[48] Satoru POV

Als Y/N schrie, das sie mich liebte und ich es zu Ende bringen solle, passierten mehrere Dinge gleichzeitig.

Meine Kraft nahm zu und Sukunas Augen weiteten sich und wurden dann zornig, als seine sichtbare Aura der Macht abnahm und dann ganz verschwand.

Sein Ausdruck war geprägt von Wahn und Rage.
»Zu spät, Mensch« Fauchte er und riss seine Hand aus mir, mitsamt einem Teil meines Innenlebens.

Ich krümmte mich und fiel auf den Boden.

Aber ... ich lachte.

Ich gab Sukuna tatsächlich recht. Ich wäre so gut wie tot, wenn Y/N nicht wäre, die mir eine immense Menge an Fluchkraft verstärkte, dass meine Umkehrtechnik so schnell funktionierte, wie noch nie.

Ich heilte mich.

Verschwand.

Tauchte vor Mahoraga auf.

Trieb den Fluchgott mit meiner Umkehrtechnik purpur binnen einer Sekunde aus.

Packte dann einen wütenden brüllenden Sukuna, der gegen meine Unendlichkeit ankämpfte.
Mit weit aufgerissenen Augen grinste ich auf ihn herab.

Ich beugte mich zu ihm und als die Fesseln des Siegels, das Yuta sprach, ihn langsam in Megumi zurückzogen, flüsterte ich: »Dein Tod wäre mir ein großeres Anliegen gewesen, doch ich bin froh, dass du nun so lange in Megumi lebst und zusehen musst, wie ich weiter Flüche austreibe und deine Rasse irgendwann verschwindet.«

»Du elender Pe-«

Die Markierungen auf Megumis Haut verschwanden und ich ließ locker. Aber ich wartete noch einen Moment, ehe ich ganz losließ. Nur um sicher zu sein.

Es dauerte eine Minute, zwei, drei und vier. Dann stöhnte Fushiguro leise auf, blinzelte und fiel letzt endlich in eine tiefe Ohnmacht.

Ich sah auf ihn hinab und atmete tief ein – noch immer erfüllt von grenzenloser Macht. Vorsichtig nahm ich meinen Schüler in die Arme und lief dann zu Yuta. Mein Körper war komplett geheilt und stark wie noch nie.

Bei ihm angekommen, legte ich Megumi auf dem Boden ab und rieb mir die Haare. Wir schwiegen einen Moment.

»Es hat geklappt«, erklärte ich niemandem bestimmten, doch Yuta nickte.

»Hast du gezweifelt, Sensei?«

Ich schaffte es irgendwie, meine Mundwinkel zu heben. »Nein. Nur dein Timing hätte etwas besser sein können.«

Er straffte sich etwas. »Nun ja, dass Ge- , ich meine, Kenjaku seine eigenen Pläne verfolgt hat, war letzten Endes wohl unser Glück. Durch die Masse an Flüchen zu kommen, die sich rund um dieses Aral herumtreiben, war schwerer als erwartet.«

Mein Herz hämmerte und ich wusste, das Geto bereits weg war. Ihn zu suchen war zwecklos.  »Wie schlimm ist es?«

Yuta sah zu Boden. »Ich denke, dass meiste ist erledigt, aber ... Es gab wohl Verluste.«

Mit einem Nicken gab ich mich zufrieden und stellet den Gedanken noch eine Minute hinten an, wen wir noch alles verloren hatten. Mein Herz schmerzte und ich wusste, mein Zusammenbruch käme noch, aber ich straffte mich. Ich musste noch diesen Tag aushalten.

»Yuta, dieser Bann ...«, setzte ich an und als ich nicht weiter sprach, fragte er.

»Was ist damit?«

Ich brauchte eine Sekunde. Einen Moment, bis ich schaffte es zu sagen. »Kannst du damit auch Techniken in Körper versiegeln?«

Yuta blinzelte und als er verstand, weiteten sich seine Augen und er sah zu Y/N. Ich hingegen, konnte nicht. Wollte nicht. All das, es war ... ihre Schuld.

Ich wusste, dass sie es niemals so gewollt hatte.

Das sagte mir diesmal nicht nur mein Herz, sondern auch mein Bauchgefühl, und dennoch ...

Ich nickte, als er fragte: »Bist du sicher.«

Yuta wandte sich an Y/N, sichtlich unsicher, ob er auf mich hören sollte oder nicht.

»Was?«, fragte sie, aber es war nicht wirklich eine. Sie hatte verstanden, was ich vorhatte. »Nein! Ich ... Ich will das nicht.«

Nun sah ich sie doch an. Aus einem einzigen Grund nur. Sie sollte den Schmerz in meinen Augen sehen. Den des Verrates und den des Verlustes.

