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Es verging einige Zeit, in der sie einfach nur so da standen. Erst als der Schnee langsam die Erde bedeckte und es kälter wurde, löste sich Joey von Seto und sah zu ihm hoch. "Was heißt das jetzt Seto? Was sind wir jetzt?" Seto strich seinem Puppy sanft über den Kopf. "Ich weiß nicht so recht...Du bist die erste Person, für die ich so empfinde" "Dann hattest du diese Gefühle auch? Dieser Kribbeln im Bauch, die Wärme, diese roten Wangen" Seto musste ein wenig lächeln und strich sanft eines der goldenen Hundeöhrchen. "Allerdings" Joey stellte sich auf seine Zähenspitzen und küsste Seto erneut. "Das ist das schönste Weihnahtsgeschenk, dass ich je bekommen habe. Danke Seto" "Bedank dich nicht. Ich will einfach nur, dass du ein besseres Leben hast" "Aber das habe ich bereits. Du hast mich aufgenommen, mir ein neues Leben geschenkt und mich vor meinem sicheren Tod bewahrt. Das ist mehr als nur ein Grund, um mich bei dir zu bedanken und jetzt hast du auch noch meine Schwester gefunden und willst alles tun, damit wir wieder vereint sein werden. Das ist zu viel, Seto" Seto legte seinen Zeigefinger auf Joeys Lippen. "Nichts ist zu viel für dich, Joey"
Gerade als Joey etwas sagen wollte, ging die Tür auf und Mokuba kam zu ihnen. "Kommt schon, die Schneeballschlacht spielt sich nicht von alleine" Der Kleine war so in Freude, dass er gar nicht bemerkt hatte, was eigentlich los war. Er zog die beiden Älteren mit sich. "Mokuba, nicht so schnell" Mokuba konnte es nicht schnell genug gehen, deswegen beeilten sie sich beim anziehen und wurden auch schon hinaus ins Freie gezogen. Es schneite noch immer und ein kalter Wind wehte ihnen um die Nase. "Komm schon Joey. Wir bauen um die Wette einen Schneemann!" Mokuba konnte es kaum noch erwarten und Joey folgte ihm lachend.
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Joey versuchte so gut es ging einen Schneeball zu formen und ihm in Schnee herum zu kullern, was gar nicht so einfach war, wenn man keine Erfahrung damit hatte. Schnee gab es nur ganz selten auf der Insel, auf der Joey gelebt hatte und meistens hatte es nachts geschnien, dann wenn Joey und Serenity das Haus nicht mehr verlassen durften. "Du musst den Schnee zu einer Kugel pressen" Mokuba zeigte ihm wie es ging, zwar wurde seine Kugel nicht so rund, wie die on Mokuba aber für den Anfang nicht schlecht. Mokuba begann seine Kugel im Schnee zu vergrößern, während Joey daneben stand und seinen Blick auf Seto gerichtet hatte, der ein wenig weiter weg stand und mit einem seeligen Lächeln seinen kleinen Bruder beobachtete. Mit einem Grinsen im Gesicht, holte Joey aus und sein Schneeball traf Seto direkt im Gesicht. Der Ältere brauchte ein wenig, um zu realisieren, was gerade passiert war, sah dann Joey strafend an. "Dieser Blick macht mir keine Angst, Seto. Wenn du mich vernichten willst, dann schieß mich an" Das ließ sich Seto nicht zweimal sagen, formte einen Schneeball und schoss Richtung Joey. Dieser wich aus und der Schneeball traf Mokuba am Kopf. "Hey! Lasst mich aus eurem Streit raus!"
