[33] Ich hab's verhindert

Achtung:
Dieses Kapitel kann viele Flüchtigkeits-, Logik- oder andere Fehler dergleichen enthalten.

Grund:
Ich muss diese Geschichte abwürgen, sonst beende ich sie nie. Und ich will keine Story unbeendet lassen, das macht man nicht!

Ich bin ein sehr friedlicher Mensch, wisst ihr? Ich bin gegen Gewalt jeglicher Art, egal ob physisch oder psychisch. Man tut niemandem weh.

Aber Minho... ich würde ihn nicht als fühlendes Lebewesen bezeichnen. Zumindest habe ich noch nie einen Menschen getroffen, der so dermaßen nachtragend ist, dass er selbst meine kleine Schwester übertrifft.

Das wunderbar laute Klatschen klingt wie Applaus in meinen Ohren, ein Beifall der Gerechtigkeit selbst. Gleichzeitig durchströmt mich ein Gefühl der Genugtuung, sodass sich meine Mundwinkel ganz von selbst nach oben hin überdehnen, ein fieses Lächeln, wie ich es bei Janson immer gehasst habe.
Erst als der Asiate auf den Boden spuckt und der Speichel eine rötliche Spur auf den Fliesen hinterlässt, fällt mir auf, dass ich gar nicht mit der flachen Hand, sondern mit der Faust geschlagen habe. Nicht dass ich besonders stark wäre; dennoch ist es doch ein Unterschied, ob man eine Handfläche oder einen Knöchel auf die Wange bekommt.
Das Geräusch kommt demnach auch nicht von meinem Aggressionsanfall, sondern stammt von Newt, der die Hände in sarkastisch langen Abständen ineinander klatschen lässt. Er versucht nicht einmal, sein anzügliches Grinsen zu verbergen, als er Minho mustert, welcher - wie alle anderen nun -  den Blonden entgeistert anstarrt. Besonders Thomas wird um die Nasenspitze herum käsig bleich, sein Mund ist im Unglauben leicht geöffnet und seine Unterlippe bebt kaum merklich.

Das Adrenalin verlässt allmählich wieder meine Blutbahn und klärt meine vor Wut vernebelten Gedanken. Mein Blick schießt zwischen den zwei Fronten hin und her, ich kann den Unglauben in den Augen der einen sehen, und die Schadenfreude in Newts Klaren, Braunen.
Zwei Wellen an unterschiedlichen Emotionen brechen gleichzeitig über mich herein: Zum einen will ich Thomas und dem Rest erklären, was vorgefallen war, ihnen von Newts Heilung erzählen. Es bricht mir einfach das Herz, ihn so verängstigt und verletzt zu sehen, wie ein kleines, hilfloses Kind.
Andererseits habe ich plötzlich das dringende Bedürfnis, dem Blonden wie eben dem Asiaten eine reinzuhauen.

Der Zorn, welcher gerade noch am Verrauchen war, kocht wieder in mir hoch und aus einem Impuls heraus drehe ich mich einmal um 360° Grad, dabei packe ich Newt unsanft am Ende seines zerrissenen Verbandes und zerre ihn zwischen mich und die anderen. Er zischt dabei auf vor Schmerz, jedoch kümmert mich dies in meinem Trieb wenig.
"Jetzt hört mir mal alle genau zu!"
Meine Stimme hört sich kratzig und kalt an, dass es mir selber unwohl über den Rücken rieselt.
"Im Labyrinth sind ein Haufen immuner Menschen, die gleich vom Rechten Arm zerbombt werden. Im Buch flüchtet ihr durch einen Flattrans ins Paradies, irgendein Gebiet, was nicht vom Brand heimgesucht worden ist. Aber..."

Meine Stimme versagt mir wie der sterbende Motor eines Autos, so sehr bringt mich die Aufregung aus der Puste. Ich ringe nach Luft, um abermals anzusetzen, als mir Brenda auf einmal ins Wort fällt.
"Das wissen wir alles. Genau das werden wir jetzt auch tun!"
Das rebellische Mädchen schiebt herausfordernd das Kinn vor, als erwarte sie, dass sie mich nun komplett aus dem Konzept gebracht hätte. Ich kann förmlich fühlen, wie meine Darmschlingen sich in meinem Bauch zu einem komplizierten Knäuel verknoten, und der bittere Geschmack von Gallensäure steigt mir von der Kehle in den Rachen hinauf. Sie werden sich nicht so einfach von ihrer Idee abbringen lassen, das ist mir klar.

