20. Griewer's Night
"WAS?!"
Minho rennt auf und ab wie ein panisches Huhn, gelegentlich packt er mich am Arm und schüttelt mich kurz, dann flattert er weiter durch den Raum.
"Jetzt beruhig dich doch einmal!"
versuche ich zu schimpfen, meine Stimme klingt jedoch eher flehend als streng.
Thomas lehnt neben mir an der Tischkante und starrt gedankenverloren ins Nichts.
"Griewerangriff..."
murmelt er immer wieder leise, wie eine Mantra, seine Augen zucken dabei unruhig hin und her und beinahe meine ich es in seinem Hirn rattern zu hören.
"Hört doch einmal genau zu!
Es wird jede Nacht nur einer geholt. Der erste wird Gally sein, und der wird überleben. Wenn wir schnell genug hier rauskommen, dann können wir Zart und drei anderen Typen das Leben retten."
Ich erwähne Zarts Namen absichtlich, da Thomas ihn persönlich kennt und ich ihm somit verdeutlichen will, dass die Zeit drängt. Der Läufer sieht mich mit undefinierbarem Blick an.
"Aber wie? Wie kommen wir hier raus?"
murmelt er mehr zu sich selbst als zu mir.
Minho bleibt ruckartig stehen und dreht sich zu mir um.
"Ja, wie denn, Madame?"
ätzt er und funkelt mich beinahe zornig an. Gerne hätte ich jetzt etwas Trotziges geantwortet, aber mein Selbstbewusstsein ist mal wieder auf Urlaub. Eingeschüchtert schlinge ich die Arme um meinen Körper und trete einige Schritte zurück.
Sein Blick wird zwar etwas weicher, als er meine Reaktion bemerkt, doch er bohrt sich immer noch unaufhaltsam in meinen Kopf hinein, dass ich schon meine zu spühren, wie er meine Gedanken durchforstet und nach Antworten sucht.
Kopfschüttelnd lasse ich mich gegen die Wand fallen. Ich darf mich jetzt bloß nicht verwirren lassen. Es stehen Leben auf dem Spiel, ich muss handeln, und zwar bald. Jetzt kann ich endlich helfen, und etwas verändern, nur muss ich am richtigen Zeitpunkt entsprechend reagieren.
Es klopft leise an der Türe.
Ohne groß zu überlegen öffne ich, da ich direkt daneben stehe, und bekomme von Minho gleich einen strafenden Blick zugeworfen, den ich aber ignoriere.
Chuck steht davor und knetet nervös seine Finger. Als er mich sieht huscht ein erleichterter Audruck über sein Gesicht, doch gleich darauf wird er wieder ernst.
"Newt schickt mich. Ich soll..."
"Ist sie schon wach?"
plapper ich gleich dazwischen und der rothaarige Junge nickt knapp. Er wirkt nicht im Geringsten verblüfft, dass ich es schon weiß.
Minho und Thomas dagegen schon.
"Was?"
fragen beide gleichzeitig und wechseln einen kurzen Blick.
"Teresa. Sie ist aufgewacht."
Minhos Miene bleibt bis auf zuckende Augenbrauen gleich, doch in Thomas' Gesicht spiegelt sich Panik wieder.
"W-Was..."
setzt er an, aber ich komme ihm zuvor. Mit wenigen Schritten trete ich an seine Seite und tätschel ihm beruhigend die Schulter, mit der erfreulichen Erkenntnis, dass ich in seiner Nähe gar nicht mehr in Panik verfalle.
"Kein Stress. Das ist nichts übermenschliches oder so, sie hat auch schon mit mir gesprochen."
Thomas reisst die Augen auf, ob wegen Schock oder Verwunderung vermag ich nicht zu sagen. Ratlos blickt Minho zwischen uns hin und her und gibt ein leises "Hä?" von sich.
Ich winke gutmütig ab.
"Erkläre ich dir später."
