürdige Person bin Oppa?«
Er verzog seine rötlichen Lippen zu einem Grinsen, was er aber versuchte mit einer Hand zu bedecken, indem er vortäuschte als würde er gerade nachdenken, und dabei seine Gesichtsmuskulatur massieren. Ich lehnte mich vor und tat dies ebenso, bloß versteckte ich mein ganzes Gesicht aufgrund meines Talents alle Gespräche ins Peinliche zu überbrücken und zog eher eine von Reue geleitende Grimasse.
»Ich weiß nicht wer dich vom Gegenteil überzeugen wollte, aber du kannst das doch selbst nicht glauben. Du trägst BTS in deinem Schatten und passt auf uns auf, das muss doch genug Beweis sein, dass du fähig bist die Geheimnisse von anderen für dich zu bewahren.«
Hatte mir Yoon-Gi soeben tatsächlich einen Kompliment gegeben?
Ich nickte etwas abwesend, immer noch perplex aufgrund seiner guten Laune und dieser Freundlichkeit. Suga war ein guter Mensch, daran gab es nie etwas zu zweifeln. Er hatte eben seine eigene Art und war sehr direkt, manchmal vielleicht zu ehrlich. Er sprach seine Gedanken aus so wie er sie in seinem Kopf geformt hatte, unzensiert. Und ich liebte und respektierte ihn dafür. Aber trotzdem; etwas Gutes musste ihm widerfahren sein, dass er keinen doofen Kommentar dazu abgegeben hatte, über meine persönliche Unsicherheit. Denn keine Frage, er hätte mich so oder so angehört, versucht mich aufzumuntern, aber er hätte mich sowohl geneckt als auch sarkastische Bemerkung von sich gelassen, weil er eben so ein Typ war.
»Jetzt schau doch nicht so verwundert Lari. Du lässt mich wie ein Mistkerl dastehen, wenn du gedacht hast, dass ich deine guten Persönlichkeitsmerkmale nicht anerkennen würde.«
Ich machte eine ungläubige Grimasse, indem ich meine Augenbrauen fraglich anhob und meinen Mund zu einer Linie verzog.
»Okay, ich mache vielleicht hin und wieder Späße über deine gute Persönlichkeit, aber meine Kritik äußere ich meist an deine Macken«, verteidigte er sich sogleich.
»Natürlich tust du das«, erwiderte ich immer noch nicht ganz überzeugt.
Dann Stille. Er seufzte.
»Dieses ausgesprochen einseitiges Gespräch am Anfang, was du eigentlich vergessen möchtest, dazu will ich mich trotzdem äußern. Ich habe nämlich das Gefühl mich auf dich verlassen zu können, so wie du es auch tust. Aber weißt du, manchmal müssen wir versuchen mit unseren Problemen selbst klar zu werden, damit wir uns dann wirklich trauen können, andere Menschen in unsere Schmerzen und Sorgen einzubeziehen«, erklärte Suga, seine Augen waren auf den Boden gerichtet und seine Finger wieder in seinem Schoß verschränkt. »Ich habe seit Längerem darüber nachgedacht, dass ich dir in letzter Zeit nicht unbedingt fair gegenüber getreten bin. Ich habe schlimme Anschuldigungen und Anforderungen an dich gestellt ohne Rücksicht auf deine Gefühle zu nehmen. Armys, die Lovers haben sind Verräter — ich glaube es kam viel ernster rüber, als ich es bedacht habe. Eigentlich bin ich dir ja nicht böse gewesen, dass du mit einem Jungen zusammengekommen bist.«
»Ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass es nicht so gemeint war«, erwiderte ich mit einem Lächeln. »Ich habe mich wahrscheinlich auch nicht am besten verhalten, was diese Sache angeht.«
Seine Augen fixierten wieder einmal meine.
»Von uns beiden bin ich trotzdem der ältere; ein Erwachsener. Ich hätte mir nicht erlauben dürfen so ein kindisches und rücksichtsloses Verhalten aufzuzeigen«, erwiderte er etwas betrübt.
