Achtundzwanzig

Was für ein Zufall es doch ist, dass Dylan wieder mit mir redet und sich einigermaßen 'normal' verhält, als ich mich langsam daran gewöhnt habe ihn nicht mehr zu sehen. Ok nein, eigentlich habe ich mich nicht daran gewöhnt, sondern mich an das Gefühl daran erinnert, wie er mich vor ein paar Tagen alleine im Flur stehen gelassen hat, nachdem er mich angeschrien hat.

Ich hab dieses Gespräch immer wieder in meinem Kopf abgespielt, doch das Ergebnis ist gleich geblieben. Er hat mich angeschrien und dann stehen lassen und das vor seinem Betthäschen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er mit einer anderen ins Bett hüpft, ein paar Stunden nachdem er mit mir im Bett war.

Ok ok, die Regeln schon klar. Welche Regeln? Die Regeln, die ich aufgestellt habe. Ich rufe sie mir wieder so in Erinnerung, wie ich sie Dylan vorgetragen habe, kurz bevor wir im Bett waren: Wir sind nicht zusammen, gehen nicht miteinander aus und es gibt keine Romantik. So ungefähr habe ich es ihm damals gesagt.

Schon klar, es ist nichts zwischen uns und ich habe keinerlei Gefühle für ihn. Natürlich abgesehen von Hass.

Ok... ich hasse ihn jetzt nicht wirklich, aber es hat mich um ehrlich zu sein schon verletzt. Dieses Mädchen so in seinem Apartment stehen zu sehen und das auch noch halbnackt. Ich meine es würde mich nicht im geringsten stören, würde sie mir nicht äußerlich so ähnlich sein. Mal ganz ehrlich, wer vögelt bitte die Doppelgängerin seiner Nachbarin, wenn er das Original haben kann?

Nicht, dass ich das Original wäre und nicht sie, aber mich hatte er zuerst im Bett. Das hatte er doch... Oder?

Ach verdammt warum denke ich über sowas nach? Über ihn? Er kann mir doch gestohlen bleiben.

Ich meine dieses ganze Freundschaft Plus Zeug, sowas kann doch nicht funktionieren. Wir haben doch alle Friends with Benefits gesehen. Es funktioniert nicht! Probiert es nicht aus Kinder, glaubt mir einfach.

Wie konnte ich nur so dumm sein und mich auf sowas einlassen? Dummes dummes Ding. Jetzt ist es so komisch zwischen uns und es kann-

Meine Gedanken werden von der Türklingel unterbrochen.

"Ok so sieht es auch", er drängt sich an mir vorbei ins Apartment und bleibt dann hinter mir stehen.

Ich drehe mich mit einem aufgesetzt gelangweilten Blick fragend zu ihm um "Wie sieht was aus?"

Mit seinen langen flinken Fingern, die mir damals so viel Vergnügen bereitet haben... Was? Stop! Er fährt sich einfach nur durch die Haare.

"Ich hab mit jemandem geschlafen, du hast mit jemandem geschlafen..."

"Na und jetzt?", ich versuche weiterhin desinteressiert zu klingeln.

"Jetzt können wir... da weiter machen, wo wir aufgehört haben", sagt er mit einem unschuldigen Grinsen. Und Leute, diesmal tut er nicht auf unschuldig. Nein, er wirkt tatsächlich unschuldig. Ich meine verdammt nochmal, wie kriegt er das so gut hin?

"Achso-" Ich tue so, als hätte ich eine Erleuchtung und hebe den Finger in die Luft. "Du meinst da, wo du mich in dem Flur stehen gelassen hast, nachdem du mich angeschrien und mit einem dahergelaufenem Flittchen, das mir übrigens verdächtig ähnlich ausgesehen hat, gevögelt hast?"

Ich lasse den Finger sinken "Nein, danke" und gehe an ihm vorbei zurück zu meiner Yoga-Matte.

"Willst du mich jetzt ignorieren?"

"Ja", antworte ich monoton und schenke ihm keine Aufmerksamkeit mehr. Soll er auch mal stehen gelassen werden, so wie er mich stehen gelassen hat.

Doch leider klappt es nicht nach meinen Wünschen. Er kommt auf mich zu und stellt sich vor meine Matte. Ich tue so, als würde er nicht direkt vor mir stehen und seine Wärme auf mich übertragen.

"Warum bist du denn jetzt sauer?"

Ich mache die Heldendreieck-Übung und antworte monoton "Ich bin nicht sauer."

Er sagt nichts und schaut mir zu, wie ich weitere Übungen mache. Dabei ignoriere ich ihn gekonnt.

"Kannst du mal aufhören, dich so hier zu strecken", er wedelt in meine Richtung "und mich antörnen", er schüttelt den Kopf "anhören!", korrigiert er sich, darüber wütend, dass er sich versprochen hat.

Ich muss über seinen Fehler grinsen, und damit er es nicht sieht, drehe ich ihm den Rücken zu und mache weitere Übungen, bevor ich grinse.

"Nein, ich kann dich nicht antörnen-", ich versuche ernst zu klingeln "ich meine anhören." Krampfhaft versuche ich mir ein Lachen zu verkneifen und bücke mich für die nächste Übung runter.

Plötzlich spüre ich zwei Hände an meiner Taille, die mich wieder hochziehen.

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