28. Greenie

Hastig wuschel ich mir noch einmal durchs Haar, dann stürme ich eilig ins Schlafzimmer zurück.

◇◆◇◆◇◆◇◆

Minho hält gerade Aris gepackt und schüttelt ihn heftig.
"Wo sind sie?"
knurrt er wütend und kommt ihm immer näher, nur wenige Centimeter trennen ihre Gesichter voneinander. Hashtag Minharis? What?
"Leute, lasst Aris in Ruhe, er weiß nichts!"
rufe ich in die Menge und sofort schnellen alle Blicke zu mir. Teils erleichterte, teils ärgerliche Ausdrücke huschen über die vielen Gesichter der Lichter.

"Alina!"
japst auf einmal jemand und ein total aufgelöst aussehender Chuck kommt durch die Masse gewustelt, wirft sich schluchtzend in meine Arme. Tröstend drücke ich ihn an mich und streiche ihm zärtlich über den Rücken.
"Schhh..." mache ich leise, ich spühre seinen hektischen Herzschlag gegen seine Brust hämmern, mein Shirt wird tränennass geheult. Als ich den Kopf hebe, bemerke ich die vielen verwirrten Blicke, die auf mir liegen. Irritiert starre ich zurück.
Da hebt Newt die Hand und deutet auf seinen eigenen Kopf.
"Ähm, dir wächst da... was..."
murmelt er, ein belustigtes Glitzern liegt in seinen Augen. Geschockt greife ich mir an die Stirn. Was?! Wo???
Aber Moment... der meint doch nicht etwa... ich verdrehe die Augen.
"Das war das Shampoo!"
verteidige ich mich, doch es ist bereits zu spät. Fast alle Lichter beginnen zu lachen und reissen flache Witze über meine neue Frisur.
"Greenie!"
rufen sie im Chor und gackern und gurren wie die Tauben.
Etwas angepisst verschränke ich die Arme vor der Brust und mustere die kuderndernden Jungs. Jaja, ich weiß es ist furchtbar lustig, aber man kanns auch übertreiben...

"Wo ist Teresa?"
fragt da auf einmal Thomas und die Lichter verstummen. Jeder wendet sich nun wieder mir zu und wartet neugierig auf meine Antwort. Ich schlucke schwer.
"Sie haben sie... mitgenommen..."
stammel ich etwas schuldbewusst, aber er versteht mich trotzdem sofort. Entsetzt reisst er die Augen auf und starrt mich eine Sekunde lang sprachlos an.
"WAS?!"
schreit er los und packt mich an der Schulter. Er schüttelt mich grobe durch und brüllt mir immer wieder "Warum?" ins Ohr, bis Newt in schließlich von mir wegzerrt.
"Beruhig dich Tommy, sie wirds ja gleich erklären!"
versucht der Blonde ihn zu beschwichtigend. Tatsächlich regt sich Thomas etwas ab, der verzweifelte Ausdruck in seinen Augen bleibt aber.
Ich atme tief durch.
"Ihr passiert nichts, keine Sorge. Sie wird zu Gruppe B gebr..."
"Gruppe B?!"
rufen sofort einige Lichter dazwischen und beginnen lautstark zu diskutieren. Seuftzend greife ich mir an die Stirn. Wie Kindergartenkinder, diese Kerle. Wirklich.
Nach einiger Zeit schafft Newt, die Jungs wieder einigermaßen ruhig zu bekommen und deutet mir, nun weiter zu sprechen. Abermals hole ich tief Luft, dann rattere ich das herunter, was ich zuvor schon Aris erklärt habe. Dass es zwei Gruppen gibt, zwei Labyrinthe, nur halt mit Jungs oder Mädchen.
Nach einer kurzen Nachdenkpause, in der meine Worte langsam zu den überforderten Hirnen durchzusickern scheint, nicken schließliche alle als Zeichen, verstanden zu haben. Dann, wie auf Knopfdruck, wenden sich alle Aris zu, der ziemlich verlassen zwischen all den fremden Jungs steht und bis jetzt vor sich hingeschwiegen hat.
"Und der kommt auch von dieser B-Gruppe?"
fragt ein Lichter und ich nicke.
"Er ist das Gegenstück zu Teresa. Genauso wie Rachel das Gegenstück zu Thomas war."
Den letzten Satz richte ich an den Jungen selbst, Trauer huscht über sein Gesicht. Er lässt die Schultern hängen und seuftzt.
"Aber warum bist du noch hier? Warum konnten sie nicht die Heißere dalassen?"
fragt ein Lichter mich allen Ernstes und einige stimmen zu. Ich brauche ein paar Sekunden, um den Sinn dieser Worte zu fassen. Äh... danke...?
Ich verbeisse mir einen aggressiven Kontra und versuche ernst zu bleiben.
"Weil ich nicht zu dem Experiment gehöre, eigentlich. Ich habe sozusagen Narrenfreiheit."