Der kleine Kaiba formte einen Ball und schoss seinen Bruder ab. Joey war wieder bewaffnet und sah Mokuba an. "Du und ich gegen Seto?" Doch im nächsten Augenblick traf ein weiterer Schneeball von Mokuba Joey im Gesicht. "Das bedeutet KRIEG!" Die Schneebälle flogen hin und her, trafen Schultern, Bäuche und Gesichter. Joey kam gar nicht mehr aus dem Lachen heruas, als beide Kaiba Brüder hin abschossen. Erst als er lachend im Schnee lag, war der kleine Krieg zu Ende. "Ist alles okay, Joey?" Der Puppy setzte sich lachend auf und wischte sich den Schee aus dem Gesicht und den Haaren. "Ja, alles bestens" Seto kam auf ihn zu und reichte ihm seine Hand. Lächelnd griff Joey danach und ließ sich vom Älteren auf seine Beine ziehen. "Wie wäre es mit Tee? Seto hilft dir den Schnee abzubekommen und ich hol Handtücher" Mokuba flitze ins Haus ohne auf eine Antwort zu warten. Joey klopfte den Schnee von seiner Hose und seiner Jacke. "Mann ist es kalt geworden" Joey sah auf und lächelte Seto an. "Inu-Menschen bevorzugen eher Wärme" "Eure Haut ist viel empfindlicher als unsere, da eure Vorfahren mehr Hund waren als ihr es seid und deren Fell ihren gesamten Körper bedeckt hat und ihn somit ihn vor Kälte geschützt. Da die Hundegene von Generation zu Generation weniger wurden, verschwand auch das Fell auf euren Körper, welcher immernoch die Wärme gewohnt ist, die das Fell abgab" Joey sah Seto überrascht an. "Woher weißt du das?" Seto erwiderte seinen Blick, konnte aber nichts darauf antworten. Joey musste schmunzeln. "Verstehe, du hast dich über Inu-Menschen schlau gemacht. Das freut mich aber jetzt lass uns rein gehen"
Die beiden betraten die Villa, zogen sich au und Joey tröcknete seine Haare mit einem handtuch ab. Nachdem sie einigermaßen trocken waren und sich an die Wärme gewöhnt hatten, betraten sie das Wohnzimmer, indem Mia gerade den Tee servierte. Mokuba saß in einer Decke gewickelt und sah irgendeinen Cartoon. "Die Decken da sind für euch" Joey griff nach einer und kuschelte sich etwas hinein. Er setzte sich neben Mokuba auf das Sofa und nahm eine der Tassen. Er nahm einen Schluck, als Seto ihm seine Decke um die Schultern legte, seine Tasse nahm und das Wohnzimmer verließ. Verwirrt sah Joey ihm hinterher, fragte aber nicht nach und sah mit Mokuba Cartoons. Irgendwann ging Joey hoch in sein Zimmer, machte sich Bett fertig und lag noch etwas wach in seinem Bett. An diesem Tag war so viel passiert. Er war Seto so unfassbar dankbar für alles, was er ihm geschenkt hatte. Erst die Figur, dann die guten Nachrichten über seine Schwester und dann auch noch seine Liebe. Dieser Tag war einfach nur perfekt und Joey war sich sicher, dass das einer der besten Tage seines Lebens war und für immer sein wird.
