☙Kapitel 19 - Stiller Auftakt❧

Mittlerweile war die Nacht vollständig hereingebrochen und das beruhigte Samiro. Im Gegensatz zu den anderen empfand er die Dunkelheit als besänftigend, da er wusste, dass er nicht gesehen werden konnte, die in ihm versiegelte Kraft ihm allerdings ermöglichte trotz nächtlicher Schwärze sein Umfeld zu erkennen. So ungern er es auch zugab, er war froh nicht schon wieder aufbrechen zu müssen, diese Pause tat ihm unendlich gut und auch wenn er wusste, dass es die Chance, in einen Hinterhalt zu geraten, immens in die Höhe jagte, entspannte er sich einigermaßen. Sollten sie überfallen werden, so war ihm früher lieber als später. Noch hatte er sich unter Kontrolle.

Samiro blickte auf das schlafende Mädchen herab und vergewisserte sich, dass ihr Atem gleichmäßig ging, ehe er aus seinem Rucksack einen kleinen Flachmann zog und einen kleinen Schluck der Flüssigkeit darin zu sich nahm. Sie war so gut wie leer. Es wird nie und nimmer reichen. Er musste sich jetzt ordentlich beeilen, wenn er noch rechtzeitig wieder bei ihrem Quartier sein wollte. Andernfalls ... Samiro wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende denken und erst da fiel ihm auf, wie sehr seine Hände immer noch zitterten.

Der scharfe Geruch nach destillierten Kräutern und stechender Minze benebelte seine Sinne und er spürte leichte Abscheu dem Gebräu gegenüber, aber anders war ihm nicht zu helfen. Das warme Kribbeln, das nach der Einnahme erfolgte, löste die eisigen Knoten in seinem Magen und seinen Gliedern langsam auf und machte ihn schläfrig.

„Samiro? Was riecht hier so-? Geht es dir besser?", ertönte plötzlich Shyras murmelnde Stimme neben ihm und kurz darauf spürte sie ihre Finger, wie sie nach ihm tasteten, seinen Unterarm berührten, diesen herabglitten und federleicht auf seinem Handrücken zu liegen kamen. Er zuckte innerlich vor dieser Berührung zurück, wagte es aber nicht, seine Hand wegzuziehen, darauf bedacht, Shyra nicht zu erschrecken.

„Gar nichts. Schlaf weiter", meinte er schroffer als beabsichtigt und ließ den Flachmann schnell wieder in seinen Rucksack gleiten. Kurz verweilten ihre Fingerspitzen noch auf seiner Haut, dann zog sie sich zurück und wandte sich von ihm ab. So war es besser. Er wollte nicht, dass sie sich sorgte, oder ihn fälschlicherweise bemitleidete. So etwas brauchte er nicht, es zeigte ihm bloß seine Fehler auf, dass er tatsächlich schwach genug war, um anderen einen Grund für ihr Mitleid zu liefern.

Als Samiro die Augen aufschlug, fuhr er desorientiert zusammen. Der Mond war längst untergegangen und ein diesiges, nebeliges Zwielicht hatte die Lichtung eingehüllt. Erschrocken richtete er sich auf, blinzelte in das trübe Licht und verfluchte seine eigene Unachtsamkeit. Er war eingenickt und hatte länger geschlafen, als er es sich jemals erlaubt hätte. Mit zwei schweren Atemzügen fuhr er sich durch die Haare und blickte sich um.

Shyra schlief noch neben ihm, zur Abwechslung einmal ruhig, doch irgendetwas stimmte nicht. Der junge Mann streckte seine Glieder als er sich langsam aufrichtete und im Schatten der Bäume erneut die Lichtung in Augenschein nahm. Es war viel zu ruhig.

Selbst die Grillen und Mücken schienen die Luft anzuhalten und für einen Moment dachte Samiro, dass sie erneut von Nachtschatten aufgespürt worden wären, doch diese Vermutung schloss er aus, als er in der Ferne etwas Rascheln hörte. Wind ging hier unten in den sumpfigen Wäldern an der Grenze zu Sajanuwé ganz bestimmt keiner und wäre ein Reh so unbeholfen durch den Wald gestolpert, hätte es bestimmt eine Menge mehr Getier aufgescheucht.

