30. Finally
Die meiste Zeit liege ich in meinem Zimmer und starre gegen den Lattenrost des Bettes über mir. Nach der heißen Dusche - und der schockierenden Entdeckung meiner Makierung - ging es mir merkwürdiger Weise viel besser und ich habe beschlossen mich am Riemen zu reissen, um den anderen etwas Hoffnung vorspielen zu können. Anfangs habe ich noch versucht sozial zu sein - wirklich, ich habe mich bemüht! - ich habe mit allen etwas geplauscht und ihnen verschiedenes Zeug erzählt, das allein zur Nervenschonung beitragen sollte. Aber jetzt schon, zu Mittag des zweiten Tages ohne Essen, ist den meisten Lichtern bereits der Appetit auf Gespräche vergangen und haben sich in ihre Betten verzogen. Auf meinen Rat hin trinken alle in Halbe-Stunden-Takt, um ihren Körper auf das Höchste mit Wasserreserven aufzufüllen, dabei muss mein Badezimmer ebenfalls miteinbezogen werden. Ein Bad und 30 Jungs, und das auf engstem Raum... das geht auf Dauer nicht gut.
Die erste Nacht habe ich nicht geschlafen. Und mit nicht meine ich... garnicht. Ich bin ständig zwischen den Lichtern und dem Versammlungsraum, wie wir ihn nun getauft haben, hin und her getigert und habe ständig versucht die ängstlichen Exemplare unter den Jungs zu beruhigen. So lange, bis Newt mich schließlich in mein Zimmer verbannt hat, da keiner mehr Schlaf finden konnte bei meiner ständigen Wuselei. Dort bin ich aber ebenfalls wachgelegen; und dementsprechend müde bin ich nun. Ich nicke beinahe im Sitzen ein, schrecke aber immer wieder hoch und gebe mir dann und wann auch eine Ohrfeige. Trotzdem bleibt die Müdigkeit wie Blei in meinen Knochen, zieht mich zu Boden und macht meine Bewegungen träge. Dazu kommt noch das ständig wachsende Hungerfühl, dass sich wirklich wie ein um sich schlagendes Tier im Magen anfühlt; so ähnlich hat Thomas es beschrieben im Buch, wenn ich mich recht erinnern kann.
Und wenn wir gerade von Buch reden... das ist übrigens auch wieder da. Es liegt einfach unter meinem Kissen, als wäre es ganz normal, dass Dinge sich von A nach B beamen; und wieder hat sich die Geschichte fortgeführt, weiterhin aus Thomas Persektive geschrieben. Ich habe nur die letzten paar Seiten nachgelesen, sonst lasse ich dieses Vergnügen erst einmal außen vor.
Nach einer Gefühlten Ewigkeit sehe ich wieder auf die Uhr. Es ist jetzt früher Nachmittag, doch die meisten Lichter schlafen schon, um die quälend langsam verrinnende Zeit zu überbrücken. Ich zwinge mich, mich ebenfalls hinzulegen, und drücke die Augen zu.
Aber der Schlaf will nicht kommen.
Ich habe mich in letzter Zeit daran gewöhnt, mit Gesellschaft in unmittelbarer Nähe zu schlafen, aber dieses Zimmer hier ist einfach... tot. Leer. Kalt.
Keine gleichmäßigen Atemzüge, kein Herumgewältze und kein leises Schnarchen, keine Wärme. Nur leblose Matratzen mit ordentlich zusammengelegten Decken und gkatt gestrichenen Kopfpolstern, wie in einem Hotelzimmer. Mühsam rappel ich mich aus meiner Liegestellung hoch und lasse die Beine über die Bettkante baumeln. Auf einmal rinnt mir eine leichte Gänsehaut, mein Blick fliegt zur Tür. Sie ist geschlossen.
Unruhe bahnt sich in mir an. Wie nach einem Horrorfilm, wenn man nicht schlafen kann, weil man sich dauernd dumme Sachen einbildet.
Es ist totenstill, nur mein eigener Atem hallt durch den Raum. Wieder sehe ich zur Türe, die unverändert zu bleibt. In meiner kranken Fantasy stelle ich mir vor, wie Newt mit Kochmütze und Schürze hereingehumpelt kommt und mir mit Silbertablett etwas zu Essen serviert. Er lächelt dabei charmant und sagt mit seinem brittischen Akzent: "Guten Appetit, My Lady!"