Am nächsten Morgen wurde er von einem Klopfen geweckt. Müde richtete er sich auf, rieb sich den Schlaf aus dem Augen und antwortete ein leises 'Ja?' Die Tür ging auf und Seto kam herein. "Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe" Joey gähnte kurz. "Nein, nein. Ich war schon wach, keine...Sor..ge" Kurz nickte der Blonde wieder ein, war aber hellwach, als er die Lippen von Seto auf seinen spürte. "Unterwegs kannst du dann wieder schlafen, ja? Aber jetzt musst du aufstehen und dich fertig machen, denn wir müssen bald los" "Los? Wohin denn?" "Das wirst du schon noch sehen" Joey murmelte etwas vor sich hin und streckte seine Arme in die Luft. Seto zog ihn aus dem Bett und er fiel dem Älteren in die Arme. "Du bist gemein, weißt du das?" "Es tut mir Leid aber du wirst verstehen, wieso, wenn wir erstmal da sind" Joey schlurfte in seinen Kleiderschrank, zog irgendwelche Klamotten an und verschwand dann im Badezimmer. Er spritzte sich kurz kaltes Wasser ins Gesicht, zog sich um, putzte sich die Zähne und kämmte Haar und Fell. Zurück im Schlafzimmer, saß Seto auf dem Bett und wartete auf sein Hündchen. Joey warf seine Schlafsachen in sein Bett und sah sein Kätzchen an. "Gibt es wenigstens noch was zu Essen oder muss ich verhungern?" Seto stand lächelnd auf. "Das würde ich mir nie verzeihen. Mia hat bereits Essen für unterwegs hergerichtet. Wir müssen es nur noch abholen"
Gemeinsam gingen sie hinunter und Seto holte das Essen und zwei Kanen Tee. Eingepackt wie die Weihnachtsgänse gingen sie hinunter in die Garage und stiegen in eines der vielen Autos ein. Joey bekam von der Fahrt nicht viel mit, entweder schlief er oder aß die Sandwiches und unterhielt sich mit Seto. Als er aus dem Fenster sah, konnte er nicht mehr als Schnee sehen, sie waren also schon aus der Stadt gefahren. "Wie lange wird es noch dauern? Ich müsste langsam mal für Welpen" Seto musste ein wenig schmunzeln. "Nicht mehr lange" Joey war schon ganz aufgeregt, weshalb er überrascht war, als sie auf einen leeren Schotterparkplatz zu stehen kamen. "Seto, was?" Seto zeigte auf eine kleine Hütte. "Bleib nicht zu lange sotzen, sonst bleibst du kleben" "Haha, wie witzig" Sie stiegen aus und Joey verschwand kurz in der Hütte.
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Seto wusste, dass Joey nicht gerade begeistert sein würde, wenn sie am Ort ankamen aber er wollte es Joey nicht verheimlichen, denn eigentlich kam er hier jedes Jahr ganz alleine her. Jeden 25. Dezember um diese Uhrzeit. Als Joey wieder zurückkam, sah er Seto erwartungsvoll an. "Wir müssen da hoch" Seto machte mit seinem Kopf eine Bewegung. "Du meinst diesen Berg da hoch?!" "Es ist nicht weit" Joey seufzte, nickte dann aber. "Ist gut aber verrätst du mir endlich was wir hier tun?" "So bald wir dort sind" Seto ging los, Joey folgte ihm mit Abstand. Die beiden gingen ein Stück, nicht all zu weit, hinein in einem Wald und in einer Kurve blieb Seto stehen.
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Joey war verwirrt, als Seto so plötzlich stehen geblieben war. Der Ältere hatte seinen Blick auf den Wald gerichtet und erst jetzt entdeckte der Blonde das Kreuz und die Kerzen. "Seto, was?" "Heute, vor genau sechs Jahren ist unser Vater hier verstorben. Wir hatten das Grab unserer Mutter besucht. An diesem Tag herrschte ein heftiger Schneesturm und Vater hatte dor Kurve nicht gesehen. Er ist noch hier gestorben...Mokuba und ich hatten knapp überlebt...Seit diesem Tag waren wir Waise" Joey überkam eine Welle von Schuldgefühl. "Das tut mir Leid...Ich..." "Schon gut...Die Straße wurde nach diesem Tag gesperrt...Meiner Meinung nach viel zu spät, denn es gab hier schon unzählige Unfälle..." "Das ist ja schrecklich...Aber...wieso