Samiro atmete langsam aus und versuchte durch den Dunst hindurch etwas auszumachen, aber selbst ihm und seinen geschärften Sinnen war es kaum möglich etwas zu erkennen. Er fluchte innerlich und hockte sich neben Shyra zwischen die Wurzeln, legte ihr eine Hand auf den Mund und drückte zu, als sie erschrocken hochfuhr und sich kickend aufrappeln wollte. Samiro schüttelte nur rasch den Kopf und hob seine andere Hand, um ihr zu deuten, still zu sein und das Mädchen blinzelte ihn zuerst erschrocken, dann erbost an, ehe sie auf seinen steinernen Blick hin nickte und er langsam seine Hand von ihrem Mund nahm.

Er konnte schwören, für einen Moment hatte es ausgesehen, als würde sie ihm die Zähne in die Finger schlagen wollen. Er unterdrückte ein Grinsen und wandte sich dann sofort wieder dem verräterischen Rascheln zu, beziehungsweise spähte in die Richtung, aus der er das Geräusch zuvor vernommen hatte.

Ihm hatte eine spöttische Bemerkung auf der Zunge gelegen, doch er verkniff sich diese auszusprechen und sagte stattdessen: „Verlier nicht wieder die Nerven, aber die Salvatori haben uns eingeholt", wisperte Samiro und beobachtete das Mädchen, wie ihre Augen sich weiteten, aber kein Laut über ihre Lippen drang. Hektisch blickte sie sich um, allerdings konnte sie selbstverständlicherweise wegen dem Dunst nichts erkennen. Samiro bedeutete ihr erneut still zu sein und richtete sich wieder auf, während er sein Schwert so leise wie möglich zog. Der einzige Vorteil, den sie hatten, war ihre Deckung und die Tatsache, dass auch ihre Feinde eine beeinträchtigte Sicht hatten.

Shyra hatte sich ebenfalls aufgerichtet und einen Dolch aus ihrem Gürtel gezogen. Samiro hob eine Augenbraue, als er sie zittrig neben sich stehen sah, ihre Stirn glänzte bereits von Schweiß und der feuchten Luft und er schüttelte den Kopf, um seine eigenen Haare aus dem Gesicht zu bekommen.

„Wo sind sie?", flüsterte Shyra mit so einer schwachen Stimme, dass Samiro sich nicht sicher war, ob er sich die Frage nur eingebildet hatte. Nachvollziehbar genug war es, denn das gleiche hatte er sich auch schon gefragt.

„Shyra", murmelte er und packte ihre Schulter. „Kannst du dich wenigstens irgendwie zur Wehr setzen?"

Das Mädchen nickte unsicher, völlig blass und zittrig und Samiro fühlte einen leichten Stich in der Brust. Er wusste genau, wie sie sich fühlte. Als er seinem ersten Gegner gegenüber gestanden hatte, war er sich ebenso hilflos und wie gelähmt vorgekommen. Seine Knie hatten ihm nicht mehr gehorchen wollen und jedes seiner Gelenke schien damals wie in Blei gegossen zu sein.

Daher legte er dem Mädchen so beruhigend wie möglich eine Hand auf die Schulter, ehe er sein zweites Schwert zog und auf die Lichtung hinaus trat. Wenn er den Salvatori freiwillig eine Angriffsfläche bot, würden sie vielleicht von Shyra absehen und sich um ihn kümmern. Schließlich war nicht nur die Prinzessin, sondern auch er eine begehrte Zielscheibe dieser Sekte. Er wusste nur wenig über ihre sonstigen Motive, da man den niederen Rängen das meiste verschwieg, doch dass er und Aredhel den Salvatori durch ihre Ätherforschungen irgendwie auf den Schlips getreten waren, hatte man ihm gnädigerweise mitgeteilt, wenigstens um seines Lebens willen. Natürlich weiß Leander über alles Bescheid, dachte er resigniert, doch mehr Zeit zum Nachdenken blieb ihm nicht, als er im fahlen Morgenlicht eine Klinge am anderen Ende der Lichtung aufblitzen sah und keine Sekunde später das charakteristische Pfeifen eines Wurfmessers wahrnahm. Er duckte sich fast schon lässig. Ein derartiger Frontalangriff würde nie und nimmer funktionieren wenn nicht –

Er fuhr herum in dem Moment, in dem das Messer an ihm vorbei zischte und nur wenige Sekunden später in der mächtigen Wurzel stecken blieb, neben der Shyra noch einen Moment zuvor gestanden war.

