[11] Alkohol ist böse
"Gefällt euch die Party etwa nicht?",
fragt Blondie so zuckersüß, dass mir gleich das Kotzen kommt. Heftig schüttelt Clint den Kopf, die Angst steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
"Doch doch!",
lege auch ich nun ein, dabei schnellt meine Stimme um einige Oktaven in die Höhe. Der Crank zieht die Augenbrauen weit zusammen, sodass es aussieht, als hätte er eine Monobraue.
"Und warum geht ihr dann?"
Diese Frage klingt gar nicht bösartig. Eher verwirrt und verloren, als wüsste er nicht, was er nun tun sollte. Der Brand scheint schon an seinem Gehirn zu knabbern und ihm einfaches logisches Denken schwer zu machen.
"Weil... äh...",
stottere ich herum, verhaspel mich und schlucke den Rest hinunter wie einen Löffel Erbsen. Wenn es um Fassung bewahren geht, sind Newt, Minho oder Thomas eindeutig eine Nasenlänge vorraus, jedoch ist keiner von den genannten anwesend; mehr oder weniger. Ich werfe einen kurzen Blick über die Schulter und kann gerade einen Schnappschuss von meinem asiatischen Freund auffangen, wie er sich in einen Blumentopf übergibt. Na lecker.
"Ihr bleibt also?"
meldet sich Blondie wieder, es klingt eher wie ein Befehl als eine Frage. Das Herrische hat sich wieder in seinen Ton geschlichen und seine Augen funkeln im Dämmerlicht wie die schleimige Haut eines Griewers. Clint nickt mit zusammengepressten Lippen, ehe ich etwas erwidern kann, und ruckartig wird er freigegeben. Ich hatte im Dunkeln gar nicht bemerkt, wie der Crank den Sanitäter an der Schulter gepackt hielt, nun stolpert dieser vorwärts und läuft genau gegen mich. Auch ich strauchel und zusammen fliegen wir gegen die Wand, jeder versucht sich an den jeweils anderen abzustützen. Klar geht das nicht lange gut, und so bilden wir schon wenige Sekunden später einen hübschen Haufen auf dem Boden. Blondie dagegen taucht wie ein Schatten in der Menge unter, wird komplett von den Massen verschluckt, als wäre er nie dagewesen. Doch ich kann seine Anwesenheit immer noch wittern, wie ein Reh Gefahr wittern kann. Er beobachtet uns noch, da bin ich mir sicher.
"Und was jetzt?"
nuschelt Clint mir ins Ohr, während er mein Haar Strähne für Strähne von seinen Hemdknöpfen befreit, wo sie sich verheddert haben. Ich bleibe still liegen, damit ich mir nicht selbst das Fell ausreisse, und klopfe mit den Fingern ungeduldig gegen den schmutzigen Boden.
"Keine Ahnung. Seh ich aus wie der Herold?"
motze ich ihn an, ernte dafür aber nur stumme Blicke. Diese ungebildete Jugend...
"Ich habs gleich",
kommt dann doch noch nach, und einen Moment später lässt der Zug an meiner Kopfhaut nach. Ich seufzte erleichtert auf und lasse meine Stirn gegen den Barkettboden knallen. Dabei spuhle ich die Situation noch einmal zurück und lasse sie vor meinem inneren Auge abspielen, um eine Lösung herauszufiltern. Wo bin ich da nur wieder hineingeraten?
Plötzlich ertönt hinter mir ein erstickter Schrei und mein Kopf fährt ruckartig herum. Minho hält Clint am Kragen gepackt und drückt ihn gegen die Wand, der Sanitäter strampelt wie wild und presst einzelne Wortfetzen hervor, die ich durch die Musik jedoch nicht verstehen kann. Doch Minhos Gebrüll verstehe ich sehr wohl; vermutlich hört ihn der ganze Club.
"FINGER WEG VON MEINER FREUNDIN, KLAR?"
Egal was er genommen hat... es war zu viel. Viel zu viel.
Clints zuvor blasses Gesicht gewinnt wieder an Farbe, nun wird er hochrot - soweit man das bei dieser Belichtung erkennen kann. Energisch stemmt er die Hände gegen die Brust des Asiaten und schafft es tatsächlich, ihn wegzustoßen. Minho taumelt, kann sich aber auf dein Beinen halten.
"Ich hab kein Interesse an Alina du Strunk!"
knurrt ihn der Sanitäter wütend an. Verwundert runzel ich die Stirn. Warum denn jetzt auf einmal so aggressiv? Minho funkelt seinen Gegenüber nur bedrohlich an, sagt aber nichts dazu. Einige Tänzer haben sich zu uns umgewandt, Vorfreude glitzert in ihren Augen, als würden sie sich eine neue Schlägerei erhoffen. Provozierend reckt Clint das Kinn in die Höhe und sagt etwas, dass ich nicht verstehen kann, doch an Minhos angespannten Schultern lässt sich einiges schlussfolgern. Hastig trete ich zwischen die zwei und fuchtel heftig mit den Händen herum, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen.
"Leute, beruhigt euch!"
starte ich einen Beschwichtigsversuch, werde jedoch gekonnt ignoriert. Jemand tupft mir auf die Schulter und als ich mich umsehe, begegne ich den bohrenden Blick eines pickeligen Typs. Dieser grinst mich schief an.
