3.Geisterbeschwörungen

Ich atmete hörbar aus, als die weiße Haustür hinter mir ins Schloss gefallen war.

Gleich war ich aus meinen weißen Sportschuhe geschlüpft, die ich anschließend ordentlich auf die Seite gestellt hatte und aus dem Vorraum zum Wohnzimmer trottete.

Die Schule war wieder einmal richtig anstrengend gewesen.

Meistens trugen die Lehrer die Schuld, aber diesmal war es Eun-Young, die das Bedürfnis hatte mich jede verdammte Minute daran zu erinnern, dass ich ihr Jimins Autogramm besorgen musste.

Und es stimmte wohl, dass ich manchmal etwas vergesslich war, aber wie zur Hölle könnte ich jemals ein Gefallen, welches an mich gerichtet wurde, verschlampen? Vor allem, da dieses meine Seele schon von erster Sekunde belastet hatte, da ich ganz genau wusste, dass das rosahaarige BTS Mitglied nicht nur so einfach einen schwarzen Filzstift zur Hand nehmen und in aller Ruhe auf dem Poster unterschreiben würde.

Wieso musste dieses verrückte Mädchen überhaupt ein Poster signieren lassen? Konnte sie mir nicht lieber ein Album oder etwas Allgemeineres geben? Wie zur Hölle würde ich es jemals schaffen, Ji-Min darum zu bitten auf einem Poster zu unterschreiben, auf dem nur er zu sehen war?

»Ah! Lari! Willkommen Zuhause!«

Ich wurde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen, als mir V zurief, der mit Jungkook zusammen im Wohnzimmer auf dem kuscheligen Teppich vor dem Fernseher saß und am Xbox spielte. Das jüngste BTS Mitglied winkte mir auch kurz zu, doch blickte sofort wieder zum Fernsehbildschirm.

»Hi«, begrüßte ich kurzzeitig die beiden Jungs.

Tae-Hyung zeigte mir sogleich sein allzu bekanntes breites Lächeln und signalisierte mir mich zu ihm zu setzen, indem er seine Hand auf den Boden neben sich klopfte. Ich nahm gleich daraufhin auf dem Teppich Platz, nachdem ich meine Schultasche abgenommen hatte.

Die zwei jüngsten BTS Mitglieder spielten wie gewohnt "Overwatch".

»Wie war dein Tag?«, fragte mich nun Jungkook, während er irgendwelche Figuren auf dem linken Hälfte des Bildschirms erschoss.

»So wie immer; anstrengend«, antwortete ich und lehnte meinen Kopf auf Tae-Hyungs Schulter, der daraufhin kurz durch meine Haare wühlte, jedoch sein Controller wieder kampfbereit in die Hand nahm und auch begann Feinde im Spiel anzugreifen.

»Es dauert sowieso nicht mehr lange bis es wieder Wochenende ist«, murmelte Jungkook, der wie hypnotisch auf dem Fernseher starrte.

Irgendwie war es schon gruselig, wie süchtig sie nach diesem Spiel sein konnten.

🍉

»Nein«, antwortete das älteste BTS Mitglied gleich auf meine vorhin gestellte Frage.

»Wieso nicht? Es ist doch nur eine Hausparty von einer Freundin von mir. Wir werden nichts illegales machen.« Außer das mit dem Alkohol. Ich vernahm diesen Fakt nicht wichtig genug, um in die Erwägung zu ziehen.

Ich versuchte ihn mit meinem Schmollen zu überzeugen, aber der Braunhaariger nahm bloß meine Nase zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und zog verspielt daran.

»Aigoo! Versuche es erst gar nicht, Lari. Auf solchen Hauspartys gibt es genug Illegales für so ein junges Mädchen wie dich«, fing er an mich zu belehren.

»Wenn es dich beruhigt, kann ich dir versprechen, dass ich nicht zu viel trinken werde«, meinte ich in einer nasalen Stimme, da er meine Nase immer noch zuhielt. Daraufhin musste er etwas kichern.

So verhielten sich also Erwachsene.

Dann befreite Jin endlich seine Finger von meiner Nase und wandte sich wieder dem Abwasch zu, während ich das Geschirr abtrocknete und auf deren Plätze brachte.

»Und nun gibst du sogar zu, dass du bei diesen illegalen Sachen mitmachen würdest«, sprach er eher zu sich selbst, als zu mir.

»Könntest du keine Ausnahme für meine Ehrlichkeit machen?« drückte ich ihm weiterhin auf die Pelle, woraufhin er aber wieder nur weitere Gründe ausdachte, um mich nicht gehen lassen zu müssen.

»Meine Eltern haben mir befohlen, auf dich aufpassen, solange du mit uns unter einem Dach wohnst. Auf einer Hausparty kann ich nicht darauf achten, dass du in keine Schwierigkeiten gerätst oder deine eigene Gesundheit gefährdest«, versuchte er mich ein letztes Mal davon abzubringen ihn um Einverständnis zu bitten. Ich machte gerade meinen Mund auf, um sein Verantwortungsgefühl etwas runterzukurbeln, doch er kam mir zuvor. Er hatte schon meinen nächsten Zug geahnt.

»Und bringe deine Eltern nicht ins Bild. Sie sind nicht hier. Auch, wenn du hingehen würdest und etwas passiert, können sie nicht von Deutschland in kurzer Zeit in Seoul auf dieser Hausparty auftauchen und dir helfen. Das kann ich nämlich auch nicht, obwohl ich den kürzesten Weg zu dir brauche. Ich vermute du willst vermeiden, dass beide unsere Gesichter auf den vordersten Schlagzeilen der Magazinen und Zeitungen stehen. Wer weiß schon welche komischen Gerüchte diese über dich, einer minderjährigen Austauschschülerin, und über mich, Jin aus BTS, verbreiten würden.«

Als er mir von dies allem berichtet hatte, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Klar war es mir von Anfang an bewusst gewesen, dass ich nicht so einfach frei mit BTS herumlaufen konnte, sonst jederzeit irgendwelche Skandale entstehen konnten, aber nun wirklich darüber nachzudenken, dass ausgerechnet wegen mir der Ruf meiner Lieblingsband beschädigt werden konnte, — und das auf so einer schlimmen Art und Weise — traf mich schon etwas hart.

»Seok-Jin Hyung, sei nicht so besorgt. Lari ist ein kluges Mädchen. Sie weiß am Besten wo ihre Grenzen liegen. Wir sind alle schon einmal in dieser Phase gewesen, die sie gerade erlebt. Man will feiern, neue Leute kennenlernen und eine coole Zeit mit gleichaltrigen Menschen verbringen«, mischte sich Nam-Joon ein, der sich auf die Theke gelehnt hatte, welche sozusagen die Grenze zwischen der Küche und Essbereich darstellte.

