(17) Ist es denn wirklich okay?
Die Augen der Schwester reißen sich gespannt auf, als sie die Worte des Patienten unglaubwürdig wiederholt.
"Wer?", spricht ihre zarte Stimme vorsichtig den zitternden Jungen an und blickt auf dessen flatternden Händen herab. Ihre kleinen Augen treffen mit einem panisch starrenden Blick wieder seine leblosen. Sie muss dabei bemerken, dass er nicht auf sie reagiert, denn sofort mit großen weiten Schritten entfernt sie sich von Taehyung und bleibt gezielt im Türrahmen stehen, um sich aus diesem hinauszulehnen.
"Wir brauchen hier einen Arzt!", ruft sie aufgebracht in den hellen Flur hinein.
Doktor Hoseok ist in diesem Moment in hörbare Nähe und rennt ohne zu zögern auf sie zu, wobei er fast in den Raum hinein stolpert. "Was ist passiert?", sein Blick fokussiert den Patienten, während er spürt, wie schnell plötzlich sein Herz gegen seiner Brust schlägt, auf alles ist der junge Arzt vorbereitet.
Dessen Augen finden das Gesicht- aus welchem die Farbe gestohlen ist. Wo die Augen versperrt von lockigen Haaren sind, die gerade im selben Rhythmus mit dem zitternden Körper unruhig hin und her schwingen. Nicht nur seine Hände, nein, sein ganzer Körper wird nun komplett davon dominiert. Taehyung's Atmung nimmt man im Raum leise abgehackt wahr, kaum hörbar, denn dieser Laut vermischt sich mit dem viel zu lauten hektischen Piepen und geht darin beinahe unter. Der Puls des jungen Mannes rast wie in einem Wettrennen durch seinen Körper. Jagt sein Herzschlag bis zum Anschlag hoch- immer und immer wieder hört man wie er das Wort "Wer", aus seinen Lippen herausstößt.
Taehyung's altes ich, hätte ihn dafür gehasst. Ihn dafür so sehr gehasst, dass er so die Kontrolle über sich verlieren konnte.
Ihn dafür gehasst, dass er gerade so schwach und jämmerlich ist.
"Ich bin reingekommen und hier war ein Junge, er ist sofort gegangen, als ich dann hier war und dann...dann war er nicht mehr ansprechbar, seine Hände-", "Was für ein Junge?!", Doktor Hoseok unterbricht mit einem strengen Ton die Schwester, während er sich ohne zu zögern zu den Patienten herunterkniet.
"Schnell geben Sie ihm eine Injektionslösung Travo 2,5 Milligramm!", fordert er auf, die Angesprochene nickt und jagt das Beruhigungsmittel aus der Spritze sofort in die Infusion hinein, welche in der Ader von Taehyung hineingestochen ist.
Der Arzt legt seine Hand auf die Stirn des Junges über sich und befreit endlich seine Augen von dessen langen Haaren, um sicherzustellen, dass er ihn wirklich sehen kann.
Er fühlt, wie heiß die Stirn ist und wie die freigelassene Schweißperlen sich lösen, um an seiner Handoberfläche zu haften.
"Ich... ich weiß es nicht, ich habe ihn vorher noch nie gesehen", erwidert die Schwester nun unsicher auf die gestellte Frage des Arztes, welcher als Antwort im Moment nur unentschlossen ausatmen kann.
Das Beruhigungsmittel jagt sekündlich weiter durch die Adern von Taehyung, bereit alles zu tun, um den Jungen zu beruhigen. Aber noch immer wackelt die Matratze mit dem verletzten Körper mit.
"Schauen Sie zu mir hin.
Schauen Sie zu mir herunter~ ich weiß, dass sie mich hören können...schauen sie mich an- nur mich.", fordert der Arzt, mit seiner bekanntlich, warmen Stimme den Schwarzhaarigen auf.
"Ich bin da", flüstert er noch einmal, mit dem Wissen, dass das Beruhigungsmittel jede Sekunde anschlagen müsse.
Die Stimme von Hoseok dringt zu dem Patienten durch, aber Taehyung schafft es noch nicht sich zu bewegen. Schafft es nicht sich die Augen zu reiben, welche zum ersten Mal anfangen, glasig zu werden.
Jedoch, hat Hoseok recht.
Endlich.
Das Beruhigungsmittel fängt jetzt endlich an in Taehyung's Körper Reaktionen zu zeigen und diesen zwingen zu ermüden.