Da zuckt Thomas zusammen und presst sich eine Hand an die Schläfe. Wie als hätte er Schmerzen zischt er auf und macht Anstalt aus dem Raum zu stürmen, aber ich werfe mich ihm in den Weg.
"Keine Panik Tommy. Das ist nichts schlimmes. Du wirst es später noch lieben."
Während Minho und Chuck mich nur dumm anglotzen, flitzen Thomas' Augen zwischen mir und der Tür hin und her. Wieder zuckt er zusammen, murmelt etwas Unverständliches.
"Das Labyrinth ist ein Code."
sage ich langsam und deutlich. Thomas schnappt nach Luft und taumelt nach hinten, als hätte ich ihn angeschossen.
"Sie... du..."
stottert er herum, unfähig, einen klaren Satz zu bilden. Ich seuftze schwer und presse die Lippen aufeinander. Telepathie tut weder weh noch ist es unangenehm, also wo ist das Problem bei der Sache? Ich checks nicht.
"Sie wird dich sehen wollen. Du solltest einmal mit ihr sprechen Thomas."
Der Läufer sackt müde gegen die Hüttenwand und schließt die Augen.
"Ich..."
murmelt er wieder, steht dann stumm auf und geht mit schnellen, bestimmten Schritten aus dem Haus. Ich lasse ihn gewähren; Minho und Chuck starren ihn verwirrt hinterher. Dann fliegen alle Augen zu mir.
"Was zum Klonk war das gerade?"
fiept Chuck und sieht sich verstört um, als erwarte er, dass Minho oder ich gleich den gleichen Teufelstanz aufführen werden.
Der Asiate scheint ebenfalls total verwirrt und mustert mich mit fragendem Blick. Ich lasse mich in einen der leeren Stühle fallen und beginne zu erklären.
Chuck glaubt mir wie immer alles sofort, während ich bei Minho meine ganze Überzeugung einsetzen muss, dass er aufhört dagegen zu argumentieren, von wegen unmöglich und unrealistisch. Dieser Kerl ist schon anstrengend, mehr als meine kleine Schwester. Und das mag was heißen!
Die Skepsis steht immer noch deutlich in seinem Blick geschrieben, doch unsere Diskussion wird durch aufgeregtes Geschrei unterbrochen. Obwohl ich mehr oder weniger darauf vorbereitet war, bleibt mir das Herz stehen.
"Jetzt gehts los..."
murmel ich mehr zu mir selbst als in die Runde. Minho fackelt nicht lange und stürmt hinaus, Chuck und ich folgen ihm nur langsam.
Auf der Lichtung herrscht bereits Chaos. Viele Jungs schreien und jaulen durcheinander, laufen planlos herum und raufen sich verzweifelt das Haar.
"Hey! Was wird das, ihr Strünke??"
brüllt Minho über den Lärm hinweg, aber keiner beachtet ihn. Ich positioniere mich neben ihm und deute wortlos auf die weit geöffneten Tore, die ich vorher in meinem Aufklärungsgespräch erwähnt habe. Der Asiate reisst die Augen auf, scheint aber eher verblüfft als geschockt.
"Warum sind die nicht zu?"
zischt er mich an, als könnte ich etwas dafür, legt mir aber gleich danach beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Die Informationen, die ich ihm kurz zuvor mehr oder weniger genau ins Hirn gepresst habe scheinen langsam durchzusickern und Angst blitzt in seinen Augen auf. Dann packt er mich sanft am Handgelenk und zieht mich Richtung Wald, weg von der panischen Lichtermenge.
"Du gehst in den Bau. Dort ist es am sichersten."
Überrascht von seinen plötzlichen Wechsel von Aggressiv auf Besorgt, lasse ich mich anfangs widerstandlos mitzerren. Doch dann komme ich wieder zur Besinnung und reisse mich ruckartig los.
"Ich kann mich doch nicht in Sicherheit verschanzen, während ihr da draußen abgeschlachtet werdet!"
protestiere ich, muss mir aber eingestehen, dass der Gedanke ganz verlockend klingt. Bis auf den Part mit dem Abschlachten natürlich. Aber sonst... bin ich halt ein Feigling. Ein widerwärtiger, verachtenswerter Feigling. Wütend auf mich selbst stemme ich die Hände in die Hüfte und sehe Minho herausfordernd an.