Einige Zeit herrscht Schweigen, dann meldet sich Aris überraschender Weise zu Wort.
"Das heißt, du bist eine Mitarbeiterin von ANGST?"
fragt er ohne jegliches Vorurteil oder Misstrauen in der Stimme. Es ist eine stinknormale Frage, wie es scheint, auf die er eindeutig ein Nein erwartet; was er auch bekommen wird.
Diese Worte lösen jedoch etwas aus. Plötzlich packen mich mehrere Hände und rütteln mich.
"Ich habs doch gewusst!"
"So eine Verräterin!"
"Die mach ich kalt!"
schreien einige durcheinander, ich kassier mehrere schlecht gezielte Schläge gegen Schultern und Hinterkopf. Instinktiv reisse ich die Arme hoch und drehe mich aus den Umklammerungen, stolpere dabei nach hinten und knalle gegen einen Körper. Wahrscheinlich wäre ich wie ein Kartoffelsack umgekippt, hätte die Person hinter mir nicht die Arme um meine Taille geschlungen und mich festgehalten. Heftig atmend versuche ich meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen und sehe erstarrt zu, wie Newt die aufbrausenden Lichter anschreit.
"Jetzt seid mal nicht albern! Sie hasst doch ANGST genauso wie wir. Sie hat so oft ihr Leben riskiert, ich kann guten Gewissens behaupten dass man ihr vollstens vertrauen kann."
Diese lieben Worte rühren mich - noch nie hat jemand so gut von mir gesprochen - aber mir bleibt keine Zeit, mich bei ihm zu bedanken.
Meine Rückenstütze beginnt zu sprechen und mir schießt sofort die Röte ins Gesicht. Minho, war ja klar.
"Ich wär ja mal dafür dass wir uns hier versammeln und alles besprechen. Ich hab so einige Fragen, was diesen Strunk da angeht."
Ich kann zwar sein Gesicht nicht sehen, da er mich noch immer an sich presst, aber ich kann mir denken dass er Aris meint. Zögernd winde ich mich aus der merwürdigen Umarmung und streiche meine Kleidung glatt.
"Na dann, machen wir eine Versammlung."
s

euftzt Newt und lässt sich auf eines der Betten fallen.

