darf ich vorstellen ...

Leseempfehlung: Ein weiteres Werk harrt der Vorstellung. Diesmal wieder ein zweiter Band. Wer also meiner Empfehlung folgen möchte, liest bitte erst den ersten Band von  hope_fuls Katara-Reihe.
In Katara - Bound to trust kann sich Katara kaum vorstellen, dass sie jemals wieder jemandem vertrauen kann. Dennoch versucht sie ihr Vertrauen in die Menschen und das Leben wiederherzustellen. Immerhin war es nur einer, der sie belogen hat. Nur hat er damit sowohl ihr Leben als auch das ihres Bruders ziemlich aus der Bahn geworfen. Und nun läuft ihr eben dieser Mensch hinterher und bittet sie, ihm erneut zu vertrauen. Und sie möchte gerne, fürchtet aber auch, wieder auf ihn hereinzufallen.
Gleichzeitig muss sich Katara der Frage stellen, inwieweit sie selbst das Vertrauen ihrer besten Freundin aufs Spiel setzen darf. Darf man ein Geheimnis verraten, wenn man sieht, dass jemand zugrunde geht und dringend Hilfe benötigt? Auch das ist alles andere als einfach für sie. Zum Glück hat sie inzwischen eine weitere Freundin, mit der sie sich beraten kann. Der sie vertrauen kann, obwohl sie sie erst seit kurzem kennt.

Wie im ersten Band taucht auch hier viel Kitsch auf, aber auch sehr viel Reales. Es stürmt etwas viel auf einmal auf Katara ein, aber nicht soviel, dass es konstruiert wirken würde. Und die Probleme, denen sie sich gegenübersieht; die Gedanken, die sie sich darüber macht; die möglichen Lösungen, die sie abwägt sowie die Reaktionen der anderen Menschen - das ist alles sehr wirklichkeitsgetreu. Und wieder so lebendig und schwungvoll beschrieben, dass man auch ein Kapitel, welches lediglich aus Kataras Überlegungen besteht, gespannt und fasziniert liest.

„Darf ich vorstellen", Ivohile amüsierte sich offensichtlich köstlich. "Ordran, die Kron­prin­zessin von Ra­de. Antalaha, die Kronprinzessin von Mal und Soalaha, die Prin­zes­sin von ... Sol, bist du die Prinzessin von ir­gend­was? Ich komm' mit diesen Titeln nie zurecht!".

„Anna ist die Prinzessin von Mal, nämlich die Erbin des Reiches. Ich bin nur ir­gend­ei­ne Prin­zessin von Mal." Sol grinste.

„Ach so, ja, das vergess ich dauernd."

Ordran lächelte. Sie ließ sich von Ivohile die Rüstung ausziehen und empfand un­ge­heu­re Dank­barkeit da­für, dass sie das nicht selbst tun musste. „Von was bist denn du Prinz? Du bist doch einer, oder?"

„Ja, aber das hab' ich auch nicht ganz kapiert. Ich bin Prinz, weil meine Mutter 'ne Prin­zes­sin ist und mein Va­ter 'n König. Da meine Mutter aber kein eigenes Reich hat und mein Vater mich nicht anerkennt, gibt's nichts zu erben, also bin ich Prinz von nir­gend­wo."

„Du bist der Herzog von Agita", unterbrach Antalaha. „Und außerdem bist du Kronprinz und ich keine Kronprinzessin, solange ich nicht verheiratet bin."

„Agita", Ordran nickte anerkennend. „Ich wusste, du besitzt 'n Schloss und kannst 'ne Prin­zes­sin aushalten, aber dass es sich um Agita handelt, sagte man mir nicht."

„Das klingt nach meiner Muhme. Heb' mal die Arme." Ordran tat wie geheißen und er zog ihr das Ket­ten­hemd über den Kopf.

„Sie war's auch."

„Dann wundert's mich nicht, dass sie's nicht erwähnt hat. Es ist zu ordinär."

„Aber warum? Es liegt doch in den Goldbergen, nicht? Es sollte mich nicht wundern, wenn ... oh!" Ordran sah ihn an und lächelte. „Man hat einfach nicht Geld wie Heu, oder?"

„Vor allem nicht, wenn man ein Drache ist." Ivohile grinste. „Das tut man einfach nicht. Aber ich kann doch nichts dafür! Ich gewann Agita im Spiel und das war nicht be­ab­sich­tigt. Und dass ich 'ne Nase für Gold hab', dafür kann ich auch nichts. Ich bin nun mal 'n Dra­che!"

„Es stimmt also, dass Drachen Gold horten?"

