(44) Neuanfang?
„Hier wäre das Zimmer... ich weiß, es ist nicht besonders groß, doch ich hoffe... es... naja~"
Jungkook, welcher unsicher den Lockenkopf mustert, geht beinahe hektisch in den Raum hinein, um über den verstaubten, in dunkelbraunen Holz erscheinenden Schreibtisch zu wischen. „Du musst wissen, ich mache eigentlich regelmäßig das Haus sauber... doch in letzter Zeit... fiel es mir schwer... nun ja, ich meine es war nur...", Jungkook erblickt seinen unwohlen, zugleich beschämten Gesichtsausdruck in den ebenso unreinen Spiegel, welcher einen gleich konfrontiert, sobald man den Schreibtisch den Rücken zudreht.
Es war nur was?
Dass er sich seit Monaten von morgens bis abends nur noch in seinem Bett aufhielt? Dass die Küche ihn höchstens noch alle paar Tage mal sah? Genauso wie die Dusche? Die Räume niemals die Sonne?
„Es ist alles gut. Ich meine, du wohnst alleine hier in diesem Haus, es ist in unserem Alter sicher nicht einfach alles unter einem Hut zu bekommen.
Und außerdem ist das Zimmer sehr schön, ich kann dir gar nicht sagen wie dankbar ich dir bin, dass du mir das anbietest.", lächelt der im Türrahmen stehende Taehyung Jungkook ehrlich an, ehe er sich dazu entschließt auf ihn zuzugehen und seine Hand von dem immer noch streichenden Schreibtisch sanft zu umschließend und anzuheben.
„Jungkook... du musst dir überhaupt keine Sorgen machen, dazu hast du keinen Grund.
Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du mich bei dir aufnimmst, dass ist keine Selbstverständlichkeit. Daher werde mich natürlich einbringen. Ich werde dir im Haushalt helfen und dich unterstützen wo ich kann, so wie du es bei mir tust.
Also mach dir bitte keine Gedanken darüber, ob der Schreibtisch sauber genug ist, oder nicht.
Dazu hast du wirklich keinen Grund.", haucht der Schwarzhaarige, welcher in der gesamten Zeit über immer noch die Hand von Jungkook in seiner sanft geschlossen hielt.
Er hat dazu keinen Grund sich sorgen zu machen?
Wenn es ihm jetzt schon, in den aller ersten Minuten so schwer fällt diese Worte ohne Anmerkung zu akzeptieren, war es dann die richtige Entscheidung Taehyung anzubieten in das alte Zimmer von Namjoon einzuziehen?
Oder hätte er eine andere Lösung finden sollen?
Hätte er einen anderen Weg finden sollen, sodass Taehyung nicht mehr zurück in diese Unterbringung für Jugendliche muss? Vielleicht eine eigene Wohnung! Sollte er sich einen Nebenjob suchen? Um für Taehyung eine eigene Wohnung zu bezahlen? Aber dann würde er ganz alleine wohnen, ohne jemanden um sich herum zu haben. Und Taehyung soll sich doch auf keinen Fall alleine fühlen!
Aber alleine ist immer noch besser, als... als ihn in seiner Nähe zu haben.
Alles ist besser als ihn in seiner Nähe zu haben.
Was hat er sich nur dabei gedacht?!
„Jungkook~", Taehyung blickt den in plötzlich Panik geratenen Jungen sehr besorgt an.
Hat er was Falsches gesagt? Etwas, was Jungkook unwohl fühlen lässt? Nein. Er wollte das nicht! Er wollte doch eigentlich genau das Gegenteil bezwecken!
„Jungkook, entschuldige bitte. Entschuldige, ich wollte nichts sagen, was dich beunruhigt. Es tut mir leid, wir müssen das hier nicht machen, ich wollte mich wirklich nicht aufdrängen."
Mit einem schlechten Gewissen lässt Taehyung die noch zuvor haltende von dem anderen Jungen los, nur um seine Arme stattdessen um ihn zu legen und ihn in eine feste Umarmung zu ziehen.