»Außerdem würde sie — wie ich sie kenne — trotzdem auf dieser Hausparty erscheinen«, setzte er mit einem Schulterzucken fort.

Und da behielt er ausnahmsweise kein Recht. Ich hatte gerade überlegt die ganze Sache dabei zu belassen und auf der Hausparty doch nicht zu erscheinen. Aber ich wollte Eun-Young so oder so eine Freude bereiten und Jimins Autogramm schenken. Es sollte eine Art Dank dafür sein, dass sie dieses Geheimnis mit BTS so gut für sich bewahrte und auch selbst mit dieser Situation locker umging.

Nur, dass ich den rosahaarigen Typen wirklich mal darauf ansprechen sollte, statt dieser Aufgabe selbst aus dem Weg zu gehen.

Ich blickte zu den den beiden Erwachsenen, die stumm Augenkontakt aufnahmen und sich eine Weile anstarrten. Als würden sie gerade irgendein telepathisches Gespräch führen.

Und anscheinend schien sich das älteste BTS Mitglied zu diesem Thema, zu welchem wir noch vorhin diskutiert hatten, zu ergeben.

»Gut. Von mir aus. Aber wenn etwas passiert, dann musst du wissen, dass du ganz alleine auf dich gestellt bist und du die Sache selbst lösen musst«, gab mir also Jin letztendlich die Erlaubnis auf die Party zu gehen. »Und du musst um Mitternacht wieder zuhause sein«, fügte er noch hinzu, als er wieder zu RM schaute, der nur unschuldig lächelte.

Die beiden verhielten sich ein wenig merkwürdig.

»Ah, okay. In Ordnung. Dankeschön!« Ich wusste nicht, was anderes ich hätte sagen sollen, also verbeugte ich mich vor RM, der nur grinsend mit seiner Hand wedelte, um mir zu zeigen, dass mein Verhalten nicht nötig wäre.

»Pass nur bitte auf dich auf und trinke nicht zu viel«, sagte der Lilahaarige, woraufhin ich grinsend nickte.

»Versprechen kann ich nichts, aber versuchen kann ich es.«

Daraufhin schüttelte er nur lächelnd seinen Kopf. Jin schien überhaupt nicht erfreut über diese ganze Sache zu sein, aber äußerte sich nicht weiter zu der Thematik.

🍉

Nachdem wir mit dem Abwasch fertig waren und ich all die Teller, Schüssel und Stäbchen auf ihre Plätze gebracht hatte, machte ich mich auf dem Weg zu meinem Zimmer.

Als ich kurz vor meiner Tür stand, kam mir aber gleich in den Sinn, dass ich noch Jimin um seinen Autogramm bitten musste. Ich stoß ein genervtes Seufzen aus, bevor ich dann links die Tür öffnete und somit den Raum von Jimin, Jungkook und J-Hope betrat.

Was mir dann in meine Sicht kam, ließ mich für einen Moment erstarren.

Die vorhin genannten Jungs und auch V und RM saßen in einer Runde auf dem hölzernen Boden und blickten reflexartig zu mir, als ich die Tür geöffnet hatte.

Alle lächelten mich in einer unschuldigen Weise an.

»Brauchst du etwas?«, fragte mich Nam-Joon, als ich ihnen wortlos entgegen geblickt hatte.

»J-ja irgend- Nein. Doch nicht. Ist nicht so wichtig.«, stammelte ich, woraufhin alle verständnisvolle "Ahhh" von sich gaben und mir grinsend zunickten.

Okay.

Das war wirklich sehr komisch.

»Ich gehe dann mal wieder«, verabschiedete ich mich von den fünf BTS Mitglieder, bevor ich die Tür wieder zuschloss.

Sollte ich mir Sorgen machen? Waren die Jungs irgendeinem Kult beigetreten? Hatten sie vorhin etwa versucht gerade Geister hervorzurufen?

Auf einmal legte sich eine Hand auf meiner Schulter, woraufhin ich erschrocken zu der Person hochschaute.

Es war Jin.

»Tut mir leid. Habe ich dich so sehr erschreckt?«, fragte mich der dunkelbraunhaariger BTS Mitglied fürsorglich, woraufhin ich sofort meinen Kopf schüttelte.

»Nein. Alles gut«, antwortete ich mit einem Lächeln.

»Belauschst du etwa die anderen?«, stellte er mir eine weitere Frage. Ein einfältiges Grinsen schmückte seine vollen Lippen.

»Ganz im Gegenteil. Ich will lieber nichts von der Geheimzeremonie erfahren«, sagte ich, woraufhin er seinen Kopf schief legte.

»Geheimzeremonie?«

Er schien etwas verwirrt zu sein.

»Keine Ahnung was die Jungs gerade machen, aber ich vermute, dass sie versuchen Kontakt zu Satan aufzunehmen«, erklärte ich ihm, woraufhin er darüber amüsiert gluckste.

»Dann gehe ich lieber auch rein, wenn sie bereits begonnen haben«, meinte er, bevor er mit einer Hand durch meine Haare fuhr, die Tür aufmachte und dann das Schlafzimmer betrat.

Was zur Hölle?

Er hatte es nicht mal abgestritten!

Sollte ich vielleicht abhauen, bevor irgendwelche Gespenster ein Gefallen an unserem Haus fanden und sich dafür entschieden an diesem Ort herumzuspuken?

🍉

Es war so angenehm Freitags am Pausenhof auf einer hölzernen Bank zu sitzen und unsere männlichen Mitschüler dabei zu beobachten, wie sie Basketball zusammen spielten. Die Sonne schien, weshalb es schon recht angenehm warm für den März war.

Und ich war mir mehr als sicher, es wäre noch angenehmer gewesen, wenn Eun-Young mich nicht die ganze Zeit von der Seite angestarrt hätte.

»Du hast also Ji-Mins Autogramm immer noch nicht besorgen können?«, hakte sie in einem genervten Ton nach.

Es war gar nicht wirklich eine Frage, sondern eine Tatsache.

»Glaub mir, wenn ich sage, dass ich es die vorherigen drei Tage versucht habe, aber sich leider keine private Angelegenheit offenbart hat. Alle Jungs verhalten sich seit Dienstag ziemlich komisch und versammeln sich des Öfteren in diversen Gruppierungen in irgendwelchen Zimmer«, erklärte ich ihr meine miserable Situation. »Das merkwürdigste an der ganzen Sache ist, dass Suga und V in ihren eigenen Betten pennen. Ich mache mir Sorgen, dass die Jungs irgendeine Intrige gegen mich planen, weshalb ich zurzeit auch nicht sonderlich viel Schlaf bekommen habe.«

Das schwarzhaarige Mädchen machte große Augen.