Mit angezogenen Knien sitze ich an eines der Bettpfosten gelehnt und warte, bis mir jemand Fragen stellt. Ich habe nun alles erzält was ich weiß, vom Ursprung von ANGST angefangen bis hin zu dem Fakt, dass sie alle nach irgendwelchen berühmten Leuten benannt worden waren. Letzteres sorgt momentan für die größte Aufregung. Die meisten geben mir ihrem Namensgeber an, als wären die besagte Person höchstpersönlich, andere widerum beschweren sich. Zart zum Beispiel ist gar nicht glücklich, nach einem Typen mit weißer Perücke und Klassikmusik benannt worden zu sein, oder Chuck, der die Hälfte aller Namen nicht kennt.
"Also, Newt ist nach Isaac Newton benannt, Thomas nach Thomas Edison und Alby nach Albert Einstein."
murmelt Minho und betrachtet seine Finger.
"Und ich?"
fragt er mich und sieht mich direkt an. Ich bekomme eine Gänsehaut unter seinem Blick; er betrachtet mich wie einen Schlüssel zur Tür zum Paradies, so hoffnungsvoll und intensiev, als könnte ich mich jeden Moment in Luft auflösen. Ich zwinge mich wegzusehen und zucke mit den Schultern.
"Nach irgendeinem Forscher, der damals noch nicht exestiert hat. James Dashner wollte einfach irgendwen Minho nennen."
Er nickt knapp, sieht mich aber weiterhin an. Kann er nicht wen anders so anstarren? Das macht mich bedingt nervös. Vor allem, da ich jeden Moment wieder mit einem Zickanfall rechnen muss.
"Wer ist James Dashner?"
fragt Aris verwirrt und zieht die Augenbrauen zusammen. Oh, ich hab ihm ja noch garnicht von meiner Herkunft erzählt. Ich räuspere mich schon, aber Chuck quatscht dazwischen. Mit stolz vorgestreckter Brust plappert er drauf los.
"Alina kommt aus der Vergangenheit, und hat ein Buch über uns gelesen! Sie weiß alles was passieren wird, besser als ANGST!"
erzählt er eifrig und bekommt dafür nur leere Blicke von Aris.
"Was Chuck damit sagen will, ist..."
setze ich an, werde aber schon wieder unterbrochen.
"Sie wird uns alle retten, und hat uns geholfen zu flüchten! Jawohl!"
prahlt der kleine Junge, als sei es allein sein Verdienst, dass ich hier war. Seuftzend verdrehe ich die Augen.
"Wie... hä?"
macht Aris nur. Newt klopft ihn lachend auf die Schulter.
"So waren wir auch am Anfang. Aber kurz gesagt, die Strünkin da weiß was abgeht. Wenn sie sagt du sollst das tun, dann tu das. Könnt' lebensrettend sein"
meint er und schenkt mir dabei ein schiefes Grinsen, dass ich nur zu gerne erwidere.
Thomas, der bisher nur stumm vor sich hingestarrt hat, hebt den Kopf.

"Wann werden wir Teresa wieder treffen?"
fragt er mich leise und ich verziehe etwas das Gesicht.
"Früher als du denkst. Aber ihr wird es gut gehen, versprochen. Und wenn ich mich dafür riskieren muss, ich werde euch da durchbringen, ja?"
sage ich und merke, wie jedes Wort aus meinem tiefsten Inneren herausgesprudelt kommt. Ich meine jedes Wort ernst, wird mir schlagartig klar. Toternst.
Thomas nickt knapp und senkt den Blick wieder.
Mach dir keine Gedanken!
versuche ich ihn still zu trösten.

Wie von der Terantel gestochen springt Aris auf und stolpert einige Schritte rückwäts, seine Augen starr auf mich gerichtet.
Du kannst es auch?!
japst er in meinem Kopf und ich nicke perplex. Dass Aris auch per Telepathie sprechen kann, habe ich ja ganz vergessen.
Die anderen Lichter sehen uns schief an, keiner scheint sich wirklich durchzuchecken. Nur Chuck lächelt wissend.
"Oh, er kann auch sprechen!"
kichert er und erntet dafür nur verwirrte Blicke. Thomas war ebenfalls aufgestanden und mustert Aris prüfend.
Er ist das Gegenstück von Teresa... heißt das, diese Rachel konnte es auch?
fragt Thomas in den Gruppenkopfchat hinein und Aris und ich nicken gleichzeitig, was wohl bedingt gruselig auf die anderne wirken muss. Erkenntnis flackert über Newts Gesicht und er rappelt sich hoch.
"Ist das dieser Telepathie-Klonk, wovon ihr labert?"
fragt er und ich nicke ihm zu.
"Jap"
mache ich und lächle ein wenig. Minho gibt sich einen Facepalm.
"Heilige Scheiße..."
murmelt er und schüttelt leicht den Kopf, wobei seine ungestylten Haare hin und herwippen. Ich versuche nicht daran zu denken, wie flauschig sie sich wohl anfühlen würden, würde man da durchwuscheln, und richten meine Aufmerksamkeit erzwungen wieder auf das Geschehen vor mir. In knappen Worten erkläre ich das Mysterium für die anderen. Einige zeigen mir den Vogel, andere beneiden mich sogar darum. Ich zucke nur mit den Schultern; ich kanns halt, es lässt sich nicht ändern.

