Kapitel 8

"Und dann hast du dir gedacht, dass du mich ja einfach töten könntest, um dein Gewissen zu beruhigen?"

Dieser Alaric denkt nach, sagt aber nichts, also fahre ich fort:

"Zuerst erkläre ich dir mal, was damals WIRKLICH los war und dann kannst du es von mir aus nochmal versuchen."

"Ich weiß, was los war! Du hast sie ausgesaugt, ich habe es gesehen!"

 Yay, es hat aufgehört zu regnen. Dann nehme ich mir einfach die Zeit und erkläre diesem, armen, unwissenden Kerl mal für Dumme, was passiert ist.

"Ich denke, du weißt genau, was wirklich geschehen ist. Von wem solltest du sonst wissen, wie man Vampire tötet, wenn sie dich nicht in ihre Gedanken eingeweiht hätte? Umgebracht habe ich sie nicht, das konnte ich einfach nicht übers Herz bringen. Sie hatte was. Ich mochte sie. Deshalb habe ich auch getan, worum sie mich gebeten hat und sie verwandelt. Das ist es, was du gesehen hast." Hoffentlich hat er es jetzt gecheckt.

"Du hast sie verwandelt, weil du sie mochtest?!", entgegnete er entsetzt und ungläubig. So schlimm ist das Vampir-Dasein auch nicht, solange man wie ich etwas Sinnvolles damit anfängt. Langsam geht der mir auf die Nerven.

"Nein, deshalb habe ich mit ihr geschlafen!", ist daher meine sehr erwachsene Antwort. Aber es ist die Wahrheit. Sie war toll, nicht nur ihr Aussehen überzeugte mich davon. Im Gegenteil: Isobel war mit so viel Einsatz an die Sachen rangegangen. Ich hatte das Gefühl gehabt, dass, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, es nie mehr loslassen würde. Das hat mich fasziniert.

Der kann ja sehr wütend gucken. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich will schon wieder sozial sein, also versuche ich ihn zu besänftigen.

"Hör mir mal zu, es ist wirklich eines der seltenen Male, bei denen mir meine Tat leid tat. Ihre Frau war wirklich ein großartiger und warmherziger Mensch. Aber genug Small-Talk, du wolltest mich ja noch töten."

Mit diesem Satz bekommt er einen fragenden Gesichtsausdruck, während ich ihn loslasse und gelassen zu meiner überaus netten Geste hinzufüge: "Na komm schon, ich hab nicht ewig Zeit." 

Nach weiteren Sekunden des Nachdenkens begreift er endlich und stürzt sich ein weiteres Mal mit dem Pfahl in seiner Hand auf mich. Dieser Zug wäre echt gut gewesen, wenn er bedacht hätte, dass ich kein tauber, blinder und unbeweglicher Opa in 'nem Rollstuhl bin. Wenn ich so darüber nachdenke, war der doch nicht so gut. Also gehe ich ein Stück zur Seite, natürlich nicht, ohne ihm meine Faust ins Gesicht zu schlagen und dabei süß zu grinsen. Er stöhnt schmerzerfüllt auf, richtet sich aber schnell wieder auf.

"Das war wohl nix, Ric. Nochmal!" Ja, ich kleiner Sadist.

Diesmal versucht er es mit einem Ablenkungsmanöver, indem er zuerst andeutet, mir in die rechte Seite zu stechen, begleitet von einem "Du mieses Arschloch, das hat sie nicht verdient!" und sich dann doch für mein Herz entscheidet. Alter, dass mit dem Vortäuschen hast du echt nicht drauf. Ist ja überhaupt nicht vorhersehbar, dass man um einen Vampir zu töten, auf das Herz zielt. Wäre ich ja niemals drauf gekommen. Also ist auch dieser Angriff schnell abgewehrt. Heraus kommt eine Situation, in der ich meinen Arm um den Hals des Anderen gelegt habe, bereit ihm das Genick zu brechen.

"Na los, tu es! Das machst du ja anscheinend immer, wenn du ein Problem mit jemandem hast. Du bist so ein jämmerlicher Feigling!"

Erstaunlich, aber ich mag ihn irgendwie immer mehr. Und weil ich heute so nett und auf Mission zum Sozialwerden bin, gewähre ich ihm noch einen Versuch.

"Schon besser, aber immer noch nicht gut, noch einmal!", ignoriere ich seine Aussage, die mich zugegebenermaßen ein wenig gekränkt hat, gekonnt und lasse ihn ein letztes Mal frei.

Er kratzt seine letzte Kraft zusammen und rennt schon wieder auf mich zu. Doch diesmal tut er etwas, dass ich nicht erwartet hatte: Sein Knie schwingt in Richtung meiner männlichsten Zone. Schnell drehe ich mich zur Seite, damit er nicht trifft, und bin erfolgreich. Allerdings hätte ich noch weniger daran gedacht, dass sein Holzpfahl auf einmal in meiner Wade stecken könnte. Da muss ich dann doch scharf die Luft einziehen, denn das Holz brennt so richtig. Alles andere wäre mir egal  gewesen, aber das schmerzt jeden Vampir wenigstens ein bisschen. Kommt ganz darauf an, wie viel Blut er so zu sich nimmt.

Bevor Alaric den Pfahl herausziehen kann, um mich jetzt, da ich geschwächt bin, endgültig zu töten, umfasse ich diesen und reiße ihn schnell, aber nicht weniger schmerzvoll, aus meinem Bein. Ich spüre sofort, wie die Wunde beginnt zu heilen und halte mich daher nicht länger mit ihr auf.

Das alles passiert in Vampir-Geschwindigkeit, weshalb mein Gegenüber sich nicht darauf vorbereiten kann, dass ich so schnell wieder fit bin, um zum Gegenangriff zu starten.

Das Holz in meiner Hand benutze ich dazu, ihm wütend über meine Wunde, seinen Gesichtsausdruck zu vermiesen. Ich ramme ihn blitzschnell in sein Herz und flüstere ihm dabei ins Ohr: "Ihre Frau war köstlich. Grüßen Sie sie von mir, wenn Sie sie treffen."

Antworten kann er nicht mehr, aber sein Gesicht ist unbezahlbar. Er hustet noch ein letztes Mal, bevor sein Körper ganz schlaff in meinen Armen hängt.

Tot ist er schon mal. Ich packe ihn mit einer Hand an seinem Nacken und der anderen in seinen Kniekehlen und hebe ihn hoch, um mit seinem leblosen Körper über die bereits geöffnete Türschwelle des Hauses zu gehen, ungläubig beobachtet von Klaus. 

Hay :D

Das Kapitel habe ich versucht, The_Original_Sweety zu widmen, weil jedes Kapitel ein Vote bekommen hat:) danke dafür ;D

 Hier wieder die bekannte Bitte: Ich liebe Kommentare und Votes, also nur her damit :D

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