»Warte! Willst du damit sagen, dass du meistens mit den beiden ein Bett teilst?«

Sie hielt die Hand vor dem Mund und machte einen ziemlich entgeisterten Gesichtsausdruck.

»Oh mein Gott! Larissa! Führst du etwa gleichzeitig mit V und Suga eine Beziehung?«

»Was? Nein! Natürlich nicht! Du hast eindeutig zu viele Fanfictions gelesen Eun-Young! Du solltest von allen Menschen auf dieser Welt am besten wissen, dass die BTS Mitglieder wie Brüder für mich sind«, klärte ich sie sogleich auf, woraufhin sie aber immer noch etwas geschockt war und daher bloß ein Nicken zustande brachte.

»Aber in einem Bett zu schlafen...« Sie hielt kurz inne, bevor sie weitersprach. »Das würde ich nie mit meinem kleinen Bruder machen.«

Eine kurze Stille bildete sich zwischen uns, bis ich mich räusperte.

»Das liegt wohl daran, dass dein kleiner Bruder auch keine Problem damit hat alleine zu schlafen. Tae-Hyung besitzt nämlich dieses eigenartige Bedürfnis sich beim Schlafen an andere zu kuscheln. Und bei Yoon-Gi? Nun ich denke er liebt mein Bett über alles.«

»Oder er liebt dich über alles«, verbesserte sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck, woraufhin ich ihr in den Arm zwickte.

»Yah! Warum tust du mir weh?«, überdramatisierte sie gleich.

»Zwischen mir und den Jungs liegt nicht mehr als zwischen einem Army und BTS. Natürlich bin ich in ihrer Nähe und kann mit ihnen jederzeit reden und Spaß haben, aber das war's auch. Würde man mich mit einem anderen Fan austauschen, würde sie das Gleiche wie ich erleben«, informierte ich sie. »Das hier ist keine kitschige Liebesgeschichte Eun-Young. Es reicht mir vollkommen, dass ich die Jungs einfach besser kennenlernen konnte und sie in Zukunft mit doppelten Stolz unterstützen kann. Ich bin mir also mehr als sicher, dass wenn ich wieder abreise, der Kontakt zwischen mir und BTS genau so sein wird, wie das mit den anderen Fans. Und ich will auch, dass es so kommt. Es wäre nur fair«, beendete ich meine lange Rede. »Außerdem wäre das illegal, wenn man bedenkt, wie viel Altersunterschied erst zwischen uns und Jungkook liegt«, fügte ich noch bedenkend hinzu.

Dann wurde es wieder Still und wir beide beobachteten in aller Ruhe unsere Mitschüler, wie sie Spaß beim Basketballspielen hatten. Dies dauerte aber nur bis dahin, bis uns der eine Spieler bemerkt hatte und uns mit einem breiten Lächeln zuwinkte. Ein klares Zeichen, dass wir uns zu dem Basketballspiel gesellen sollten.

Ich stellte mich also auf und nahm Eun-Young beim Arm, die erst gar nichts von mein Vorhaben wissen wollte.

»Warte! Wohin gehen wir? Ich kann gar nicht Basketball spielen!«, verkündete sie mir in einem aufgebrachten Ton, als wir uns dem Sportplatz näherten.

»Keine Sorge. Es geht den Jungs auch nicht darum, dass du super spielen kannst, sondern dass wir alle zusammen Spaß haben und uns kennenlernen«, erwiderte ich.

»Leicht für dich zu sagen! Du gehst in ein paar Monaten, während ich für den Rest meines Schullebens als Loser hier stehen werde!«, beschwerte sie sich, woraufhin ich lachte.

»Oder du hast bis dahin diesen einen Jungen da drüben als deinen festen Freund.«

Ich zeigte mit einem kurzen Kopfnicken zu einen der gut aussehenden Jungs, der Eun-Young durchgehend anstarrte. Daraufhin kicherte sie böse.

Hatte ich sie vielleicht zu sehr bei dieser Sache motiviert?

»Du meinst also, dass mich dieser Junge überzeugen kann, Jimin an zweiter Stelle zu setzen?«

»Wollen wir wetten?«

»Gib mir einfach Jimin Oppas Autogramm und ich überlege es mir.«

Ich seufzte.

»Was man nicht alles für das Liebesleben einer Freundin macht.«

🍉

Eun-Young war gar nicht so schlecht in Basketball, wie sie gemeint hatte. Nach dem zwanzigsten Wurf, hatte sie es endlich mal geschafft in den Korb zu treffen.

Ich war mir aber nicht ganz sicher, ob es an der Hilfe des gut aussehenden Typen lag, der ihr dabei die ganze Zeit Tipps gegeben hatte, da sie diese größtenteils zu ignorieren schien. Nachdem sie es aber endlich geschafft hatte den Basketball in dem Korb zu schmeißen, bedankte sie sich, als ob er ihr wirklich geholfen hatte. Zumindest freute sich der Junge darüber und lächelte überglücklich. Das musste Eun-Young hundertprozentig süß gefunden haben, denn auch ich konnte nicht anders als ein aufblühendes Gefühl in meiner Magengegend zu verspüren.

Während sie also ihre Sportlichkeit gegenüber dem gut aussehenden Jungen zeigte, hatte ich die anderen Jungs kennengelernt, die alle ziemlich nett und freundlich waren. Da ich ja überhaupt nicht asiatisch mit meinen großen blauen Augen und natürlich blonden Haaren aussah, waren ihre ersten Fragen über meine Herkunft gewesen. Als ich diese also beantwortet hatten, ging die Richtung des Themas zum Sport und am Ende auch zur Eun-Youngs anstehenden Hausparty über, wobei meine Freundin sie alle herzlich eingeladen hatte.

»Wir sehen uns dann auf der Party«, verabschiedeten sich der Junge von uns, der uns überhaupt zum Basketball spielen eingeladen hatte. Wir winkten ihnen mit meiner Freundin zum Abschied zu.

»Dieser Typ Chang-Woo ist wirklich niedlich«, flüsterte das schwarzhaarige Mädchen zu mir, nachdem dieser sich während dem Gehen immer wieder zu ihr umgedreht und sie etwas schüchtern angelächelt hatte.

»Wenn du ihm weiterhin deine liebevolle Seite zeigst, dann kann noch was zwischen euch werden«, ließ ich sie wissen, woraufhin sie verächtlich schnaubte.