Ich nickte verständnisvoll, war mir aber nicht ganz sicher, was ich erwidern könnte.
»Es gibt da diese eine Frau, sie ist ziemlich...schwierig«, begann Suga an zu erzählen ohne abzuwarten, dass ich tatsächlich anfange zu reden. Seine Hände legte er an die Stuhllehne.
Eine Frau? Schwierig?
»Natürlich will ich sie nicht als Ausrede benutzen, denn sie zwang mich natürlich nicht dazu dich so zu behandeln wie ich es getan habe, aber ich denke, dass unsere komplexe Situation sehr viel Druck auf mir ausgelöst hat. An dem Abend, an dem du ausgegangen bist und betrunken nach hause gekommen bist, ich glaube das war einfach der letzte Tropfen, — der kleinste und unbedeutendste Tropfen überhaupt — der den Fass in mir zum Überlaufen gebracht hat. Und ausgerechnet du, die damit nichts zu tun hatte, niemals etwas gemacht hat, ausgerechnet dich musste ich für meine eigenen Schwächen und Ängsten bestrafen. Du warst und bist kein Verräter. Ich weiß nicht warum ich dir so schreckliche Sachen gesagt habe. Es ist unachtsam und egoistisch von mir gewesen. Ich hoffe du kannst mir dafür verzeihen.«
»Ich verzeihe dir«, antwortete ich sofort und schaute ihn besorgt an.
Ich hatte es nie gegen ihm halten wollen. Sein Verhalten, seine Worte — sie waren berechtigt. Ich hatte sie nie als unfair oder schlimm aufgefasst. Klar hatte er mich vielleicht ein wenig verletzt, aber war ich nicht diejenige, die den Krieg begonnen hatte?
»Das wäre doch langweilig würden Menschen sich immer verstehen und in jeder Sache die gleiche Meinung teilen, findest du nicht? Es ist in Ordnung auch mal nach den eigenen Gefühlen zu handeln, auf die eigene Bedürfnisse zu achten. Es tut mir aber leid zu hören, dass du in eine schwierige Situation mit dieser Frau geraten bist. Ich hoffe ihr könnt sie zusammen lösen.«
Yoon-Gi seufzte ein erneutes Mal, seine Augen frei von allen Emotionen. Er war nicht traurig, nicht irritiert, nicht einmal bedrückt — er schien mehr befreit als überhaupt. Ich hatte es bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal wahrgenommen, dass seine Augen bis zu diesem Tag eher betrübt gewesen waren als glücklich.
»Ich hoffe du kannst es auch lösen, die Situation zwischen dir und deinem Freund.«
Das überraschte mich. Es war schon fast gruselig, wie er immer erraten konnte, was Sache war. Yoon-Gi hatte ein Feingefühl was Menschen anging. Er konnte mich und meine Absichten so leicht durchschauen. Oder war ich generell eine Person, die ihre Emotionen deutlich aufzeigte ohne es selbst zu merken?
»Danke«, sagte ich dann nur etwas perplex.
Unser intime und tiefes Gespräch wurde durch Jin unterbrochen, der ohne zu klopfen in das Zimmer stürmte, das Badetuch um seine Taille gebunden. Er machte große Augen und gab ein schockiertes Laut von sich, als er mich auf der Matratze erblickte und versuchte seinen etwas feuchten Oberkörper mit beiden Händen zu verdecken.
Mal ehrlich, so oft wie ich Jimin schon halbnackt gesehen hatte, war ich schon recht immun was solche Situationen anbetraf. Und trotzdem konnte ich mich nicht davon abhalten die leuchtenden Wassertropfen zu beobachten, wie sie sanft über die breiten Schultern von Jin liefen.
