9. Äh, ja guut...

An dieser Versammlung darf ich nicht teilnehmen, was mir nur mehr als recht ist. Ich will jetzt einfach nur duschen.
Von Chuck bekomme ich frische Kleider, die mir zwar von der Weite her zu groß sind, von der Länge aber überraschend gut passen. Wahrscheinlich hat er irgendeinen schmächtigeren Lichter bestohlen oder bestichelt, auf jeden Fall hätte ich ihn für dieses "Geschenk" gerne umarmt, wäre ich nicht total dreckig gewesen. So kneife ich ihm also nur in die saubere Backe und verziehe mich ins Badezimmer.

Das Bad ist klein und weiß gefließt, die Dusche ist eng und nur mit einem dünnen, zerrissenen Vorhang zuziehbar. Dafür gibt es Seife und warmes Wasser, und einen wunderbar weichen Schrubbhandschuh.
Chuck hat sich vor der Tür positioniert wie ein Wächter, und mir geschworen die Türe mit seinem Leben zu verteidigen; ich kann also in Ruhe duschen, ohne auf Spechter acht geben zu müssen.
Während ich mir den angetrockneten Schmutz - ein Gemisch aus Erde, Blut und Fettresten - vom Körper schrubbe, denke ich in Ruhe über meine neue Situation nach. Ich muss auf jeden Fall verhindern, dass Minho und Alby ins Labyrinth gehen; zwar überleben alle, aber ich kann ihnen damit so einiges Traumatisierendes ersparen. Und wenn sie mir glauben, kann ich Thomas auch ohne der Labyrinthnacht als Läufer durchsetzen und so kann man den Tag, in dem er nur im Bau herumgammeln würde, sinnvoller nutzen.
Vielleicht würde ich aber auch die ganze Story aus der Bahn bringen und wichtige Erfahrungen verhindern. Dann läuft alles schief, und ich habe keine Kontrolle mehr darüber. Ich könnte ihnen aber alles erzählen, was sie wissen müssen... schwierig. Als ich mir die feuchten Haare zusammenbinde und die schlabbernden, aber nicht rutschenden Gewänder richte, fasse ich den Entschluss, trotzdem zu versuchen, Minho und Alby zu hindern. Ich werde ihnen sagen, dass der Griewer nicht tot, sondern ausgeschalten ist, und bei ihrer Expedition wieder erwachen wird; eventuell passen sie dann mehr auf, wenn sie sich nähern. Wenn ich sie nicht überreden kann.
Ich strecke den Kopf aus dem Bad und sehe Chuck, der immer noch stramm wie ein Soldat davorsteht und meinen Waschvorgang beschützt. Bei meinem Lachen dreht er sich um.
"Ich bin fertig. Ich trockne nur noch alles, damit es die anderen Schwapper nicht machen müssen, und komme dann. Hol uns schon mal was zu futtern, 'kay?"
Der Kleine nickt heftig und er salutiert vor mir.
"Jawohl, Ma'am!"
ruft er, wirbelt herum und rennt kichernt Richtung Küchentheke. Ich verdrehe grinsend die Augen; er ist schon ein süßer Dude. Die Schwätzerei, die Thomas so verflucht, spart er sich bei mir anscheinend für die Lästereien auf, denn nerven tut er eigentlich garnicht so.

Ich gehe zurück ins Bad und wische alles trocken, was es so zum Trockenwischen gibt. Zuerst den Boden und das Waschbecken, dann stelle ich mich direkt in die Dusche und rubbel die Fließen sauber. Obwohl ich mir sicher bin, dass keiner der Jungs vor mir alles so sauber gemacht haben, und wir auch hoffentlich in wenigen Tagen hier raus kommen - Betonung auf wir, also mich mit einbegriffen - kann man schmierige Schimmelflecken doch immer verhindern, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Und ich behalte recht mit meiner Vermutung: Niemand putzt hier richtig. Denn als ich fertig bin, spiegeln und glänzen die Fließen sehr, dass ich mich selbst darin sehen kann.
Eine Weile stehe ich einfach nur da uns sehe mir selbst in die Augen. Ich sehe eigentlich aus wie immer, nur dass ich eben in diesen zotteligen Fetzen stecke. Es sieht eigentlich auch garnicht so komisch aus, wie ein Schlafanzug oder ein Sonntagsgewand. Gemütlich und bequem, nur wenn ich damit vor Griewer reissaus nehmen muss, wäre es unpraktisch über mein eigenes Gewand zu stolpern.

Irgendwann reisse ich mich aus meinen Gedanken los. Genug geträumt, jetzt wird gegessen!
Mit einem Ruck ziehe ich den schäbigen Vorhang beiseite und trete aus der Minidusche. Und dann... jaaaa...
Da hätte ich mir auf gewisse Weise ersparen können.

Ich meine, ich sehe gerne schöne Menschen, aber als ich dann einem oberkörperfreiem Minho gegenüberstehe, der sich gerade in aller Ruhe das Gesicht wäscht, ist die Situation schon sehr peinlich. Warum habe ich das Wasserrauschen nicht gehört? War ich so weggedriftet? Verdammt!
Langsam dreht sich Minho um und blinzelt mich perplex an. Sein Blick gleitet sofort meinen Körper hinunter und er scheint fast enttäuscht zu sein, dass ich angezogen bin. So ein Neppdepp.
"Ich... äh... wasche..."
stammel ich herum und versuche krampfhaft, nicht auf seinen entblößte Oberkörper zu starren. Augenkontakt Alina. Augenkontakt. Nicht... runter...
Ein schmutziges Grinsen breitet sich auf seinem gewaschenen Gesicht aus.
"Kannst ja."
lacht er und seine Augenbrauen zucken. Sein Ernst?
Langsam hebe ich beide Hände und lasse alle Finger einklappen, bis nur mehr die Mittelfinger stehen. Dann schleuder ich ihm das vom Schimmel schwarz gefärbten Tuch ins Gesicht und husche schnell zur Tür hinaus. Minho gibt einen überraschten Japser von sich und reisst sich sofort den eckeligen Lappen herunter, dreht sich dann zu mir um und schaut mir durch die Tür hinterher.
"Hey! Was wird jetzt aus der Dusche?"
ruft er mir hinterher, und ich zeige ihm nochmals den Mittelfinger. Jetzt, da ich schon eine gewisse Entfernung aufgebaut habe, sehe ich nun auch sein ganzes Profil, und komme zu dem Schluss: Bestimmt trainiert der auch neben seinen täglichen Marathons, sonst hätte er nicht so einen Oberkörper!