»Willst du mir damit sagen, dass ich eigentlich nicht liebevoll bin?«, fragte sie mich gespielt aufgebracht, woraufhin ich mein Gesicht humorvoll verzog.

»Nein natürlich nicht. Du bist ein Engel.«

»Engel? Was hast du für ein schlechtes Bild von mir? Ich bin die schlimmste Bitch dieser Zeit!«, gab sie gleich zu und schob ihre langen glatten Haare in einer überheblichen Weise zur Seite.

Ich schüttelte bloß meinen Kopf und rollte meine Augen.

Dann nahmen wir unsere Schultaschen von der hölzernen Bank, auf der wir sie gelassen hatte und machten uns danach auf dem Weg nach hause.

Wenn mich kein BTS Mitglied abholen kam, ging ich meistens zu Fuß oder benutzte den Bus. Das kam aber alles nur auf meine Laune und dem Wetter an. Und da heute wieder ein erfolgreicher und sozialer Tag vollgebracht war, entschied ich mich nach hause zu laufen. Ich begleitete Eun-Young noch zu ihrem Haus, damit wir uns über ihre anstehende Party unterhielten.

Diese würde am Samstag um 19:30 Uhr anfangen und bis am nächsten Morgen dauern, da sie bezweifelte, dass es so viele schaffen würden davor nach hause zu gehen. Vor allem, wenn sich so viele besoffen.

»Ich muss um Mitternacht aber wieder gehen«, berichtete ich ihr, als wir schon vor ihrem Haus standen.

»Was? Schon so früh? Aber ich wollte doch in dein Geburtstag feiern«, jammerte sie, woraufhin sich meine Augen vor Verwunderung weiteten. Mein Geburtstag? Ich hatte das total vergessen!

»Oh. Stimmt ja. Ich habe am 26.März Geburtstag«, murmelte ich, woraufhin sie mich entgeistert anblickte.

»Was glaubst du wieso ich mir so viel Mühe mache? Ich leihe dir mein ganzes Haus aus, um in dein Geburtstag feiern zu können und du glaubst ich mache dies nur zum Spaß? Man wird doch nur einmal 16!«, fing sie mich gleich an zu belehren. »Aish! Ich bin ja auch schlecht beim Merken von Geburtstage, aber du bringst dies echt auf ein ganz neues Level.«

Sie wühlte sich etwas irritiert durch ihr feines schwarzes Haar.

»Wieso muss ich dir dann einen Autogramm schenken, wenn es doch meine Geburtstagsfeier sein sollte?«, fragte ich sie, woraufhin sie aber nur ihre Augen rollte.

»Um dich bei mir zu bedanken natürlich. Was denn sonst? Dafür kriegst du von mir mein ganzes Haus, heiße Jungs, coole Mädchen, viel Essen und Alkohol«, beantwortete sie gleiche meine Frage.

»Alles klar. Hab's schon verstanden. Danke. Du bist die beste Freundin der Welt.«

»Die beste? Du meinst wohl die perfekteste.«

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»Hast du eigentlich einen festen Freund?«

Die Frage von J-Hope kam so plötzlich, dass ich mich an meinem Wasser verschluckte und in Husten ausbrach.

Alle Augen waren voller Neugier auf mich gerichtet, während mir der altrosa haariger BTS Mitglied etwas zu stark auf dem Rücken klopfte.

»Das reicht. Danke«, krächzte ich, als ich mich etwas erholt hatte. Dann räusperte ich mich und aß weiter, als ob nichts gewesen wäre.

Und das war verdammt schwer, da mich mehr als die Hälfte meiner Mitbewohner immer noch auf eine Antwort hoffend mich anstarrten.

»Und? Hast du nun einen Freund oder nicht?«, fragte nun Taehyung, deren dunkelbraunen Augen förmlich strahlten.

»Ich weiß nicht, was das euch um ehrlich gesagt angeht«, meinte ich, woraufhin sich Suga gleich zu Wort meldete.

»Sie hat keinen. Ich meine, schaut sie an.«

Er musste mich echt jedes Mal provozieren, oder?

»Musst ausgerechnet du sagen«, erwiderte ich, woraufhin ein spöttisches Lächeln seine Lippen schmückte.

»Ist doch nur die Wahrheit.«

»Du mieser—«

Weiter kam ich nicht, da unterbrach mich RM, um uns davon abzuhalten in einen weiteren Streit zu verwickeln.

»Wir wollten fragen nur, weil du schon seit ein paar Tagen später nach hause gekommen bist als du sonst tust.«

Kurze Stille.

»Wir? Also nicht nur Ho-Seok und Tae-Hyung? Verhält ihr euch also deswegen so komisch und geht in irgendwelche Zimmer Dämonen beschwören?«

Daraufhin brach Jin in Gelächter aus, da er bereits schon über meine wilde Theorie gewusst hatte.

»Dämonen hervorrufen?«, fragte die anderen mit verwirrten Gesichtsausdrücken.

»Ich habe keinen festen Freund«, änderte ich gekonnt das Thema, da ich meine Mitbewohner nicht unbedingt mit meinen Verschwörungstheorien schockieren wollte. »Aber vielleicht ab Samstag«, fügte ich humorvoll hinzu, was ich ruhig hätte unterlassen können, da sich Jimin daraufhin sehr angesprochen fühlte, sich beim Gespräch zu beteiligen.

»Was? Es werden auch Jungs auf der Party sein?«, fragte er mich aufgebracht.

Also wussten alle schon bereits über Eun-Youngs Party?

»Natürlich. Wieso? Ist das etwa ein Problem?«

Daraufhin blickte er hilfesuchend zu Seok-Jin, der darüber auch nicht besonders erfreut war, aber leise blieb.

»Das gehört wohl nicht zu den illegalen Sachen«, sprach ich das älteste BTS Mitglied sogleich an, der nur wissend nickte.

Dann herrschte wieder Stille und ich aß in aller Ruhe weiter, bis einige der Jungs immer noch versuchten, unser vorheriges Gespräch zu verdauen.

»Aber um Mitternacht bist du aber wieder Zuhause«, bestimmte RM.

»Ja Oppa.«

»Versprochen?«

Seine dunklen Augen schienen in meine Seele schauen und all meine Geheimnisse enthüllen zu wollen, so tief blickten sie in meine blauen. Ich hörte für einen Moment auf zu kauen.

»Wie gesagt; ich werde es versuchen«, erwiderte ich kleinlaut.

Ich konnte so etwas nicht versprechen, was ich auch nicht hundertprozentig einhalten konnte.