»Hast du etwa deine Schlafklamotten vergessen?« fragte Suga seinen Älteren und grinste mich wissend an, als ich kurz zu ihm blickte, um mein Starren nicht allzu deutlich zu machen. Natürlich ist dem Schwarzhaarigen nicht entgangen, wie ich vorhin den halbnackten Sänger interessiert betrachtet hatte. Ich betete, dass er keinen doofen Kommentar über meine unverschämtes Gaffen machen würde.
»Man! Ich dachte du hättest dich schon zum Schlafen gelegt Lari!« beschwerte sich der Älteste und ging eilte währenddessen zu seinem Schrank, wobei er sich seine Pyjamas unter den Achseln nahm und genau so mit seinen Armen verdeckt versuchte den Raum zu verlassen. Zumindest hatte der ältere Koreaner nichts von meinem Fangirl-Verhalten bemerkt.
»Heißt das ihr läuft im Haus nackt herum während ich schlafe? Solche Details könnt ihr mir doch nicht verwehren! Was ist wenn ich mal nachts auf Klo muss oder in die Küche zum nächtlichen Naschen gehe!«
»Genau deshalb! Du würdest absichtlich rauskommen du Bengel!« spielte sogar Seok-Jin bei meinem Witz mit, bevor er dann die Tür hinter sich schloss und wahrscheinlich zurück in das Badezimmer rannte.
»Jin ist schon so ein Wesen für sich. Er bringt sich selbst in peinliche Situationen, die man so einfach ausweichen könnte«, kommentierte Suga und grinste mich dabei an. Ich konnte mir ein kurzes Glucksen meinerseits nicht unterdrücken, wobei auch der Koreaner sein niedliches Lächeln zeigte.
Wir unterhielten uns noch eine Weile über andere komischen Szenerien, in der der Sänger geraten war, bis der Genannte den Raum wieder einmal betrat und ohne irgendeine Anmerkung von vorhin zu machen, sich nachdem er mein Kopf gestreichelt hatte, in seinem Bett legte. Da ich nicht weiter stören wollte, verabschiedete ich mich dann letztendlich vom Rapper und wünschte Seok-Jin ebenfalls eine gute Nacht.
Dann machte mich auch zum Schlafen bereit. Diese Nacht verbrachte ich ein erneutes Mal alleine auf meiner Matratze, wobei meine Gedanken immer wieder zu Yoon-Gi und der unbekannten Frau schweiften und ich mir irgendwelche wirren Vorstellungen in meinem Kopf ausmalte. Über Jung-Mins komisches Verhalten am Vormittag hatte ich bis zum nächsten Morgen regelrecht vergessen.
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Ferne Augen, rötliche Backen, ein breites Lächeln auf den Lippen und das Handy in der Hand — Eun-Young war verknallt. Ich versuchte unauffällig einen Blick auf ihrem Display zu werfen, doch sie hatte das kleine Gerät genau dann in ihre Jackentasche gesteckt und blickte mit einem befreienden Seufzen an das andere Ende des Pausenhofs.
»Was ist dir widerfahren? So erkennt man dich doch gar nicht wieder«, merkte ich etwas verwundert an.
»Ach weißt du, das Leben ist einfach so schön«, antwortete meine Freundin und strich ihr schwarzes Haar hinter einem Ohr. Um ihren Handgelenk war eine neue BTS Kette zu sehen und auch auf ihren Nägeln konnte man die Symbole der Boyband erkennen.
»Ah ja«, erwiderte ich bloß und schaute in dieselbe Richtung, in der sie ihre Augen aufmerksam heftete. Meine Sicht war einerseits mit dem Sportplatz gefüllt, auf dem verschiedene junge Mädchen Basketball spielten und einer Standuhr, die auf dem roten Betonboden stand.
»Glaubst du, dass er mich sehen wird?« fragte mich Eun-Young auf einmal.