Jetzt kauerte das Mädchen schwer atmend und leichenblass auf dem Boden, die Hände mit dem Dolch über den Kopf verschränkt und starrte ihn entgeistert an. Fluchend wandte sich Samiro wieder um und sah gerade noch, wie ein dunkler Schemen aus dem Dunst auftauchte und auch diesmal war das Aufblitzen der Klinge der einzige Hinweis, aus welcher Richtung der Angriff erfolgen würde. Keuchend riss der Junge das Schwert in die Luft und parierte den Stoß des Fremden, riss seinen eigenen Arm zur Seite und beförderte damit den Arm des Angreifers und somit die Waffe außer Reichweite seiner eigenen Blößen.

„Shyra!", rief er, als er mit der anderen Klinge in seiner linken Hand ausholte. „Zurück!"

Ohne, dass er sich vergewisserte, ob das Mädchen seinem Befehl gefolgt war, stieß er dem Angreifer das Schwert in die Brust, jedenfalls dachte er das, denn obwohl ihm das hervorquellende Blut versicherte, dass er getroffen hatte, machte der Schemen einen flinken Satz zurück in den Dunst. Glücklicherweise war dieser nicht dicht genug, um einen sich bewegenden Schatten zu decken und Samiro fixierte seinen Gegner, um gegebenfalls erneut zuzustoßen. Hinter sich hörte er ein angestrengtes Keuchen und wandte sich halb um, gerade noch in der Lage zu erkennen, wie Shyra sich aufrappelte und ihr Blick ebenfalls auf den Schemen im Dunst gerichtet war.

„Shyra!", zischte er und fuhr komplett zu ihr herum, als er erkannte, was in ihrem Kopf vorging. Sie hatte ihren Arm gehoben, den Dolch an der Klinge gefasst und war drauf und dran ihn nach eben jenem Schemen zu schleudern, der sich auf einen erneuten Angriff vorbereitete.

„Nicht!", fuhr er das Mädchen an, ließ eines seiner Schwerter fallen, stürzte zu ihr, packte ihren Arm mit roher Gewalt und drückte ihn kraftvoll hinunter. Shyra zischte verbissen auf und starrte ihn schmerzverzerrt an. „Lass mich-"

„Das ist deine einzige Waffe, die wirst du sicher nicht wegschleudern!", herrschte er und duckte sich blitzschnell nach seinem fallen gelassenen Schwert. Noch im selben Moment hörte er Shyra die Luft scharf durch die Zähne einatmen und das war sein einziges Zeichen, dass sich ein weiterer Gegner aus dem Wald gelöst hatte.

Der Junge fuhr kaum rechtzeitig herum, um das Stilett von seiner Bahn abzubringen und somit einen glatten Stoß durch Rippen und Lunge zu vermeiden. Sein Herz hüpfte ihm bis in den Hals, als er sich Auge in Auge mit einer völlig in schwarz gewandeten Gestalt wieder fand, die auch schon wieder zu einem nächsten Stoß ausholte. Samiro keuchte und stieß seinen Gegner mit einem gepressten Laut von sich. Viel Zeit verschaffte ihm das allerdings nicht, denn während sich sein erster Opponent erholte, stürzten sich mit einem Mal zwei weitere Schemen aus dem Nebel und hielten schnurstracks auf Shyra zu.

Das Mädchen allerdings schien wie in Trance zu reagieren, denn ohne, dass Samiro Zeit gehabt hatte, ihr etwas zuzurufen, war sie mit einem erstaunlich gekonnten Sprung aus den Fängen ihrer Feinde entkommen und rollte sich geschickt ab. Ihm blieb aber keine Gelegenheit über dieses Manöver zu staunen, denn der erste fing erneut an, auf ihn loszugehen.

Shyra war eindeutig das priorisierte Ziel dieses Angriffs, denn allein, dass sich zwei der drei Gegner auf sie stürzten, sprach Bände. Und zugegeben – es verletzte seinen Stolz ein wenig, dass man ihn mehr oder weniger links liegen ließ. War nicht er derjenige, den es galt so sicher wie möglich zu töten, anstatt zwei Krieger auf das wehrlose Mädchen zu hetzen? Anderseits – vielleicht war das auch gar nicht ihre Absicht. Wenn Shyra – wie er bereits festgestellt hatte – das Ziel dieses Überfalls war, dann war der stichwütige Irre tatsächlich nur dazu da, um ihn in Schach zu halten.