sind wir hier?" Seto drehte sich zu Joey um. "Ich komme jedes Jahr hier her...Ich fühle mich verpflichtet ihnen zu erzählen, was aus uns geworden ist" Joey verstand zu erst nicht, was Seto meinte. Er sprach also mit seinen verstorbenen Eltern. "Das mag vielleicht dämlich klingen aber nur so kann ich ihren Verlust verarbeiten" "Und Mokuba?" "Er kann sich nicht wirklich an etwas erinnern. Unsere Mutter ist nach seiner Geburt gestorben und als unser Vater verstarb, war er erst 5. Da unserer Vater viel gearbeitet hatte, hat er kaum Erinnerungen an ihm. Ich weiß auch nicht, wie Mokuba auf das reagieren würde, er ist emotionaler als ich es bin. Ich weiß nicht, ob er es verkraften würde"
Joey zögerte keinen Moment, als er bemerkte, dass Setos Stimme immer leiser wurde, und nahm den Älteren einfach in die Arme. "Ich kann verstehen, dass das eine Last für dich ist...Es tut mir so Leid für euch...Wenn ich nur etwas für euch...für dich tun könnte....Ich bin für dich da Seto" Der Puppy drückte den Älteren fest an sich, er wollte ihm das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Joey wusste wie es war, seine Eltern zu verlieren. Er kannte diesen Schmerz nur zu gut. Sie standen einfach nur so da...Sekunden, Minuten, vielleicht auch Stunden. Joey war es egal, wie viel Zeit vergangen war, er wollte Seto einfach das Gefühl geben, dass er nicht alleine war, dass Joey ihm auch bei sowas eine Stütze sein konnte. Langsam klang das Schluchzen des Älteren ab und Joey ließ ihn vorsichtig los. Die blauen Augen hatten jeglichen Glanz verloren und waren rot unterlaufen. Joey griff in seine Jackentasche und zog ein Taschentuch heraus, welches er Seto reichte. "Danke..." Nachdem Seto seine Wangen einigermaßen getrocknet hatte, traute sich Joey wieder etwas zu sagen. "Alles wieder okay?" Gut, diese Frage war eigentlich ziemlich dumm aber Joey musste es einfach wissen. "Ja...Danke Joey" Der Inu-Mensch lächelte etwas und strich die braunen Strähnen aus Setos Stirn. "Es tut mir Leid..." "Entschuldige dich nicht. Es gibt nichts was dir leid tun sollte. Es ist doch selbstverständlich, dass ich für dich da bin. Das ist das mindeste, was ich tun kann" Seto lächelte ebenfalls ein wenig, zog Joey zu sich und küsste ihn. "Ich danke dir"
Sie blieben noch etwas stehen, bevor sie wieder zurück zum Auto gingen. Als sie wieder drin saßen, versuchte Joey die Frage, die ihm noch auf dem Herzen brannte, zu fragen. "Seto...Eine Frage hätte ich da noch..." "Frag ruhig" Joey spielte ein wenig mit dem Zipfel seiner Jacke. "Wieso...hast du mir...das gezeigt?" Joey traute sich nicht wirklich Seto in die Augen zu schauen. "Sieh mich an Joey" Vorsichtig hob der Blonde sein Blick. Seto hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen und der Glanz war wieder in seinen Augen. "Ich wollte es dir anvertrauen, so wie du mir deine Vergangenheit anvertraut hast. Ich weiß nicht wieso aber ich habe das Gefühl, als würden wir das Leid das anderes verstehen, da wir ähnliches erlebt haben....Halte mich jetzt nicht für dämlich...Ich weiß, dass Welten zwischen deiner und meiner Geschichte liegen aber" Joey unterbrach Seto mit einem Kuss. Es war ein kurzer Kuss aber Joey steckte so viel Liebe hinein, dass Seto nicht anderes konnte, als ihn zu erwidern. Joey lächelte, als sie sich lösten. "Ich weiß, was du meinst, Seto. Genau das selbe habe ich schon des öfteren mal gedacht" Ohne noch etwas zu sagen, zog Seto Joey erneut in einem Kuss. Es fühlte sich so an, als würde das Schicksal wollen, dass sie diese schreckliche Zeit gemeinsam durch gehen sollten...so als wären sie Seelenverwandte und das war noch ein Grund, warum Joey Seto so liebte und Seto ihm.
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