Der Lilahaarige beließ es zum Glück auch dabei und nickte, bevor er sich selbst dem Essen zuwandte. Auch die anderen sagten kein Wort mehr und begannen zu essen, aber ich konnte ihre Blicke trotzdem noch ganz deutlich auf mir spüren.

Sie verhielten sich wirkliche alle seltsam. Was war ihr Problem? War etwas mit BigHit passiert? Oder war etwas mit mir einfach nicht mehr in Ordnung? Wurde ich langsam zu einer Last?

Und wenn ja, wieso sprachen sie nicht endlich darüber? Glaubten sie wirklich, dass wenn sie sich in kleinen Gruppen vor mich versteckten und sich in Geheimen unterhielten, ich draufkommen könnte, dass ich ihnen auf die Nerven ging? Anscheinend schon.

🍉

Mein Bett fühlte sich so leer an.

Es war nun schon die dritte Nacht in der ich nicht einschlafen konnte ohne die Präsenz von Suga und V neben mir zu spüren. Wie sich die starken Arme von dem braunhaarigen Mann um meinem Bauch schlingen würden und er sich gegen meinem Rücken kuscheln würde. Wie sich Yoon-Gi auf der anderen Hälfte des Bettes klein machen würde, obwohl er mehr als genug Platz hatte. Ich vermisste es. Ich vermisste sie. Was war nur aus mir geworden? Ich hatte die BTS Mitglieder as nervig und anhänglich kurz bevor abgestempelt, aber vermisste nun ihre übertriebene Zuneigung.

Ich griff nach meinem Handy und blickte auf dem Display, welches mir grell entgegen leuchtete. Es war erst 22:39 Uhr. Das konnte so nicht weitergehen!

Ich stellte mich von meinem Bett auf und tastete mich in der Dunkelheit zu meinem Schreibtisch, auf dem eine Lampe stand, welches ich gleich anknüpfte. Gleich daraufhin suchte ich nach meinen Kopfhörer, die ich in einer den Schubladen verstaut hatte und kletterte dann zurück auf meinem Bett, bevor ich sie aufgesetzt und mit meinem Handy verbunden hatte.

Anschließend spielte ich die Playlist, die hauptsächlich aus BTS' emotionalen und langsameren Lieder bestand und legte mich in diesen Moment in die angenehmste Schlafposition, welcher auf meinem Rücken zu liegen, war. Es kamen so viele Lieder.

"Love is Not Over", "Let Me Know", "Dead Leaves", "Rain", "House of Cards", "Hold Me Tight"...

Doch keiner der lieblichen Melodien wog mich in einem tiefen Schlaf. Irritierter als zuvor stoppte ich also die Playlist, als auch schon die ersten Klänge von "Stigma" meine Ohren berauschen wollte. Das Lied würde mich am Ende nur traurig stimmen und mir den Wunsch verleihen V in seinem Schlafgemach aufzusuchen und ihn mit meinem Heulen und Umarmungen zu belästigen.

So entschied ich mich stur, in die Dunkelheit zu starren und meinen eigenen Atemzügen zuzuhören. Und natürlich blieb ich weiterhin wach.

Das durfte echt nicht wahr sein! Fühlte ich mich etwa einsam?

Nach diesem Gedanken, setzte ich mich augenblicklich auf, nahm ich mein Handy wieder in die Hand und öffnete die Kakaotalk App. Das war so ähnlich wie WhatsApp in Deutschland. Nur mit einem viel niedlicheren Design.

Es gab einen Gruppenchat mit mir und BTS, aber ich besaß auch zu jedem einzelnen privaten Kontakt. So schrieb ich tatsächlich Jimin an, weil ich unbedingt noch seinen Autogramm haben musste und auch weil ich dieses bedrückende Gefühl los werden wollte, die mich wahrscheinlich auch vom Schlafen abhielt.

Ich:
-Jimin?-

Er hatte die Nachricht so gut wie gleich gelesen.

Chim Chim Oppa:
-Wolltest du nicht schon längst schlafen?-

Was? Chim Chim Oppa? Wieso hieß er auf einmal Chim Chim Oppa bei meinen Kontakten? Verdammt! Es musste bestimmt RM gewesen sein, der es als lustig empfand Jimins vorherigen einfallsreichen Kontaktnamen als "Park Ji-Min" umzuändern.

Ich:
-Kann ich nicht.-

Chim Chim Oppa:
-Wieso nicht?-

Shit. Die Konversation ging nun in die völlig falsche Richtung.

Chim Chim Oppa:
-Ich bin nur zwei Türen von dir entfernt, wenn du Schutz suchst.-

Ich:
-Nein, alles gut. Ich bin nur noch nicht müde.-

Und das war gelogen. Scheiße. Eigentlich wollte ich ja niemanden belügen, aber tief in mir wollte ich keinem eine Last werden, nur weil ich mich zu sehr daran gewöhnt hatte nicht alleine in meinem Bett zu schlafen.

Chim Chim Oppa:
-Gib schon zu. Es fällt dir schwer alleine zu schlafen.-

Mein Herz zog sich plötzlich zusammen, als ich diesen Satz gelesen hatte. Ich wollte irgendetwas entgegnen, doch wusste nicht genau was. Ji-Min hatte nämlich recht. Scheiße! Wieso wusste er nur immer, wie ich mich fühlte?

Nachdem ich eine Weile lang nicht geantwortet hatte und nur durchgehend nachdenklich auf meinem Handydisplay geblickt hatte, kam eine weitere Nachricht.

Chim Chim Oppa:
-Du brauchst nur ein Wort zu sagen und ich eile zu dir, um dir deine Einsamkeit zu nehmen.-

Ich:
-Kannst du mir dann, wenn du eh schon kommst, weil ich sowieso schon ein Wort geschrieben habe, auch einen guten Filzstift mitnehmen? Ich möchte dich nämlich darum beten ein Poster zu unterzeichnen. Das habe ich als Geschenk für meine Freundin bedacht, die diese anstehende Party schmeißt.-

Ich atmete erleichtert ein und aus, als ich ihm mein Bedenken endlich anvertraut hatte.

Kurze Zeit später wurde die Tür zu meinem Schlafzimmer aufgeschlossen und das Licht angeknüpft, woraufhin ich reflexartig meine Augen schließen musste, da sie sich erst an die plötzliche Helligkeit gewöhnen mussten.

»Also?«, setzte Jimin zum Sprechen an, als er die Tür hinter sich wieder zuschloss. Er hatte einen schwarzen Filzstift in der Hand und ein breites Grinsen aufgesetzt.

