(18) "Wir geben unser bestes"

Das Krankenzimmer wird mittlerweile nur so von Dunkelheit überfallen und diese jagt die Sonnenstrahlen, welche das Zimmer vorher ausfüllten, endgültig in die Flucht. 

Wenn man einen Blick aus dem Fenster wirft, sieht man wie die Sterne den schwarzen Himmel aufleuchten lassen und diese zusammen mit dem vollen weißen Mond einen die Schönheit der Nacht näherbringen. 
Der Wind berührt in der Zwischenzeit mit einem leichten Summen die geschlossenen Fenster und lässt die frisch gefallenen Herbstblätter spielend durch die Luft wirbeln. 

Diese sieht man nicht, doch Hoseok hört immer wieder das kleine klappseln der Blätter, welches versucht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. 

Doch natürlich denkt er nicht über diese Blätter nach. Das Geräusch zieht ihm keinerlei Gedanken in den Kopf. Eher denkt er immer und immer wieder über das Wort wer nach. 

Wie verzweifelt der Patient dieses eine Wort immer und immer wieder aus seinem Mund ließ.

Wer ist er? Und wer war dieser Junge vorhin bei ihm? Sonst besuchte ihn noch keiner und wieso besuchte ihn keiner? 

Es sind schon ganze zwei Wochen vergangen... und jetzt bräuchte er mehr denn je eine richtige Bezugsperson. Wieso wird er so allein gelassen? Keine Eltern? Keine Freunde?

"Wer?...", seine sonst optimistische Stimme ist diesmal mit Verzweiflung durchbrochen. 

Er hat kein gutes Gefühl. Kein gutes Gefühl, wenn er diesen Jungen sieht und über ihn nachdenkt. Aber wenn er sich schon als Arzt so fühlt, wie muss sich der Betroffene dann vor ihm fühlen? 

Er führt fort: "Wer bist du nur?", flüstert er den Schwarzhaarigen traurig zu und teilt somit seine leisen Gedanken mit ihm. 

"Das hast du gemeint, stimmt es?", 

seine traurige Stimme wird nun von einem ebenso traurigen ratlosen lächeln begleitet. 

Mittlerweile ist es schon kurz vor 22 Uhr, in ein paar Minuten ist sein Arbeitstag offiziell vorbei.

Der junge Arzt hat den ganzen Tag ohne Pause durchgearbeitet, sitzt aber jetzt schon so lange und oft er kann nur an diesem Krankenbett, ohne dabei eine andere Beschäftigung, als geduldig bei dem Patienten zu bleiben.

"Wieso sitzen sie denn immer noch hier, Doktor Jung? Es ist nicht mal sicher, dass er diese Nacht noch aufwacht, vielleicht erst morgen früh, um Sieben oder Neun... Wer weiß wie lange sie hier noch sitzen", Krankenschwester Ye-Jae, welche überpünktlich zur ihrer Nachtschicht kommt, hat ein Blick in das Patientenzimmer gewagt, als das Gerücht kursiert, dass der Arzt immer noch in diesem Raum bei ihm sitzen würde.

Und dort sitzt er tatsächlich immer noch. 

Jedoch traute sie sich die Frage kaum zu stellen, seine Ausstrahlung wirkt so anders. 

Sonst ist er immer der Arzt, welcher einem nur mit seinen leuchtenden Augen ansehen muss und man denkt, der Tag kann doch noch ganz gut werden. Ein Lächeln reicht und man grinst zusammen mit ihm einen kurzen Moment seine Sorgen weg. 

Doch jetzt, 
seine Augen schwer.
Sein Lächeln, welches von seinen Lippen definiert wird, ist durch Sorgen und Verzweiflung geboren.

Natürlich ist der junge Arzt nicht immer glücklich bei seiner Arbeit gewesen.

Im Krankenhaus passieren schlimme Dinge.

Jeden einzelnen Tag. 

Aber man darf diese Dinge nicht mit nach Hause nehmen und an sich heran kommen lassen. 

Genau das wusste er, er konnte das. 

Da ist sie sich sicher. 

Aber seit dem dieser Patient hier liegt, fängt der Arzt an sich zu verändern. 

Sie fühlt das schon seit längerem, aber sprach es noch nie an, jedoch sieht sie den Beweis jetzt genau vor ihren Augen. 

Der Beweis dafür, dass sein gutes Herz ihm jetzt zum Verhängnis wird.