»Meinst du Chang-Woo? Wieso? Kommt er auch in den Pausenhof? Ich dachte die Jungs hätten heute die letzten Stunden Entfall.«
Sie schlug mir leicht gegen die Schulter, wobei ich gespielt nörgelte. »Aua! Was soll das denn?«
»Weißt du mein Leben dreht sich nicht um diesen Jungen so wie deines um Jung-Min!« belehrte sie mich gleich. »Obwohl Oppa schon sehr freundlich und respektvoll ist«, fügte sie flüchtig hinzu. »Mein Herz jedoch«, begann sie zu erzählen und legte ihre Hand auf ihre Brust. »gehört nur Jimin.«
Aha! Sie nannte Chang-Woo bereits Oppa.
»Also soll Jimin dich sehen?« fragte ich sie.
Sie machte einen genervten Gesichtsausdruck.
»Okay, klar, ich verstehe. Du bist mit Jimin im tagtäglichen Kontakt, deswegen kannst du meine Gefühle nicht ganz nachvollziehen, denn er weiß ja über deine Existenz — sogar über viel viel mehr als das. Ich möchte aber auch von ihm gesehen werden, auch wenn nur für einen kurzen Augenblick, hoffe ich, dass er in meine Richtung schauen wird. Auch, wenn ich eins mit der Masse im Saal sein werde.«
»Saal?« fragte ich verwirrt nach, bis mir dann endlich einfiel. »Verdammt! Stimmt! Heute Abend ist ja das Konzert!«
Sie musterte mich abfällig.
»Unglaublich. Siehst du! Genau das ist das Problem. Du bist viel zu sehr mit deinem Freund beschäftigt und vergisst dabei unsere Göttlichen! Denk doch einmal an ihre Gefühle!« belehrte mich sogleich die Koreanerin.
Mehr als Mensch, war ich gerade kein guter Army, wirklich nicht.
»Du hast recht«, gab ich also nur zu um keinen großen Konflikt mit der BTS Fanatikerin anzufangen. Obwohl, an ihrer Stelle würde ich höchstwahrscheinlich auch wütend sein. Vielleicht verhielt ich mich tatsächlich nicht so wie man sollte, wenn man mit den Jungs zusammenlebte. Sie würde wahrscheinlich viel dankbarer und freundlicher sein, ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf die Band richten. Hieß es, dass ich diese Chance mit diesen speziellen Menschen abzuhängen einfach nicht genug schätzte?
»Vielleicht ist es genau deswegen, dass sie dich so sehr mögen«, meinte sie dann. »Du spielst ihnen gar nichts vor, lebst dein Leben so wie du es leben möchtest und behandelst sie wie Menschen.« Sie seufzte. Plötzlich hob sie ihre Hand zu meinem Gesicht und zeigte mir ihrem Zeigefinger auf mich. »Aber du sollst dich wirklich mehr auf sie konzentrieren.« Dann sprang sie auf, erneut motiviert und gut gelaunt und machte sogar ein paar Freudehüpfer, während sie den Kiesweg entlang zum Schuleingang tanzte. Ich schüttelte bloß meinen Kopf und folgte meiner chaotischen Freundin mit langsamen Schritten.
Jung-Min hatte nicht vor der Schule auf mich gewartet so wie er es davor immer getan hatte. Zudem hatte ich ihn auch im Schulgebäude nicht entdecken können und auch Chang-Woo sind wir bloß flüchtig begegnet. Ich wollte den kurzen Kontakt zwischen ihm und Eun-Young nicht unbedingt mit meiner Fragereien stören, weshalb ich das ganze Thema dabei belassen hatte. Nicht einmal auf meine Nachrichten hatte mein Freund geantwortet und auch nicht abgehoben, als ich angerufen hatte. Um ehrlich zu sein war ich kein Mensch dafür andere in solchen Situationen zu belästigen, aber durch Eun-Young hatte ich früh genug erfahren, dass in Korea sehr wichtig war durch telefonische Aktivitäten dem anderen zu zeigen, dass man stets interessiert war. Ich war noch kein Profi und vergaß vielleicht manchmal auf mein Handy zu schauen, aber ich gab mein Bestes. Und nun wurde ich eiskalt ignoriert.