Dessen Finger hören gezwungenermaßen allmählich auf mit dem Bettlaken zu kämpfen, umklammern stattdessen hilflos einen Zipfel mit einem sanften Druck.
Sein Mund hört auf zu flüstern.
Sein Puls fährt erschöpft einen Gang hinunter und erlaubt, dass sein Herz endlich ruhig aufschlagen kann und lässt den Jungen endlich wieder tiefe lange Atemzüge ziehen, als seine Augenlider schwerer werden und drohen dem Jungen damit sich gleich zu schließen.
Die Pupillen von Taehyung bewegen sich dabei herunter, halb geöffnet, bewegen sich genau zu den Augen des Arztes, welcher noch unter ihm sitzt.
Wie können Augen nur so viel Wärme ausstrahlen?
"So ist es gut. Sie machen das sehr gut. Ich bleibe bei Ihnen", verspricht Hoseok, während das warnende Piep Geräusch endlich aufhört durch das gesamte Zimmer zu schreien und sich in einem regelmäßigen Abstand meldet.
Taehyung nimmt die Worte zwar nur noch mit einem gedämpften Ton wahr, aber erkennt trotzdem ganz deutlich dieses herzliche in seiner Stimme herausstechen.
Er würde das immer und wieder erkennen und heraushören- die Stimme des Arztes würde er immer wieder erkennen können.
Ununterbrochen bleibt Taehyung's müdes Augenpaar an dem Arzt weiter haften.
Hoseok schenkt dem erschöpften Schwarzhaarigen darauf ein ehrliches Lächeln, und als Taehyung darauf achtet, wird er von der Krankenschwester behutsam nach hinten in das Kissen gedrückt. Die Bettdecke noch umklammert, Augen halb geöffnet mustert er angestrengt weiter nur die des Arztes:
Er will nicht einschlafen.
Es fühlt sich wieder so, als wäre er im Kampf.
In einem Kampf mit- nein, gegen sich selber.
Ihm kommt das Gefühl bekannt vor,
dieses krampfhafte Gefühl nicht die Kontrolle verlieren zu wollen, es nicht zu dürfen.
Er will nicht verlieren:
Er will nicht schlafen.
Hoseok entgeht es natürlich nicht, wie sein Patient mit der Müdigkeit in sich ringt und setzt sich auf diesem Stuhl, welcher noch nah an dem Bett steht. "Es ist schon okay. Wissen Sie, manchmal gewinnt man auch einen Kampf, wenn man denkt, ihn zu verlieren.", spricht der Arzt weiter mit seiner beruhigenden Stimme den Jungen unter sich an.
"Es ist schon okay, sich manches hinzugeben", deutet er weiter auf die Müdigkeit von Taehyung an.
Er versteht noch die Worte des Arztes, doch das Beruhigungsmittel macht es ihn nicht einfach ihm weiter zuhören zu dürfen.
"Es ist okay, etwas unangenehmes zuzulassen. Es beweist Stärke.", spricht er weiter, während die Augen der beiden sich weiter aneinander klammern.
Das Augenpaar des Patienten wird auf seine Worte hin immer kleiner, der Handgriff umklammert verspannter den Bettbezug, als der Junge merkt es nicht länger schafft aufmerksam zu bleiben.
Ist es denn wirklich okay?
Dieser letzte Gedanke spricht sich noch in Taehyung's Kopf aus, bis ihm die Aufmerksamkeit wieder gnadenlos geraubt wird und seine Sicht ins viel zu bekanntliche Schwarze fällt.
"Endlich", kommentiert die Krankenschwester das ganze Geschehen, als sie das schließen seiner Augen sieht und dabei etwas ungeduldiges ausstrahlt.
"Wir sollten kein Urteil über Situationen der Menschen fällen, mit der wir noch nie selbst konfrontiert wurden", erwidert Hoseok trocken, als er ihre Ungeduldigkeit fühlt, ohne zu ihr aufzublicken.
Stattdessen ruht sein Blick ununterbrochen auf die nun ruhigen geschlossen Augen des schwarzhaarigen Jungens.
Die Krankenschwester räuspert sich lächelnd verlegend und geht zur Tür.
"Kommen Sie?", wirft sie die Frage in den still gewordenen Raum. Der Arzt lehnt sich auf die Frage in den Stuhl zurück.
"Nein. Ich bleibe hier. Er soll nicht alleine sein. Er soll nicht alleine sein, wenn er aufwacht."
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Hey, ich danke fürs lesen!<3
Wie gehts dir?
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