Hat es überhaupt noch einen Sinn, wenn ich mich weiter in die Geschichte einmische?

Dieser Gedanken droht mich tatsächlich aus der Fassung zu bringen.
Bevor ich jedoch einen Entschluss fassen kann, hebt Newt beschwichtigend beide Hände und stellt sich schützend vor mich.
"Was habt ihr denn bitte für Aggressionen gegen Alina? Sie hat hier das Mittel zur Rettung der Menschheit entdeckt, und ihr behandelt sie wie Dreck!"
Verwundert blinzel ich Newt an, welcher mit einem Tonfall, den er auch damals an der Lichtung angeschlagen hatte, seine Freunde wie kleine, ungezogene Kinder rügt. Er glaubt also auch an das 'Heilmittel'? Oder sagt er das nur, um die Lage zu meinem Gunsten zu wenden? Wie viel hat er von dem Streit eigentlich noch mitbekommen?
Ein leichtes, stechendes Pochen macht sich an meiner Schläfe bemerkbar und ich greife mir leise seufzend an die Stirn. Jetzt bekomme ich von diesem Stress auch noch Kopfweh.

"...und wir sind direkt hierher gerannt. Das war alles nur möglich, weil Alina es wusste! Sie wusste es, obwohl ANGST eindeutig keine Kontrolle mehr über die Situation hatte. Versteht ihr nicht?"
Die Stimme des Blonden klingt leicht heiser, so sehr hat er sich in seiner Erzählung verstrickt. Obwohl ich das leichte Kratzen in seiner - oder andernfalls eher Minhos - Stimme ganz gern hatte, besonders in aller Früh - kombiniert mit dem schläfrigen Morgengemurmel, das jedes Mädchenherz hätte höher schlagen lassen - so nervt es mich plötzlich ungemein. Es reibt geradezu nur gegen meinen Strich, sägt an meinen Nerven und lässt meine Muskeln verkrampfen. Es widert mich an. Und das Kopfweh wird auch stärker.

"Alina? Willst du nicht auch irgendetwas dazu sagen?"
Newt dreht sich halb zu mir um und blinzelt mich durch seine dunklenWelpenaugen unschuldig an, als ein weiterer Impuls - wie bei Minho davor - stromschlagähnlich durch meine Nervenbahnen jagt und meine - diesmal flache - Hand gegen Newts dreckige Wange schlagen lässt.
Diesmal bin ich selbst ein wenig verwirrt, woher die plötzliche Gewaltbereitschaft kommt, aber es fühlt sich durchaus befriedigend an, weshalb ich mich gegen den Reflex nicht wehre.

"Die dürfte dir doch noch nicht so verfallen sein, was?",
kommt es aus dem Nichts heraus von Minho.
Fasst schon synchron drehen sich alle Köpfe zu ihm, doch dieser fokussiert nur Newt, welcher sich immer noch perplex die rote Wange reibt.
Er erwidert etwas auf die patzige Bemerkung, doch ich höre nicht mehr hin. Es ist, als entgleite mir das Szenario; wie in einem schlechten Buch, in dem die Kulissen und Gefühlswelten der Personen viel zu schnell wechseln, die Realität nicht mehr greifbar ist und der rote Faden aus dem Blickfeld des Lesers gerät. Ich kann ihn noch sehen... Den Faden. Er schwebt weit entfernt am Horizont, viel zu weit entfernt, um ihn zu fassen, doch er ist noch da. Ich muss ihn nur einholen. Ich muss...

Meine Gedanken werden wie so oft unterbrochen, doch diesmal ist es keine Person.
Das leichte Zittern der Schränke ist das erste, was ich wahrnehme. Erst danach kommt der vibrierende Boden, und zuletzt folgt der Knall; ein tiefes Donnern wie aus dem Schlund einer Felsspalte, die bis zum Erdmittelpunkt reicht. Wie paralysiert starre ich auf die zitternde Glasscheibe der Schiebetür, welche wie ein helles Glöckchen in ihrer lockeren Verankerung klimpert.
Haben sie das Labyrinth hochgesprengt?
Hätten wir das überhaupt hören können? Mein Kopfweh lässt mich unmöglich logisch denken, somal der Lärm es noch verstärkt hat. Doch dies ist nicht das einzige, was mich plötzlich irritiert. Ein Ziehen in der Brust, ausgehend vom Zentrum meines Körpers, wandert wie eine Schlingpflanze langsam meinen Nacken hoch. Nicht wie das Kribbeln in den Adern, als ANGST mich kontrollierte; es ist anders, besitzergreifender. Es schmerzt nicht, doch gleichzeitig habe ich das Bedürfnis, laut aufzuschreien.

