wer bist denn du?
Leseempehlung: Diese Frage stellt Askyell in Malachit und Tigerauge von AriDAoi auch schon mal. Nach seiner Ernennung zum Großmagier hat er sich Cathalea als Braut ausgesucht, nachdem er von ihren klar strukturierten Artikeln und dann von ihrer Ausstrahlung gefesselt wurde. Eine elegante, ruhige, zurückhaltende Frau an seiner Seite ist genau das, was er als frischgebackener Großmagier braucht. Allerdings hat er weder damit gerechnet, dass die gesamte magische Welt plötzlich aus den Fugen gerät noch damit, dass sich Cathalea als aufgedreht, launisch und laut entpuppt - und als genau die richtige Frau, um an seiner Seite gegen Dämonen und verrückt gewordene Magier zu kämpfen.
Nach einiger Zeit wurde es still. Der Drache war alleine. Offenbar hielt es niemand für nötig, ihn zu bewachen. Warum auch, das beste Mittel, ihn zu binden, waren seine Cousinen. Er war verpflichtet, sie zu schützen und sicher liebte er sie auch. Und er konnte ihnen nur helfen, indem er sich martern ließ. Er konnte weder sich noch sie befreien. Es war nicht mehr nötig, ihn zu bewachen, denn der Drache würde nicht alleine fliehen. Die Jungfrauen wurden vermutlich wesentlich besser bewacht.
Ordran verließ leise ihr Versteck und schlich zur Arena. Die Bohle war natürlich fort, doch sie konnte ja schwimmen. Sie ließ sich ins Wasser gleiten und kraulte hinüber.
Der Drache lag noch so, wie sie ihn hingeworfen hatten, als sie ihn gefesselt hatten, mit dem Gesicht im Staub. Ordran hörte ihn schluchzen und ihr Herz zog sich vor Mitleid zusammen. Es war einfach zu viel, was Gorbrandt ihm antat.
Sie berührte ihn und er fuhr wild auf. „Lasst mich!" fauchte er, dann sah er sie und ihm fiel vor Verblüffung die Kinnlade herunter. „Wer bist denn nun wieder du?"
„Ich bin Ordran", sagte sie. Seine Augen weiteten sich. „Die Prinzessin von Rade? Hat er dich etwa auch entführt?"
Er kannte den Adelskalender wesentlich besser als seine Muhme, wusste sofort, wer sie war.
„Nein, das nicht", antwortete sie. „Deine Muhme hat meinen Vater gebeten, seinen Sohn zur Befreiung deiner Cousinen hierher zu senden."
Er unterbrach sie stirnrunzelnd. „Dein Vater hat doch gar keinen Sohn im geeigneten Alter."
„Deshalb springe ich für ihn ein", erwiderte sie schmunzelnd. „Und da mich die Hand deiner Cousine nicht sehr verlocken konnte, bot mir deine Muhme dafür die deine an."
Da lachte er, wie sie es gehofft hatte. „So sandte sie also die Jungfer los, um den Drachen vor dem Ritter zu retten? Keine Ritterquest, sondern eine Jungfernhatz? Wie absurd! Das entspricht doch nicht den Regeln!"
„Doch, das haut schon einigermaßen hin", versicherte sie. „Du bringst Schönheit, Kampfkraft und goldenes Haar ein, ich hingegen blaue Augen, Jungfräulichkeit, Rittertum und List. Das sind die notwendigen Zutaten, wir haben sie nur etwas willkürlich verteilt."
Er lachte wieder. „Was hat mein blondes Haar damit zu tun?"
„Nun, eigentlich sollte die zu rettende Maid goldenes Haar haben."
„Hat sie ja auch - zumindest Soalaha."
„Aha, jetzt weiß ich wenigstens, welche von ihnen welche ist."
Er sah sie forschend an. „Wie lange bist du schon hier? Hast du alles beobachtet?"
„Ja, ich hab' genau gesehen, was Gorbrandt dir angetan hat. Und dachte, ich werf wenigstens nen Stein als stummen Protest. Dass Gorbrandt dann so genial stolpern würde, war zwar nicht geplant, aber mir durchaus recht."