Schnell verscheuche ich diesen absurden Gedanken, zwinge meine Vorstellungen in eine andere Richtung zu fließen. Egal wohin, hauptsache weg von Essen...
Und da sehe ich auch schon einen oberkörperfreien Minho vor mir stehen, der mich unsicher anlächelt und immer wieder verlegen durch sein kohlrabenschwarzes, fluffiges Haar fährt. Seine dunklen Augen fixieren meine, sein Blick ist weich und liebevoll und...
Stop it!
fauche ich mich selbst an und der gutaussehende Asiate verschwindet. Ich halte mir grummelnd den Kopf und versuche krampfhaft, an etwas anderes zu denken. Das gelingt mir auch... leider.
Denn nun kommen in meiner Vorstellung plötzlich Cranks durch die Tür gestürmt, entstellte, blutende Menschen mit weit aufgerissenen Augen und gefletschten Zähnen. Ehe sie mich erreichen, verblassen diese Wahnvorstellungen und ich bin wieder alleine im Raum.
Okay, Hunger ist definitiv nicht gesund für mich...
Hastig schnappe ich mir meinen Polster und laufe zu Türe. Etwas zögernd öffne ich sie, lugge hinaus; alles still. Jeder scheint zu schlafen.
Ich husche hinaus und laufe nur mit Socken durch die Versammlungshalle, bis hin zum Jungszimmer. Die Tür ist nur angelehnt und ein schmaler Lichtstreif fällt in das dämmrige Zimmer. Ich kann die vielen Atemgeräusche und das leise, undeutliche Schlafgemurmel der Lichter hören, Matratzen quitschen, wenn sie sich hin und her werfen. Ich schlüpfe in den Raum und lasse ich auf den Boden sinken. Leider gibt es nur 15 Stockbetten, somit hat jeder Junge eines für sich und ich bleibe übrig. Aber lieber penne ich hier auf dem Boden, als alleine in meinem Hungerwahn zu schwelgen.
Eine Gestalt kommt barfuß auf mich zugetapst und hockt sich vor mich hin. Im Dusteren kann ich wage Newts blondes Haar und seine schemenhaften Umrisse ausmachen, doch erst als er spricht, habe ich Gewissheit:
"Komm, du kannst bei mir schlafen."
sagt er leise, fragt weder nach willst du...? oder warum bist du hier...?. Er versteht mich auch ohne diesem Wortwechsel, er ist halt einfach... Newt. Einfühlsam, hilfsbereit, verständlich.
Wortlos ergreife ich seine Hand, die er mir hinhält, und ziehe mich schwerfällig daran hoch. Die Müdigkeit raubt mir schon langsam jede Kraft und beinahe wären mir die Beine eingeknickt, ich kann mich aber noch bis zu Newts Bett vorkämpfen. Erschöpft falle ich auf die vorgewärmte Matratze, der Blonde legt sich neben mich und zieht die Decke über uns. Fehlt nur noch, dass er den Arm um mich legt, dann hätten wir schon unsere FanFiction... aber er dreht sich von mir weg und zeigt mir stattdessen seinen Rücken, das Gesicht zur Wand gerichtet. Ich folge seinem Beispiel und lege mich so, dass ich in den Raum blicke. Gegenüber von mir schläft Thomas, sein braunes Haar hängt ihm plattgedrückt ins Gesicht und lässt ihn um einiges jünger wirken. Über ihm liegt dann also Minho, und auch Chucks Locken meine ich einige Betten weiter erkennen zu können.
Eingelullt in Newts Körperwärme, die er selbst über den weiten Abstand zu mir ausstrahlt, das leise Schnarchen der Lichter und die ruhigen Atemzüge, schlafe ich schließlich ein.
Ich werde geweckt, indem ich den Boden küsse.
Verwirrt sehe ich mich um und erblicke Newt, der sich anscheinend seine Matratze wieder eingefordert hat und mit weit ausgestreckten Armen und Beinen mitten im Bett liegt. Sein ohnehin schon ständig strubbeliges Haar steht in alle Richtungen ab und verdeckt teilweise sein Gesicht, seine Züge sind entspannt. Er schläft noch, hat mich also ganz unbewusst aus dem Bett geworfen. Na danke...
