Okay, ich habe vielleicht eine recht eigene Art Gute Nacht Geschichten zu interpretieren, aber so macht es nun Mal mehr Spaß. Und kurz bevor wir ins Kino zu Arielle gingen, wollte Jolyne damals die Original Geschichte der kleinen Meerjungfrau von Hans Christian Andersen hören. And what Gruncle would refuse such a cute request.

Also erzählte ich ihr die Geschichte "Die kleine Meerjungfrau lernt, dass alle Männer Schweine sind".

Es war einmal vor langer Zeit, da lebte in einem unterwasser Königreich eine Familie aus Meermenschen. Der verwitwete Vater, die liebevolle Oma und die sechs Töchter, die alle jeweils mit einem Jahr Abstand geboren wurden.
Die jüngste Tochter hatte von klein auf eine obsessive Neugier auf das Leben an Land, so dass sie jedes Jahr aufs neue ihre Schwestern beneidetet, die mit ihrem 15 Geburtstag an die Meeresoberfläche durften.
Als der 15. Geburtstag der kleinen Meerjungfrau kurz bevor stand, fragte sie ihre Oma, was nach ihrem Tod mit ihr passieren würde. ,,Oh mein liebes Kind", sprach die Großmutter, ,,wir sind seelenlose Fische. Unsere sterblichen Überreste enden als Schaum auf dem Meer und das war's. Kein Himmelsreich für uns, aber hey, immerhin auch keine Hölle."
Da war die kleine Meerjungfrau traumatisiert, doch all das war vergessen, als sie am Abend ihres 15. Geburtstages an die Meeresoberfläche schwamm und zum ersten Mal die Schönheit eines Menschen Festes sah. Auf einem riesen Schiff wurde bei Feuerwerk und Wein was auch immer zelebriert. Die kleine Meerjungfrau lehnte an einem Felsen und beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung voller Sehnsucht im Herzen. Dann aber geschah etwas schreckliches - Ein Unwetter zog auf und packte das Schiff mit eiserner Faust und es dauerte nicht lange, da schlug der erste Blitz ein und das Segel fing Feuer. Viele der Männer schafften es sich in die Rettungsboote zu retten, doch ein Mann ging über Board. Der Prinz, ofc, es ist immer der Prinz. Wenn man weiß wie das Original hier ausgeht, hätte sie ihn vielleicht einfach ersaufen lassen sollen, doch sie rettet ihn, schleppte ihn an Land und verschwand gleich wieder in den Ozean.

Doch auch zuhause lies sie die Erinnerung an das schöne Gesicht des Menschen Prinzen nicht los und sie wünschte sich mehr den je ein Mensch zu sein. Ihren Prinzen lieben zu können und eine unsterbliche Seele zu besitzen, auf dass der Tod keine Grenze sei. Und so tat sie, was jeder verzweifelte Teenager tat und wandte sich an ihre ledige Tante - Die oktopusartige Meerhexe, die nicht annährend so böse ist wie Disney sie darstellt. Nur etwas radikal.
,,Um deinen Wunsch zu erfüllen", sprache sie nämlich, ,,werde ich dir die Zunge abschneiden müssen."
Noch Mal zum mitschreiben - Nicht die Stimme wird auf vorbehalt verpfändet, sondern die Zunge wird unwiederruflich mit einem Dolch abgeschnitten. Und natürlich lies die kleine Meerjungfrau das mit sich machen, denn sie liebt ihren Prinzen.
Also Zunge ab, rein in den Topf, hokuspokusfidibus, da sind die Beine. Die kleine Meerjungfrau ging an Land und jeder Schritt den sie tat fühlte sich an als würde sie auf Scherben laufen. Keine Zunge, Scherben unter den Füßen, na wenigsten bekommt sie den Prinzen... right? RIGHT?!
Der Prinz fand das stumme Mädchen am Strand umherirren und nahm sie mit zum Schloss, wo sie wunderbare Tage verbrachten... bis der Prinz sich aus dem nix ne f*cking Verlobte aus dem Ärmel schüttelte und schon am nächsten Tag auf einem Schiff heiraten sollte.