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Nach der Schule begleitete ich Eun-Young nur bis zum Tor, da mir Jungkook eine geheimnisvolles Nachricht hinterlassen hatte, dass er mich abholen kommen würde und schickte mir den Straßennamen, wo er parken würde. Ich wünschte meiner Freundin viel Spaß auf dem Konzert und hoffte für sie aus ganzem Herzen, dass Jimin sie erblicken würde. Anschließend schlenderte ich den Gehweg summend entlang und hielt nach dem schwarzen Auto Ausschau, mit dem Jungkook mich immer gefahren hatte. Dabei lief ich Chang-Woo über den Weg, der mit ein paar Jungs vor einem Gebäude stand und rauchte. Er hatte seine Uniform in eine Jeans und schwarzes Pullover umgetauscht, wobei auch seine Kumpel in Zivilkleidung waren. Ich wusste gar nicht, dass er rauchte und war für einen Moment ziemlich schockiert.
Als mich Eun-Youngs Verehrer bemerkt hatte, lächelte er mich an und hob seine Hand.
»Lari! Hi! Habt ihr gerade etwa Schule ausgehabt?« fragte er mich, weswegen die anderen Koreaner auch in meine Richtung blickten und mir zunickten.
»Ja, endlich! Wir haben uns gerade mit Eun-Young verabschiedet, sie ist in die andere Richtung gegangen.«
»Echt? Dann ist sie ja noch in der Nähe!« Chang-Woos dunkle Augen strahlten bei der Nennung meiner besten Freundin sofort auf. Er nahm die Zigarette aus seinem Mund und gab es dem einen Jungen neben sich, bevor er sich flüchtig von seinem Freundeskreis verabschiedete. Er blieb vor mir stehen und schaute mir ins Gesicht, ein unschlüssiger Blick in seinen dunklen Augen. Er schien mir etwas anvertrauen zu wollen, aber stattdessen klopfte er mir bloß auf die Schulter, während ein leichtes, fast schon ein bereuendes Lächeln seine Lippen umspielte.
»Egal was passiert, verlier nie den Boden unter deinen Füßen, ja?« Nach diesen Worten lief er in die entgegengesetzte Richtung, um Eun-Young einzufangen und sie mit lieblichen Worte zu verabschieden. Ich drehte mich um, um ihm fasziniert zuzuschauen, wie er den Gehweg entlang sprintete. Wenn das so weiterging, würde Jimin tatsächlich nicht mehr auf der ersten Stelle auf ihrer Liste prahlen, sondern unaufhaltbar von Chang-Woo ersetzt werden. Und ich konnte nicht anders als mich zu freuen. Gut für sie.
Aber seine verschlüsselten Worte konnte ich immer noch nicht ganz zuordnen. Ich soll den Boden unter meinen Füßen nicht verlieren? War das eine Andeutung auf Jung-Min? Natürlich würde sein bester Freund mehr von ihm wissen als ich. Die beiden redeten bestimmt miteinander, nur ich wurde von meinem festen Freund ignoriert.
Mein Herz rutschte mir fast in die Hosen, als ein Arm sich auf einmal um meine Schulterblätter legte und ich nach hinten gezogen wurde, wobei mein Rücken den warmen Körper eines anderen berührte.
»Wer war dieser Junge Süße? Sag mir nicht, dass er der Typ ist, mit dem du mich betrügst«, erklang eine wohlbekannte dunkle Stimme neben meinem Ohr, die einen ziemlich spitzen Ton erreichte. V hatte so ein Fable dafür in manchen Situationen zu schauspielern und einen Spaß daraus zu machen in verschiedenen typischen Charaktere zu schlüpfen. In diesem Falle spielte er den gefährlichen jungen Mann, der viel Geld besaß und ziemlich besitzergreifend und eifersüchtig gegenüber seiner festen Freundin tretet, die ihn eigentlich nicht liebt, sondern einen anderen. Ja, ich konnte mir da schöne Korean Drama Szenen ausmalen.
