(38) Regenbogen

Rückblick aus vergangenem Kapitel:

[...] „Verdammte Scheiße, es kann Ihnen doch egal sein was ich mache! Ich habe Sie nicht darum gebeten mir zu helfen! Oder habe ich es einmal gesagt? Habe ich einmal gesagt, dass Sie das Recht haben an meinem Körper rumzufassen? Nein!" Yoongi greift geradezu mit seinen schwarzen Augen die des Arztes an und verschlingt ihn beinahe mit dessen hasserfüllten Blick.

Jedoch ändert das nichts an der Tatsache, dass Yoongi ernsthaft verletzt ist. Weshalb ihn das Schreien mehr zu schaffen macht, als ihm lieb ist.

Ändert nichts an der Tatsache, dass bei jedem ausgebrüllten Wort, ein beinahe unerträglicher Schmerz durch seinem Körper braust. Ändert nichts an der Tatsache, dass seine Kopfschmerzen, sich wie ein Messerstich, durch seine Schläfen bohren. Schwindel als Konsequenz seinen verunstalteten Körper taumeln lässt. Laute, angestrengte Atmung seine Lunge zum unterdrückten Hächeln zwingt. Sein ausgetrockneter Mund versucht seinen Speichel hinunter zu zwingen, aber nur ein Zischen und Stöhnen seinen Mund verlassen kann, als er sich seine schmerzenden Rippen versucht zu halten und er dabei ist in sich hinein zu knicken. [...]

Mit ihren scharfen Zähnen beißen sich Yoongi's Schmerzen immer tiefer und tiefer in seine weiche Hau hinein. Er fühlt förmlich wie durch diesen Bissen- den Arzt kann er gar keine Aufmerksam mehr geben- seine gesammte Kraft und Luft aus seinem Körper hinausgesaugt wird.

Verdammte Scheiße wie haben diese Dreckskerle ihn zugerichtet?! Dafür wird er sich auf jeden Fall rächen!! Sie werden nicht ungeschoren davonkommen!

Plötzlich fühlt Yoongi aber neben dem Stechen und seiner heißen Wut, welche sein komplettes Gesicht rot anlaufen lässt, etwas angenehmes Weiches, fühlt wie sein Hinterkopf etwas Flauschiges berührt und dabei ist darin leicht einzusinken.

Fuck- jetzt liegt er wirklich wieder in diesem beschissenen Krankenbett?!

Er könnte sich einfach zu Hause selber Schmerzmittel besorgen, dafür muss er nicht extra ins Krankenhaus! Zitternd drücken sich seine Augen auf, um erneut mit seiner zu tiefst verachtenswerten Ausstrahlung, in die des Arztes zu blicken...

„Herr Min...bitte hören Sie mir zu, ich werde Ihnen jetzt ein Schmerzmittel spritzen. Bitte bleiben Sie ruhig liegen, denn Sie dürfen sich wegen Ihren gebrochenen Rippen nicht so viel bewegen.

Ich möchte nicht, dass sie solchen Schmerzen wie jetzt wieder ausgesetzt werden. Es wird Ihnen aber gleich besser gehen, wenn Sie mich meine Arbeit machen lassen, okay?

Es wird alles gut werden, aber nur wenn sie sich nicht wehren, dann werden die Schmerzen gleich weg gehen. Versprochen." , Hoseok schaut den Patienten, obwohl Yoongi's finsternden Augen ihn beinahe unerträglich anblitzen, trotzdem mit seinem stets vertrauten und warmen funkeln an und ist so fähig dessen Sorge um Yoongi auszudrücken, während er vorsichtig dessen Arm zu sich führt, um die dünne Nadel zu seiner Infusion zu führen.

Alles wird wieder gut werden? Wenn er hier ist, kann es doch nur schlimmer werden!

Dann füllt er eben diesen beschissenen Antrag aus, dafür dass er gehen darf. Dann macht er sich eben diese unnötige Mühe, dann - plötzlich hört er auf zu denken, als er spürt, wie warm sein Körper, wie leicht seine Atmung wird, wie sein Schwindel nicht mehr bedrohlich auf ihn ein wirkt, sondern es irgendwie angenehm dessen Wahrnehmung begleitet.

„Besser, oder?", liebevoll lächelt der Arzt ihn weiter an und zieht die Bettdecke von Yoongi zart zu seinem verletzten Oberkörper hoch.