Ivohile nickte. „Eigentlich stimmt alles, was du über Drachen weißt."

„Du stinkst aber nicht", entfuhr es ihr.

„Eh? Das wusste ich nicht. Wer sagt denn das?"

„Du hast in der Bibliothek nicht die erbauliche und lehrreiche Geschichte des Ritters Treiner gelesen."

„Nein, so'n Nonsens les' ich nie."

„Da hast du aber auch recht. Sag' mal, warum fressen denn Drachen Jungfrauen? Das wollt' ich immer schon wissen."

„Sie fressen sie ja gar nicht! Menschen schmecken grauslich, Jungfer oder nicht. Das liegt wohl daran, dass sie so seltsames Zeug in sich hineinstopfen, wie zum Beispiel Mar­zi­pan."

Er hörte eindeutig viel zu gut. Ordran errötete. „Aber was wollen denn Drachen dann von Jung­frauen?"

„Na, sie brauchen sie als Einhornköder. Einhörner fressen nämlich Jungfern. Andre Mäd­chen natürlich auch, aber Jungfrauen sind ihnen lieber. Einhörner sind recht hei­kel."

„Ach du lieber Gott", sagte Ordran schwach. „Gehen noch viele andere Wesen auf Jungfernjagd? Ich wusste ja gar nicht, dass Jungfrauen eine so ge­fährdete Gat­tung sind."

Ivohile zuckte die Achseln. „Was meinst du, warum ich mich so bemühe, sie auf für sie an­ge­nehmere Wei­se aussterben zu lassen?"

„Also das ist doch eine Ausrede!"

Der Drachenprinz griente. „Ertappt, Hoheit. Wie geht's jetzt? Kann's wei­ter­geh'n?"

Or­dran stand auf und reckte sich. „Mensch, ist das schön, die Rüstung los zu sein."

Ivo­hi­le betrachtete die verstreuten Eisenteile. „Wir sollten sie aber mitnehmen. Ich will nicht, dass du al­les verlierst. Was du im Schloss gelassen hast, bist du ohnehin los. Ich hoff', es war nicht viel."

„Ra­de ist arm, Ivo. Es war wirklich nicht viel. Nur mein Pferd hätte ich sehr gern wie­der."

„Das werden wir vielleicht sogar wiederbekommen. Und wenn nicht, schenk ich dir eines. Jetzt müssen wir erstmal diese zwei Klötze am Bein ir­gend­wo abliefern. Heldentaten tun sich schlecht, wenn einem da­bei 'ne jam­mernde Prinzessin am Rock hängt."

„Dann haben wir ja kein Problem", meinte sie trocken. „Du trägst nämlich keinen."

„Stimmt auffallend. Du hast zuviel an und ich zuwenig." Ivohile hatte inzwischen aus ih­rer Rüs­tung ein Bün­del gemacht und mit den Ketten verschnürt, die er sich vom Leib wand. „Schade, dass mir deine Sa­chen nicht passen." Er sah auf und betrachtete sie nach­denk­lich. „Obwohl ich mich darüber eigentlich nicht beklagen möchte."

Er stand auf, warf sich das Bündel über die Schulter und drehte sich zu seinen Cousinen um, die leise mit­ein­an­der sprachen. „Anasotalaha! Auf geht's!"

„Also so ging's", stellte Ordran mit leichtem Lächeln fest. „Deine Muhme wusste nicht mehr, wie du sie nennst."

Ivohile lachte nur. „Ich find' diese Namen so grauslich. Sie übrigens auch."

„Das stimmt", bestätigte Soalaha. „Und es gibt nicht mal 'ne vernünftige Abkürzung da­für. Anna klingt ja noch gut, aber Sol ist nur wenig besser als Soalaha. Aber alles andre klingt noch blöder."

„Was denn zum Beispiel?" fragte Ordran neugierig, als sie weitergingen.

„Na, Ivo hat 'ne Menge Vorschläge gemacht. Sola, Soha, Laha, Soa - klingt alles gleich doof!"

Or­dran stimmte zu. „Aber Sol finde ich nett."

„Ich auch!" sagte Antalaha. „Auch wenn Mutter meint, ein Spitzname schicke sich nicht für eine Prin­zes­sin." Sie grinste Ivohile an. „Und genauso wenig schickt es sich für ei­nen Prinzen, split­ter­fa­ser­nackt vor un­schul­di­gen Maiden he­rum­zu­lau­fen!"