"Das kam von draußen!"
Irgendjemand schreit durch den grollenden Nachhall der Explosion. Eine Hand packt mich am Unterarm; ich sehe nur Brendas dicken, langen Zopf, da sie sich von mir abgewendet hält.
"Ihr zwei Idioten hält mal eure Klappe! Ihr könnt euch später um Alina streiten, jetzt bewegt euch hier raus!"
Sie streiten sich um mich?
Minho streitet sich um mich?
Liebes Schicksal, dein Drehbuch wird ungemein unrealistisch.

Ein Glasbecher, welcher auf einen der Regale gestanden hatte, wird durch das Beben von seinem Standort katapultiert und zerschellt vor meinen Füßen in Millionen kleine Splitter. Erschrocken mache ich einen kleinen Satz zur Seite und stoße dabei gegen Newts magere Schulter, worauf dieser unterdrückt aufstöhnt. Seine Schusswunde scheint ihn mehr zu schwächen, als er preisgibt.
"Raus!",
brüllt jetzt auch Thomas. Brenda zieht mich aus dem Zimmer hinaus in den kleinen Saal, wo vorher noch unzählige Mitglieder des Rechten Arms gewesen waren, doch nun ist er leer. Ich denke nicht weiter nach und renne den anderen hinterher, wobei ich sehr wohl bemerke, dass sich die Schlinge in meiner Brust weiter verfestigt. Doch lieber das, als unter Trümmern begraben zu werden, nicht?

Die Staubwolke trifft mich unerwartet und ich halte mir mustend die freie Hand vors Gesicht. Auch die anderen ringen nach Luft, drosseln die Geschwindigkeit aber nicht, selbst als der riesige Krater im Boden sichtbar wird. Kein Blut, keine Leichen; nur ein riesiges Sprengloch. Es wirkt mehr wie ein Ablenkungsmanöver als ein Anschlag, als hätten sie uns herauslocken wollen.

Draußen ist es ebenfalls menschenleer, und meine innere Alarmglocke beginnt misstrauisch zu bimmeln, jedoch fehlt mir für eine Äußerung die Luft. Der Druck in meinem Brustkorb beginnt nun schmerzhaft zu werden, fast als würde mich etwas von innen heraus verzehren.
Die trabende Gruppe bewegt sich entlang der Mauern, rechts von uns verdecken hohe Bäume die Aussicht. Keiner spricht ein Wort, jeder läuft nur keuchend Thomas hinterher, welcher immer noch zielsicher voransprintet. Zumindest scheint er sich sehr bewusst, wohin er gehen muss.
Das Spielchen hält sich - wen wundert's? - jedoch nicht lange. Die Truppe biegt scharf um die Ecke, nur um dann eine chaotische Vollbremsung hinzulegen.

Natürlich kommen wir so einfach nicht davon.
Natürlich stellt sich uns jemand entgegen.
Und wer?
Janson.
Natürlich.

Der grauhaarige Vizedirektor der Organisation, welche ohnehin schon so viel Leid verursacht hat, steht mit einem zufriedenem Lächeln vor seinen bis auf die Zähne bewaffneten Soldaten. Zwar sind es keine Granatwerfer, welche ja außer Betrieb sind, dafür einfache Pistolen, Macheten und Prügelstöcke. Sie wirken mehr wie Polizisten als Soldaten, was sie aber lange nicht ungefährlicher macht.
Zu Jansons rechten steht ein Mädchen, welches ich schon längst aus meinen Erinnerungen gestrichen hatte.
"...Marie?"
Meine Stimme klingt rau, was jedoch auch an meiner engen Kehle liegen könnte. Mein Körper fühlt sich seltsam schlaff an, obwohl ich total verkrampft dastehe. Es macht alles keinen Sinn mehr.
Einfach keinen Sinn.