Über die schmaleren Lippen des schwarzhaarigen Jungen schleicht sich nun auch ein kleines lächeln, um es den fürsorglichen Arzt zu widmen.

Hoseok nimmt es wahr und will es automatisch erneut erwidern- bis sein Blick auf die hochbewegende Hand von Yoongi fällt und er direkt auf seinen ausgestreckten Mittelfinger schaut.

Der Angesprochene muss schwer schlucken und sein liebes, zutrauliches Lächeln verwandelt sich seit langen zu einem peinlich berührten... bis er sich augenblicklich räuspert und sich kurz darauf wieder sammelt, ehe sich die zwei Augenpaare wieder intensiv konfrontieren.

In diesen Moment wird es sehr deutlich.

Es ist, als wenn Regen und Sonne aufeinandertreffen.

Oben und unten. Links und rechts. Laut und leise.

Wie die Farbe schwarz und weiß, wo es nahezu unmöglich ist, eine bunte Farbe herzustellen. Einen Mittelweg zu finden. Eine angenehme Lautstärke.

Wo es nahezu unmöglich ist, einen Regenbogen durch Regen und Sonne zu bilden.

„Tut mir leid, dass Sie es anscheinend in Krankenhäuser nicht aushalten.
Falls Sie aber denken, dass mich diese Geste jetzt provoziert, dann irren Sie sich.

Ich frage mich nur was Sie durchgemacht haben müssen um einen Arzt, welcher Ihnen nichts getan hat, so etwas zu zeigen.

Ich weiß, dass Sie es wahrscheinlich niemals annehmen werden, aber ich werde es Ihnen trotzdem sagen, weil ich nicht weiß ob Sie es oft genug hören.

Wenn sie bereit dazu sind über das zu reden, was Sie zu dieser Geste bringt, dann werde ich Ihnen zu hören. Ich werde Ihnen zu hören, ohne Sie zu verurteilen, um dann zu versuchen Ihren Offenhalt noch so angenehm oder aushaltbar wie möglich zu machen.

Das verspreche ich Ihnen.

Ihr Finger schreckt mich nicht vor Ihnen ab, sondern signalisiert mir eigentlich nur wie viel aufgestauten Frust sie haben und wenn Sie bereit sind diesen beim Namen zu nennen, dann höre ich Ihnen zu." , spricht Hoseok mit einem warmherzigen Ton leise den Patienten unter sich an.

Yoongi wurde währenddessen bei diesen viel zu direkten Worten seine ganze Farbe aus dem Gesicht gestohlen. Seine sonst in Rot getränkten Wangen könnten beinahe mit dessen plötzlich gewonnenen Blässe dessen Umgebung widerspiegeln.

Er rechnete damit, dass der Arzt genervt auf ihn reagiert und er ihn dazu bringen kann ihn endlich in Ruhe zu lassen. Hat sich vorgestellt wie er sich aufregt und etwas lauter wird, oder ihn am besten gleich rauswirft.

Aber das ist nicht passiert.

Irgendwie ist genau das Gegenteil eingetroffen.

Verständnis?

Wortlos ziehen sich Yoongi's Augenbrauen zusammen, als er den Blickkontakt des Arztes schutzlos ausweicht.

Hoseok atmet etwas lauter aus und nickt anschließend, denn sein Lebensmotto bestätigt sich in solch einer Situation erneut.

Man darf Hass nicht mit Hass bekämpfen.

Er wendet sich nun langsam von dem Gedankenversunkenen, nun ruhigen Yoongi ab und geht zu Taehyung's Bett um sich ihn nun widmen zu können.

„Guten Morgen, Doktor Jung." , begrüßt Taehyung seinen Arzt mit einer unüberhörbaren, neuklingenden Tonart.

Euphorie.

Es ist Euphorie, welche sich kribbelnd durch unsere Fingerspitzen gleiten lässt.

Euphorie, welches deinen Bauch flattern lässt.

Euphorie, welche sich in Taehyung's Herz leise eingeschlichen hat und durch seine Stimmbänder in dessen Außenwelt endlich befreit werden darf.

Mit dem einzigen Wunsch in die Außenwelt befreit wird, dort nicht gebrochen zu werden.

Hoseok fällt es natürlich sofort auf, dass Taehyung's Ausstrahlung nun ganz anders wirkt. So hoffnungsvoll und-... und glücklich?

„Guten Morgen, wie haben Sie geschlafen?", entgegnet Hoseok Taehyung zwar höflich, jedoch sprechen seine Augen etwas sehr Neues aus.

