Kapitel 16
Nachdem wir herausgefunden haben, dass Elena noch irgendwo in Mystic Falls ist, bin ich in Richtung Auto gerannt und wollte eingesteigen. Leider habe ich nicht daran gedacht, dass mir hier so gut wie keiner vertraut. Deswegen laufen auch Alaric, Jeremy und Bonnie hinter mir her wie die Baby-Enten hinter ihrer Mutter. Nein, der Vergleich ist schlecht. Klar, ich kann alle herumkommandieren, aber Verantwortung werde ich auf keinen Fall übernehmen.
"Was soll das? Wir brauchen einen Plan! Und woher wissen Sie überhaupt, wo genau meine Schwester festgehalten wird?" Jetzt merkt man doch, dass Alaric mehr in der Birne hat. Immerhin schafft er es, mich zu duzen. Aber eine andere Sache ist momentan wichtiger.
"Jetzt hört mir mal zu. Wenn ihr wollt, dass ich euch helfe, solltet ihr mir wenigstens ein bisschen vertrauen, sonst können wir die ganze Scheiße gleich abblasen. Ich hab' auch besseres zu tun, als irgendwelche fremden Leute zu retten, klar? Später können wir gerne einen Stuhlkreis machen und eure Sorgen besprechen, aber jetzt haben wir wirklich keine Zeit für so 'ne Kinderkacke. Also entweder nehmt ihr meine Hilfe so an, wie ich sie anbiete, oder ihr könnt Elenas Leiche aus dem Fluss fischen."
Ich muss zugeben, diese Ansprache lag mir schon lange auf der Zunge. Es tat gut, sie auszusprechen, auch wenn sie so ähnlich für einen anderen bestimmt war. Mit der Zeit geht es einem nämlich richtig auf den Sack, wenn niemand einem vertraut, von einem selbst aber genau das erwartet wird. Natürlich habe ich fragwürdige Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin, aber da bin ich nicht der Einzige. Jeder macht mal Fehler, aber ist er es deshalb mehr wert, verurteilt zu werden? Niemand ist von Grund auf Böse. Ein wenig Vertrauen bringt viel, wenn es darum geht, einen gebrochenen Mann zu heilen.
Okay, innere Heulerei ausschalten und selbstsicheres Arschloch-Gesicht drauf. Ich hab' wohl ganz schön rumgeschrien, alle sind leise. Also nutze ich den Moment, um in mein Auto zu steigen und das angehaltene Lied von Taylor Swift lautstark wieder einzuschalten. Die anderen Drei folgen mir noch immer stumm und setzen sich in den Wagen. Alaric ist der einzige, der sich traut, neben mir zu sitzen, während Jeremy und Bonnie sich auf der Rückbank anschweigen. Man sieht ihnen an, dass sie immer noch nicht wissen, was sie von mir und meinem Handeln halten sollen, aber mir ist das egal. Solange es nicht so schlimm ist, dass sie mich weiterhin mit ihrem Misstrauen nerven, tue ich das auch nicht.
Kaum losgefahren, lenkt Alaric meine Aufmerksamkeit auf sich, indem er die Musik leise dreht. Also, wenn das jetzt nichts Wichtiges ist, kannst du froh sein, diesen Ring zu tragen.
"Aber jetzt mal ehrlich, Damon. Du hast doch einen Plan. Oder? Das hat meinerseits nichts mit Vertrauen zu tun, aber ich wüsste schon gerne, wo wir hin fahren. Und was wir dort unternehmen."
Ich gebe ja zu, dass ich ein bisschen was erzählen sollte. Aber natürlich nur das für die Rettung des Mädchen Relevante.
"Das Blut der reizenden Bonnie hat sich auf dem Teil von Mystic Falls angesammelt, an dem es nur ein mögliches Versteck gäbe. In der Umgebung liegt eine alte Villa, deren Besitzer schon vor langer Zeit verstorben sind. Dort müsste sich Elena aufhalten." Gut, wenn man sich in seiner Heimat so gut auskennt. Vielleicht weiß ich das auch nur noch, weil ich damals immer Bonbons von der Dame, die um 1850 dort wohnte, bekommen habe. Sie war nett.
"Und was gedenkst du zu tun, wenn wir angekommen sind?" Dieser mahnende Ton gefällt mir überhaupt nicht.
"Das sagte ich doch schon. Ich stürme die Festung und bringe alle um." Als ich das ausspreche, schaut Alaric ganz schnell nach hinten, wo ich zwei schockierte Gesichter vorfand. Ach kommt schon, was denkt ihr denn, wer ich bin? Sofort dreht er sich wieder zu mir um.
"Und jetzt den wirklichen Plan, Damon." Warum müssen immer alle meinen Namen sagen? Verdammt, ich weiß, wie ich heiße. Aber wieder zu dem Plan. Den ich grade ernst meinte. Ehrlich, ich hab' keinen anderen. Also muss ich wohl drum herum reden.
"Ich werde rein gehen, während ihr im Fluchtwagen wartet. Ich kenne mich im Haus aus, also weiß ich genau, wo man jemanden gefangen halten könnte. Ich schleiche mich rein und hol' sie raus. Ganz einfach." Bei dem Gedanken daran, dass sie mir ernsthaft glauben, ich würde schleichen, lache ich mich innerlich so richtig kaputt.
