(45) Herzenswärme

Der heiße Dampf steigt begehrend im Zimmer auf, so wie das Wasser, welches die weiche Haut von Taehyung Stück für Stück sinnlich begutachtet. Seine Haare fangen das klare warme Wasser über ihn auf, damit es gierig bis in seine Spitzen fließen und neben seinen Füßen auftropfen kann.

Sein Kopf legt sich dabei laut atmend in den Nacken und streicht sich seine nassen Haare aus dem Gesicht, nur um seine großen Hände über seine Schulterblätter fahren zu lassen und diese mit etwas Druck zu massieren.

Immer wieder stößt lauter Atem aus seiner Lunge, doch nur, weil er sich so entspannt nach langer Zeit fühlt.

Seine Lippen sind halb geöffnet, worin die warme Flüssigkeit noch eine Chance drinnen erkennt, um wirklich jede Fase seines nackten Körpers zu erkunden. Also landen die Wassertropfen auf seiner wohlgeformten Unterlippe, damit sie ihren Weg zu Taehyung's leicht adern definierten Hals finden können.

Jungkook, welcher nicht mal ansatzweise die lockeren und freien Gefühle von Taehyung gerade nachempfinden könnte, steht mit einem angespannten Gesichtsausdruck vor dem Herd und rührt in einer schnellen Geschwindigkeit das mit Nudeln befüllte Wasser herum.

Haben sie gerade geflirtet? Würde Taehyung überhaupt mit ihm flirten, oder hat er sich das gerade eingebildet? War dort eine Art Spannung? Haben sie sich gerade fast-... NEIN!

Nein haben sie nicht! Er steigert sich dort einfach gerade in etwas rein! ... kein Wunder, dass er solch ein Bauchkribbeln bekommt, wenn er sich selber so verrückt macht.

Taehyung's feuchte Wimpern neigen sich nach unten, als er seine Augen nun schließt, um sich auf jede dampfende Wasserlinie, welche seinen Körper anmalt, einzulassen.

Hat er Jungkook einen Schrecken vorhin eingejagt? Hat ihn das dolle überfordert?

Langsam greifen seine Hände nach dem Shampoo neben ihm, um einen kleinen Klecks auf seiner Handfläche draufzugeben, nur um es in seinem Haaransatz hinein zu massieren. Wieder seufzt er.

Seufzt wohlig wegen dem Wasser. Der Wärme. Wegen dem Geruch, welcher nun unwiderruflich seine glänzende Nase begrüßt und sofort mit Jungkook identifiziert wird.

Der Geruch, welcher als aller erstes sich in sein Herz brannte und nie wieder davon loskommen wird.

Jungkook's Augen reißen sich plötzlich geschockt auf, als er beobachten muss, wie das brodelnde Wasser über den Topf hochquält und hinüberläuft. Verzweifeltes stöhnen schallt durch die Küchenwende, ehe er den heißen Topf schnell auf eine andere Platte schiebt.

Er muss sich endlich zusammenreißen! Darf sich jetzt nicht weiter aus der Bahn werfen lassen!

Er wird Taehyung einfach so gut es geht ein Freund sein, um ihn bei dem Chaos beizustehen, welches er verursacht hat. Taehyung brauchte eine Bleibe und das ist die beste Möglichkeit welche auf die Schnelle ging. Nicht mehr und nicht weniger.

Und wenn Taehyung einen selbständigen Fuß fassen kann, werden sich ihre Wege einfach im Guten trennen. Er wird bis dahin Freunde gefunden haben, vielleicht sogar seine Familie, ein unbeschwertes Leben mit normalen Problemen führen. Das erreicht haben, was er sich vom Herzen wünscht, ohne dabei seine Hilfe mehr brauchen zu müssen und somit auch keinen Kontakt.

So wird es sein.

Taehyung's untere Hälfte wird von einem dunkelblauen weichen Handtuch umwickelt, ehe dieses über seine glänzende definierte Brust herunter gestrichen war und seine Haare so gut es geht trocken rubbelte.