"Klar kannst du. Wenn ich dich dazu zwinge."
Er zuckt mit den Schultern und stößt mich weiter, meinen Protest ignorierend. Von Weitem erkenne ich bereits Newt und Thomas, die am Eingang des Baues stehen, vermutlich haben sie gerade Teresa eingesperrt.
Als die Jungs mich bemerken werfen sie mir einen verwunderte Blicke zu, dann mustern sie Minho. Newt fängt sich als erstes wieder.
"Was machst du mit ihr?"
fragt er den Schwarzhaarigen und deutet dabei mit dem Kinn auf mich. Der Asiate gibt ein leises Brummen von sich.
"Im Bau ist es am Sichersten. Ich brauche keine kreischenden Mädels im Gehöf, die die Scheißgriewer anlocken."
Der letzte Satz ist dermaßen hingespuckt, dass es fast schon lächerlich wirkt. Ernst meint er er jedenfalls nicht, das merke ich.
"Aha?"
gibt der Blonde nur von sich und sieht mich leicht verdattert an. Ich zucke mit den Schultern.
"Heute wird so und so Gally draufgehen, auch wenn er nicht wirklich abkratzt. Und morgen Abend gehe wir los, dann hauen wir ab."
"Und wohin?"
"Durchs Griewerloch."
Newt schüttelt den Kopf.
"Lass uns das erst nochmal nachprüfen..."
murmelt er unsicher, aber ich packe ihn am Ellbogen und schüttel ihn leicht.
"Wozu? Dass mehr sterben? Morgen. Und Schluss. Ich weiß die Codewörter, ich kenne das System. Was willst du noch?"
Darauf antwortet er mir nichts. Stattdessen sieht er einfach nur auf mich herab und durchbohrt mich mit seinen weichen braunen Augen, in denen sich jetzt nackte Angst spiegelt. Ich seuftze resigniert und lasse die Hände sinken.
"Sterbt einfach nicht. Ich müsst euch nur bemühen, dann schafft ihr das, klar?"
Ohne eine Antwort abzuwarten nehme ich Newt die Schlüssel für den Bau aus der Hand und sperre auf.
Bewusst blicke ich nicht mehr zurück zu den Jungs, sondern husche schnell in die Dunkelheit und verschließe die Türe von innen. Wenn ich aus irgendeinem Grund raus müsste, hätte ich die Mittel dazu; das beruhigt mich.
Fast bekomme ich einen Herzinfarkt, als ich mich unwende und genau in Teresas blaue funkelnde Augen blicke. Die ist ja auch noch hier drinnen, habe ich ganz vergessen!
"Äh... hallo."
stottere ich unsicher herum, unentschlossen, wie ich nun reagieren soll. Teresa scheint es nicht anders zu ergehen, ihre Pupillen huschen nervös hin und her und bleiben schließlich an den Schlüsselbund in meinen Händen hängen.
Hoffnung spiegelt sich in ihren Gesichtszügen wieder, sie öffnet schon den Mund um etwas zu sagen, aber ich fahre ihr dazwischen.
"Wir bleiben hier drinnen. Hier kann kein Griewer hinein, wenns losgeht."
Einen Herzschlag lang starrt sie mich ungläubig an, dann nickt sie knapp, schweigt aber weiterhin.
Zögernd hocke ich mich mit gut zwei Meter Abstand zu ihr hin und lehne mich mit dem Rücken gegen die glatte Betonwand.
"Du heißt Alina, richtig?"
Ihre Stimme klingt weich und flötend, bestimmt kann sie sehr gut singen. Ich mit meiner rauen Kratzestimme dagegen...
Ich sollte echt aufhören mich mit ihr zu vergleichen.
Überrascht nicke ich als Antwort.
"Ja, woher..."
"Keine Ahnung."
