November NE 224 - Kapitel 1

Es war Anfang November und ich hatte Geburtstag. Ich hatte lange überlegt, ob ich es meinen Kommilitonen sagen sollte. Doch als Jana am Morgen zum Frühstück gegangen war und ich nach Monaten mein Niki wieder hervorgeholt hatte, war mir die Lust auf Geburtstag gründlich vergangen und ich hatte es nicht erwähnt.

Damit mein Vater meinen Aufenthaltsort nicht ermitteln konnte, hatte ich mein Niki im abgesicherten Modus gestartet und meine Nachrichten über eine spezielle App heruntergeladen, die die Daten über verschiedene Server rund um den Globus schickte, so dass der Weg nicht zurückverfolgt werden konnte. Mein Bruder und ich hatten zum Glück schon vor Langem Mittel und Wege gefunden, damit mein Vater nicht alles mitbekam, was wir so trieben.

Nun war es Abend, ich lag im Bett, lauschte Janas ruhigen Atemzügen und starrte die Zimmerdecke an. Über mein Niki hatten mich einige Glückwünsche von Freunden erreicht. Doch leider auch eine unerfreuliche Nachricht von meinem Vater, die mir den Tag gründlich versaut hatte. Er hatte mir erbost geschrieben, dass mein Besuch im Palast in Petersburg unerwünscht war und mir mein Gehalt gestrichen. Das war mir ja alles schon vorher klar gewesen, aber es zu lesen war doch nochmal etwas anderes. 

Alles was ich bisher verdrängt hatte, war wieder hochgekommen. Ich wälzte mich schon seit Stunden im Bett und musste an Zuhause denken. Würde ich es schaffen, mich mit meinem Vater wieder zu versöhnen, wenn ich nach Abschluss des Studiums zurück nach Petersburg kam? Würde er meinen Traum akzeptieren oder meinen Namen aus dem Familienstammbaum streichen?

Seufzend drehte ich mich wieder auf die andere Seite und versuchte, mich auf die Betrachtung der Schatten zu konzentrieren, die die Äste des Baumes vor unserem Zimmer im Mondlicht auf die Fensterscheibe warf. Ich hatte durchgesetzt, dass wir die Fenster über die Nacht nur undurchsichtig schalteten, nicht verdunkelten. Jana hatte ich erklärt, dass ich nachts auf dem Weg zum Bad nicht gegen etwas stoßen und sie mit dem Lärm aufwecken wollte. Doch in Wahrheit hatte ich einfach Angst vor völliger Dunkelheit und hätte anders nicht schlafen können.

Ich beschloss, stur meinen Plan vom Abschluss als Journalistin weiter zu verfolgen und mich erst danach mit meinem Vater auseinanderzusetzen. Vielleicht würde er mich nach zwei Jahren einfach so sehr vermissen, dass er mir verzieh? Irgendwann schlief ich ein.

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