Eine Weile klinke ich mich aus den Diskussionen aus, bis mich Newt schließlich direkt etwas fragt.
"Und wie geht es jetzt weiter? Die Retter sind tot, und 'n Haufen Cranks laufen vor dem Haus herum."
sagt er und wippt dabei unruhig mit dem Bein. Ich seuftze tief; jetzt kommt der schmerzende Teil: Hoffnung zerstören.
"Das waren nie... Retter"
murmel ich leise und sehe dabei auf meine Hände.
"Es war ANGST. Es war immer noch ANGST..."
Ein entsetztes Raunen geht durch den Raum, doch alles in allem bleiben die Lichter überraschend ruhig. Wahrscheinlich hatten sie schon so eine Vermutung, die ich jetzt nur bestäigt habe.
"Und jetzt?"
fragt Alby, der bisher ziemlich still gewesen war. Unruhig kaue ich auf meiner Unterlippe herum.
"Jetzt beginnt Phase zwei."
flüstere ich, Angst steigt in mir hoch. Grundlos verkrampfe ich mich und muss an die Kapitel denken, die ich damals so begeistert gelesen habe: Die Metallkugeln, die Kämpfe mit den Cranks...
"Alina?"
ruft jemand und rüttelt mich leicht. Ich reisse mich aus meinem Tagalbtraum los und sehe in das Gesicht von einem besorgt dreinschauenden Clint. Vorsichtig lächle ich ihn an.
"Alles gut"
krächtze ich plötzlich total heiser und räuspere mich. Er setzt sich neben mich und legt mir vertrauensvoll einen Arm um die Schulter, was uns einige Pfiffe einbringt, die wir aber beide ignorieren. Clints Nähe tut gut, denn er tut es aus 100%er Sympathie, und nicht aus... Interesse. Obwohl man ja gesehen hat, das diese scheinbare Interesse der anderen allein auf dem Fakt basiert hat, dass ich das erste quicklebendige Mädchen auf der Lichtung war. Sobald Teresa wach war, hat jeder nur mehr sie angegafft und ich war in den Hintergrund gerutscht, was mir allerdings nur mehr als recht war.

"Was meintest du mit Phase Zwei?"
fragt Clint ruhig und ich schlucke.
"Wir werden in die Brandwüste geschickt, dort müssen wir von A nach B in einer bestimmten Zeitspanne kommen, sonst sind wir tot."
sage ich und vergrabe meine Wange deprimiert in seinem Shirt. Es riecht frisch, ein wenig nach Vanille.
"Klingt toll!"
schnaubt Minho sarkastisch und knurrt leise vor sich hin. Irritiert sehe ich ihn an. War er nicht vorher noch so... anders gewesen? Ich checke mich bei dem nicht mehr durch; und gleichzeitig wächst meine Neugierde immer mehr auf Gallys rätselhafte Ansprache.

"Wenn das so ist..."
setzt Newt an und erhebt sich aus seiner gemütlichen Position. Mit ruhigen, aber bestimmten Schritten durchquert er den Raum und läuft schnurstraks auf die Tür zu, als Alby plötzlich ruckartig aufspringt. Er eilt beinahe schon gestresst auf den Blonden zu und packt ihm am Kragen, zerrt das Hemd an seinem Rücken hinunter. Zum Vorschein kommen schwarze, geschwungene Linien.
Achja, die Tattoos...

Ich will endlich grüne Haare. Meh.
Dieses Wochenende werden sie mir angeblich gefärbt, aber ich wette es kommt irgendwas dazwischen ._.

Ich bin übrigens jetzt auch auf Fanfiktion.de, auch unter Cookietoo. Momentan habe ich noch keine neuen FFs hochgeladen (nur Green Blood von hier kopiert) aber das kommt noch :3 Wahrscheinlich ;)

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