„Es tut mir leid. Bitte beruhige dich... bitte sei nicht beunruhigt wegen mir. Ich will nicht, dass es dir schlecht wegen mir geht. Es tut mir leid, Jungkook, ich kann gehen.", haucht der Junge, welcher sein Gesicht in den gut riechenden Stoff drückt, sehr verzweifelt hinaus.
„Bitte... um Gottes Willen entschuldige dich nie wieder bei mir- Hast du verstanden? Du bist der letzte, der was falsch gemacht hat.", haucht Jungkook genauso verzweifelt wie Taehyung zurück, wobei er ihn sehnsüchtig an seinen mageren Körper zieht.
Seine Nähe ist das schönste, aber auch das schlimmste. Das wobei er momentan das größte Glück, und zugleich die größte Traurigkeit fühlt.
„Und bitte geh nicht. Bleib hier~ Bitte", kann Jungkook mit seinem heißen Atem auf den Nacken von Taehyung raunen, als im klar wird, dass egal wie viel Schmerz sich in seinem Herzen ausbreitet, egal wie sehr sein Kopf sticht, egal wie laut seiner inneren Stimmen in seiner Nähe sind: Es würde noch mehr schmerzen, mehr stechen, noch lauter sein, wenn er Taehyung überhaupt nicht mehr sieht.
So wie vorher. So wie vor drei Monaten.
Taehyung schließt seine Augen. Möchte sich noch intensiver auf den vertrauten Duft konzentrieren können, als seine Handflächen auf Jungkook's Rücken sanft auf und ab gleiten.
Ist er egoistisch?
Ist er egoistisch, weil er Taehyung nicht von ihm abstößt?
Ist er schwach?
Schwach, weil er es nicht geschafft hatte ihn weiter von ihm weg zu stoßen?
Ist er ein schlechter Mensch?
Ein schlechter Mensch, weil er sekündlich mehr von dem Gefühl infiziert wird es gar nicht mehr zu wollen?
Taehyung kann bei der Umarmung wahrnehmen, wie sich Jungkook's Kopf auf seiner Schulter niedergelassen hat und seine Atmung seine eigene sekündlich immer weiter in einer ruhigen Geschwindigkeit betreut. Doch trotzdem. Doch trotzdem möchte er ihn nicht loslassen.
Noch ein bisschen. Nur noch ein bisschen dieses kribbelnde Gefühl in seinem Bauch genießen. Das Lächeln auf seinen Lippen. Jungkook's wundervollen Duft. Den nun ruhig klingenden Atem, welcher in seinem Nacken landet und diesen mit einer leichten Gänsehaut markiert.
Ein bisschen. Nur noch ein bisschen.
„Taehyung, ist dir kalt?", plötzlich entfernt sich Jungkook von ihm, als die gespürte Gänsehaut ihn vermeidlich signalisierte Taehyung würde frieren. „Was? -", verwirrt ziehen sich die vollen Augenbrauen des Lockenkopfs zusammen, als er in seinem Hinterkopf das verlorene Gefühl der Umarmung nachtrauert...
„Wenn dir etwas fehlt, musst du es einfach nur sagen.", mit einer sanften Ausstrahlung bewegt sich Jungkook's Körper rechts neben dem Schreibtisch wo die Heizung ist, nur um sie anzumachen. „Das ist wirklich führsorglich von dir Jungkook, doch mir fehlt nichts... nicht so richtig... es ist nur...", nachdenklich legt der Lockenkopf seine Hand auf seinem Bauch, welcher der unerklärlichen Gefühle von ihm gnadenlos ausgesetzt ist.
„Du hast also Hunger. Weißt du was? Ich bringe dir jetzt noch ein paar Sachen, danach kannst du, wenn du dich frisch machen willst, duschen gehen und ich mache in der Zeit Essen.", schlägt der braunhaarige gewissenhaft vor und ist in dem Moment froh darüber, Taehyung das geben zu können was er braucht.
Ja vielleicht. Vielleicht ist es ein Fehler.
Vielleicht ist es ein großer Fehler Taehyung in seiner Nähe zu lassen.
