(7) Das Eis des Roten Meeres
Weiter prasselt der Regen in der düsteren Nacht eroberungslustig auf die Erde. Wie verfolgt rennen die Tropfen über das große schwarze Auto, worin Jungkook bewusstlos sitzt, um begehrlich zusammen eine tiefe Einheit auf dem Boden zu bilden.
Die Pfützen schimmern in dem Schwarz der Straßen auf, vermischen sich mit dessen Dreck und setzen
seine Reifen Stück für Stück unter Wasser -
genauso wie den schwarzhaarigen Jungen, der unmittelbar nah an seinem Auto liegt.
Jungkook's Augen werden aus seiner Dunkelheit befreit, als er die schreiende Stimme seines besten Freundes aus dem Telefon gedämpft wahrnehmen kann. Benebelt wagen es seine Augenlider sich zu öffnen - als Erstes - das Einzigartige quietschen der Reifen ertönt unmittelbar danach als Erinnerung durch seinem Kopf - zusammen vermischt sich dieses Geräusch mit dem gerade schreienden Jungen aus seinem Telefon. Stechen. Ein Stechen definiert seine Schläfen, Geschrei, brennen - sein Herz fängt getresst an mit Druck gegen seinen Oberkörper zu prallen.
Fühlt, wie sich der Gurt immer tiefer in seiner nackten weichen Haut seines Halses einschneidet - das gerade erlebte Gefühl des Drucks während dem Aufprall durchschauert ihm - keuchend atmet der Junge hilfesuchend aus.
Die Stimme an seinem Telefon schreit ihn weiter an, versteht die Worte - erkennt sie aber nicht.
Die Lautstärke des aufgebrachten Mann vermischt sich zusätzlich mit dem Piepen, was nun in seinem Ohren gestresst frei gelassen wird.
Bitte sei ruhig. Bitte halte dein Mund. Bitte sei ruhig. Bitte -
Sein schwer gewordener Kopf ruht noch immer auf dem Lenkrad - währenddessen sein junger Körper sekündlich mehr durch den Schweiß in Kälte ausgesetzt wird.
Schmerzende Hände pressen sich von dem keuchenden Jungendlichen auf die Oberschenkel, stützen ihn hoch - besiegt fällt Jungkook's Oberkörper nach hinten in den Sitz.
Zittrige kalte Hand findet den Weg zu dem Verschluss seines Gurtes - noch nie in seinem Leben hat er so viel Angst gehabt.
Der sonst angstfreie Junge -
wird erneut von seiner Angst übertrumpft, sie lässt ihn erneut erschauern und markiert eine unangenehme Gänsehaut auf seinem mit Kleidung beklebten Körper.
Salzige Tränen geben in dem ganzen Geschehen, ohne dass der Junge sie wirklich bemerkt, eine glitzernde getrocknete Spur auf seinen zuckenden, geblichenen Wangen wieder.
Keine Gedanken suchen im Moment den Kopf von Jungkook auf -
kein einziger Gedanke traut es sich auszusprechen.
Seine jungen Beine winkeln sich an, andere Hand löst sich von seinem Oberschenkel, umklammert den gekühlten Türgriff und drückt die Tür ohne zu zögern auf.
Begrüßt wird er erwartend von dem kampflustigen Sturm, welcher ohne zu warten penetrant auf sein junges Gesicht einschlägt, seine längeren gewellten braunen Haare wehen ihm sofort kraftvoll nach hinten - die Autotür droht sich damit wieder zuzuschlagen.
Lässt sich jedoch noch nicht beirren.
Seine braunen Augen weiterhin weit aufgerissen - lassen sich nicht von dem ekligen Regen irritieren.
Seine Lippen beben aufeinander ein, als er den ersten Schritt aus dem Auto wagt - hört, wie das gesammelte Wasser unter sich plätschernd erklingt, fühlt, wie es sich gierig um sein Fuß schlingt.
Nachdem der junge Mann diese Geräusche wahrnimmt, senkt sich langsam sein Blick und taucht damit nach unten in das Meer unter sich -
Vor seinem Augen wechselt das sonst durchsichtige Wasser zu einem rot. Lange, rote Fäden ziehen sich durch den dunkel erscheinen Regen, welcher sich sinnlich auf der Straße anstaut.
Sein zweites Bein drückt sich steif - immer noch traut er sich nicht einen einzigen Gedanken zu formen - in das rote Meer unter sich - dunkelrote Wassertropfen spritzen bei diesem festeren Aufprall gegen sein dunkles Auto und gegen seiner schwarzen Jeanshose.
Nur gerade so bringen Jungkook's wacklige Beine ihn vor seinem Auto.
