Kapitel 11

"Der Ring hat mich zurückgeholt."

"Alter, verarsch mich nicht. Wenn es einen Zauber-Ring geben würde, der Menschen daran hindert, zu sterben, dann würde ich davon wissen!" Jetzt mal ehrlich, in meinem Leben hab ich noch nie von so etwas gehört und das ist schon eine verdammt lange Zeit. Wie sich wohl Klaus fühlt?

"Es ist aber so." Tolle Begründung. Ich dachte, sowas lehrt man in der Schule, aber er sollte es ja besser wissen. Schon traurig.

"Anscheinend kannst du uns keine wichtigen Informationen dazu geben, also...ich denke, einen abgetrennten Kopf zaubert dein toller Ring nicht wieder her?", mischt sich Klaus auf einmal ein. Alaric sieht man die Angst mittlerweile schon an, ich kann ihn aber verstehen. Enthauptet zu werden ist bestimmt nicht sehr angenehm. Ich sollte nicht so lange schweigen, sonst tut er es noch. Kennen wir ja von unserem Kläuschen. Außerdem bin ich auf meiner ich-bin-ab-jetzt-sozial-Mission.

"Klaus, ich denke, das solltest du nicht tun." Ich weiß zwar noch nicht, wieso, aber mir fällt schon noch was ein.

"Und wieso nicht?" Ich wusste, dass das kommen würde. Denk nach, Damon, denk nach.

Selbstbewusst antworte ich: "Na weil ich das tun will. Hast du vergessen? Er wollte mich umbringen, das ist was Persönliches!" Gut gemacht. Jetzt bin ich stolz auf mich.

Ich fange einen genervten Blick von Klaus ein, was mir aber ziemlich egal ist. Irgendwie hab ich Mitleid mit dem Lehrer.

"Na schön. Aber dann beseitigst du auch die Leiche!" Mit diesen Worten dreht er sich, leider gar nicht Ballerina-mäßig, um und schreitet durch die angelehnte Tür. Warum er das tut, weiß ich zwar nicht, aber soll's mir recht sein. Bestimmt ist er beleidigt. Oder er hat was zu tun, aber der Gedanke, ihn schmollen zu sehen, gefällt mir eindeutig besser.

Als er außer Hörweite ist, schaue ich den Typen neben mir an, der komischerweise überhaupt nicht mehr eingeschüchtert wirkt.

"Na, gar keine Angst?", frage ich ihn also direkt.

"Nein. Du bringst mich nicht um." Man, sag mal was Sache ist. Ich hab so ziemlich null Bock, die ganze Zeit nachfragen zu müssen, um ein halbwegs normales Gespräch zu führen. Warum müssen heutzutage auch immer alle denken, dass Worte zu wertvoll wären.

"Und warum sollte ich das nicht tun? Wie gesagt, du wolltest mich umbringen, ich hab dich schon umgebracht...und dann wäre da noch die Tatsache, dass..."

"Ok, ich hab's ja verstanden. Ich meine nur, dass man an deinem Gesicht ablesen kann, dass du froh bist, deinen Kumpel kurz losgeworden zu sein. Daraus schließe ich, dass du eh nicht vorhattest, mich zu töten." Der ist nicht schlecht.

"Wenn du nicht recht haben würdest, wärst du jetzt wieder tot, also richtig. Aber trotzdem solltest du mir einen Grund geben, dich doch am Leben zu lassen. Schieß los." Ernsthaft, ich weiß nicht einmal, wieso ich ihn beschützt habe oder es immer noch tue. War das eine Glas Bourbon etwa schon zu viel? Apropos Bourbon...

"Oh, tut mir leid. Wo ist denn meine Gastfreundschaft? Was zu trinken?", frage ich Alaric, während ich aufstehe und ihm weitere Zeit zum nachdenken schenke. Der braucht echt ewig. Wenn er selbst keinen Grund hat, am Leben zu bleiben, wieso sollte ich ihn dann verschonen?

"Du hast meine Frau umgebracht." Dann wohl doch keinen Drink für dich. Gern geschehen.

"Verwandelt. Das ist ein großer Unterschied. Aber wenn das ein Argument ist, solltest du als Lehrer wissen, dass man immer mit dem schwächsten anfängt und nicht gleich seinen Trumpf ausspielt.", erwidere ich mit einem selbstbewussten Lächeln, weil ich gerade extrem stolz bin, dass ich das noch weiß.

"Du hast mich vor Klaus gerettet."

"Nicht schlecht, aber das erste war besser."

"Du...ich bin dir sympathisch?" Haha, der war gut. Oh, warte, das stimmt sogar. Bloß nichts anmerken lassen.

"Wenn das alles gewesen sein soll, bin ich wirklich enttäuscht von Ihnen, Mr. Saltzman." Wow, ich weiß seinen Namen noch. Da hab ich heute echt viele gute Eigenschaften entdeckt.

"Du...Ich...Ähm..." Jetzt wirkt er schon ziemlich nervös und gestresst. Obwohl er mir ein wenig leid tut, wie ich so mit ihm spiele, kann ich mir kein überlegenes Gewinner-Lächeln verkneifen, worauf er tief ausatmet und sich wohl für seinen Tod bereit macht. So sieht es zumindest aus. Vielleicht unterdrückt er auch nur einen Furz, ist sehr schwer zu unterscheiden.

"Schon gut, du hast mich überzeugt. Sieh es als kleine Wiedergutmachung für das Verwandeln deiner Frau an. Du bist bestimmt auf Eisenkraut, aber wem solltest du schon von uns erzählen? Du kannst gehen."

Verständnislos und ungläubig schaut er mich an. So unwahrscheinlich, dass jemand wie ich mal sozial ist?

"Na geh schon, bevor ich's mir anders überlege." Und mit diesen Worten schaut er mich noch ein letztes Mal an, dann in Richtung Tür und geht hinaus auf die Straße.

Nach kurzer Zeit will ich die Tür schließen und schaue ihm kurz hinterher. Da geschieht etwas seltsames: Ich spüre so ein warmes Gefühl von Vertrautheit, als hätte das Schicksal uns zusammengeführt und etwas größeres mit uns vor. Etwas derartiges habe ich noch nie erlebt. Es war einfach...schön. In seiner Nähe habe ich mich wohl gefühlt, obwohl ich diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Doch das fällt mir natürlich erst im Nachhinein ein, jetzt, wo ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Daher flüstere ich ganz leise und eher zu mir selbst:

"Pass auf dich auf."

Wie immer freue ich mich total, mega, riesig auf Kommentare, Votes etc. :) Und tut mir echt leid, dass das Kapitel so lange gebraucht hat...

Ich hoffe, ihr lest es trotzdem noch :D

Und danke an all die Leser, die ich schon habe, ihr seid echt toll ;D


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