Es hat ein Hauch von etwas Dunklen.

„Ja, ich habe gut geschlafen und Sie?", harkt der Patient ehrlich neugierig nach behielt den Arzt durch den kleinen Spalt seiner schwarzen Locken in dessen Blick.

„Ja das habe ich, vielen Dank der Nachfrage... jedoch muss ich mit Ihnen über etwas ernsteren sprechen... denken Sie nicht, dass ich nicht weiß, dass Sie gestern trotzdem draußen waren.

Obwohl ich es Ihnen nur unter einer Bedingung erlaubt habe.

Sie haben es mir versprochen- obwohl Sie es mir versprochen haben, haben Sie es getan. Ich hoffe es ist Ihnen bewusst, dass Sie mein Vertrauen ausgenutzt und dabei gebrochen haben.

Und ich hoffe auch, dass es Ihnen das Wert war.

Dass das Ihren neuen Verletzungen Wert war und die mögliche Gefährdung meiner Arbeitsstelle.

Ich hoffe, dass es das wert war."

Das Taehyung's zuvor Riege Freude wie auf einen Rutsch aus dessen Gesicht verschwunden ist, wird dem Arzt natürlich schnell bewusst.

Jedoch ist dem Arzt genauso sehr bewusst, dass er ansprechen muss und es dafür wahrscheinlich niemals einen passenden Zeitpunkt gegeben hätte.

Hoseok entgegnet den Patienten noch ein trauriges, enttäuschtes Lächeln, ehe er einen intensiveren Blick auf die Akte des unbekannten wirft.

„Nun... wie schon angesprochen, kommen nun zu Ihren zuvor Riegen Verletzungen noch neue dazu- „

„Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht was in mir gefahren war... ich konnte an nichts mehr denken, außer an diesen einen Gedanken, dass tun zu müssen und dieser ist wirklich immer und immer wieder wie ein Kreisel durch meinen Kopf geschleudert... immer und immer schneller... es hat alle anderen Gedanken, welche Hindernisse darstellen könnte vertrieben.

Ihr Vertrauen zu missbrauchen oder Sie in eine schwierige Lage zu bringen das war niemals meine Absicht. I- Ich weiß noch nicht mal was ich für eine Absicht ich hatte.

Aber ich weiß, dass ich zum ersten Mal eine hatte und ich denke... das Gefühl hat mich vollkommen im Griff gehabt genauso wie alle anderen Faktoren.

I- ich Doktor Jung, dass wollte ich wirklich nicht... ich dachte ich habe alles im Griff.

Das dachte ich wirklich."

Nur noch gehaucht waren die Worte von den namenlosen Jungen unter Hoseok, welcher aber dazu im Stande war die ganze Zeit über Blickkontakt mit den Augen zu haben, welche er als aller erstes erblicken durfte. In welchen er nach seinem Unfall zum ersten Mal Zuneigung sehen konnte. Zum ersten Mal Besorgnis und Zuversichtlichkeit.

Nun zum ersten Mal Enttäuschung.

„Doktor Jung."

Hoseok hingegen konnte in Taehyung's Augen zum ersten Mal Trauer erkennen. Zum ersten Mal wahrhaftige Trauer, welches als Glitzern, getränkt in seiner dunkel braunen reinen Farbe, beinahe aus seinem Auge flieht.

Beinahe aus seinen Augen entflieht, bis sich Hoseok dazu entschlossen hatte, sich vorsichtig am Rande des Bettes zu Taehyung hinzusetzen, seinen Arm behutsam um dessen Schulter zu legen und ihn erneut mit dessen warmer Ausstrahlung zu umhüllen.

„Vertrauen lässt sich zwar nicht von der einen bis zur anderen Sekunde wiederaufbauen, aber-"

„Danke.", haucht Taehyung plötzlich so nah, wie er dem Arzt noch nie war.

Taehyung raunte seine Dankbarkeit an den hellblauen, kuschligen warmen Pullover, an welchen sich der Patient plötzlich angelehnt und sich zart gedrückt hat.

„Für alles... ich habe noch nie danke gesagt... das tut mir auch leid.", flüsterte er erneut, ehe sich seine erschöpften Augenlider schließen.

Hoseok umfasst darauf den zerbrechlichen Rücken behutsam mit seinen warmen Händen, um diese in einem gleichmäßigen Tempo hoch und hinunter zu bewegen.