»Nein, er ist Eun-Youngs Verehrer«, sagte ich dem Sänger, der sogleich von mir abließ und seine Hände an beiden Seiten seiner Hüfte legte.
»Das will ich mal hoffen«, tadelte er und strich mir durch meine blonden Haare, als ich mich zu ihm gedreht hatte und ihn anlächelte.
»Ich dachte Kookie kommt mich abholen?«
»Ist das etwa Enttäuschung, das ich aus deiner Stimmlage höre?« neckte mich der ältere Koreaner, wobei ich meine Augen rollte und meinen Kopf leicht schüttelte. Jedoch konnte ich meine ernste Mimik nicht lange halten und grinste meinen Gegenüber an.
»Natürlich nicht! Du weißt, dass ich immer glücklich bin dich zu sehen.«
V gluckste. Der Sänger trug eine Mütze, unter die er seine Haare versteckte und eine dunkle Sonnenbrille, sowie eine Maske, die sein Gesicht verbargen und doch konnte ich mir bildlich vorstellen, wie seine Augen sich zusammenzogen und wie sich sein Mund formte, wenn er lachte.
»Ich bin auch glücklich dich zu sehen,« sagte er schließlich und legte seinen Arm um meine Schulter, um mich zum schwarzen Auto zu führen, was etwas weiter hinten geparkt hatte. Kookie saß vor dem Lenkrad und winkte uns lächelnd zu, als wir in seinem Blickfeld getreten waren. Ich nahm hinter ihm Platz, weshalb V sich umentschieden hatte und statt sich neben seinem Kumpel zu hocken, zu mir nach hinten setzte.
»Unfair!« rief Jungkook zu ihm und warf ein gespielt beleidigten Blick in den Rückspiegel.
»Tja! Selber Schuld! Du hast Lari am Freizeitpark auch ohne Vorwarnung von uns weggenommen!« erklärte Tae-Hyung grinsend. Anscheinend hatte er die Schändung dieses Tages nicht überwunden. »Jetzt will ich sie auch mal für mich haben«, fügte er flüsternd hinzu und zwinkerte mir sogleich zu. Ich lief unhaltbar rot an und bedeckte meine Backen sofort, um mein Tomatengesicht nicht unbedingt zu zeigen. Seok-Jin zwinkerte mir tagtäglich zu, aber wie sich diese Situation ergeben hatte und wie V sein Gesicht zu mir gedreht hatte, nur um dann ein Auge zu schließen, war einmalig. Dieser Junge war so charmant, es musste schon langsam verboten werden.
Der Sänger neben mir wühlte durch die schwarze Sporttasche, die zwischen und gelegt wurde nur um dann stolz eine Karte auszufischen. Jeong-Guk hatte bereits den Motor gestartet und fuhr die Hauptstraße entlang. Er hatte keinen Kommentar mehr abgegeben, bloß sein Gesicht geschüttelt und wie ich im Rückspiegel sehen konnte, ein amüsantes Lächeln auf den Lippen.
»Leg sie dir um. Damit kannst du Backstage ohne Hindernisse herumlaufen und uns dabei zuschauen, wie wir uns fertig machen«, erklärte mir V und reichte mir anschließend den Ausweis hin, den ich dankend annahm und um meinen Hals hängte.
»Fahren wir also zum Konzert hin?« fragte ich unnötig nach, was mir auch aufgefallen war, nachdem ich mich schon geäußert hatte.
»Was denkst du denn? Wir lassen dich doch nicht alleine Zuhause, während deine Lieblingsband eine atemberaubende Aufführung in der Hauptstadt macht!« bestätigte Jungkook hochdramatisch und schaute in den Rückspiegel, sodass sich unsere Blicke kreuzten.