Vielleicht hat Namjoon wirklich recht.
Doch was tust du, wenn sich die andere Lösung noch viel falscher anfühlt?
Viel schlimmer? Viel aussichtsloser?
„Das klingt gut. Ich danke dir.", mit einem ehrlichen Lächeln nickt Taehyung den Vorschlag seines gegenüberstehenden ab, während er seinen Blick aufmerksam auf ihn ruhen lässt.
Seine Augen fahren wie beim aller ersten Mal, wie beim aller ersten Mal als er Jungkook neben seinem Krankenbett sah, ganz genau seine Gesichtszüge nach.
Über seinen trockenen rau erscheinende Hautstellen, welche auf seiner blassen Oberfläche seiner Haut aufblitzen. Über die schwarzen- „Nicht dafür, Taehyung.", antwortet der bemusterte Junge in einer warmen Stimmlage, ehe er sich langsam umdreht, den kleinen Flur heruntergeht und rechts in sein Zimmer abbiegt.
Jungkook kann zu diesem Zeitpunkt schlecht einschätzen, wieso Taehyung ihn so verträumt, jedoch gleichzeitig so bestimmend ansah. Er hatte sich doch extra, bevor er sich doch dazu wieder entschloss Taehyung zu besuchen, dazu überwunden unter die Dusche zu gehen. So schlimm konnte er doch schließlich gar nicht aussehen.
Und Taehyung kann schlecht einschätzen, wieso er nur so schlimm aussieht ...
Nachdenklich lässt sich der schwarzhaarige also auf dem dunkelblauen Schreibtischstuhl nieder, schweift kurz aus dem Fenster aus welchem man gleich hinausschaut, wenn man am Schreibtisch sitzt, bis er sich dann auf dem Stuhl dreht und darauf seine Augen wieder in dem Spiegel des Kleiderschrankes verfestigt.
Wieso sieht Jungkook nur so fertig aus? So müde? So mager?
Und wird er Jungkook wohl helfen können? Ihn so helfen können wie er es bei ihm damals getan hat?
Ihn... ihn retten?
„So... okay, also wir werden natürlich noch zusammen shoppen gehen, aber ich habe dir jetzt noch ein paar Pullover, Hosen, T-Shirts und naja noch...", irgendwie peinlich berührt starrt Jungkook in die bereits offene Tür im Kleiderschrank, ehe er die Sachen dort behutsam hineinsortiert und dort ein paar Unterhosen mit in die Ecke schiebt.
„Du hast sicher schon ein paar Klamotten bereit bestellt bekommen, aber ich weiß nicht ob sie dir ausreichen, oder ob sie dir gefallen, deshalb dachte ich, ich gebe dir noch ein paar von mir- obwohl ich dabei ja auch gar nicht weiß, ob sie dir gefallen...", ein verzweifeltes seufzen flieht aus den eingerissenen Lippen des braunhaarigen, bevor er seinen Kopf hängen lässt und seinen Daumen verzweifelt über den Rand der Schranktür gleiten lässt.
Was ist, wenn er die Sachen gar nicht will?
Wenn Taehyung wüsste, was wirklich passiert ist, würde er sie auf keinen Fall haben wollen.
So viel steht fest.
Also, was tut er nur gerade?
„Du machst es schon wieder... du machst dir schon wieder zu viele Gedanken.", schmunzelt nun der Junge, welcher sich vom Stuhl gehoben und sich dazu entschließt auf Jungkook langsam zuzugehen... dabei kann er beobachten wie er von Jungkook ins Visier genommen wird, wobei sein Gesichtsausdruck allmählich das eines scheuen Rehes glich.
Schüchtert er ihn etwa irgendwie ein?
Jedoch hält ihn das nicht davon ab, mit einen selbstsicheren Gesichtsausdruck auf ihn zuzugehen~
ganz im Gegenteil...