Traurig, depremiert und mit einem gebrochenen Herzen stand die kleine Meerjungfrau des Nachts an der Brüstung des Schiffs. Ihr Prinz teilte das Bett in seiner Kajüte mit einer anderen und es brach ihr das Herz zuzusehen. Ohne die Erwiderung ihrer Liebe würde sie nie ganz Mensch sein, immerzu verdammt auf Scherben zu laufen und seelenlos als Schaum auf den Wellen zu enden.
Da aber tauchten ihre Schwestern an der Wasseroberfläche auf und belächelten ihre kleine Schwester mitleidig. ,,Die Meerhexe hat und alles erzählt und uns diesen Dolch gegeben. Wenn du den Prinzen damit erstichst, kriegst du deine Schwanzflosse zurück und kannst mit uns nachhause kommen", sagte eine von ihnen und warf ihrer Schwester den Dolch zu.

Also suchte die kleine Meerjungfrau das Schlafgemach des Prinzen auf, doch als sie ihn da so schlafen sah, schön und friedlich wie bei ihrerm ersten kennenlernen, da brachte sie es nicht über sich, flüchtete zurück and die Brüstung und tat, was jeder an ihrer Stelle getan hatte - Sich selbst mit dem Dolch tötlich verletzen und ins Wasser springen.

Die kleine Meerjungfrau endete weder als Schaum auf den Wellen, noch als Heilige, noch als Sünder. Sie endete als ein Geist in Gottes auftrag. Würde sie tun was er sagte, so war der Himmel auch für sie nicht fern.

Moral von der Geschicht - Männer sind Schweine und gehorche Gott oder du wirst verdammt.

Und wenn sie nicht im Himmel ist, dann spukt ihr Geist nich heute.

Ende.

Jolyne: Ihre Zunge wurde abgeschnitten?!

Me: Yup

Jolyne: War Hans Christian Andersen ein Psycho?

Me: Es gibt Gerüchte, dass er insgeheim gay für seinen besten Freund war und er "Die kleine Meerjungfrau" aus Frust schrieb, als sein Freund seine Verlobung mit einer anderen Frau bekannt machte. Dir abgeschnittenen Zunge symbolisiert, dass Andersen nicht die Worte fand, um zu sagen was er fühlte, weil wir das Jahr 18irgendwas schreiben und gay sein ein großes No-No ist

Jolyne: ...wieso ist Hans Christian Andersens Selfinsert eine 15 Jährige Meerjungfrau?

Me: Vielleicht war da eine kleine Meerjungfrau in seinem Herzen, die einfach nur ausbrechen wollte

Jolyne: Oder er war genauso verrückt nach dem Ozean wie Daddy und er konnte keinen Meermann nehmen, weil das gay und ein riesen no-no gewesen wäre, aber ein minderjähriges Mädchen ist ok, denn wir schreiben das Jahr 18irgendwas

Me: Schön, dass wir uns verstehen. Wenn dir Hans Christian Andersens Werk so gut gefallen hat, dann  erzähle ich dir morgen "Wie die Schneekönigin einem Haftbefehl wegen Entführung und sexueller Belästiung Minderjähriger umgehen konnte, in dem sie den Frühling übers Land brachte."

Jolyne: Wieso gibt es in fast jedem Märchen sexuelle Belästigung?

Me: Ich weiß es nicht.

Jolyne: Achso. Ok. Gute Nacht, Gronkel Josuke

Me: Gute Nacht, lil Jo

Okuyasu: Wait, du hast mir die Geschichte vom "Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß- Ach verfluchte scheiße, jetzt weiß es die ganze Welt" versprochen

Me: Nicht mehr heute

Okuyasu: Nawwww