Das Mädchen hebt den gesenkten Kopf und erwidert meinen Blick. In ihm liegt etwas merkwürdiges, was mich nervöser macht als ich ohnehin schon bin.
"Wolltet ihr wirklich einfach gehen, ohne auf Wiedersehen zu sagen?",
säuselt Janson mit seiner ekelig schleimigen Stimme und kichert dabei wie eine heisere Ratte.
"Ja. Ja das wollten wir."
Brenda klingt selbstbewusst wie eh und je. Sie hat meinen Arm bereits losgelassten und reckt sich nun Tapfer dem Feind entgegen, als würden sie nicht gerade mit Fünfzig verschiedenen Waffen auf uns zielen.
"Tja, aber daraus wird nichts. Zumindest nicht für die zwei."
Er hebt die Hand und winkt in meine und Thomas' Richtung. Ich hätte gerne etwas giftiges erwidert, doch mein Kopf ist gerade wie leer gefegt. Alles was ich klar und deutlich wahrnehme ist der Schmerz, welcher sich bereits in jede Gliedmaße ausgebreitet zu haben scheint und meinen Geist lähmt. Irgendwas stimmt mit mir nicht, und wenn ich nicht bald herausfinde was, kippe ich um.
"Die beiden bleiben bei uns. Und wenn ihr Alina auch nur ein Haar krümmt, leg ich euch um!"
Zu meiner Überraschung ist es Minho;  nun gut, niemand anderes wäre auch so leichtsinnig gewesen und würde Janson in solch einer Situation provozieren.
"Alina ist viel mehr, als ihr es zu erträumen wagt. Sie ist der Schlüssel zu einer perfekten Zukunft."
Der Rattenmann greift hinter sich, und hält im nächsten Moment plötzlich ein Buch in der Hand.

Genau, das Buch.

The Maze Runner.

Das Cover ist verbogen und eingerissen, doch es ist noch in einem Stück.
"Sie alleine kann uns retten. Ihre Worte sind mächtig; mächtiger als alles andere. Sie kann die Welt wieder herstellen, wenn sie nur einige wenige Worte hier hineinschreiben täte. Und das bald."

"Und warum sollte sie euch vertrauen, hm?"
Diesmal ist es Newt, der die Klappe aufreisst. Er funkelt Janson böse an und macht einen kleinen Schritt nach vorne, vermutlich um sich vor mich zu drängeln. Minho knurrt ihn drohend an, wird aber ignoriert.
Es antwortet aber nicht der Grauhaarige, sondern Marie.
In ihren Augen liegt ein seltsamer Schimmer, den ich nicht ganz zuordnen kann. Er wirkt... Leblos, fast schon gespenstisch. Als wären sie aus hartem Glas.
"Weil die Geschichte sich stetig weiter schreibt. Jede Handlung, jedes Wort wird darin aufgezeichnet."
Ihr Blick schweift zu mir, und plötzlich schnürt es mir komplett die Kehle zu. Es ist, als würde ich Wasser einatmen; meine Lunge beginnt zu brennen und meine Fingerspitzen kribbeln.
"Es sind nur mehr ein paar Seiten bis zum Ende. Danach... Gibt es keine Möglichkeit mehr, das Geschehen zu beieinflussen. Und Alina steckt in dieser Welt fest. Für immer."
Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen.

Ich starre sie an, völlig wehrlos.
Ewig hier verbringen? Ohne meine Familie?
"Und woher willst du das alles wissen?"
Brenda.
"Weil ich diejenige bin, die Alina hierher gebracht hat. Sie hat sich unterbewusst dazu entschieden, dieser Welt zu helfen. Und hat dafür ihre verlassen."
Ich öffne den Mund, bekomme aber keinen Laut heraus. Marie scheint - im Gegensatz zu den Anderen - sehr wohl zu bemerken, dass mit mir etwas nicht stimmt, doch sie übergeht dies geflissentlich.
"Manche Menschen können mithilfe ihrer Fantasie in andere Welten reisen. Manche haben sogar die Macht, mit einfachen Worten ein neues Universum zu schaffen oder zu verändern. Egal ob man die Geschichte nur erlebt oder selbst der Autor ist; man beeinflusst sie durch seine eigenen Vorstellungen. Und wenn sie nicht bald ihre Rückkehr schreibt, wird die Geschichte sie von innen heraus zerfressen."

Die Geschichte.

Die Geschichte zerfrisst mich, weil kein Platz in dieser Welt ist; ich bin kein Teil des Buchs. Und wenn die letzte Seite voll beschrieben ist... Wenn das Buch vollendet ist... Werde ich dann aussortiert?

"Gib... Mir das Buch..."
Die Worte schmerzen in meinem Brustkorb, doch sie verschaffen mir endlich Aufmerksamkeit. Die Wut, der Misstrauen und jeglicher unbegründeter Hass scheint plötzlich verpufft, als mich alle gleichzeitig zu bestürmen scheinen.
"Alina! Was ist los?!"
"Geht es dir gut?"
"Bekommst du keine Luft?"
"Sie darf nicht sterben!"