Ich sprang wie auf Kommando aus meinem Bett, torkelte zu meinem Kleiderschrank und nahm das zusammen gerollte Poster raus. Diese fuhr ich dann auf dem Schreibtisch aus, während ich dann meine Bitte aufsagte.

»Ich glaube am besten unterzeichnest du...«, fing ich an, doch wurde von mir selbst unterbrochen, als ich das Bild zum ersten Mal erblickt hatte.

Ja, ich hatte es seitdem mir Eun-Young es übergeben hatte, nicht ein einziges Mal angeschaut. Ich hatte auf meine Freundin vertraut, dass sie mir ein eher normales Poster von Ji-Min mitgeben würde.

Stattdessen sah man den besagten Sänger mit den damaligen silbernen Haare, wie er mit dem Rücken zum Betrachters gewandt war, weswegen man sein wohl geformtes Hintern betrachten konnte.

Fuck my life.

»Könntest du vielleicht hier links unten unterschreiben?«, fragte ich ihn, als wäre es die normalste Sache auf Erde und nicht einer der schlimmsten Perversionen, die er mir nun bestimmt schon angehangen hatte.

Ich versuchte um ehrlich zu sein nur die Situation etwas aufzulockern, aber letztendlich änderte das nichts an der Tatsache, dass das sinnliche Bild vor unseren Augen lag. Höchstwahrscheinlich vertiefte der Anblick seine Vorurteile mir gegenüber.

Als Jimin eine lange Zeit lang keine Reaktion von sich gab, blickte ich zögerlich in sein Gesicht. Er war völlig erstarrt und seine Wangen hatten die Farbe einer Tomate angenommen, während er das Poster betrachtete. Etwas beschämt ließ ich meinen Blick von ihm ,als seine braunen Augen dann auf einmal ebenfalls meine fixieren wollten.

Scheiße! Das war echt so verdammt peinlich!

Ich räusperte mich.

»Dieses Poster habe ich nicht ausgewählt«, sagte ich etwas kleinlaut.

Ich wurde darauf aufmerksam, wie Jimin den Deckel vom Filzstift abnahm und tatsächlich unterzeichnete. Und zwar auf der Lichtquelle auf dem Bild, da der Hintergrund zu dunkel für den Stift gewesen war und man sonst seine heilige Unterschrift nicht hätte sehen können.

»Danke Ji-Min Oppa«, flüsterte ich und versuchte ihn mit dem "Oppa" irgendwie das Gefühl zu verleihen, dass er mich nicht unbedingt bloß stellen musste, da mir diese Situation schon peinlich genug war und ich ihn vom ganzen Herzen respektieren würde, wenn er dies also unterlassen würde.

»Du willst mir wirklich das Gefühl von Respekt geben, während du so ein versautes Bild von mir besitzt?«, fragte er neckend und raufte mir leicht durch meine blonden Haare. Ein selbstgefälliges Grinsen schmückte seine vollen Lippen, doch diese Röte, die immer noch seine Wangen verzierte, ließ ihn irgendwie doch ganz unschuldig und bescheiden wirken. »Und du schiebst es auch noch auf deine arme Freundin.«

»Ja natürlich! Sie hat mir immerhin dieses Pos—«

»Schhhh«, machte er bloß, als er seinen Zeigefinger gegen meine Lippen drückte. »Es muss dir nicht peinlich sein, dass du meinen Arsch sexy findest.«

Ich wollte in diesen Moment echt Suizid betreiben.

🍉

Laute und rhythmusvolle Musik hallte durch das ganze Haus. Einige Menschen tanzten im Wohnzimmer, während andere Gespräche miteinander führten und an ihren alkoholischen Getränke nippten. Eun-Young musste so etwa 25 Menschen eingeladen haben. Davon hatte die Hälfte auch noch ihre Freunde mitgebracht, weswegen das Haus am Ende mit ganz schön überfüllt war.

»Und bist du nun durch das Fenster gesprungen oder hast du die Eingangstür benutzt?«, fragte mich Eun-Young, als sie mir ein volles Glas mit irgendeiner Alkohol und Fruchtsaft Mischung überreicht hatte. Dann nahm sie sich neben dem gut aussehenden Jungen auf dem Teppich Platz, der ihr vor einem Tag versucht hatte Basketball zu lehren. Aus dem sportlichen Jungen-Kreis waren nur vier auf der Hausparty aufgetaucht. Davon auch Jung-Min, mit dem ich mich auch schon am Freitag super verstanden hatte. Er war derjenige, der uns aufgerufen hatte mit ihnen mitzuspielen.

Er war ein wirklich süßer Junge; kurze pechschwarze Haare, die er auf die Seite gestylt hatte, kleine dunkle Augen, eine breite und flache Nase und schmale herzförmige Lippen. Er musste etwa so groß wie Jimin sein. Vielleicht auch ein wenig größer. Ich vermutete, dass er sehr viel Sport trieb, denn man konnte deutlich seine Beinmuskulatur durch seine engen schwarzen Jeans sehen und auch seine Bizeps, die unter den kurzen Ärmeln seines weißen T-Shirts hervorstachen.

»Was glaubst du denn? Ich würde jetzt nicht lebend hier sitzen, wäre ich vom ersten Stock gesprungen«, informierte ich sie, woraufhin sie und die Jungs glucksten. »Wieso hättest du überhaupt vom Fenster springen sollen? Wollte dich deine Gastfamilie etwa nicht gehen lassen?«, fragte mich Chang-Woo, der süße Junge neben Eun-Young.

»Es gab tatsächlich eine kurze Auseinandersetzung mit meiner Gastfamilie zu diesem Thema, aber sie waren überraschender Weise schnell einverstanden. Das mit dem "aus dem Fenster zu springen" hatte ich aber nur als Scherz bedacht, um meine rebellische Seite zeigen zu können«, antwortete ich.

»Irgendwie kann ich's mir gar nicht vorstellen, wie du rebellisch bist«, bemerkte Jung-Min, den ich daraufhin nur boshaft angrinste, doch ich dies nicht lange halten konnte, nachdem er mich dabei mit großen, unschuldigen Augen fixiert hatte.

»Du hast recht«, ergab ich mich also letztendlich ohne meine ausgezeichneten Schauspielkünste zu zeigen und ihn zu verstören. »Es gehört wirklich nicht zu meinem Charakter alles andere als ein guter Mensch zu sein, aber ich glaube trotzdem, dass jeder mal rebellisch sein kann. Es kommt nur immer drauf an, was man damit anfängt.«

Die beiden Jungs nickten verständlich, während Eun-Young mich schelmisch anlächelte.