Samiro biss die Zähne zusammen und sein Griff um seine Schwerter verstärkte sich, als er beschloss mit diesen Feiglingen kurzen Prozess zu machen. Shyra und die anderen beiden Gegner waren nur Silhouetten, sodass es dem jungen Mann schwer fiel zu erkennen, was passierte. Viel überlegen konnte er aber ohnehin nicht, denn sein Gegner stieß erneut zu und er duckte sich behände unter dem Stich fort, ging in die Hocke und versuchte seinem Gegenüber die Balance mit einem gezielten Schwerthieb zu rauben. Aber als hätte dieser das vorher gesehen, machte sein Angreifer einen Satz und trat bei der Landung auf die Klinge seines Schwertes.

Samiro fluchte und versuchte es zurückzuziehen, doch sein Gegner war zu standfest und holte außerdem erneut mit dem Stilett aus.

„Komm schon", knurrte Samiro zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ließ das Schwert los und reagierte gerade noch rechtzeitig, um die auf ihn nieder fahrende Hand mit seinem Unterarm abzufangen. Zugegeben, er hatte nicht erwartet, dass sein Gegner mit einem Stilett so heftig zustoßen konnte und für einen Moment gab seine Kraft nach und der andere verstärkte seinen Griff ein weiteres Mal. Samiro allerdings nutze seine Position, um das Handgelenk des anderen zu verdrehen, sein Griff war ebenso fest wie der Stoß seines Gegners stark gewesen war und keine Sekunde später stieß der andere einen keuchenden Schmerzenslaut aus. Samiro machte sich bereit seine Hand zu brechen, als der Angreifer das Stilett mit einem Stöhnen in seine andere Hand fallen ließ und direkt auf seine Kehle zielte. In nur einem Sekundenbruchteil ließ Samiro die Hand des anderen los und schlug den erneuten Angriffshieb zur Seite. Noch in der selben Bewegung griff er wieder nach seinem Schwert, dass immer noch unter dem Fuß des anderen eingeklemmt war und riss daran, während er sich um neunzig Grad drehte und dem anderen die Schulter in den Magen rammte. Dieser gelangte aus dem Gleichgewicht und stolperte einige Schritte, sich zusammenkrümmend in den Nebel zurück.

Mit einem angestrengten Keuchen richtet sich Samiro wieder auf. Allein dieser kurze Schlagabtausch forderte bereits seinen Tribut. Dass er die letzten Tage kaum geschlafen hatte, machte seinem Geist und Körper schwer zu schaffen. Die pochenden Kopfschmerzen und den leichten Schwindel ignorierend nutzte er das Taumeln seines Gegners und setzte ihm nach, um ihn zu töten, als ihn plötzlich ein unvorhergesehener Schlag in seine Rippen ebenfalls zum Stolpern brachte.

Mit einem Keuchen fuhr er herum und stieß gegen einen der Stämme, zwischen denen er vorhin noch gekämpft hatte. Dass plötzlich ein zweiter Gegner auf ihn losging konnte nichts gutes bedeuten. Nämlich für Shyra. Wenn sie es bereits geschafft hatten, sie zu überwältigen, würde er es auch nicht mehr lange durchhalten. Ihm blieb gerade noch Zeit sich zu ducken, um einem heftigen Stoß des Stiletts zu entgehen, das sich nun nur wenige Zentimeter über seinem Haaransatz in den Stamm bohrte.

„Zwei gegen einen? Kommt schon, ihr Feiglinge!", keuchte er und die anfängliche Unzufriedenheit bloß einen Gegner wert gewesen zu sein löste sich in Luft auf. Mit dem Rücken gegen den Stamm und den beiden Salvatori über sich musste er aber gestehen, dass er zu ebenso unehrenhaften Mitteln überging. Er rutschte bis an den Boden und holte dann kräftig mit seinem Bein aus, rammte es dem Kleineren der beiden ins Knie und brachte ihn damit zum Fall. Noch in der selben Bewegung rollte er sich zur Seite und hakte seinen Fuß beim Sprunggelenk des zweiten Gegners ein, zog sein Bein an und riss somit auch diesen Angreifer aus dem Gleichgewicht.

Unbeholfen und mit rasselndem Atem kam er selbst wieder auf die Füße und wischte sich den Schweiß von der Schläfe. So konnte es nicht weiter gehen.