„Ich mache das wirklich sehr gerne.", lächelt der Arzt sanft zu seinem Patienten hinunter, während Yoongi im benachbarten Bett das Geschehen der beiden wortlos beobachtet hat.

Darf man das überhaupt? Ist solch eine Umarmung nicht unangemessen?

Seine schmalen Lippen pressen sich irgendwie verunsichert aufeinander, seine Fäuste prallen sich unter der schneeweißen Bettdecke zusammen, während er sich daran erinnert, wie er keinen Arzt umarmt, sondern mit dessen Faust voll auf einen eingeschlagen hatte.

„Doktor Jung?"

Hoseok neigt sein Kopf, nachdem er seinen Namen wieder hörte, nach unten und Taehyung ihn nach oben.

„Wurde eigentlich ein Handy von mir gefunden?", kann der schwarzhaarige Lockenkopf nun nicht länger mit seiner Frage warten, welche ihm schon seit dem Aufwachen auf dem Herzen brennt, währenddessen Hoseok nun klar wird, wieso Taehyung vorhin so am Strahlen war.

Er kann es kaum noch erwarten zu hören wo es ist.

So gut wie jeder hat doch ein Handy bei sich und dort sind sicherlich ganz viele persönliche Daten drauf. Das wird ihm sicher so viel erleichtern und er kann so ganz einfach herausfinden zu wem er gehört! Besser kann es ja gar nicht laufen, oder?

Aber Hoseok erwidert Taehyung's einzigartige positive Ausstrahlung nicht, diese macht es seinem Herzen nur noch schwerer. Stattdessen hört man ihn nur etwas druckvoller Ausatmen, mit dem Wissen, die Euphorie von dem Patienten gleich zerstören zu dürfen.

„Hören Sie... es tut mir echt so leid Ihnen das sagen zu müssen... aber es wurde kein Handy von Ihnen gefunden. Die Polizei fragte auch schon danach und suchte auch am Unfallort, aber es war nicht zu finden... es wurde eigentlich gar nichts von Ihnen gefunden...", sehr behutsam verlassen diese Worte den Mund des Arztes und kann dabei beobachten, wie bei jedem weiter ausgesprochene Wort, das zuvor wieder freudige Lächeln immer mehr aus Taehyung's Gesicht geraubt wird.

Seine aufgeregten, glückerfüllten Augen wieder in die Welt hineinstürzten, wo weder Sonne noch Regen existiert.

Jetzt hasst sich Taehyung selber dafür, dass er überhaupt solch einen Gedanken hatte. Wenn sie sein Handy gehabt hätten, dann hätte man ja schon Kontakte von ihm erreichen können.

Aber es ist schließlich niemand aus seiner Familie gekommen. Niemand. Anscheinend erkundigt sich ja auch keiner nach ihm. Ein Handy hätte eh nichts gebracht, wenn ihn anscheinend sowieso keiner sehen will. Vielleicht sind sie ja auch erleichtert, und wären nur enttäuscht wenn er sich jetzt wieder melden würde.

„Hey- nein, Sie müssen sich davon jetzt nicht so runterziehen lassen! Nur weil jetzt noch keine Dinge oder Personen aufgetaucht sind, heißt es nicht, dass es gar nicht passiert! Es bedeutet nur dass es etwas länger dauert!"

Hat er vielleicht irgendwas gemacht? Hat er irgendwas gemacht, sodass ihm das Leben so betrafen muss? Karma? Ist das der Beweis für Karma?

Taehyung starrt auf dem nichtsaussagenen Boden unter sich und sinkt. Sinkt weiter. Tiefer.

Karma?

Karma, bist du es?

💜💜💜

Heyy ihr lieben, ich freue mich so, dass ich endlich wieder updaten kann!

Ich hoffe es hat euch gefallen und ich weiß, dass Taehyung schon ganz schön lange im Krankenhaus ist, aber das wird in den nächsten Kapiteln vorbei sein! Ich freue mich auf jeden Fall darauf, denn dann kann die Hauptstory auch so richtig beginnen🌻

Ich versuche Ende dieser Woche noch ein Kapitel hochzuladen, wenn ich es nicht schaffe, dann aber auf jeden Fall nächste Woche 💗

Ich hoffe auch ihr hattet wunderschöne Feiertage gehabt und konntet es trotz allem wie es momentan ist genießen! 🌻

Fühlt euch gedrückt💗

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