Hoseok schmiegt seine reebraunen Augen zu der Schwester, um auf ihre Aussage zu antworten.

"Ja, Sie haben Recht. 

Ich weiß nicht, wann er aufwacht. 

Aber, dass wussten wir in den ganzen zwei Wochen schon nicht. 
Wir wussten nicht mal, ob er überhaupt nochmal aufwachen würde. 

Aber wir waren die Einzigen, die sich diese Frage gestellt haben. 

Die Einzigen, als er dann endlich aufgewacht ist, die ihm sagen konnten, dass alles gut werden würde, sagen, dass er nicht alleine ist.

Die Einzigen, welche sich überhaupt darüber freuen konnten.

Normalerweise würde jetzt hier seine Familie sitzen. Seine Familie und seine Freunde würde hoffen, seine Liebenden würden ihm die Hoffnung schenken, welche ihm fehlt, welche er jetzt dringend braucht. 

Aber wir sind die Einzigen, niemand war, oder ist da. 

Wir sagen zu ihm, dass er nicht alleine ist und jeden Tag versprechen wir unseren Patienten, dass wir unser aller möglichstes tun. 

Wir sind keine Götter, keine Engel, es kann und wird immer mal wieder was schief gehen. 

Doch was passiert mit den Patienten dann? 

Sie werden getröstet und gehalten, von ihren Verwandten und Freunden. Die einen sagen, dass es okay ist.
Dass es okay ist, nicht immer stark bleiben zu müssen.

Doch von wem wird er gehalten?

Wer war heute da, wo er die Panikattacke hatte? 

Wer ist hier, um ihn zu sagen, dass es okay ist? 

Wir versprechen immer unser bestes zu tun, damit es unseren Patienten gut geht. 

Ich will mein Versprechen halten und er soll wissen, dass meine Worte nicht nur Worte sind. 

Er soll wissen, dass es okay ist.
Ich will ihm sagen, dass es okay ist."

Spricht der Arzt sich unerwartet ehrlich von der Seele. Schwester Ye-Jae steht perplex in dem Raum und verfügt nicht wirklich über ein Taktgefühl. 

"Was ist, wenn niemand kommt, weil er vielleicht ein schlechter Mensch war? Was ist wenn er es nicht verdient, dass sie hier solange sitzen?"

Der Arzt schließt kurz seine Augen und wendet sich somit von der Schwester ab, als er sie öffnet, schaut er wieder in das Gesicht des schlafenden Jungens.

"Zuerst müssen Sie wissen, dass ich nicht glaube, dass Menschen schlecht geboren werden. 

Ich glaube, dass Erfahrungen die entscheidende Rolle spielen und wie man etwas vorgelebt bekommt. Jedes Gute hat einen Ursprung genauso wie jedes Schlechte. 

Einer der schwierigsten Dinge im Leben ist es überhaupt gut und schlecht zu definieren, oder zu unterscheiden.

Man wird nicht mit Ansichten und Werte geboren, sondern mit diesem wird man erst in seinem Leben konfrontiert, einem vorgelebt, welche einen verändern und formen.

Aber dieser Junge erinnert sich an keinem Leben. Dieser Junge hat keine Erinnerungen. 

Wieso sollte er es nicht verdienen? 

Wenn dieser Junge wirklich ein schlechter Mensch gewesen sein sollte, dann tut er mir leid. Wie schon gesagt, hat auch jedes Schlechte einen Ursprung. 

Und zwar den Ursprung von noch etwas schlechteren. 

Er würde mir leid tun und ich würde mir wünschen, dass er sich von dieser Last befreien kann und erkennt, was wirklich wichtig ist, und selbst dabei, kann man jemanden helfen.

Aber was bringt es hier über diesen Jungen zu philosophieren, Schwester?

Wir und er selber wissen nicht wie er wirklich ist, wer er wirklich war, aber gerade weil wir überhaupt nichts wissen und alles möglich sein kann, macht alles umso trauriger. 

Er fragt sich doch selber wer er ist, was passiert ist, aber er soll sich das nicht alleine fragen müssen. 

Wieso sollte er es also nicht verdienen, dass ich bei ihm sitzen bleibe, wieso sollte er es verdient haben, alleine gelassen zu werden? 

Wieso sollte er es nicht verdient haben, dass ich wirklich mein bestes gebe?"

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Ach hobi...🥺

Ich hoffe du hattest einen schönen Start in die Woche! & dass dir der Teil gefallen hat ^^

Bis zum Freitag ☺

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