(19) Zu schnell

Man erkennt deutlich im Gesicht der Schwester, wie sie über die ausgesprochen Worte des Arztes nachdenken muss.

"Was ist mit diesem Jungen von heute? Der dann plötzlich geflüchtet ist?", diese Frage lässt jetzt auch den Arzt verstummen und versinkt laut ausatmend tiefer in den Stuhl hinein.

"Ja das... das macht die ganze Sache nur noch merkwürdiger", seufzt er und fühlt plötzlich, als seine Beine sich tiefer unter das Bett strecken, etwas hartes an seiner Fußspitze.

"Ich muss jetzt, aber sagen Sie bitte Bescheid, wenn Sie irgendetwas benötigen.", verabschiedet sich die Schwester sehr herzlich.

Etwas zu herzlich, sie geht noch nicht weg.

Sie will, dass er ihr nochmal in die Augen schaut. Er soll ihr Lächeln sehen. Erwartungsvoll erwartet sie den Moment, in welchem sie ihn ihre strahlenden Augen präsentieren kann.

"Ich danke Ihnen", erwidert Hoseok ehrlich, jedoch statt seine Aufmerksamkeit der Schwester zu schenken, ist diese den Boden zugewiesen, er bückt sich stutzig, als die Krankenschwester mit einem leisen deprimierten Atem wieder aus dem Raum verschwindet.

Ein Buch.

Er hebt es auf und begutachtet es mit einem unglaubwürdigen Blick. Würde der Patient schon mit lesen anfangen?

"Die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst...", liest er in den stillen Raum hinein und lässt die Seiten schnell über seinen Daumen fahren, bis dieser bei einem Eselsohr hängen bleibt.

"Seite 40.." so schnell kann er niemals gekommen sein, schlussfolgern seine Gedanken, als er die Seitenzahl laut ausspricht. Vielleicht wird er doch nicht so alleine gelassen wie alle denken, er ist zuversichtlich dies heraus- das Bett klappert- die Matratze wird mit schlagenden Druck nach unten gepresst- die Decke aggressiv zum Bettende getreten- schreie, die in erstickten Atemzüge und in dem panischen Piepen untergehen, reißen den Arzt erschreckt aus seiner Gedankenwelt.

Taehyung sitzt- sitzt mit weitaufgerissenen Augen, hechelnder Lunge, Arme an seinem Körper gepresst auf dem Bett. Seine reibenden Hände an seinem Oberarmen versuchen irgendwie seine Ängste weg zu reiben. Seine Augen flüchten sich vor der Dunkelheit, indem sie sich aufgerissen haben, doch jetzt herrscht im Raum trotzdem überall Dunkelheit. Sieht nichts, immer noch nicht- so viel Dunkelheit. Dunkelheit. Seine Augen pressen sich hilfesuchend zusammen, als er vom dem Gefühl heim gesucht wird, sich immer noch in seinem Alptraum zu befinden.

Bis plötzlich, eine große erwärmte Hand, über seine breite zuckende Schulter, runter zu seinen versteiften Rücken behutsam entlang fährt. "Schhh...ist schon gut, ganz ruhig. Sie hatten einen Alptraum, aber Sie sind in Sicherheit, ein Traum, nur in ihrem Kopf", flüstert der Arzt mit einem liebevollen Ton.

Hoseok fühlt den Rücken von dem Patienten kurz zucken, jedoch scheint er nicht den Eindruck zu machen, die Hand wegstoßen zu wollen.

Die Augen von Hoseok haben sich schon längst an die Dunkelheit gewöhnt, weshalb er auch genau erkennen kann, wieso Taehyung dies nicht macht.

Der Kopf des Schwarzhaarigen dreht sich zu dem des Arztes.

Die fast schwarzen Augen des Patienten fallen in die von Hoseok, aber dieses mal nicht sprachlos. 

Dieses Mal nicht ohne Ausdruck- ohne leere- dieses Mal keine Kälte, welche man sonst bis in seinen eigenen Knochen spürte.

Dieses mal, ja in diesem Moment tauchen seine Augen mit einem ängstlichen schimmern in die der anderen.

Mit einem glänzen, welche die Hilflosigkeit ausdrücken wollen- zum ersten Mal gibt seine Seele preis, wie verletzt sie doch eigentlich ist.

Mit einem hilfesuchenden glitzern, taucht er sekündlich tiefer in die des Arztes hinein. Hoseok spürt Taehyung's Emotionen an seinem ganzen Körper entlangfahren. "Es ist okay, es ist okay Angst zu haben.", haucht er und merkt wie sehr ihm die Situation nahe geht.

Wie könnte er es nicht verdienen?

Seine Stimme hat wieder diesen bestimmten beruhigenden Effekt auf dem Patienten, dessen Augen sich nun ebenfalls langsam mit der Dunkelheit anfreunden können.

Die Hand streichelt ununterbrochen mit einer beruhigenden Geschwindigkeit an seinem Rücken entlang. Tae presst nochmal kurz seine Augen zusammen, merkt wie sein Herzschlag seinen Körper wieder mit einem ruhigen Tempo am Leben hält. Sein Kopf sinkt kurz nach unten, taucht damit aus dem Augenkontakt der beiden heraus und löst die verkrampften Hände von seinem Armen.

Was ist hier los?

Wie konnte er nur schon wieder so die Kontrolle über sich verlieren?

"Bleiben Sie professionell", sein Rücken drückt sich von der liebevollen Hand weg- seine Stimme, zerkratztes Eis.

Taehyung fängt sich -
fängt sich viel zu schnell.
Man erkennt ihn zu schnell wieder,
man erkennt die Kälte
zu schnell wieder -
zu schnell erkennt man das Nichts in seinen Augen wieder.

💜💜💜

Tut mir leid, dass das Kapitel erst so spät kommt! Ich hoffe du hattest einen schönen Freitag!

Hier ist meine Interpretation zu dem Kapitelbild! <3

Taehyungs linkes Auge steht für seine verwundbare Seele, die er in sich einkehrt und sein rechtes steht für die Leere und Kälte, aus die er vorgibt zu bestehen. Sein Ausdruck wirkt gefährlich und abweisend, weil er das sanfte Braun lieber in sich begraben möchte.

Ich wünsche dir einen schönes Wochenende!☺

💜💜💜

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