Er mustert sein Gesicht in den immer noch leicht beschlagenden Spiegel, während er ununterbrochen wieder an diesen einen bestimmten Jungen denkt.

Das letzte was er will, ist, dass er sich unwohl fühlt.

Doch er hat sich die Spannung auf keinen Fall eingebildet.

Jungkook konnte das Abendessen gerade noch so retten und ist jetzt dabei den Tisch mit Tellern und Besteck auszurüsten. Er hofft dabei inständig, dass Taehyung sein Essen mögen wird.

Was ist, wenn er es nicht tut? Sollen sie dann einfach etwas bestellen?

„Mhmm... das riecht aber gut.", schmunzelt nun plötzlich eine raue Stimme, welche von hinten Jungkook's Aufmerksamkeit erlangt.

Als der angesprochene sich, irgendwie aufgeregt, umdreht, erkennt er wie Taehyung mit noch leicht glänzenden Haaren, in seinem schwarzen Oversize Pullover und grauen Jogginghose im Türrahmen mit schräg haltendem Kopf steht und ihn mit einem intensiveren Blick mustert. Die Sachen stehen ihn sehr gut.

Taehyung's frischer Duft schwebt förmlich auf Jungkook zu und sein leichtes grinsen jagt ihn unregelmäßiges Herzklopfen ein. „Du auch.", antwortet der braunhaarige völlig benebelt von Taehyung's Erscheinen, welches ihn auch schon kurz danach einen verunsicherten und auch peinlich berührten Gesichtsausdruck aufdrückt.

„I- ich meine, wie schön, dass du fertig mit duschen bist. Komm, setz dich hier hin.", Jungkook steht an dem linken Stuhl vom Tisch und zieht in mit noch immer einem verunsicherten Ausdruck nach hinten.

Wieso musste er ausgerechnet nur sowas antworten?

Taehyung's grinsen hatte sich auf Jungkook's Reaktion nur verstärkt, doch er beschließt sich dazu nicht drauf einzugehen. Er möchte nicht, dass sich der Junge noch verunsicherter fühlt. Jedoch möchte er auch genauso die Stimmung wieder davon befreien und auflockern.

„Danke dir.", entgegnet der Lockenkopf mit einem warmherzigen Ton, ehe er sich auch schon Jungkook nährt und sich auf den Stuhl niederlässt.

Ob sich das „danke" jetzt auf sein Kompliment oder auf dem Stuhl zurückführen lässt, soll Jungkook für sich selber interpretieren.

„Wie ich sehe, hattest du einen kleinen Unfall.", neckt der Schwarzhaarige, immer noch in einem lieb klingenden Ton, als er die restlichen Wasserrückstände der Platten wahrnehmen konnte, ehe sich seine Augen auch schon wieder auf den schönen Jungen vor sich richten, welcher dabei ist sich auf den Stuhl von gegenüber zu setzen.

„Ja, aber Jeon Jungkook bringt auch noch so knifflige Situation unter Kontrolle.", kichert der braunhaarige nun ehrlich leicht zurück, während er auch zu Taehyung Blickkontakt aufbaut und die Töpfe in der Mitte öffnet.

„Na da bin ich aber beruhigt.", antwortet Taehyung belustigt, ohne einmal seine Pupillen von den lieblichen Jungen vor sich abzuwenden.

„Ist das so in Ordnung?", fragt Jungkook wieder verunsichert, ehe er eine gewisse Menge des Essens auf den Teller von Taehyung drauf tut.

„Ja, ich danke dir, das ist perfekt, aber ich hätte das auch selber machen können.", entgegnet der schwarzhaarige, als er daran dachte, dass Jungkook sich immer noch zu viele Gedanken machen würde.

„Nein schon gut, ich verwöhne dich gerne."

Er verwöhnt ihn gerne?! Denkt er überhaupt noch einmal nach, bevor etwas sagt?!

„Ich dich aber auch.", antwortet selbstischer der noch immer leicht grinsende Junge, der die unüberlegten Antworten von Jungkook süß findet und sich nun selber leicht über den Tisch beugt, um die Nudelkelle aus den Händen von Jungkook zu entwenden, nur um den Jungen etwas auf den Teller zu machen.