V lehnte seinen Kopf zu mir meinem Ohr. Ich spürte seinen ruhigen Atem an meinet Haut, wobei sich die Härchen an meinem Nacken aufstellten. »Vergiss ja nicht meinen Namen zu schreien! Ich werde es hören, falls du's nicht tust!«
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Die Jungs hatten natürlich bereits einige Konzerte in Seoul gegeben, seitdem ich bei ihnen gewohnt hatte, aber das war tatsächlich das erste Mal, dass ich so frei im Backstage herumgehen durfte und das Aufpäppeln der Band beobachten, sowie die Performance hinter den Kulissen mitansehen durfte. Das Personal beäugte mich zuerst etwas misstrauisch, aber nachdem es die Dynamik zwischen mir und den Jungs mitbekommen hatte, war überhaupt keine Anspannung mehr zu spüren. Ich fühlte die Aufregung der Masse, die sich in der riesigen Halle zusammengetan hatte. Sie jubelten, sangen, riefen nach den Jungs. BTS hatte sich in eine Reihe gestellt und war mehr als bereit über die Türschwelle zu treten und seine schreienden Lieblinge zu begrüßen.
»Vergiss nicht meinen Namen zu rufen!« warnte mich Tae-Hyung, wobei sich auch J-Hope zum Gespräch gesellte.
»Ja genau! Schäm dich nicht von hinten uns zuzujubeln. Es ist eh schon allen klar, dass du ein großer Fan bist, wie fasziniert und aufgeregt du uns beim Fertigmachen zugeschaut hast.«
Ich lachte. »Ich könnte mich nie schämen, wenn es um BTS geht!«
»Merk dir die Worte, wenn ich das nächste Mal einen Flachwitz von mir gebe!« ordnete Seok-Jin an, wobei ich bloß meinen Kopf schüttelte. Und dann fiel mir etwas furchtbar Wichtiges ein.
»Jimin! Eun-Young steht in der dritten Reihe, sie hat ein heißes Plakat von dir, das sie hochhalten wird!«
»"Heiß" sagst du? Muss ich mir Sorgen machen?« stichelte der rosahaariger Sänger nach.
»Bei meiner Freundin muss sich jeder in Acht nehmen«, antwortete ich bloß und hob schnell meine Fäuste hoch, als der Konzertmanager von zehn runter zählte. »Fighting! Ihr werdet super sein!«
Damit joggten die sieben Jungs auf die Bühne. Die Lautstärke der Fans war noch weiter gestiegen und intensivierte sich nur noch weiter, als BTS sogleich die Choreografie von "Not Today" vorführte. Die zahlreichen Army Bombs leuchteten in verschiedenen Farben auf, kreiselten wie große Glühwürmchen in der Luft, wobei einige auch schon in Lichtstrahlen verschwammen, weil diese so stark geschüttelt wurden. Army sangen für ihre große Liebe, sprangen, tanzten und schrieen. Sie lebten für diesen kurzen Moment auf, die anderseits für sie die Ewigkeit bedeutete. Auch in mir wirkte dieselbe Magie, weshalb ich hinter dem Vorhang jubelte und laut ihre Namen schrie. Mein Körper vibrierte, wurde eins mit den wunderbaren Tönen der Musik, mit dem Gesang, mit all den einzelnen gerappten Zeilen. Das hatte ich vermisst! Höchstwahrscheinlich auch seelisch gebraucht. BTS räumte in meiner Seele auf, heilte mich mit den schönen Melodien. Ich war so glücklich zu wissen, dass obgleich ich mit meiner Lieblingsband zusammen wohnte, diese Magie niemals erloschen war. Mein Herz zog sich so wie jedes der Zuschauer genau so zusammen, als die Show irgendwann enden musste und die Jungs sich von ihren Lieblingen verabschiedeten. Verschwitzt und angestrengt, aber mit dem breitesten Lächeln der Welt, kamen die Jungs in die Umkleidekabine. Sie unterhielten sich aktiv, freuten sich aus ganzem Herzen über die positiv gelungene Vorführung und gaben sich gegenseitig Komplimente. Es war ein aufbauender Anblick, sie so erfüllt zu sehen. Und ich konnte sie bloß beobachten, immer noch erstarrt von der unglaublichen Vorführung.