„Tu' nicht so, als hättest du ihn noch nie so gesehen", meinte Sol beschwichtigend, doch ihr Beistand war überflüssig. Ivo­hi­le konnte sich durchaus selbst verteidigen: „Erstens bin ich nicht völlig nackt und zweitens - wenn's dir nicht passt, gib' mir dein Kleid!"

„Bitte!" Ordran grinste und reichte ihm ihren Waffenrock. „Wenn ich ihn über der Rüs­tung tragen kann, wirst du ihn wohl auf der Haut tragen können."

Ivo­hile sah sie erstaunt an. „Daran hab' ich gar nicht gedacht. Gib' her."

Er streifte sich den schweren Stoff über und die Mädchen stellten fest, dass er den Waf­fen­rock tatsächlich tra­gen konnte. Er war ein bisschen kurz, doch das störte niemand. Je­doch gab es anderes auszusetzen: "Du kannst doch nicht das Wappen von Rade tra­gen", be­schwerte sich Antalaha prompt.

Ivo­hile seufzte. „Schön, wenn ich das nächste Mal entführt werde, achte ich darauf, dass ich mei­ne Gar­de­ro­be nicht wieder vergesse. Wieso kann ich nicht das Wappen mei­ner Braut tra­gen? Sie hat mich gerettet, ich gehöre ihr!"

Seine Cousinen starrten ihn verdattert an. „Das ist wahr", sagte Sol schließlich. „Wenn dei­ne Mut­ter einen Mann hier­her­ge­schickt hätte, würde sie darauf bestehen, dass du ihn hei­ra­test, Anna. Nun hat sie stattdessen eine Frau gefunden und die Gelegenheit er­grif­fen, Ivo zu verloben. Und da er noch nicht volljährig ist, kann er sich nicht da­ge­gen weh­ren."

Ordran starrte den Prinzen an. „Wie alt bist denn du?"

„Zwanzig", gab er zu.

„Ach du liebe Güte!"

„Und elfeinhalb Monate!" fügte er hastig hinzu, doch damit konnte er bei Ordran keinen Eindruck schinden.

„Du bist ja noch ein Baby! Wie hast du dir dann so einen Ruf auf­bau­en kön­nen?"

Ivo­hi­le zuckte die Achseln. „Fünf Jahre sind doch ausreichend dafür, oder?"

„Allerdings."

„Kön­nen wir jetzt endlich weitergehen?" jammerte Anna. "Es ist so heiß hier. Ich will nach Hause. Wieso ver­wan­delst du dich nicht in einen Drachen und fliegst uns nach Hau­se, Ivo?"

„Das hat zwei Gründe", gab er zurück. „Ich kann mich nicht verwandeln, solange ich die­sen Schmuck tra­ge", er wies auf die Eisenbänder um seine Gelenke. „Und außer­dem kann ich gar nicht fliegen."

„WAS? Immer noch nicht?"

„Hast du mich schon mal fliegen gesehen?"

„Nein, aber ich dachte, wenn du erwachsen bist, kannst du's."

„Das denke ich auch. Leider braucht ein Drache Jahrhunderte, um erwachsen zu wer­den."

„Das heißt", folgerte Ordran, „bis deine drachische Hälfte erwachsen ist, ist deine mensch­liche Hälfte be­reits tot."

„Genau", Ivohile zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht genau. Es gibt keine an­de­ren Misch­linge wie mich, also weiß keiner was darüber."

„Das ist ein Glück", meinte Anna. „Ich jedenfalls möchte kein Drachenbaby aus­tra­gen und ich glaube, es gibt deshalb keine Mischlinge, weil die Mütter vorher ge­stor­ben sind. Ich meine, ein Baby mit Reiß­zäh­nen und Krallen muss eine Frau ja um­brin­gen."

„Wenn Drachen nicht wie die meisten Säugetiere und übrigens auch die Menschen ohne Zäh­ne ge­boren wer­den würden", gab Ivohile zurück, „hättest du vielleicht sogar recht. So aber re­dest du nur Mumpitz und ich schla­ge dir vor, die Klappe zu halten, be­vor du dich noch mehr blamierst. Du redest nämlich gerade über ein Thema, über das eine Jung­fer gar nichts wissen dürfte."

Anna wurde glühend rot, aber sie hielt den Mund. Ordran empfand das als außer­or­dent­lich wohltuend. Die kaiserliche Prinzessin hatte bis jetzt noch nicht viel gesagt, doch in den meisten Fällen, wenn sie den Mund auf­ge­macht hatte, war etwas unglaublich Blödes her­aus­ge­kom­men. Ordran hatte die Kaiserin bereits als Gänschen eingestuft und stellte nun fest, dass ihre Tochter ihr um nichts nachstand.

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