„D- danke.", haucht Jungkook vorsichtig und irgendwie schüchtern, als er dabei ein zartes lächeln auf seinen eingerissenen Lippen nicht verstecken kann, da er immer noch das kribbeln auf seiner Handfläche wahrnehmen kann, welche Taehyung vor ein paar Sekunden berührte. Kann ein zartes lächeln nicht verstecken, als er von Taehyung's Körpergeruch erneut intensiver umhüllt wurde. Taehyung's dunkelroten Mundwinkel sah, wie sie noch immer leicht nach oben gezogen waren.

Nachdem sich die beiden Jungs einen „Guten Appetit" gewünscht hatten, fingen sie endlich an zu essen und konnten dabei nicht verhindern immer wieder die Aufmerksamkeit des anderen zu erhaschen.

Natürlich schmeckt es Taehyung. Doch auch wenn es nicht so gewesen wäre, hätte er vermutlich trotzdem gesagt, dass es sehr gut ist, nur um auf Jungkook's kaputte Lippen ein lächeln auslösen zu können und ihn glücklich zu sehen.

„Und? Was tust du sonst so, wenn du mal keine Jugendlichen mit Gedächtnisverlust zu dir nach Hause einlädst?", fragt der Schwarzhaarige in einem neugierigen und zugleich belustigt warmen Ton, als er damit kämpft, seine immer trocken werdenden Haare aus dem Gesicht zu halten.

„Ich ehm... warte kurz.", antwortet Jungkook kurz angebunden, während er plötzlich aufsteht und für ein paar Sekunden verschwindet, nur um mit einem Haargummi zurück zu kommen und sich vor Taehyung in einer Hocke zu positionieren. Wieder mal ohne darüber nachzudenken, mit seiner Handfläche in Taehyung's schwarzen Locken zu fahren, diese sanft zu umschließen, um das Haargummi herumzubinden.

Jedoch als er das Haargummi zwei Mal herumgebunden hatte, hält er plötzlich darin inne, als er wahrnimmt was er hier gerade tut. Sofort räuspert er sehr verlegen und schaut beschämt auf dem Boden. Er ist schon wieder viel zu weit gegangen! Wieso tut er sowas nur? Wieso kann er nicht einmal nachdenken, bevor er was tut oder sagt?

„Schon viel besser.", raunt Taehyung dankbar, ehe sich er seine Fingerspitzen von unten auf das Kinn von den traurig aussehenden Jungen legen, nur um dieses sanft nach oben zu drücken, sodass Jungkook ihn unweigerlich ins Gesicht sehen muss.

Taehyung, so wie auch Jungkook, erzählt kein Wort. Beide. Beide halten einfach nur in diesem Moment inne. Halten in einem Moment inne, in welchen sich Taehyung's Finger dann plötzlich von Jungkook's leicht rau anfühlenden Kinn abwenden, nur um seine Handfläche bis zu seiner blassen, jedoch immer roter werdenden Wange zu streichen.

Sanft streichelt Taehyung's Daumen immer wieder in einer langsamen Geschwindigkeit über seine Wange herüber, wobei er beobachten kann wie sich die Augen von Jungkook schließen. Dem Anschein nach, will er die Berührung noch mehr genießen.

„Ich mag es nicht, dich so traurig zu sehen.", flüstert Taehyung leise mit seiner tiefen Stimme, als er noch immer den von eben verzweifeltem Ausdruck von Jungkook vor seinen Augen führen kann.

„Ich dich auch nicht.", denn das ist wirklich das letzte, das aller letzte was er will.

„Und ich bin es nicht. Ich bin es nicht Jungkook. Mir geht es gut. Ich bin glücklich. Hab keine Angst mehr davor irgendwas Falsches zu machen oder zu sagen.

Weißt du eigentlich wie lange und intensiv ich gehofft habe, dass du zurück zum Krankenhaus kommst? Du kannst überhaupt nichts Falsches machen. Denn du bist hier. Du bist bei mir.