„Hast du schon... eine Idee was wir essen? Aber ich muss dir leider sagen, dass meine Erwartungen ziemlich hoch sind... denn Jin, der eine Pfleger im Krankenhaus, hat in der Zeit wo ich dort war angefangen für mich zu kochen... eigentlich eine ganz lustige Geschichte wie das angefangen hat, doch es hat wirklich außergewöhnlich gut geschmeckt...", fängt er mit seiner tiefen Stimme zu raunen an, während er Jungkook's Hand behutsam von der Schranktür nimmt, um nun die Tür zu schließen, sich dagegen anzulehnen und den Jungen vor sich darauf tief in die Augen blicken zu können...
Die plötzlich irgendwie neckenden Worte von Taehyung sorgen dafür, dass Jungkook seinen Kopf aufgelockert und leicht lachend in den Nacken legen kann, nur um sich danach den intensiven Blickkontakt anzuschließen...
„Und ich muss dir leider sagen, dass ich kein Pfleger mit geheimen Kochkünsten bin... jedoch, dass meine Ravioli die ich dir zaubern kann wahrhaft ein Meisterwerk sind.", passt sich Jungkook's Stimme der tieferen klingenden Tonart von Taehyung plötzlich an, während er sich, ohne es selber zu merken, das schöne Gesicht vor ihm langsam Stück für Stück nährt...
„Wirklich? Da bin ich aber gespannt~", haucht der Lockenkopf mit einem leichten, schelmischen grinsen zurück, während er sich weiter, beinahe gierig, in den anderen Augen verliert und spüren kann, dass er es gar nicht erwarten kann, dass Jungkook's Gesicht seinen immer näher kommt~
Denn das Kribbeln. Welches zuvor in seinem Bauch herumflatterte- sprudelt nun in diesem Moment bis in seine Fingerspitzen hinein. Fingerspitzen, welche das verlangen hegen sich in den dunkelblauen Stoff zu vergreifen. Nur um Jungkook schneller an ihn heranzuziehen. Herzklopfen. Plötzliches Herzklopfen bis zu seinen Ohren hoch. Welches auf Jungkook's Duft. Auf seinen heißen Atem- der schon auf seiner Nasenspitze ankommt, ausgelöst wird. Endlich. Endlich kein Herzklopfen, welches Angst macht. Kein Adrenalin, welches aus Stress ausgeschüttet wird. Herzklopfen, welches nur dazu da ist, um das prickelnde Gefühl durch seinen Körper zu schießen. Immer schneller. Immer wilder. Adrenalin, was Taehyung dazu zwingt sich auf sein Verlangen zu stürzen- den dunkelblauen Stoff von Jungkook zu umgreifen- um ihn mit einem Ruck an sich heranzuziehen-
Plötzlich abgestützte Handflächen neben Taehyung's Kopf. Beide an der Brust des jeweils anderen gelehnt. Nasenspitzen die sich berühren. Heißer, schnell ausgehauchter Atem, welcher sich sehnsüchtig auf den halb geöffneten Lippen des anderen Jungen fallen lässt. Augen, welche sich mit ihrem Blick an den anderen immer fester- immer unbezwingbarer an den anderen fesseln.
„D- das Essen. D- dein Hunger.", stottert der braunhaarige auf einmal, schutzlos mit einem durchlöcherten Atmen, während er sich schwer atmend aus den Fesseln von Taehyung's Augen befreien kann, indem er sein Kopf nun nach unten hängen lässt und seine Hände von dem Kleiderschrank entfernt.
„Das Bad- a- also du musst nur die Treppe hoch und dann in die Tür, welche g- gleich gerade aus ist.", murmelt er mit einem noch blasseren Hautton als sonst und vermeidet während des Sprechens den Augenkontakt, ehe er unbeholfen und irgendwie geschockt nach links und rechts schaut, nervös auf Taehyung's Stille hin lächelt, laut schluckt und beinahe rennend aus dem Zimmer verschwindet...
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Hello friends💕
Wie ihr merkt, vertiefen wir nun langsam die love story zwischen Jungkook und Taehyung 👀🌚 & hoffe das es euch gefallen hat hihi 😇🤍
Ich bedanke mich fürs lesen und bis nächste Woche 💕
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