Ich starrte sie an. »Denkst du, Yuji wollte sterben? Denkst du, Nobara wollte ihr Leben verlieren? Denkst du, ich wollte ... Denkst du, ich wollte sie verlieren?« Ich wartete einen Moment, bevor ich weiterredete. »Das hier, das ist deine Schuld. Selbst wenn du deine Meinung geändert hast. Selbst wenn du glaubst, du hattest deine Gründe. Auch wenn du dummerweise dachtest, du musst mich verraten und mir so wenig vertrauen, dass du zurück zum Feind rennst, mit der einen Sache, die dafür gesorgt hat, dass so etwas passieren konnte. Selbst wenn ALL das zutrifft, ist es doch deine Schuld.«

Ich hasste, dass ich sie mit der Wahrheit konfrontierte. Ich hasste es, aber ... es war nun Mal ein Fakt. Und ich hasste, dass ich sie noch immer ansah und mein Herz schneller schlug und ich für sie noch genau dasselbe fühlte.

Sie sah mir mit so viel Schmerz entgegen, wie auch ich sie ansah. »Wieso ... tötest du mich dann nicht einfach?,« fragte sie mit gebrochener Stimme. »Wenn du diese Technik versiegelst, was bin ich dann noch wert? Nichts... Ich bin dann nichts mehr wert, dann kannst du mich doch auch einfach töten!«

»Das du deinen Wert des Lebens an deiner Technik festsetzt, sagt genug über den Zustand, in den Sukuna dich gebracht hat, denkst du nicht?« Ich sah weg und schluckte. »Ich dachte, ich habe dir gezeigt, dass deine Technik nicht das ist, was dich als Mensch ausmacht. Aber wie mir scheint, habe ich mich geirrt. Ich kann dich nicht töten, Y/N.« Ich setzte mich in Bewegung und lief zu Yujis Leichnam. »Das ist nicht meine Entscheidung. Der Rat wird beschließen, was mit dir passiert. Yuta«, forderte ich ihn auf und hob den blutgetränkten Körper auf. »Tue es.«

Sie öffnete ihren Mund, aber schloss ihn wieder und sackte auf dem Boden zusammen. Ihr Körper begann zu zittern und mein Instinkt sagte mir, ich müsse sie beschützen, sie in die Arme nehmen. Sie lieben. Ihr helfen. Doch ich hielt stand.

»Okay«, hauchte sie nur und sah zu Boden. »Tut, mit mir, was ihr wollt.«

Ich wandte mich zu ihnen und sah, das Yuta seine Hand auf Y/N legte. »Tut mir leid«, flüsteret er und sagte dann nur vier kleine Worte, in einer Sprache, die ich nicht verstand.

Y/N zog scharf Luft in ihre Lunge. Als Yuta fertig war, sah sie auf ihre Hände. Dann lachte sie ein sarkastisches und viel zu trauriges Lachen. »Anscheinend bin ich jetzt endlich ein normales Mädchen.«

Ich senkte den Blick und legte Yuji neben Nobara Asche. Dann ... ich hob meine Hände und wischte mir mit blutverschmierten Fingern über die Wange. Wischet die Tränen weg, die sich ungefragt ihren Weg bahnten.

Ich sackte auf die Knie, plötzlich vollkommen überrumpelt von den Gefühlen, die ich doch so dringend noch eine Weile in mir verschließen wollte. Nein, musste!

Aber was ich jetzt begriff, war, dass Y/N Technik, die Macht die sie mir bis eben eingeflößt hatte, alles war, was mich daran gehindert hatte, zusammenzubrechen. Und jetzt, wo dieser Halt weg war, vorerst versiegelt in ihr ...

Meine Schulter begann zu beben und ich fiel vor. Ich krallte mich in den Boden und schlug mehrmals mit der Faust auf den bröckeligen Asphalt. Und dann schrie ich.

Ich schrei und schrei und schrie. Ich weinte, schluchzte und kümmerte mich einen Scheißdreck darum, ob Yuta und Y/N es mitbekamen.

Ich hatte zwar körperlich alle Kraft der Welt, aber seelisch? Nein, da war nichts mehr, dass mich halten konnte. Nichts, das meine Gefühle dort hielt, wo sie hingehörten.

Ich wollte es stoppen, aber ich schaffte es nicht. Immer mehr Tränen flossen und meine Schreie stoppten nicht – Sie wurden nur leiser.

»Es tut mir leid«, hörte ich sie sagen, aber ich war zu sehr in meiner Trauer versunken. »Es tut mir leid.«

»Nein, mir tut es leid«, flüsterte ich heißer und so leise, dass niemand es hörte.

Die Wahrheit war, so gerne ich Y/N auch die Schuld hierfür geben wollte, ich musste einsehen, das es auch meine war. Mehr als ihre sogar.
Ich hätte es kommen sehen müssen. Ich hätte ihr mehr Argwohn entgegenbringen müssen. Hätte mich nicht verlieben dürfen. Hätte sie nicht an mich ranlassen dürfen. Hätte mehr für sie da sein sollen. Ich hätte besser zeigen müssen, dass sie mir vertrauen konnte, so, dass sie nicht zweifeln musste. Ich hätte Y/N beschützen müssen. Vor Sukuna und vor sich und ihren Entscheidungen. Ich hätte sie alle besser beschützen müssen.
Mein Gott, ich hätte so vieles anders machen müssen.