Ein leises Prusten gewinnt meine Aufmerksamkeit und ich lege den Kopf in den Nacken. Minho guckt mit belustigter Miene zu mir herunter, seine Augen leuchten im fahlen Licht wie zwei glattpolierte schwarze Steine.
"Dein Lover scheint dich rausgehauen zu haben"
grinst er, die übliche Beschwingung in seinen Worten fehlt aber. Ich sehe ihn mit zusammengzogenen Augenbrauen an.
"Danke für die Info"
flüstere ich schließlich heiser zurück und stehe wackelig auf. Ich bin immer noch totmüde, wies aussieht hat mein wunderschön traumloser Schlaf nicht allzu lange gehalten. Und jetzt hat der Kerl auch noch mein Kissen stibitzt! Na toll.
"Komm doch rauf"
kommt es von oben, ich ignoriere ihn aber. Die ganzen letzten Stunden war er mir ständig aus dem Weg gegangen, hat mich wie Luft behandelt; jetzt tue ich es ihm gleich.
Ein schweres Seuftzen kommt als Kommentar, dann knartzt eine Matratze, anscheinend rappelt er sich hoch. Ich grübel noch weiter über andere Schlafoptionen nach, als mich jemand am Arm packt und zur Seite zieht. Unterdrückt zische ich auf; teils wegen dem Schmerz, da Minho genau an meine Wunde gefasst hat, teils aus Empörung. Würden jetzt nicht alle wie die Murmeltiere schlummern, hätte ich ihn angeschrien, aber so... shit happend.
Er lockert den Griff etwas und blinzelt mich entschuldigend an, als er den Verband bemerkt.
"Sorry..."
murmelt er und macht Anstalt mich aufs Bett hinaufzuzerren. Ruckartig reisse ich mich los und verschränke bockig die Arme vor der Brust.
"Für was?"
fauche ich leise, sehe ihm dabei direkt in die Augen. Eine Spur von Trauer huscht über sein Gesicht, dann fängt er sich wieder und blickt mich mit ausdruckslosem Gesicht an. Eine Zeit lang bleibt es still.
Wieder baut sich in mir die Hoffnung auf er könnte endlich nachgeben - er braucht es nur einmal zu tun, wahrscheinlich werde ich ihm so und so gleich verzeihen - aber er schweigt mich nur stur an.
"Dafür"
flüstert er schließlich leise, und ehe ich fragen kann was er damit meint, packt er mich an der Hüfte und gebt mich auf das Bett, als wäre ich keine 50, sondern 5 Kilo schwer. Ich unterdrücke einen ärgerlichen Aufschrei und will schon wieder herunterspringen, aber er kommt bereits nachgeklettert und drückt mich zurück auf die Matratze. Wäre ich nicht so müde, hätte ich mich wirklich aktiv gewehrt, aber sobald ich den körperwarmen Stoff an meiner nackten Haur spühre und zusätzlich noch von Minhos Geruch eingenebelt werde, versagt mir jegliche Kontrolle und ich lasse mich zusammensinken. Dabei muss ich an all die FanFictions denken, wo groß und breit über den atemberaubenden Geruch eines Mannes getratscht wird. Sind die ein Parfum oder was?!
Aber jetzt, muss ich sagen... Minho riecht schon sehr gut. Das merke ich an der warmen Decke und dem duftenden Polster, und vor allem an ihm selbst, als er sich neben mich legt, genau wie Newt, mit dem Rücken zu mir. Ich nehme kaum noch etwas wahr, und ehe ich es verhindern kann, drifte ich komplett ab ins Träumeland.
Als ich die Augen aufschlage, ist es immer noch dunkel. Muss ich jetzt ernsthaft alle drei Minuten aufwachen? Wenn ich diesmal aus dem Bett geworfen wurde, könnte das etwas... schwerzhaft werden.
Aber nein, ich liege immer noch auf einer weichen Matratze, mit freiem Blickfeld auf Minhos kohlrabenschwarzen Hinterkopf. Seine Schultern heben und senken sich bei jedem Atemzug leicht an, er scheint tief und fest zu schlafen. Mein Blick wandert hinunter und bleibt an seinem Nacken hängen.