Sie stößt einen langen Seuftzer aus und legt den Kopf in den Nacken.
"Also doch, ich weiß es, aber irgendwie auch nicht. Das alles ist so... verwirrend."
Fustriert schlägt sie mit der Faust gegen den harten Steinboden und starrt angestrengt zum kleinen Gitterfenster hoch, als würden dort jeden Moment ihre Erinnerungen hindurchspringen. Wie es wohl ist, sich an nichts zu erinnern? Sicher nicht angenehm.
Ich setze mich gerade auf und lehne mich über meine Knie zu ihr hinüber.
"Was weißt du denn noch alles?"
Einen Moment lang antwortet sie nicht, dann wandert ihr Blick zu mir und ihre eisblauen Augen mustern mich. Diese intensive Farbe ihrer Iris zieht mich für kurze Zeit in ihren Bann, fasziniert erwidere ich ihren direkten Blick. Rund um die Pupille wird die Farbe heller statt wie üblich dünkler, was ihrem ganzen Erscheinungsbild etwas außerirdisches verleiht. Daneben komme ich mir mit meinen braugrünen Augen ziehmlich langweilig vor.
"Ich sollte nach oben geschickt werden, auf die Lichtung. Aber dann ist irgendein Alarm losgegangen, und es hieß, eine unbekannte Person sei schon da drinnen, ich müsse noch kurz warten..."
Teresa schüttelt ihren Kopf, wobei ihr wallendes Haar bei jeder Bewegung auf und ab wippt und wie in einer Shampoowerbung im schwachen Licht glänzt.
"Sonst weiß ich nichts."
Aber das ist Antwort genug für den Anfang. ANGST hat mich also wirklich nicht absichtlich hier hineingesteckt. Ob sie mich wirklich krampfhaft am Leben erhalten werden? Das könnte ich dann provuzieren...
Ein Kreischen zerfetzt die Stille und lässt uns erschrocken zusammenzucken. Die widerlichen Griewergeräusche, die mir schon langsam so vertraut sind wie das Atmen, dringen gedämpft durch die dicken Wände und wirken seltsam fern. Dennoch sind die Mistviecher keine 100 Meter von mir entfernt, dass weiß ich.
Ich schlucke schwer, dann kauere ich mich zusammen und vergrabe das Gesicht in den Armbeugen.
Plötzlich bekomme ich es mit der Angst zu tun; aber nicht um mich. Sondern um Minho, Thomas, Newt, Chuck; sogar um Alby sorge ich mich.
Und um Clint und Bratpfanne, die mir auch auf seltsam exotische Weise ans Herz gewachsen waren.
"Versuche zu schlafen. Mehr kannst du eh nicht machen"
nuschelt Teresa und rollt sich am harten Steinboden zusammen. Es fustriert mich, aber ich muss ihr rechtgeben. Seuftzend lege ich mich ebenfalls hin und schließe die Augen, doch ich höre weiterhin die entsetzlichen Schreie der Lichter, die in Todesangst mit den Griewern kämpfen, während ich hier liege und nur den nicht einkehrenden Schlaf zu kritisieren habe.
Hallau.
Ich werde meine zweite Story "Gruppe C" doch (noch) nicht schreiben
(Vielleicht später einmal).
Jedenfalls werde ich mich voll und ganz auf diese Story hier konzentrieren und da alle meine Ideen hineinpressen.
Und das sind seeehr viele.
Und ich werde das "zweite" Buch (also wenn sie aus dem Labyrinth raus sind) auch hier weiter schreiben, nur werde ich mit der Zählung neu beginnen. Damir ihr nicht viel herumschalten müsst von wegen neues Buch und so. Uuuuund ich werde die OneShots rauslöschen und in einem extra Buch veröffentlichen, falls ihr sie nochmal lesen wollt irgendwann einmal. Und falls ihr wieder einen OS wollt könnt ihr mich gerne anschreiben, dann uploade ich in diesem OS Buch noch was ^^
Ja guut.
LG Cookietoouuu
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