(10) Der erste Kampf

Seine Schmerzen schleichen sich, psychisch und körperlich, langsam heran. Das Schutzschild seines Adrenalins ist aufgelöst, sodass er allmählich das Brennen, welches sich auf seinen aufgeschürften Knien anzündet, wahrnimmt.
Fühlt, wie das heiße Blut den Platz seiner weggeschlagenen Haut einnimmt, um sich darauf ungeduldig mit seiner schwarzen Jeans zu vereinen und dabei ist, einen Blutfleck zu bilden.
Begreift die feindliche Kälte,
die Haare die auf seiner freiliegenden Haut, reagieren, sich aufstellen, um gegen diese Temperatur irgendwie anzukämpfen.

Ein brüchiges Schluchzen überrollt den jungen Körper des Mannes und unterbricht damit die viel zu still gewordene Umgebung, was nur noch in einer mehr bedrohlichen Stimmung endet.

Aber kein Schluchzen verlässt sein Körper, wegen der körperlichen Schmerzen.

So wie diese Schmerzen ihn Stück für Stück fühlen lassen - tastet sich sein schlechtes Gewissen ihn in bedrohlichen Schritten immer näher an die eingeschlagene Situation heran und vermittelt ihn auf andere Weise Schmerz.

Vermittelt ihn auf eine viel schlimmere Art Schmerz, welcher für ihn niemals vorstellbar gewesen ist.

Sein Gewissen, es nutzt die Ruhe des Wartens aus, um zum ersten mal richtig zuschlagen zu können.

Sein schlechtes Gewissen fängt an den Jungen dessen tiefe, schlechten Gedanken laut zuzuflüstern,
welche mit Vorwürfen verschmückt,
und mit Erinnerungen bildlich dargestellt werden.

Er sieht wieder alles so genau vor Augen:

Den Jungen vor seinem Auto im rot getränkten Meer liegen.
Wie dieser gefühlt in seinem eigenen Blut beinahe am ertrinken war -
seinen Körper reglos auf der Straße liegen -
seinen toten Körper reglos der Straße liegen - wegen ihm.

Wegen ihm.

Seine Psyche ist aufgeregt darauf, den Jungen das unzählige Male wieder vorwerfen zu können, denn noch nie hatte es so eine Gelegenheit dazu - noch nie wurf der junge Mann sein schlechtes Gewissen so viel Futter hin.

Eine Träne nach der anderen befreiet sich nun stumm aus dem sonst so starken Jungen und rollen ungeduldig über dessen zierlichen Wangen. Die Tränen, welche aus dem neuen Schmerz erschaffen sind und daraus bestehen.

Niemals wollte er jemanden weh tun - er wollte nur helfen, nur helfen, nur helfen, niemals jemanden weh tun.

Diese Worte sprechen sich immer und immer wieder in ihm aus, welche versuchen ihn zu trösten und ihr bestes geben, sodass er sich ein wenig besser fühlen darf.

Sein schlechtes Gewissen ist aber stark, zu stark mit seinen schuldigen Gedanken belastet, aufgrund das Jungkook so ein reines, bisher unschuldiges Herz besitzt.

Daher triumphiert sein schlechtes Gewissen mühelos, Jungkook schafft es nicht, sich nur ansatzweise zu rechtfertigen -
spürt, dass das erst der Anfang ist.

Der zitternde Junge muss erneut laut ausatmen - es ist so viel - überfordert schließt er die Augen, in der Hoffnung irgendwie aus dieser Realität fliehen zu können, stattdessen aber nur die nächste warme Träne über seine Wangenknochen fließt und ihn als einziges ein Hauch von Wärme schenkt - drückt den Körper unter sich hilfesuchend etwas näher an sich.

Er wird abgelenkt.
Weiterer, spürbarer körperlicher Schmerz lenkt ihn für diesen einen Moment von seinen überfüllten Kopf ab, als er die angewehte, rote eingeritzte Stelle am Hals wahrnimmt, wofür der Gurt verantwortlich ist, stellt wie energisch das Pochen in seinem Kopf eigentlich ist, fest, welcher kurz vorher auf seinem Lenkrad gefallen ist. Sein Körper wird von der Kälte nochmal übertrumpft und lässt ihn verkrampft aufzittern.

Es ist egal.
Seine Schmerzen sind ihm egal.
Er lebt. Er atmet.
Denkt er, als seine Hände behutsam auf und ab über die Decke gleiten.
Das ist das wichtigste.

Der Regen und der Wind werden mittlerweile nun endgültig von Ruhe gezähmt und hören auf die Erde streitsüchtig zu bekämpfen.

Jungkook's Augen weilen nun weiter interessiert auf dem Gesicht von Taehyung und beobachten ihn weiter genau.

Kann sich nur noch auf Taehyung, den Jungen unter sich konzentrieren - so gespannt dessen lauwarmen Atem zuhören, welcher den mittlerweile leisen Wind und für einen Moment, seine, lauten, bedrohlichen Stimmen in ihm übertrumpft.

Beobachtet nur seine schwarzen, lockigen, längeren Haare - beobachtet, die vermutlich, weichen, schwarzen, lockigen längeren Haare, wie sie wild verteilt liegen und von der wehenden Luft leicht durchkämmt werden - er hat das Bedürfnis, eine schwarze Haarsträhne von seinem Augen zu entfernen und sie vorsichtig nach hinten zu streichen.

Schaut aber stattdessen auf seinen eigenen Pullover, welcher immer noch stramm um die Wunde des Verletzten gezogen und zum Glück noch nicht durchgeblutet ist.

Alles wird gut werden.

Irgendwie auf einer Weise, kann er es ihm sicher erklären, irgendwie, irgendwie kann er es sicher erklären, sodass alles gut werden würde.

Alles wird doch gut werden, oder?

Ob er seine Haare auf dem Augen wohl spürt?

Er nährt sich vorsichtig dessen Strähne - plötzlich ergreift aber etwas anderes seine Aufmerksamkeit, hält in dieser Bewegung inne - schlagartig wird er aus seiner Gedankenwelt gerissen und direkt in seine andere hineingeschmissen - Sirenen ertönen leise auf, werden aber sekündlich lauter - sein Handy klingelt genau wieder in diesem Moment. Zurück.
Er muss sofort gehen. Er muss weiter fahren. Er darf auf keinen Fall mit der Polizei reden. Er muss weiter, sofort.

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So, das war das letzte Kapitel, welches zum Unfallzeitpunkt spielt, tut mir leid, falls es sich etwas gezogen haben sollte. ^-^

Ich wollte mich aber mal kurz bei jeden Einzelnen bedanken, für die Unterstützung.
Es macht mir echt unglaublich Spaß und ich bin so froh mich getraut zu haben, diese Geschichte online zu stellen.
Jeder einzelne Read, jeder Vote und jeder Kommentar macht mich unglaublich glücklich und ich schätze das echt sehr 💜
Vielen Dank, an jeden Einzelnen, der sich für meine Geschichte ein wenig Zeit nimmt!<3

So, ich wünsche dir aber noch auf jeden Fall einen schönen Start in die Woche und genieße die Sonne! 🌞

💜💜💜

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