"Lass die doch, das wird lustig!"
ruft er mir durch den Lärm zu und versucht mich aus der Kampfbahn zu ziehen, doch ich schlage seine Hände weg und positioniere mich wieder, diesmal breitbeiniger als vorher.
"Clint!",
schreie ich warnend, denn mit Minho kann ich wohl kaum vernünftig reden. Der Sanitäter reisst sich aus seinem Blickduell mit den Läufer los und sieht mich leicht verblüfft an.
"Was?"
"Was wird das???"
Er scheint kurz zu überlegen.
"Ich will nicht so 'nen Klonk vorgeworfen bekommen. Du weißt wieso!"
Hach Gottchen, dann oute dich halt! Was kann ich dafür, dass er zu feige dafür ist? Und jetzt erwartet er, dass Minho Gedanken lesen kann, gerade als Betrunkener? Klar sieht es durch einen fetten Alkoholschleier verdächtig aus, wenn ein Junge neben einem Mädchen liegt und an seinem Hemd herumfummelt! Ich gebe mir einen heftigen Facepalm.
Clint missversteht diese Geste anscheinend, denn seine Mundwinkel ziehen sich weit nach unten. Ein verletzter Ausdruck tritt in seine Augen und er wendet sich wortlos von mir ab.
Jetzt bekomme ich dezent Panik. Shit, so habe ich das doch gar nicht gemeint! Der soll gefälligst nicht so überempfindlich sein.
"Clint...",
setze ich an, da ist der Sanitäter auch schon im tanzenden, sich wiegenden Meer aus Cranks verschwunden. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Verlassen mich jetzt alle? Mein Blick schweift umher, suchen nach einer wankenden, schwarzhaarigen Gestalt. Doch auch mein Freund ist nirgends zu sehen. Was zur Hölle...
"Einen Drink gefälligst?"
fragt mich eine raue Stimme und ich drehe den Kopf. Ein Mann mittleren Alters in Anzug, welcher jedoch schon ziemlich abgewetzt und alt aussieht, hält mit ein Tablett mit einigen Sektgläsern entgegen. Darin blubbern verschiedenfarbige Substanzen, die allesamt sehr verdächtig nach Droge ausschauen. Trotz der Alarmglocken in meinem Hirnabteil für Vernunft überlege ich einen Moment lang, mir etwas zu nehmen. Was habe ich denn schon zu verlieren...?
Da schaltet die Musik plötzlich um, zu einem Lied, dass mir sehr bekannt vorkommt. Bisher wurden nur Zeugs abgespielt, das ich nicht kenne, doch nun...
No more counting dollars, we'll be counting stars...
Wie lange ist es her, dass ich bewusst Musik gehört habe? Der Dupstep davor war bloß Vergewaltigung meiner Hörnerven gewesen, doch nun sieht die Welt anders aus. Sofort hebt sich meine Stimmung und ich lehne dankend ab, wende mich um und grabe mir meinen Weg durch die überfüllte Tanzfläche.
Everything what kills me... makes me feel alive.
Im Takt ramme ich meine Ellbögen mal hierhin, mal dorthin, tanze mir meinen Weg durch den Raum, bis ich schließlich an der Bar angelangt bin. Dort klettere ich auf einen der Tische, wobei ich einige Gläser umstoße, doch das kümmert mich wenig.
Take that money, watch it burn...
Ich sichte einen braunen Haarschopf in der Nähe des Ausgangs, der mir derbe bekannt vorkommt. Mit beiden Händen forme ich einen Trichter, halte ihn mir an den Mund brülle, so laut es mir mit meiner rauen Stimme erlaubt ist:
"Clint!"
Tatsächlich reagiert die Person, und als sie sich nach mir umsieht, kann ich auch erkennen, dass meine Adlersaugen mich nicht getäuscht haben. Es ist wirklich Clint. Und er ist nicht alleine. Neben ihm stehen noch drei weitere Personen. Thomas und Brenda.
Ein riesen Stein fällt mir vom Herzen, als ich die zwei quicklebendig sehe. Beide haben ein paar Kratzer im Gesicht und dunkle Augenringe, doch alles in allem scheint es ihnen gut zu gehen. Aber Moment... drei Personen?
Die letzte Gestalt wird von einem der Lichtkegel gestreift, nur ganz kurz.
Blondie. Schon wieder.
Mit seiner verdammten Pistole.
Und diesmal hat er sogar Freunde mitgebracht, welche meinen Freunden gerade irgendeinen Drink in die Hand drücken. Kurz erstarren alle zu Statuen, dann greift Brenda hektisch zu der Flasche und macht einen langen Schluck. Und schon wieder gerät die Situation aus den Fugen...
Okay, gegen Ende hin wird das Kapitel komisch. Aber ich habe gerade Counting Stars gehört und naja... ich musste das einfach einbauen, sorrü.
Aja, noch was. Ich bin am überlegen, bald wieder eine Lesenacht zu machen, in ein-zwei Wochen, wenn ich meine Latein Schularbeit hinter mir habe. Nur WO? Just a Book oder Green Blood? Sucht es euch aus! :)
LG Cookietoouuu
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