Sechsunddreißig [Lesenacht 2/4]
Avery's P.O.V.
Nach einer langen ausgiebigen Dusche sitze ich nun mit meinem Smartphone in der Hand auf Couch und scrolle in Instagram runter, als Dylan's klingelt.
Mit einem einfachen 'Ja?' geht er ran und hört, was die Person am anderen Ende der Leitung zu sagen hat. Ich schenke ihm nicht weiter Aufmerksamkeit und scrolle weiter. Warum stellen sich Menschen im Internet selber bloß? Nicht, dass ich es nicht lustig finde, das schon.
"Wo bist du?", höre ich Dylan fragen. Sofort reiße ich meinen Kopf in die Höhe und starre ihn an.
"Wer ist das?", frage ich flüsternd. Dylan hält seine Hand auf das Smartphone und flüstert "Es ist Joy."
Sofort spannen sich alle meine Muskeln an und ich reiße ihm das Smartphone aus der Hand. Ich lege Dylan's Smartphone an mein Ohr und höre, wie Joy sich aufregt.
"... doch nicht dein Ernst sein, Dylan. Sag mir nicht, dass das die Tussi vo-" Schnell unterbreche ich sie "Nein! Nein, das ist...", ich atme leise tief ein und beende meinen Satz "mein Bruder."
"Oh wow, dann kannst du uns einander vorstellen, sobald du mich abgeholt hast." Was? Sicher nicht! Einerseits sollten wir es ihr schnellstmöglich sagen, aber andererseits will ich sie nicht verlieren und das werde ich sobald sie es weiß. Gerade als ich ihr darauf antworten will, unterbricht sie mich.
"Ähh vergiss es... Kannst du mich bitte am Strand abholen?"
Erleichtert stoße ich die Luft aus, die ich bis jetzt unbewusst angehalten habe "Ja, klar. Ich fahr sofort los." Kurz schaue ich zu Dylan, der mich leicht verärgert mustert.
"Ich bin in weniger als fünfzehn Minuten da", versichere ich ihr und wir legen auf. Sobald ich das Smartphone weglege, schnaube ich wütend.
"Du hättest ihr meine Nummer geben sollen!", schnauze ich meinen Bruder an. Dieses Thema hatten wir schon heute am Nachmittag gehabt.
Er kratzt sich am Hinterkopf "Ich weiß." Ich stehe von der Couch auf und gehe in mein Zimmer um mich umzuziehen. Als ich wieder im Wohnzimmer stehe, sehe ich meinen Bruder an, der auf der Couch sitzt und sein Smartphone in der Hand hält.
"Ich gehe jetzt. Könntest du dir bitte Kopfhörer aufsetzen?" Dylan weiß, was ich meine. Er soll sich Kopfhörer aufsetzen damit Joy nicht denkt, dass jemand im Apartment ist, wenn wir auf dem Flur sind.
"Ja", gibt er leise von sich und schnappt sich die Beats. Seit ich ihm gesagt habe, dass ich mit Joy geschlafen habe, ist es ein wenig komisch zwischen uns. Wir haben ausgemacht, dass so gut es geht, nur ich etwas mit Joy unternehme.
Das er sie, nach seiner üblichen Runde im Park, mit einem alten Auto vor unserem Gebäude stehen sehen hat und ihr seine Nummer gegeben hat, war nur zufällig. Es hört sich vielleicht komisch an, aber so ist es besser für Joy, dass nur einer von uns überhaupt mit ihr redet. Dylan hat sich nur darauf eingelassen, weil ich ihm gesagt habe, dass ich sie wirklich mag. Ansonsten wäre er nicht so verständnisvoll, was Joy angeht. Denn nachdem er mir eine reingehauen hat und ich für ein paar Tage aus der Stadt gegangen bin, habe ich erst gemerkt, dass ich Gefühle für sie entwickle.
Als ich dann wieder nachhause gekommen bin und Dylan sich wieder beruhigt hat, habe ich es ihm gesagt. Am Anfang war er noch wütender und wollte wieder seine Faust in mein Gesicht rammen, doch dann hat er eingesehen, dass es das beste wäre, wenn wir dieses Vertauschen sein lassen und nur ich mit Joy rede. So ist es einfacher für uns und gerechter für Joy.
"Danke", sage ich bevor er sich die Kopfhörer aufsetzt und er nickt. In den letzten Tagen habe ich mich um die hundert mal bei ihm bedankt, dafür, dass er Joy in Ruhe lässt und nur ich mit ihr Sachen unternehme. Mit einem Lächeln in seine Richtung gehe ich raus, setze mich in den metallic grauen Audi A5 und fahre los.
Am Parkplatz des Venice Beach angekommen, halte ich vor dem rauchenden roten Cabrio.
"Na, hab ich's nicht gesagt?", verschmitzt grinse ich Joy an, die sich auf den Beifahrersitz gleiten lässt. Eigentlich hat Dylan ihr gesagt, dass ihr Schrotthaufen von Wagen, liegen bleiben wird. Doch da sie denkt, dass es nur einen Dylan gibt, tue ich nur so.
Sie antwortet nur mit einem genervten 'Halt die Klappe', was mich zum lachen bringt. Ach dieses Mädchen ist einfach nur süß.
"Willst du den so mitten auf dem Parkplatz stehen lassen?" Ich zeige auf das rauchende Etwas vor uns.
"Nein, ich pack ihn gleich in meine Tasche und nimm ihn mit nach Hause." Wieder muss ich auflachen.
"Dein Bruder ist also bei dir", fragt sie und ich höre abrupt auf zu lachen und schaue sie kurz von der Seite an, bis ich ihren Blick nicht mehr standhalten kann. Ich drehe mich nach vorne, fahre los und schaue starr aus der Windschutzscheibe um nicht in ihre wundervollen ehrlichen grünen Augen sehen zu müssen. Sie verdient echt jemand besseres als mich... aber ich bin verdammt nochmal zu egoistisch um sie gehen zu lassen.
"Er musste gleich wieder los", lüge ich und wechsle schnell das Thema "Hast du Lust auf Mitternachtssex?" Mit einem Grinsen auf den Lippen drehe ich mich kurz zu Joy und sehe gerade noch, wie sie mit einem kleinen Grinsen aus dem Fenster schaut.
"Ich bin müde und außerdem ist es noch nicht mal Mitternacht." Sie versucht desinteressiert zu klingen, doch das leichte Zittern in ihrer Stimme verrät sie.
Ein verruchtes Lächeln umspielt meine Lippen "Das war kein Nein."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top