Mit einem Mal drang ein schmerzerfüllter Schrei an seine Ohren und ließ ihn zusammen fahren, als er ihn Shyra zuordnen konnte. Er ging ihm durch Mark und Bein und erst jetzt fiel ihm auf, dass der zweite Angreifer gar keine Waffen bei sich hatte und ihn immer nur mit den bloßen Fäusten zu traktieren versucht hatte. Und als er jetzt genauer hinsah, erkannte er, wie sich die Finger seines Gegners, der gerade wieder auf die Beine kam, in bestimmten Zeichen krümmten.

Runen, schoss es ihm eiskalt durch den Kopf. Wenn sein Partner, derjenige, der bei Shyra war, ebenso mit Runen kämpfte, sah die Situation sogar noch mieser aus, als er anfangs gedacht hatte. Runen waren eine fürchterliche Waffe, auf den ersten Blick schienen sie harmlos, da die Angriffe einfachen Fausthieben glichen, aber den Schaden, den sie im Inneren des Körpers anrichteten, konnte man nicht ignorieren. Wenn also zwei der drei Salvatori Nahkämpfer waren, musste das bedeuten, dass Shyra ...

Samiro ließ ein dumpfes Grollen aus den Tiefen seiner Brust ertönen, als ihn der erste Gegner erneut mit dem Stilett angriff. Noch bevor dieser allerdings richtig ausgeholt hatte, war Samiro zur Seite gewirbelt und zog sein Schwert in unfassbarem Tempo über die Brust seines Gegners. Das Blut spritzte entlang seiner Klinge hervor und er fuhr herum. Nicht tief genug, zischte eine Stimme in seinem Kopf und als er das Blut seines Feindes auf seiner Haut spürte und auf der Zunge schmeckte, schien etwas in ihm zu reißen.

Ein gewinnendes, fast irres Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als er beobachtete, wie sein Gegner erschrocken zurück taumelte und sich mit der freien Hand an die Brust fasste. Er würde mit der Zeit verbluten, zu helfen war seinem Feind nicht mehr, doch das reichte ihm nicht. In einer einzigen fließenden Bewegung, kauerte er sich nieder und holte mit beiden Schwertern zur selben Zeit aus, zog die Schultern zurück und warf sich dann mit einem fast rücksichtslosen Sprung auf seinen zurückstolpernden Feind. Er hatte keine Chance zu reagieren, als Samiro ihm beide Klingen mit roher Gewalt und tödlicher Präzession durch Lunge und Herz stieß und gemeinsam mit ihm zu Boden ging. Durch den heftigen Impakt hatten sich Samiros Schwerter unter seinem Gegner in den Erdboden gebohrt und der junge Mann stützte sich keuchend an diesen ab.

Als er aufblickte, sah er den zweiten Angreifer wie gelähmt vor sich stehen, ein Mädchen, wie ihm erst jetzt auffiel, vielleicht sechzehn, in Shyras Alter, wie sie ihn leichenblass und mit geweiteten Augen anstarrte.

„Ich weiß, was du bist", hauchte sie mit papierdünner Stimme. „Sie will dich unbedingt tot sehen", wisperte sie weiter und hob ihre zitternden Fäuste. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch dazu in der Lage war, dachte Samiro und schenkte ihr ein grimmiges Grinsen.

„Das will so mancher", stieß er hervor und riss seine Schwerter mit einem Ruck aus der Leiche zu seinen Füßen. „Gerne hätte ich dir eine Nachricht, an wen auch immer es ist, der dir Befehle erteilt hat, zurück gegeben, bloß wirst du diese Lichtung nicht mehr verlassen." Er grinste und das Mädchen schluckte, ging aber wieder in Angriffshaltung. Sie wusste, dass sie sterben würde und dennoch gab sie nicht auf. Bemerkenswert, dieser Drang nach dem Weiterleben, kicherte eine Stimme in seinem Kopf, bevor er sich auf sie stürzte, zwei Fausthieben auswich, indem er um sie herumwirbelte und keine Sekunde später sein Schwert in ihrem Rücken versenkte. Mit einem letzten Keuchen sackte sie zu Boden und nahm ihren letzten, zittrigen Atemzug.

„Aber wenn du deinem Auftraggeber im Jenseits begegnest, sag ihr gleichfalls", zischte Samiro und zog das Schwert auch jetzt mit einem Ruck aus der zweiten Leiche. Und jetzt zu dir, dachte er und sein Kopf schnappte fast animalisch in die Richtung, aus der er Shyras Stöhnen vernahm.

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