Ungeschwächt prallt der intensive Wind wie verrückt in allen Himmelsrichtungen weiter auf die beiden Körper der Jungs ein, verstärkt wird das Piepen in Jungkook's jetzt nassen, roten Ohren, seine Augen kämpfen sich weiter durch die Dunkelheit - nur seine Scheinwerfer kommen gegen diese an und strahlen ihn an:
strahlen diesen einen Jungen an,
der der Ursprung des roten Meeres ist.
Versagen -
Jungkook's Beine versagen auf diesem Anblick.
Seine Knie stürzen mit einem hörbaren Aufschlag schutzlos auf der überfluteten Straße genau vor den Verletzten ab -
sofort kostet das gefärbte Wasser diese Chance aus, um sich noch mehr in der düster wirkenden Welt zu verteilen, indem sich die blutbefüllten Tropfen auf seinem hellen Licht schleudern und seelenruhig dort hinunter kriechen.
Nein - er wollte nicht,
er wollte das nicht,
dass jemand wegen ihm so verletzt wird.
Helfen -
er wollte nur helfen -
würde der Betroffene wahrscheinlich jetzt denken, wenn sich stattdessen nicht selbstschützende Leere in ihm ausbreiten würde.
Seine Arme entrüstet links und rechts neben den Ohnmächtigen gestemmt,
Blick auf sein Gesicht fallen gelassen,
Augen weit aufgerissen,
Mund ist offenstehend.
Gefallener kalter Regen schwimmt auf Jungkook's volle Unterlippe und tropft anschließend auf dem Körper, welcher regungslos unter ihm liegt -
Schock regiert den Körper des verzweifelten Jungens -
traut sich nicht mehr zu atmen,
traut sich nicht mehr zu zwinkern,
traut sich nicht mehr zu bewegen,
traut sich nicht mehr zu denken.
Er springt ungesichert von Klippen, schlägt Saltos auf dem bloßem Boden - aber traut sich nicht mit der Wimper zu zucken.
Die Angst welcher er immer im Griff hatte,
die Angst die er genoss, die Angst welches ihm diesen herrlichen Nervenkitzel schenkt, ergreift nun die Macht.
Statt er die Angst im Griff hat, hat sie ihm nun im Griff, lässt nicht zu, dass er nur zwinkern oder gar' Atmen kann.
Der Schock lässt seinen Körper wie gefiertes Eis erstarren.
Dieses Eis lässt seinen Körper nichts mehr fühlen - erstarrt in seiner eigenen Körperhaltung - erlaubt es nicht ihn zu rühren.
Seine Kontrolle liegt in diesem Moment nicht mehr in seiner Hand - kann nicht glauben - verstehen dass er das gerade getan hat -
ihm das passiert ist -
aber kein Gedanke kommt in seinem Kopf -
keine Gedanken kann der Junge formen.
Kein Gedanke könnte nur annährend beschreiben, wie der braunhaarige Junge sich im Moment fühlt oder was in ihm vorgeht.
Taehyung's verletzter Körper wandelt sekündlich mehr Blut zu Wasser und Wasser weiter in Blut um.
Der Regen über der beiden wird nicht müde,
die Nacht wird nicht heller.
Plötzlich aber platzt unerwartet ein dominanter lauter Knall aus dem Himmel über der Köpfe der beiden -
Donner. Sehr erschreckt drückt Jungkook seinen erfrierten Körper fest zusammen - ein tiefer längst überfälliger erster Atemstoß wird endlich aus ihm hinausgejagt, der nächste Atemstoß wird direkt unmittelbar danach aus seinen kalten Lippen gestoßen.
Endlich.
Endlich taut das Eis auf.
Wimpern fangen zu schlagen an -
seine Pupillen fangen sich an zu bewegen und nehmen den blutüberströmten Jungen nun endlich richtig wahr.
Seine Atmung wird unverzüglich schneller, fängt wieder an zu fühlen, wie intensiv, alarmierend sein Herz die ganze Zeit schon gegen seiner Brust schlägt und es ihm anschreit sofort zu handeln.
Sofort.
Sie ist wieder da -
die Kontrolle.
💜💜💜
Hey! ☺
Es tut mir so leid, dass in meinen Kapiteln oft nicht so viel sonderlich passiert.
Obwohl das Kapitel so lang geworden ist, passiert echt nicht viel. Ich meine, wenn man es streng betrachtet, wacht Jungkook hier nur auf und geht aus dem Auto xD
Deswegen habe ich das Gefühl, dass meine FF auch ziemlich lange gehen wird, voralldem weil auch noch so viel passieren soll...
Ich habe echt Angst, dass es anfängt zu nerven oder es dadurch langweilig wird. Wenn es also stören sollte, dann versuche ich das irgendwie zu ändern!🌼
Vielen lieben Dank fürs durchlesen☺
Bis Dienstag und ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende!🌻
💜💜💜
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