Sie wollen grade antworten, da halte ich schon an, weil um die Ecke schon das Anwesen versteckt ist. Wenn ich so daran denke, ist heute viel zu viel versteckt. Als ich aussteige, wollen alle Anderen mit, doch ich bremse sie. "Ihr könnt gleich wieder einsteigen. Ich kann euch da drin nicht gebrauchen. Ihr wärt nur im Weg."
"Aber..."
"Nein, Damon hat Recht. Es ist zu gefährlich." Das meinte ich zwar nicht damit, aber wenigstens bleiben sie jetzt im Auto. Wehe, sie machen es kaputt. Alaric darf mitkommen, ehrlich gesagt brauche ich Rückendeckung. Denn wenn ich eins weiß, dann, dass Vampire jemanden nicht einfach entführen, weil sie Lust drauf haben. Normalerweise wird sie sofort getötet oder manipuliert, mitzukommen. Auf keinen Fall machen sie sich so viel Arbeit und lassen sich in einem verlassenen Anwesen nieder, nur, um an ihr Blut zu kommen. Mit Sicherheit sind es mehrere. Da kann ein wenig Unterstützung ja nicht schaden.
Draußen und auf dem Weg zur Villa fängt der schon wieder an zu reden. Aber Mir sei Dank weit genug entfernt, sodass die Vampire im Haus uns nicht hören können. Das wäre echt dämlich gewesen. "Ich hoffe, dein Plan funktioniert." Während er das sagt, zeigt er eine versteckte Pfahl-Abschuss-Waffe, die an seinem Arm befestigt ist.
"Nicht schlecht. Lehrer mit Hobby Vampirjagd."
"Dafür kann ich mich bei dir bedanken."
"Gern geschehen."
Genug Smalltalk, jetzt geht's auf in die Schlacht.
So 'schleichen' wir in Richtung Villa, Ric schwer bewaffnet mit Holzpflöcken, ich mit meinen übernatürlich guten Fähigkeiten. Die nebenbei eh viel cooler sind. Aber erstaunlicherweise kann ich mich heute ziemlich gut zusammenreißen, was unwichtige Gedankengänge angeht. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich es muss. Wegen Verantwortung und so. Ich meine, jeder zählt hier auf mich. Aber bloß nicht unter Druck setzten lassen.
Das erste, was wir tun, als wir vor der Haustür zum Stehen bleiben, ist klingeln. Vielleicht denken die ja, wir sind die netten Nachbarn, die nach Eiern für den Kuchen fragen wollen. Die Nachbarn, die geschätzte 10 Kilometer von hier entfernt sind. Okay, anderer Plan.
"Ric, du musst auf Klo."
"Was? Nein, muss ich nicht!" Boah, der checkt wirklich gar nichts. Langsam höre ich Schritte auf die Tür zukommen. Also die Kurzfassung.
"Du pinkeln, Überraschungsmoment, ich rein, Elena retten. Klar? DU KLO!" Schon seltsam, dass er Lehrer ist, so begriffsstutzig der sein kann. Er will grade zu einer Antwort ansetzen, da wird bereits die Tür geöffnet und ich bin um die Ecke verschwunden. Alaric steht wahrscheinlich vor einem verwirrten Muskelprotz und scheißt sich in die Hose. Man, fang' an zu reden!
"Guten Tag. Ich hatte eine Panne mit dem Auto und bin bis hier her gelaufen, wo das hier das erste Haus ist, auf das ich getroffen bin...Ich wollte fragen, ob ich kurz die Toilette benutzen dürfte." Wow, der kriegt das ja erstaunlich gut hin. So gut, dass er hineingelassen wird. Doch bevor die Tür hinter ihnen zufallen kann, bin ich schon da, um mich schnell durchzuquetschen.
Innen sieht es immer noch genauso aus, wie in meiner Erinnerung, nur staubiger. Zu meiner Überraschung kann ich ungestört durch den Flur gehen, ohne Angriffe oder ähnliches. Ich linse unauffällig durch jedes Schlüsselloch oder jeden Türspalt der Räume, die für so eine Situation geeignet wären. Das Haus wirkt wie ausgestorben, ich kann keine Personen bemerken. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ob Ric was findet? Nein, wahrscheinlich wird er bewacht, solange er auf Klo ist.
Trotz meiner dunklen Vorahnung suche ich weiter, bis ich am letzten möglichen Raum angekommen bin. Und natürlich werde ich erst jetzt fündig. Ich kann einen menschlichen Herzschlag hören, im Gegenteil zum Rest des Gebäudes, das vollkommen still war. Das muss Elena sein. Da ich nur ein Herz wahrnehmen kann, öffne ich vorsichtig die Tür. Ich hatte Recht, sie ist allein, aber etwas anderes schockiert mich. Sie sieht aus, wie jemand, den ich mal kannte. Sie ist die, die ich mal kannte. Das selbe Gesicht, vollkommen gleich. Durch meinen Schock mache ich einen dummen Fehler. Ich rufe ein wenig zu laut:
"Katherine?!"
So...diesmal ein etwas längeres Kapitel :D
Ich hoffe, es gefällt euch :) Wenn ja, können ein paar Votes oder liebe Kommentare nie schaden ♥ Wäre echt lieb, damit ich weiß, wie ich mich verbessern kann und so :)
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