»Na Lari? Wie fandest du uns?« hakte J-Hope nach, während er sein leuchtendes Gesicht mit einem Handtuch abtrocknete.
»Komm schon Hyung! Du siehst wohl, dass wir ihr die Sprache verschlagen haben!«, kam mir Tae-Hyung zur Rettung. Sein Hemd wurde nur noch von zwei Knöpfen gehalten, da er die anderen durch die Hitze aufmachen musste. Seine weiche, aber doch feste Haut kam unter der Haube zum Vorschein. »Du hast dich schön angestrengt, als du unsere Namen gekreischt hast. Wie hat es gelautet? "V du bist der Beste"?«
Seok-Jin drückte seinen Ellbogen leicht gegen Tae-Hyungs Brustkorb.
»Da hast du was missverstanden! Klang es nicht eher nach "Jin Oppa du bist der wunderschönste Mann auf der Erde"?« verbesserte der Älteste den zweitjüngsten Koreaner, der daraufhin verächtlich schnaubte, aber kurz darauf immerhin herzlich lachte.
»Ihr seid alle falsch! Es war auf jeden Fall "Jungkook ich will Kinder von dir"!«
Daraufhin wurde das jüngste BTS Mitglied gleich von seinen Hyungs ausgeschimpft.
Und ich stand immer noch da unter dem Zauber vom Konzert. Ich hatte zwar all die Aussagen der BTS Mitglieder realisiert, aber konnte keine richtige Reaktion aufweisen.
»Ihr seid unglaublich«, gab ich dann letztendlich von mir, als die Jungs immer noch Jeong-Guk belehrten, der jedoch wiederum lachte und die Situation, in der er sich befand, überhaupt nicht ernst nahm. Meine Lieblingsmenschen horchten bei dem Klang meiner Stimme auf und schauten mich erwartungsvoll an. »Hört ihr? Ihr seid das Beste, was in meiner Lebenszeit geschehen hätte können!«, verkündete ich ihnen.
Sie lächelten. Und ich lächelte. Und dann wurde aus den liebenden Blicken und warmen Herzen eine große Gruppenumarmung.
Nachdem wir uns eine lange Weile unsere Liebe ausdrückten, ging ich auf die Toilette und frischte mich am Waschbecken auf, indem ich mein Gesicht mit Wasser abwusch. Meine Wangen waren rot, meine Lippen zu einem unaufhaltsamen Lächeln verzogen und meine blauen Augen besaßen einen wohligen Ausdruck. Ich war glücklich. Wirklich, einfach nur glücklich. Es war gar nicht so schwer sich befreit zu fühlen, von all den Sorgen und Problemen weit entfernt zu sein. Ich ließ mich nicht einmal auf meine düsteren Gedanken ein und vergaß für den Tag die Existenz aller Menschen außer meine und der der sieben Göttlichen.
So trat ich aus der Toilette und wollte gerade den Flur entlang laufen, als ich aus meinem Augenwinkel, zwei Gestalten bemerkte, die sich in einer Abzweigung in den Arm nahmen. Ein zierliches Mädchen mit langen grünen Haaren wurde fest in die Arme eines schwarzhaarigen Jungen geschlossen. Ich wollte ihnen sogleich ihre Privatsphäre gewähren und mich schnell aus dem Staub machen, als ich jedoch das Outfit der einen Person unwillkürlich wiedererkannt hatte.
Es war Suga gewesen, der zu diesem Zeitpunkt ein Mädchen fest umarmte. Diese hatte ihre Hände jedoch nur leicht hinter seinem Rücken verschränkt.
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