Rip Okuyasus Kindheit (1983-1999)

,,Weißt du was, Bro?"
,,Hm?"
,,Meine Mom verlangt immer noch von mir, dass ich einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreibe, weil ich sonst nix zu Weihnachten kriegen würde. Sehe ich aus wie ein Baby? Ich weiß dass sie den nie zur Post bringt, sonder selber liest und anhand von meine Noten festmacht, wie viel sie von meiner Liste kauft. Weihnachtsmann, ja klar."
Jetzt verstand Okuyasu zumindestens, wieso sein Kumpel mit Briefpapier und Stift bewaffnet ins Cafè kam, aber verwirrt war er dennoch. Irritiert sah er Josuke an. ,,Willst du damit sagen der Weihnachtsmann ist nicht echt?"
,,Bro, natürlich ist er nicht echt. Überleg' Mal, in einer Nacht einmal um die ganze Welt? Der Weihnachtsmann müsste ein Stand User sein, um das zu bewerkstelligen. Und wenn er doch so gutherzig ist, wieso beschenkt er dann nur Kinder aus der Ober- und Mittelschicht? Sind die armen Kindern etwa alle auf seiner Unartig-Liste oder ist er ein sadistisches Arschloch? Da ich weder denke, dass es am Nordpol Stand Pfeile, gibt, noch dass alle armen Kinder schlecht erzogen sind, bleibt mir nur die Schlussfolgerung, dass es den alten Santa nicht gibt. Mann, Okuyasu, wie kommst du überhaupt darauf?"
Sein Stift kratzte übers Papier. Ein paar Entwürfe hatte er schon wieder verworfen. Es musste ein perfekter, formeller, in Sonntags-Ausgeh'-Schönschrift formulierter, fehlerfreier Brief sein oder seine Mutter würde sparsam sein. Irgendwie musste er die fünf in Mathe ausgleichen.
,,Hey, Mann, was klingt besser? "Lieber Santa" oder "Sehr geehrter Santa"? Lieber ist der klassische Wunschzettel Anfang, aber Sehr geehrter klingt höflicher und- Was starrst du denn so?"
,,Der Weihmachtsmann... ist nicht echt", flüsterte Okuyasu, ,,Mein Leben ist eine Lüge."
,,Meine Fresse, hätte ich gewusst, dass ich deine Welt damit zerstöre, hätte ich nix gesagt, aber ich bin wohl irgendwie naiver Weise davon ausgegangen, dass du nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubst. Hast du ihn denn je gesehen?"
Jetzt hatte er seinen Kumpel gereizt. Das erkannte er an seinem gekränkten Blick und die Art in der er seine Brust vorschob. ,,Zu deiner Information - Ich habe ihn jedes Jahr zu Weihnachten gesehen, wenn er meine Geschenke gebracht hat. Dad war dann zwar nie im Raum, weil er immer noch was besorgen musste, aber er wollte dann immer alles darüber hören!"
,,Hmmm dein Dad war der Weihnachtsmann. Deswegen waren sie auch nie im selben Raum."
Okuyasu sackte in sich zusammen und schwieg. Man konnte im am Gesicht ablesen, dass er angestrengt über Josukes Behauptung nachdachte.
Eine Kellnerin kam und räumte die leeren Tassen ab. ,,Darf es sonst noch was sein?", fragte sie höflich.
,,Nur ein Wasser für mich, Danke. Okuyasu, was ist mit dir?"
,,Flüßigkleber um den Scherbenhaufen wieder zusammen zu kleben, der mein Leben ist... bitte."
Die Kellnerin schrieb artig mit.
,,Das Wasser kommt sofort, aber wegen dem Klebstoff müsste ich einmal nachfragen. Ich glaube wir haben welchen in der Kammer."
Und weg war sie wieder. Josuke beugte sich vor und verpasste seinem Kumpel einen Klaps auf die Stirn. ,,Flüssigkleber für den Scherbenhaufen der dein Leben ist? Sag Mal, spinnst du? Es ist nur der Weihnachtsmann!"
,,Es ist meine Kindheit. Aber was verstehst du schon davon? Deine Mom lebt noch und ist hotter denn je. Dein Dad ist kein schrumpeliger Invalide-"
,,Einspruch! Hast du dir Mr. Joestar Mal angesehen?"
,,...ok, dann ist dein Dad halt ein schrumpeliger Invalide, aber dein Bruder ist nicht tot!"
,,Ich habe nicht Mal einen Bruder, du Dumpfbacke!"
,,Sag ich doch! Und du siehst gut aus! Die Mädchen fliegen auf dich! Ich kriege nie jemanden ab, aber hauptsache selbst Koichi ist in einer festen Bezieh-"
,,Koichi, stimmt! Wo bleibt der Kerl?"
Vielleicht lenkte Josuke das Thema auf Koichi, weil er mit der Situation überfordert war. Er hatte früher oft gehört, dass ein bester Freund das Privileg hatte auch Mal als Therapeut zu fungieren, doch bisher hatte Okuyasu davon nie Gebrauch gemacht. Jetzt auf einmal erzählte er davon wie unzufrieden er eigentlich war und verlangte von Josuke, nun, was verlangte er überhaupt? Wollte er nur, dass sein Freund zuhörte oder wollte er einen Rat hören? Josuke mochte es nicht, wenn er um Rat gebeten wurde. Es war, als ob der Bittsteller all die Verantwortung die eine Wahl im Leben mit sich brachte auf ihn abwälzen würde und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Er konnte Okuyasu zum lachen bringen und Späße mit ihm treiben, sie konnten sich aus Spaß prügeln und zocken, aber er wollte definitiv keine sentimentalere Beziehung, die auf Reden und Zuhörten basierte. War das egoistisch? Vermutlich.
,,Hä bist du dumm? Koichi hat abgesagt. Er ist mit seiner fReUnDiN auf den Weihnachtsmarkt gegangen. Du weißt schon, der Markt auf dem man gebrannte Mandeln und glasierte Äpfel kriegt, um die Zeit zu überbrücken bis der Weihnachtsmann kommt. Den es gar nicht gibt."
,,Ich werde mich nicht entschuldigen, weil ich dir die Wahrheit gesagt habe, was eh längst überfällig war. So, machen wir die Hausaufgaben bei dir oder bei mir?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top