»Satoru! Was ...« Ich spürte Shoko und Yaga. Erste holte scharf Luft. »Nein. Was ... Mein Gott.«

Als würde Y/N meine Gedanken lesen, sagte sie: »Hör auf. Ich nehme diese Schuld auf mich. Also hör auf«, hauchte sie noch mal und als ich aufschaute, sah sie gerade zu Yaga auf.

Dieser atmete nur laut aus. Sein Blick auf den ohnmächtigen Megumi und Yujis Leiche gerichtet. Dann sah er zu Y/N, drehte sich herum und rief ein paar Jujuzisten. »Bringt sie weg. Sie wird eingesperrt, bis wir wissen, was wir mit ihr machen«, befahl er. »Und wag dich nicht, deine Fluchtechnik zu nutzen«, zischte er sie an.

Y/N ließ sich von zwei Jujuzisten an den Armen auf die Beine ziehen.

»Bringt sie ihn ihr Zimmer, in der Akademie«, forderte ich heißer und stand auf. »Sie ist ungefährlich. Yuta hat ihre Fluchtechnik blockiert.«

Shoko rannte zu mir und wollte vor Yuji auf die Knie fallen, um ihm zu helfen, doch ich hielt sie auf. »Er ist tot, Shoko. Du kannst nicht helfen.«

»Wo ... w-wo ist Kugisaki? Ist sie verletzt, ist ...«
Ich schüttelte nur den Kopf und mied es auf den Ascheberg zu sehen, der langsam weggeweht wurde.

Shoko schluchzte leise. »Aber ... Aber ich konnte ihr doch schon nicht helfen.«

Ich versteifte mich und machte mich auf das gefasst, was sie nun sagen würde. »Wer?«

Shoko sah mich an und ich verfolgte ihre Tränen. »Utahime.«

Ich sah sie an, zu emotional ausgelaugt, um auch nur noch die kleinste Emotion zu zeigen. Utahime also auch.

Nickend lief ich an ihr vorbei und nahm Y/N den beiden Jujutzisten aus dem Arm. Ich griff ihre Hand und verschwand, bevor Yaga absegnen konnte, was ich verlangte und forderte letztlich nur, das sie Yujis Körper mitnahmen und Megumi auf die Krankenstation gebracht wurde.

***

»Sollte ich nicht lieber eingesperrt werden?«
Ihre Hand in meiner weckte den Drang, diese zu drücken, um ihr zu zeigen, dass ich da war. Ich ließ es sein.

Stattdessen antwortete ich knapp. »Weshalb?«
Ich sah mir ihren halb nackten Körper an und betrachtete die Blessuren und Wunden. Als ich ihre Zimmertür öffnete, ließ ich sie los und wartete, bis sie hineinging. »Ich werde gleich Yuta holen. Er soll dich mit seiner Umkehrtechnik heilen. Er, Shoko und Sukuna sind die einzigen drei, die uns bekannt waren, die damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere heilen können.«

Warum erklärte ich ihr das? Ich stieß harsch die Luft aus und eine bahnbrechenden Erschöpfung legte sich über mich, sodass ich den Kopf senken musste.

Sie lief in ihre Zimmer. Stumm sah Y/N mich um, berührte die Möbel und lief in die Mitte.
»Angenehm«, murmelte sie so laut, dass ich es hörte. Sie wandte sich wieder mir zu. »Ich will nicht geheilt werden. Bitte lass es so. Ich habe es verdient. Wenn du willst, dass ich in diesem Zimmer bleibe, dann werde ich hierbleiben. Wenn du irgendwann möchtest, dass ich eingesperrt werde, dann werde ich auch das akzeptieren.«

Ich verzog das Gesicht und flüsterte: »Hör auf. Benimm dich nicht so demütig. So ... einsichtig.« Dann lachte ich einmal tonlos auf und wiederholte: »Angenehm.« Das Wort schmeckte bitter auf meiner Zunge. Dass sie überhaupt ein positives Wort sagen konnte, machte mich wütend.

Sie waren tot. Nobara, Yuji und Utahime. Meine Schüler, meine Freundin und vielleicht noch einige mehr, die ich kannte. Sie waren weg. Für immer. Und sie fand es angenehm, wieder hier zu sein?

Zorn raste durch mich und ich knurrte. »Du hast recht, du hast es verdient. Du hast deine Wunden verdient und den Schmerz und eigentlich eine verdammte Zelle, in der nur ein Loch ist, in das du dich verkriechen kannst. Und genau deshalb«, zischte ich, »bekommst du nichts davon. Denn dann würde ich dir nur das geben, was du verdienst. Aber in einer Sache hast du recht. Du wirst tun, was ich sage. Also wirst du ich nicht wehren, wenn Yuta kommt und dich heilt. Hast du mich verstanden?!«

Ich schlug die Tür zu und schützte sowohl Fenster als auch Tür mit einem Siegel. Und nicht nur das, ich tat es mit jedem Gegenstand, der ihr in diesem Zimmer gefährlich werden könnte.

Etwas sagte mir, das ich gut daran tat.

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