Du glaubst nicht wie viel mir das bedeutet.", antwortet Taehyung mit warmer Stimme, wobei er nicht einmal aufhörte mit seinen Daumen über die Haut von Jungkook zu fahren.

Noch fester. Noch fester drücken sich die Augenlider von Jungkook zusammen. Muss sich zusammenreißen der darunter glänzenden Schicht keine Kraft zu geben. Die Flüssigkeit, welches sich auf seiner Wasserline anfängt zu sammeln, keine Chance geben, um von da weg zu kommen.

Doch zu spät. Zu spät, als Taehyung sich herunter zu Jungkook beugte, nur um seine Lippen auf seine Haut zu drücken- ihn einen Kuss auf seiner Stirn zu vermachen. Seine Lippen jedoch anschließend nicht davon abwendet, sie weiter auf der warmen Haut ruhen lässt und seinen Daumen ununterbrochen Jungkook's Haut mit einem streicheln liebkostet.

Tränen, welche das nahe Gesicht von Taehyung widerspiegeln, kullern aus den immer noch fest geschlossenen Augen.

Doch Jungkook weint gerade nicht aus Trauer. Nicht aus Schmerz. Glück. Es ist das Glück. Das Kribbeln. Die Wärme, welche ihn zum Weinen bringt, welche er bei Taehyung so stark empfindet wie bei keinen anderen.

Es ist das Glück, welches er bei ihn nicht fühlen darf, es trotzdem tut. Es ist das Kribbeln, welches seinen Körper lebendig macht, doch dort nicht hingehört. Die Wärme, die die Kälte in ihn besiegt, jedoch nicht siegen sollte. Er sollte sich nicht nach den streicheln seines Daumens sehen. Nicht innerlich heimlich darum flehen, dass Taehyung nicht damit aufhört. Den Kuss genießen. Noch einen wollen.

Es sollte ihn nicht trösten, dass Taehyung's andere Hand über seine fließenden Tränen fährt. Es sollte nicht dafür sorgen, dass er sich beruhigt. Sollte nicht dafür sorgen, dass keine weiteren mehr fallen.

Es sollte- es darf ihn nicht glücklich machen.

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„Wie lautet dein Name?", seine Psychologin, welche wie immer einen streng gemachten Dutt und eine schwarze Brille trägt, nur um sie auf ihrer Nase hoch und hinunter zu stupsen, mustert den mal Rosa farbigen Jungen eindringlich.

Denn seine Haare sind schon ein deutliches Stück seit den letzten drei Monaten länger geworden. Sein Ansatz, welcher mal in einer Zuckerwatten-pinken Farbe strahlte, wird von schwärze durchbrochen. Haare, welche mal weich und voll waren, werden heute von abgebrochenen, zerfransten Strähnen dominiert. Ein Schwarz, welches ungesunde graue Farbe widerspiegelt, wenn dieses von Licht angestrahlt wird. Fett, welches seinen Ansatz bis unten in die letzte Haarsträhne umhüllt. Waschen.

Er darf sich dann waschen haben sie gesagt.

„Park Jimin.", mit einer undefinierbaren Ausstrahlung in seinen mal leuchtenden, willensstarken Augen, antwortet er mit einer ausdrucklosen Stimme.

„Jimin, wer ist Taehyung?", erwartungsvoll brennen sich die Pupillen auf ihren Patienten.

Er ist soweit. Da ist sie sich sicher.

„Taehyung ist ein Freund, den ich niemals hatte. Ein Freund, den ich mir wünsche. Er ist ein Teil von mir, welchen ich auf die Außenwelt projiziert habe. Ich- ich bin Taehyung."

„Jimin, sag, wie lautet deine Diagnose?"

„Schizophrenie."

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Hey ihr lieben 🥰

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr mögt die weicheren Szenen 💕 wenn Kritik besteht, gerne ansprechen 💗

Natürlich sind nicht nur bei Taehyung drei Monate vergangen, genauso wie bei Jimin, was nicht gerade so gut aussieht 🥴 hoffe ihr seit gespannt wie es weiter geht und was das auf sich hat💕

Ich wünsche euch noch eine wunderschöne Woche & passt auf euch auf! ❤️

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