Das Shirt war ihm nach hinten gerutscht und das ANGST Tattoo liegt frei, die dunklen Buchstaben lassen seine Haut seltsam hell aufleuchten. Ganz unbewusst strecke ich vorsichtig eine Hand aus und streiche mit einer Fingerkuppe zart über die Zeichen. Hätte Minhos sich irgendwie bewegt oder einen Ton von sich gegeben, wäre ich vermutlich sofort zurückgeschreckt, doch er bleibt still und so fahre ich weiter die Linien nach, wie in Trance.
Eigentum von Angst schreibe ich auf seinen Rücken. Nein... nein, Minho gehört niemanden. Keiner kann diesen sarkastischen, selbstbewussten Jungen kontrollieren, geschweige denn niederzwingen. Keine Seele dieser Erde wird das jemals können.
Gruppe A
Die Gruppe der Jungen, die Gruppe der Strünke und Neppdeppen. Statt 'Strunk' sagt Gruppe B 'Stock', ob sie auch eine Übersetzung für Neppdepp haben? Das muss ich Aris einmal fragen, irgendwann.
Prob...
Ich halte inne, blinzel verwirrt. Was tue ich da eigentlich?! Das könnte ein Außenstehender ganz, ganz falsch verstehen. Fast schon hektisch schnellt meine Hand zurück und ich klemme sie unter meinen Körper, als habe sie ein Eigenleben und würde von selbst immer wieder zu Minho zurückwandern. Zugegeben juckt es mir schon in den Fingern; seine Haut fühlt sich einfach so warm an, so weich, so...
"Mach weiter"
brummt plötzlich eine raue Stimme und mein Herz setzt einen Schlag lang aus.
Er hat es gemerkt.
Shit. Wie rechtfertige ich mich jetzt nur? Ich kann doch nicht einfach...
Moment. Mach weiter? Schon wieder ein Herz-Zikzack. Das nimmt kein gutes Ende. Nein nein nein...
Ohne es wirklich bemerkt zu haben, war meine Hand wie eine lästige Spinne unter mir hervorgekrabbelt und streckt sich wieder nach den dunklen Linien aus.
Proband A7
Nein! Aus. Böse Alina. Lass das! Sonst bildet er sich noch etwas drauf ein...
Er ist ein selbstgefälliger Idiot. Lass die Finger davon. Buchstäblich!
Aber... aber... aber...!
Der Anführer
Gosh, warum klingt diese Bezeichnung gerade so anziehend? Der Anführer. Da stellt man sich doch sofort so einen Sixpack-Schönling vor, mit strahlendem Lächeln und selbstgefälligem Blick; Minho macht dem Klische alle Ehre...
Ich kann förmlich spühren, wie mein Verstand sich einen Facepalm gibt und mich als hoffnungslosen Fall abstempelt. Ich meine hallo, was labert mein Hirn da eigentlich?! Aber es hat doch recht... eigentlich hat es recht. Minho ist schön. Minho ist lustig. Minho ist...
Mit einem Ruck dreht er sich plötzlich um, sodass unsere Gesichter nur wenige Centimeter trennen. Erschrocken halte ich die Luft an.
Seine dunklen Augen mustern mich, weder Schalk noch Schadenfreude noch irgendetwas anderes, was ich sonst so bei ihm finde normalerweise, kann ich in seinem Blick deuten. Ich kann garnichts deuten; seine Augen sind viel zu dunkel und mein Puls um einiges zu hoch, um etwas zu erkennen oder klar denken zu können.
Kein einziges Mal sieht er mich direkt, er scheint nur das rundherum, meine Umrisse, mein Gesicht genauer zu betrachten. Dann verweilt den Blick auf einer Stelle, etwas weiter unten, auf meinen Lippen.
...ou fuck.
Nein.
Nein nein nein nein...
"Gally hatte recht"
flüstert er leise, seine Stimme ist rau wie Sandpapier und verursacht mir eine kribbelnde Gänsehaut.
Gally hat recht?!
wiederhole ich stumm für mich und runzel fragend die Stirn. Aber Minho sagt nichts mehr.
Ehe ich mich versehen kann, hat er sich zu mir gebeugt und somit den letzten Abstand zwischen uns überbrückt.
Finally!
lilylou96 hehe... >:)
Schaut mal alle bei MazeSisters vorbei, da bin ich Co-Autor ^^ auch bei einer MazeRunner FF.
Tschuss.
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