»Apropos rebellisch; hast du das Poster dabei?«

Natürlich würde sie dies in der Gruppe fragen, damit sie sich ihr Arsch retten konnte, da sie bereits darüber wusste, wie ich mich wegen ihr, vor Jimin blamiert hatte. Das musste ihr eigentlich mehr als klar gewesen sein, nachdem ich sie auf KakaoTalk zugedröhnt hatte, wie ich sie hasste und umbringen würde.

»Ich habe nicht wirklich daran gedacht es zu behalten«, entgegnete ich ruhig und nahm das zusammengerollte Poster demonstrierend aus meiner Tasche und reichte es ihr anschließend hin.

»Vielen Dank! Ich werde nie vergessen, wie du deinen Stolz für mich geopfert hast.«

»Ich würde es an deiner Stelle lieber tun. Es wird mich sowieso ein Lebenslang verfolgen, ohne dass du dich auch noch daran beteiligst. Dafür wird mein Mitbewohner noch sorgen.«

Daraufhin lachte sie. Jung-Min und Chang-Woo blickten etwas verwirrt immer wieder von mir zu ihr, doch fragten nicht nach. Sie mussten an meiner Aura bestimmt erkannt haben, dass ich nicht unbedingt in der Laune war, diese Geschichte erzählen zu wollen. Geschweige denn jemals anzusprechen.

Ji-Min war eigentlich weniger schlimm als die anderen BTS Mitglieder, wenn es um solche Situationen ging. Es war mir jedoch bewusst, dass er dieses Geschehnis gegen mich verwenden würde, falls ich ihm jemals dumm kommen würde. Und dies vielleicht auch vor den restlichen Jungs, nur um seine Macht über mir zu demonstrieren. Es war mir schon früh aufgefallen, wie der Sänger mir gegenüber sehr gerne seine dominantere und erhobene Seite zeigte, da er so gut wie immer die Opferrolle in BTS übernehmen musste und er einen Ablass dafür brauchte. In diesem Fall also mich, ein Army, der dumme Fehler immer wieder unterliefen und sozusagen nur darauf wartete dafür schikaniert zu werden. Und ich war nicht einmal masochistisch veranlagt, was das ganze nur noch verschlimmerte.

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Nach dem fünften oder sechsten Glas mit der Wodka Saftmischung konnte ich nicht mehr wirklich klar denken. Ich hatte mein Zeitgefühl völlig verloren. Und auch dann, als alle Gäste anfingen "Happy Birthday" für mich zu singen und ich die 16 angezündeten Kerzen auf der Schokoladentorte auspustete, die mir Eun-Young vor die Nase gehalten hatte, war mir nicht aufgefallen, dass es schon Mitternacht sein musste und dass ich eigentlich schon spätestens dann nach hause hätte gehen müssen.

Ich konzentrierte mich stattdessen nur auf das spaßige Gefühl mit Jung-Min gemeinsam im Wohnzimmer auf die rhythmusvolle Bassmusik zu tanzen, nachdem mir alle Gäste zum Geburtstag gratuliert hatten. Allgemein hatte ich viel Zeit mit dem schwarzhaarigen Jungen auf der Party verbracht, während Eun-Young mit Chang-Woo Zeit verbrachte. So kam es auch dazu, dass ich mit ihm in der Küche herumalberte und wir uns gegenseitig die Reste von dem Schokoladenkuchen in den Mund stopften und uns nebenbei alkoholische Getränke mischten. Wir hatten allgemein sehr viel zu lachen und tauschten uns über viele Sachen aus. War es, was für ein Tier wir im nächsten Leben sein wollten oder wie wir am besten jemanden umbringen würden, falls es jemals dazu kommen müsste. Also was ganz Tagtägliches.

»Und wieso wärst du eigentlich ausgerechnet eine Katze?«, fragte er mich, als er Cola, Fanta, Kirschsaft und Apfelsaft in einem Glas zusammenwischte und dann letztendlich Wodka dazu gab.

»Weil Katzen ihr eigenes Herr sind. Sie können das machen, was sie nur wollen. Wenn sie schlafen wollen, schlafen sie. Wenn sie mal mit einem Menschen schmusen wollen, dann schmusen sie einfach. Man kann nicht wirklich als Mensch dagegen handeln. Ob du willst oder nicht, werde ich meinen Körper an deinem Bein reiben und dich mit meinen Katzenhaaren beschenken.«

Daraufhin lachte er und trank aus dem Glas. Er verzog angeekelt sein Gesicht, nachdem er einen Schluck genommen hatte.

»Ich glaube das mit dem Fanta und Kirschsaft hätte ich auslassen können«, bemerkte er, woraufhin ich ihn nur auslachte und das Glas aus seiner Hand nahm, um selbst sein Gebräu zu kosten. Die vielen Geschmacksorten waren wirklich etwas zu viel des Guten.

»Stimmt! Am besten du mischst nur die Säfte oder nur Fanta mit Cola«, riet ich ihm und nahm noch einen Schluck vom Getränk. Er gluckste und trank auch wieder aus dem Glas, als er es mir aus der Hand genommen hatte.

»Es ist gut, aber irgendwie auch schlecht«, meinte ich, woraufhin er grinsen musste.

»Ich wäre doch lieber wieder ein Mensch im nächsten Leben«, sagte er dann, weswegen ich meine Augenbrauen anhob. »Aber nur, wenn ich dich in deiner Katzenform besitzen könnte«, setzte er fort und blickte mir währenddessen tief in die Augen.

»Du kannst mich nicht besitzen. Eine Katze ist ihr eigenes Herr«, wiederholte ich. Dann hielt ich kurz inne. »Aber ich kann dir Erlaubnis dafür geben, dass du dich um mich kümmerst.« Sein Blick war auf meine Lippen gerichtet. »Gibst du mir auch in diesem Leben diese Erlaubnis?«, hauchte er, als er mir immer näher gekommen war.

Seine dunklen Augen schienen nach einem Zeichen zu suchen, ob es in Ordnung ginge mir noch näher zu kommen, mich wirklich zu berühren.

»Wenn du versprichst mit mir gut umzugehen, ja«, murmelte ich.

Und dann passierte es.

Seine weichen und süßlichen Lippen pressten sich gegen meine. Ich schloss meine Augen und genoss seine Wärme und seine Nähe, indem ich meine Arme um seinen Hals schlang und näher an mich drückte. Daraufhin legte er seine Hände an meine Hüfte und streichelte liebevoll meine Kurven entlang.