Mir wird schwindelig von den ganzen Fragen, als mir plötzlich das Buch aufgeschlagen unter die Nase gehalten wird. Marie erwidert meinen Blick nicht, als ich zu ihr hochsehe.
"Schreib."
Sie wird von einer anderen Person weggeschupst, und plötzlich finde ich mich Minho gegenüber. Er packt mich an der Schulter und schüttelt mich durch, was meine Schmerzen nur noch anfacht, doch keiner tut etwas dagegen.
"Alina, du darfst nicht gehen! Du musst hierbleiben!"
"Achja? Ich dachte du hasst sie?"
Newt klingt alles andere als freundlich.
"Ja... Nein! Ich... Also..."
Minho stottert und sieht schüchtern zu Boden. Meine Fresse, dass ich das noch miterleben darf.
"Es tut mir leid."
Minho entschuldigt sich. Es wird immer ärger.
"Aber ich liebe dich."
Jetzt übertreibt er aber!
"Was!? Vergiss es, du bist raus! Sie hat mir das Leben gerettet und..."
"Das beweist noch gar nichts!"
"Achja? Hab ich schon erwähnt wie oft wir uns geküsst haben?"
"Ihr habt... Was?"
"Sie war fantastisch! Außerdem..."

Ich verstehe schon lange kein Wort mehr von dem, was sie sich in ihrer pubertären Wut zukeifen. Ich lese; ich lese den Dialog, welcher zeitgleich wie gedruckt auf dem Papier der letzten Seite erscheint, lese den kindischen Streit zwischen zwei besten Freunden, welche zusammen durch die Hölle gegangen sind. Um ein Mädchen, welches sie beide nicht bekommen werden. Denn ich gehe.
Und zwar jetzt.

"Ich hab's verhindert."
Die Worte kommen mir einfach so über die Lippen. Wie eine Beschwörungsformel, so monoton, ein Finger ruht auf dem untersten Rand der Seite.
Mehrere verwirrte Augenpaare sehen mich an.
"Was?"
"Ich hab es verhindert."

Mein Sichtfeld verdunkelt sich, wie der Tunnelblick vor der Ohnmacht.
"Ich habe verhindert, dass Newt zum Crank wird und von Thomas erschossen wird."
Alle Blicke heften sich an den Braunhaarigen, welcher ganz bleich um die Nasenspitze wird.
"Ich habe verhindert, dass Teresa bei der Flucht von einem Felsen zermalmt wird."
Thomas wird noch bleicher.
"Ich habe verhindert, dass Chuck von Gally erschossen wird."
Thomas ist schneeweiß.
"Ich habe so viele nicht gerettet. Clint zum Beispiel."
Ich muss schlucken.
"Aber ich hab die Katastrophe verhindert. Ich habe ein Heilmittel gefunden, ich habe viele gerettet.
Ich hab's verhindert."

Das letzte, was ich höre, ist Jansons wütender Aufschrei, von wegen, sie bräuchten mich doch für die Zukunft; als Autor für das bereits vollendete Buch.

Dann löst sich das Buch plötzlich in meinen Händen zu feinkörnigen, nicht greifbaren Staub auf und verweht im Wind, und meine Sicht wird pechschwarz.

×××

"Alina? Seit wann gibt es einen neuen Maze Runner Teil? Ich dachte nach The Death Cure gibt es k..."

"LASS DAS STEHEN! Das ist... Eine FanFiction. Selbst ausgedacht."

"Und du hast das drucken lassen??"

"Ja."

"Warum?"

"Ist das so wichtig?"

"Du bist ein ganz schöner Freak. Seit du den letzten Film gesehen hast bist du seltsam."

"Stimmt gar nicht."

"Ach ja? Glaubst du jeder bekommt bei jedem Asiaten einen Herzinfarkt und lässt sich sogar ein Tattoo in den Nacken stechen?"

"Jetzt halt die Klappe, du Strunk. Marie wartet."

"Was will die denn schon wieder?"

"...mir nur ein neues Buch zeigen. Nichts besonderes. Jetzt LASS DAS BUCH STEHEN!"

Es tut mir ehrlich leid, dass diese Geschichte so ein abgewürgtes Ende bekommt. Aber ich muss das tun; sonst verliere ich irgendwann komplett das Interesse, und ich will sie nicht offen lassen.

Deshalb verzeiht mir.
Aber es ist eine wahre Erleichterung, das hinter mir zu haben... Es hat mich echt genervt.

Ich hoffe ihr könnt mit diesen 2800 Wörtern etwas anfangen. :)

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