Der Samstagmorgen vor dem dritten Advent startete im Higashikata Haus also ziemlich verkartert. Okuyasu war als erstes wach geworden und runter ins Wohnzimmer geschlurft. Josuke folgte eine gute halbe Stunde später, eingewickelt in seinem Oberbett, und gemeinsam aßen sie Reste aus dem Kühlschrank zum Frühstück und schauten einen Morgenblockbuster aus Amerika im Fernsehen. Home alone oder so, was auch immer das bedeuten sollte.
,,Oi, Josuke..."
,,Halt's Maul, Okuyasu! Ich fühle mich als ob Star Platinum eine Eisenstange um meinen Kopf gebogen und zugezogen hätte."
,,Aber Josuke, ich habe eine Frage. Wie kann man bitte sein Kind zuhause vergessen?"
Josuke runzelte die Stirn und durchbohrte seinen Freund mit einem vielsagenden Blick.
,,Schau mir ins Gesicht und sag mir, dass du dein Kind nie zuhause vergessen wirst, wenn du mal Kinder hast."
,,...Oh schau Mal, jetzt brechen die feuchten Bandidten ins Haus ein... Autsch, das muss weh getan haben!"
Weh getan? Einen normalen Menschen hätte es vermutlich ungebracht solange an eine unter Strom stehende Klinke zu packen, aber in der Film Welt funktionieren die Dinge wohl einfach anders. Genauso wie die Einbrecher im Film anscheinend auch nicht davon starben, dass sie sich das Genick brachen, in Flammen standen und von Bügeleisen erschlagen wurden. In der Sekunde, in der der kleine, blonde Junge fast ermordert worden wäre, aber dann von einer handgroßen Tarantel gerettet wurde, kam Josukes Mutter bereits fertig angezogen ins Wohnzimmer und begutachtete die vorliegende Situation recht belustigt.
Josuke saß immer noch in einem Kokon aus seinem eigenen Oberbett auf dem Sofa und kniff die Augen vor Kopfweh zusammen, Okuyasu lag neben ihm in einem Pyjama, den er von Josuke geklaut hatte und der die Aufschrift "Sleeping Beauty" trug. Auch er sah gequält und unbrauchbar aus. Essensreste die von Pizza über Teriyaki Hähnchen bishin zu Cornflakes reichten standen auf dem Wohnzimmer Tisch, es roch nach Kaffee und im Fernsehen spielte ein Film mit einem Jungen in der Hauptrolle, der angeblich von Michael Jackson missbraucht wurde. Da kommt doch Weihnachtsstimmung auf.
,,Sieh an, sieh an, meine verkaterten Jungs sind ja schon wach. Ehrlich gesagt hätte ich gedacht ihr pennt bis Mittag durch."
,,Lach nur, Mutter. Lach solange du noch kannst, aber wir werden diesen Kater überleben und dann haben wir die Alkohol Stufe des erwachsen werden offiziell abgeschlossen!", verkündete Josuke. Vermutlich hätte er sich dabei noch wichtiger gefühlt, wenn er nicht aussehen würde wie eine verpuppte Raupe, aber egal. Sowas gehörte wohl zum Karter dazu.
,,So, wenn du uns jetzt entschuldigen würdest, wir schauen dingsda... Kevin allein zuhause oder so."
,,Bro, Kevin allein zuhaus ist viel passender als Home alone! Notier das und verkauf es an die Deutschen!", rief Okuyasu so laut, dass Josuke das Gefühl hatte sein Schädel würde ihm gleich platzen. Seine Mom machte bloß eine abfällige Bewegung. ,,Wisst ihr was? Macht was ihr wollt. Ich bin jetzt zum Einkaufen. Wenn ihr fertig seid, räumt ja wieder auf!"
Und damit ging sie. Josuke und Okuyasu nahmen davon allerdings kaum Notiz, denn ihre Aufmerksamkeit galt wieder dem Film. Natürlich passierte dem Jungen nichts, er wurde mit seiner Familie wieder vereint und die Einbrecher kamen in den Knast. Das perfekte Happy End.
,,Sehen Sie gleich...", rief der Werbesprecher nach Ende des Films, als Josuke schon im Begriff war umzuschalten, ,,Home alone 2!"
,,Es gibt einen zweiten Teil?!", brüllte Okuyasu.
,,Vergessen die ihren Sohn schon wieder zuhause oder was?!", stimmte Josuke mit ein.
,,Dieses Mal vergessen sie ihn nicht zuhause, aber sie verlieren ihn am Flughafen und er fliegt nach New York", erklärte der Werbesprecher komisch präzise, als ob er die Beiden gehört hätte.
,,Hä, aber dann macht der Titel Home alone ja gar keinen Sinn! Er ist ja nicht Mal zuhause!", schnaubte Okuyasu. Josuke nickte zustimmend. ,,Ja, es hätte eher etwas sein sollen wie Kevin nicht zuhaus oder Kevin fliegt allein oder..."
Sie schauten sich an.
Sie grinsten wissend.
Die Telepathie zwischen ihnen funktionierte einwand frei.
Wie aus einem Mund riefen sie: ,,Kevin allein in New York!"

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