Irgendwann befanden wir uns auf dem gemütlichen Teppich im Wohnzimmer, auf dem wir uns immer wieder küssten, aber zwischendrin auch an dem neuen Getränk nippten, welches er zubereitet hatte und noch schlimmer schmeckte als dieses zuvor.

Wären wir nicht betrunken gewesen, hätten wir es wahrscheinlich gleich im Waschbecken ausgeschüttet, aber so erschien es uns beiden eine zu große Verschwendung zu sein. Also tranken wir so gut wie alles aus dem Glas.

Und vielleicht hätte ich dies nicht machen sollen, denn danach bekam ich nur noch sehr wenig von der Außenwelt mit. Ich wurde nur etwas aus meiner Trance gerissen, als mir Eun-Young mit einem entschuldigenden Lächeln mein Handy reichte und ein Typ mit einer Maske ganz tief in seinem Gesicht gezogen mich an meinem Arm packte und vom Boden hochzog.

Etwas panisch hatte ich versucht mich zu wehren und die andere Gäste dazu anregen mir zu helfen, doch am Ende ließen alle zu, dass mich der Typ über seine Schulter warf und mit mir aus dem Raum schritt.

Ich streckte meine Hand in einer dramatischen Weise nach Jung-Min aus und rief seinen Namen, während er mich mit großen Augen anschaute und nach mir laufen wollte, aber meine Freundin ihm etwas zuflüsterte und er deswegen stehen blieb.

»Lass mich runter!«, maulte ich dann den Typen an, als wir draußen angekommen waren und versuchte seine Balance zu stören, damit ich von seiner Schulter konnte. Doch statt mich loszulassen, landete seine Hand mit einem leichten, aber doch festen Schlag auf meinem linken Schenkel, woraufhin ich einen erschrockenen Laut von mir gab und reflexartig meine wilden Bewegungen stoppte.

Und dann auf einmal wurde ich auf dem Autositz abgesetzt.

»Hyung kannst du sie bitte anschnallen?«

Durch seine Stimme kam ich dann endlich drauf, wer er ist.

Jeong-Guk.

Ich blickte zum anderen Koreaner, der neben mir auf dem Sitz saß und nach dem Gurt griff, bevor er mich anschnallte.

»Bin ich ein Baby? Ich kann mich doch wohl selbst anschnallen. Ich bin schon alt genug«, nörgelte ich Tae-Hyung an, der mich daraufhin leicht anlächelte, doch nichts erwiderte und sein Vorhaben fortsetzte.

Dann wurde plötzlich die Tür neben mich zugeknallt und Jungkook setzte sich auf dem Fahrersitz. Das Motor wurde dann kurzerhand gestartet und wir fuhren los.

Es war kein Wunder, dass ich kurze Zeit später eingenickt war, nachdem nicht mal die Musik lief und meine beiden Mitbewohner keinen Anstand machten ein Gespräch zu führen.

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Als wir endlich in unserem Haus angekommen waren, mussten mir die Jungs dabei behilflich sein meine Schuhe auszuziehen, da ich nicht mal wirklich gerade laufen und jede Sekunde umfallen hätte können. Ich fand es in meinem betrunkenen Zustand extrem lustig und musste über diese Situation lachen, aber da war ich auch die einzige, denn die beiden jüngsten BTS Mitglieder hatten eine ernste Miene aufgesetzt.

Dies hielt mich trotzdem nicht davon ab Spaß zu haben, bis ich nicht RM mit verschränkten Armen angelehnt an der nahgelegenen Wand, erblickt hatte. Der Leader musterte mich mit einem enttäuschten Blick.

»Ich weiß, dass du es nicht versprochen hast um Mitternacht wieder zuhause zu sein«, hörte ich ihn sagen, als Tae-Gyung mir vorsichtig auf die Beine half. »Aber du hättest es zumindest tatsächlich versuchen können.«

Das versetzte einen schmerzvollen Stich in meinem Brustkorb. Ich ließ meinen Kopf etwas hängen, bevor mir seine dunklen Augen noch mehr Schuldgefühle einreden konnte. Aber nicht nur deswegen; es wurde mir in diesen Moment wirklich schlecht.

Reflexartig legte ich meine Hand vor meinem Mund, als ich einen Würgereiz vernahm und drückte mich von Tae-Hyung ab, um den Flur entlang zur Toilette zu rennen. Ich konnte noch in letzter Sekunde meinen Kopf über den Klodeckel kriegen, als ich mich dann übergeben musste. Die Tür stand natürlich weit offen, weil ich nicht mehr genug Zeit gehabt hatte diese zu schließen, weswegen so gut wie alle im Erdgeschoss hörten, wie ich eine große Menge von Alkohol und Fruchtsaft aus der Kehle kotzte. Und natürlich auch die Cola und Fanta.

Eine Hand streichelte in einer beruhigenden Weise meinen Rücken, während er mit der anderen meine schulterlangen blonden Haare festhielt, damit sie mir nich beim Kotzen vor mein Gesicht fielen.

»Lass alles raus«, flüsterte V.

Und das tat ich auch. Mein Körper verlangte von mir, all den giftigen Inhalt aus meinem Magen zu entfernen.

Nachdem dieser Prozess dann endlich beendet war, atmete ich erleichtert ein und aus und spülte die Toilette. Kurz daraufhin torkelte ich zum Waschbecken, wusch mir meine Hände mein Gesicht und benutzte das Wasser auch dazu mein Mund auszuspülen und den grässlichen Nachgeschmack der Kotze zu dämpfen.

»Hier trink etwas«, hörte ich Jungkook hinter mir sagen, der mir ein Glas mit Wasser hinhielt, welches ich gleich annahm und leer trank. Ich war der Hilfe der beiden Maknaes wirklich dankbar.

»Ich glaube ich sollte meine Zähne putzen«, murmelte ich, woraufhin beide verständnisvoll nickten und mich bis zum Badezimmer begleiteten, welches ich auch normalerweise benutzte, und noch so lange auf mich aufpassten, bis ich nicht in meinem Bett lag.

Der enttäuschte Blick von RM verschwand nicht einmal aus meinen Gedanken. Auch nicht, als ich meine Augen endlich geschlossen hatte und kurz vor dem Einschlafen war.

Denn auch in meinem betrunkenen Zustand wusste ich, dass ich das Vertrauen von Nam-Joon ausgenutzt hatte, obwohl er es war, der am meisten Glauben in mich gesteckt hatte, nachdem Jin so skeptisch gewesen war mich auf diese Party gehen zu lassen.

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Natürlich nur aus Recherchegründe das tolle Bild von Jimin's Hintern:

https://www.pinterest.de/pin/357191814187938439/

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