"Oh! Dann habe ich das dir zu verdanken? Allein dafür stehe ich schonmal tief in deiner Schuld."
Ordran seufzte. "Ja, aber das ist nur dieses eine Mal, das ich verhindern konnte. Ich habe verstanden, dass er sicher schon an etlichen Abenden zuvor zu seinem Ziel gekommen ist. Und dafür wird er mir büßen, ich schwörs."
„Ich hab' schon 'ne Idee", schniefte der Drache. „'s gibt oben im Norden 'n Volk, das ähnliche Vorlieben wie der Ritter hat. Denen würde ich ihn zu gerne ausliefern."
„Du meinst die Jalgs? Gute Idee, das machen wir", versprach sie ihm. „Ich muss bloß noch drei Kämpfe bestehen, dann können wir ihn bestrafen."
„Wieso das?" fragte er verwundert. Da erzählte sie ihm von ihrer Vereinbarung mit dem Ritter.
„Diesen Kontrakt musst du einhalten", stimmte er ihr zu. „Doch du wirst nicht siegen. Was glaubst du, gegen wen du antreten wirst?"
Sie hatte es sich fast gedacht. „Gegen dich. Und wenn du nicht mit voller Kraft kämpfst, wird er deine Cousinen foltern."
Er nickte. „Du hast mich kämpfen sehen. Kannst du mich besiegen?"
„Ich kann dir mindestens eine Weile standhalten", sagte sie überzeugt. Und als er sie ungläubig ansah: „Ich bin gut! Sonst wäre ich gar nicht hier. Bisher traten nur wenige Ritter gegen mich an, weil niemand gegen eine Frau kämpfen wollte. Doch nie besiegte mich jemand."
„Und du glaubst, du könntest mich besiegen?"
Sie sah ihn an. „Du lerntest kämpfen nach dem Ritterkodex, nicht wahr?"
Er nickte. „Ohm Dwark hielt es für eine gute Idee, mich als Ritter ausbilden zu lassen."
„Und du fühlst Schmerzen wie ein Mensch?"
„Ja, natürlich!"
Sie grinste. „Dann werde ich dich als Mann besiegen können. Wie ich dich als Drache bezwinge, muss ich mir noch überlegen. Doch glaube mir, da fällt mir schon etwas ein."
„Auch in meiner Drachengestalt kann ich denken", warnte er sie. „Ich bin kein tumbes Tier, wie so viele meinen. Drachen sind ohnehin viel intelligenter als Menschen."
„Das macht nichts", sie lächelte. „Ich find' einen Weg."
„Dann find' auch gleich einen Weg, wie du dich deiner Verpflichtung entziehst, solltest du es zuwege bringen", schlug er vor. „Denn Muhme Erido wird darauf dringen, dass du mich heiratest und ich sage dir jetzt schon, ich werde mich nicht weigern."
Ordran grinste. „Wie sagte sie? Er wird dich lieben. Offenbar behielt sie recht."
Er grinste ebenfalls. „Du kommst meiner Vorstellung so nahe, wie es eine Frau nur kann, die keine Drachin ist. Warum sollte ich mich weigern? Drachenfrauen lehnen mich ab, weil ich Mensch bin und Menschenfrauen wollen mich nicht, weil ich Drache bin."
„Ich dachte, du hast gerade in der Beziehung keine Probleme."
„Doch - wenn ich mehr will als schrankenlose Anbetung und einen willigen Frauenkörper."
„Ach so. Und das willst du?"
Er schnaubte verächtlich und sie zuckte zurück, um nicht von seinem Feuerschwall getroffen zu werden. „'s wär' mal 'ne willkomm'ne Abwechslung!"
„Du hältst nicht viel von Frauen", bemerkte sie.
„Nicht von denen, die ich bisher kannte", stimmte er zu.
Sie stand auf. „Dann hoffe ich, dass sich das morgen ändert!"
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