Okay, genug geguckt. Ich wende mich um und verpisse mich zur Küche.

Chuck wartet auf mich mit zwei vollgefüllten Tellern. Zu meiner Erleichterung sind es Kartoffeln mit Brokkolie; etwas, das ich mag. Sehr gut.
Ich setze mich neben dem Jungen auf einen der vielen leeren Tische und schaufel meine Protion stillschweigend in mich hinein. Chuck dagegen rührt sich nicht. Verwirrt blicke ich ihn an. Er grinst schief und entblößt dabei seine Zahnlücke.
"Warum bist du so rot?"
Ou shit. Ich bin rot? Na toll, da hatte sich Minho an meiner Verlegenheit ja amüsieren können. Ich schüttel nur den Kopf und esse schnell fertig.

Chuck nervt mich noch eine Weile, gibt dann aber auf und hopst davon. Ich verkrieche mich unter einen niedrigen Baum und versuche mich krampfhaft zu entspannen. Die Arbeit heute war ziehmlich anstrengend, ich meiner Meinung nach habe ich eine Pause verdient. Natürlich denkt da das Schicksal anders.
Keine fünf Minuten später taucht Newts Kopf zwischen den Blättern auf.
"Ach, da bist du. Wir müssen mit dir reden."
Und damit verschwindet er wieder. Na danke.
Stöhnend rappel ich mich hoch und wanke Newt nach, der über die Wiese auf den Versammlungshaus zuhumpelt. Ohne sich nach mir umzusehen, verschwindet er darin. Ich seuftze schwer und stemme die schwere Tür auf.
Drinnen sitzen bereits alle Hüter, und warten augenscheinlich auf mich. Wies aussieht, hat die Versammlung von vorher nie aufgehört, sondern geht bis jetzt, da viele mit gelangweilten Gesichtern und gesenkten Liedern in ihren Sesseln hängen. Bestimmt hat hier jeder top Laune, mir zuzuhören.
Minho wirft mir ein Grinsen zu, als würden wir ein schwer wiegendes Geheimnis teilen, aber ich verdrehe nur die Augen und lasse mich auf den freien Stuhl in der Mitte des Kreises fallen. Gallys finsteren Blick ignoriere ich komplett.
Newt räuspert sich.
"Wir haben ja schon groß diskutiert, und jetzt kannst du noch deinen Senf dazugeben."
Stille. Ähm...?
"Wobei, wenn ich fragen darf?"
gebe ich genervt von mir. Glauben die ernsthaft, ich kann Gedanken lesen?
"Du hast heute angeblich praktisch Minhos Gedanken gelesen. Beim besten Willen, das kann kein Schöpfer. Du beharrst weiter darauf, es aus dem Buch zu wissen?"
Ich verdrehe wieder die Augen.
"Verdammt noch mal, ja. Soll ich mir was neues ausdenken? Das wäre dann aber eine Lüge."
Wieder Stille. Jetzt fehlt nur noch das Grillenzirpen.
Alby schnauft, um die Stille zu brechen.
"Nagut."
Was soll denn das schon wieder heißen?
"Dann wirst du morgen mit Minho und mir zu dem toten Griewer laufen und uns die Sache mal erklären."

Mehrere Gedanken auf einmal strömen auf mich herein. Wie? Sie glauben mir? Oder sind sie immer noch skeptisch? Und dann: WAS?!?!
"Nein!"
rufe ich fast ein wenig panisch aus und reisse abwehrend die Hände hoch. Überrascht zucken alle zurück.
"Warum nicht?"
fragt Newt nach und mustert mich prüfend.
"Weil der Griewer nicht tot ist. Er ist nur ausgeschaltet, und wenn ihr hingeht, geht er wieder an."
Kurz sagt niemand etwas. Dann schüttelt Minho leicht den Kopf.
"Der war tot. Ganz sicher."
Ich stöhne genervt auf. Oke, doch kein allzu großer Glaube hier.
"Er ist nicht tot."
"Doch."
"Nein."
"Doch."
"Nein?"
"Doch?"
"Aus!"
Alby sieht mich böse an, obwohl Minho die Kleinkind-Diskussion begonnen hat. Klar, immer bin ich Schuld.
"Wir müssen da hingehen. Das gehört untersucht. Punkt"
Mir reichts. Es stirbt so und so niemand, sollen sie doch 'nen Schrecken bekommen. Knurrend stehe ich auf.
"Viel Spaß euch noch."
Dann rausche ich davon.

Boaaah Leute!
Einfach mal so krass doppelt so viel Views wie am Vortag, danke ♡♡
Danke an @lilylou96 und Ohmyfelixfelicis für die vielen lieben Kommentare, letztere hat auch eine meeega tolle MazeRunner FF, schaut da mal vorbei ♥ Die ist wirklich gut!
Und natürlich dicken Hug an alle anderen, die sich die Mühe machen und meine Storys durchkauen xD ♡ Ly

Genug gefaselt. Byeee

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