Josuke, tell me if you're relly there

Als er sich umdrehte sah er, wie Okuyasu halb mit dem Gesicht im Stromkasten verschwunden war, der in der Flurwand eingelassen war.
,,Was soll das werden, wenn's fertig ist, Babe?"
,,Wonach sieht's denn aus? Ich schalte diese verdammte Klingel aus! Aber welcher dieser Hebel ist für die Klingel?"

Gerade als Josuke darauf etwas erwiedern wollte, klingelte es erneut. Okuyasu stöhnte laut auf, während Josuke seufzend die Tür öffnete. Vielleicht hätten sie doch einfach zu Yukako und Koichi fahren sollen.
Auf der Stufe zum Haus stand niemand geringeres als Josukes Mutter. Sie waren morgen Früh zum Weihnachtsbrunch verabredet gewesen, weil Josuke und Okuyasu ja eigentlich an Heiligabend was vorhatten und Tomoko ein Krippenspiel von ihrer Klasse betreuen sollte.
,,Hab euer Auto vor der Haustür stehen sehen. Ich dachte ihr wärt in den Bergen."
,,Ich dachte du wärst bei deinen Kiddies", entgegnete Josuke. Da standen sie Mal wieder, Beide mit dem Rücken zur Wand. Aber Josuke wusste, dass diskutieren keinen Zweck hatte. Seine Mutter gewann sowieso jedes Mal.

,,Ich musste eben weg, weil wir ein kleines organisatorisches Problem hatten. Mein Kollege ist noch dort, aber ich muss auch bald zurück. Und ihr?"
,,Wir... hatten nicht wirklich Lust zu fahren, also sind wir umgekehrt."
,,Also seid ihr den Abend über frei verfügbar?"
Josuke schluckte. Das klang nach einer Bitte und eine Bitte aus dem Mund seiner Mutter war meist keine Bitte, sondern eine Aufforderung. ,,Na ja, frei verfügbar ist eine große Bezeichnung... wieso fragst du?"
,,Ich hab den Kindern versprochen, dass der Weihnachtsmann nach der Vorstellung kommt, aber der Typ den ich dafür gebucht habe, hat in letzter Sekunde abgesagt. Irgendwas mit einem Kaufhaus Santa Mangel in Tokio... Na ja, der Glaube an den Weihnachtsmann von 26 Kindern hängt davon ab, wie schnell ich einen Ersatz finde."
Okuyasu schloss hinter ihm den Stromkasten und atmete tief durch. Das lief absolut nicht so wie er sich das vorgestellt hatte, aber er hat Weihnachten 1999 selbst gemerkt wie schmerzhaft es sein konnte den Glauben an Santa brutal entrissen zu bekommen. Diese 26 unschuldigen Seelen mussten gerettet werden!

,,E-Es tut mir leid, Mom, aber ich kann nicht einspringen-"
,,Ohne seinen treuen Elf und Begleiter Okuyasu!" Okuyasu tauchte neben Josuke auf, warf einen Arm um seine Schulter und grinste Tomoko an. ,,Ich gebe zu, ich bin etwas groß für einen Elf, ärgerlich, dass wir Koich nicht hierhaben, aber ich habe noch irgendwo Elfenohren von Halloween rumfliegen."
,,Oh wirklich? Jungs, ihr rettet mir das Leben! Wir haben Kostüme in der Aula und Schokolade für die Kinder habe ich auch schon gekauft. Ihr müsst nur eure Rollen spielen."
,,Ja, äh super, Mom. Wieso fährst du nicht schon Mal dein Auto vor? Okuyasu und ich machen uns eben fertig!", rief Josuke und schloss die Tür. Er lauschte den Schritten seiner Mutter, bis er sich sicher war, dass sie zu weit weg war, um sie durch die Tür zu hören.
,,Ich dachte du willst deine Ruhe haben. Was soll der plötzliche Sinneswandel?!"
,,Mein Wohl hört da auf, wo der Glaube an Santa von unschuldigen Kindern in Gefahr ist. Außerdem ist das bloß eine Sache von wenigen Studen. Also, los jetzt!"

Sie machten die Beleuchtung aus und zogen sich an. Josukes Mutter hubte vor der Tür schon ungeduldig, als sie endlich das Haus verließen und ins Auto stiegen. Das einzige Licht das noch brannte war in Nijimura-sans Zimmer. Vielleicht würde das ja Einbrecher abschrecken.
,,Oder er hat sein eigenes Kevin allein zuhaus Abenteuer", antwortete Okuyasu auf Josukes unausgesprochenen Gedanken, als sie Beide sich auf der Rückbank breit gemacht hatten. Josuke rümpfte die Nase bei dem Gedanken in welchem Zustand er das Haus auffinden würde, sollte Okuyasus Dad wegen Einbrechern dazu gezwungen sein Fallen á la Kevin aufzustellen. Er lehnte sich an Okuyasus Schulter und sah dem Schnee dabei zu, wie er auf die Fensterscheiben fiel und direkt schmolz, als seine Mutter bereits los fuhr.

Ein altes Till Eulenspiegel Kostüm aus der Requisitenkiste der Schule war alles, was der Kleidung eines Weihmachtselfen wohl noch am nächsten kam. Okuyasu war das Kostüm eine Nummer zu klein, aber er zog den Bauch ein und setzte seine Elfenohren auf. Mikitaka wäre stolz.
Das Weihnachtsmannkostüm hingegen gab es auch ohne Improvisationen. Der Bart kratzte fürchterlich, doch Josuke gab sein Bestes es zu ignorieren. ,,Ich hoffe ihr wisst, dass das hier ein Liebesbeweis ist", zischte er, als er seine Frisur beim aufsetzen der roten Mütze vollständig zerstörte. Er würde die nicht abnehemen, bis er in seinem Bad war und das Chaos wieder richten konnte, so viel war mal klar.
,,Ich weiß das zu schätzen, wirklich! Ihr zwei seid Engel!", rief Tomoko. Okuyasu schüttelte lachend den Kopf. ,,Nein, keine Engel. Wir sind der Weihnachtsmann und sein Elf!"

,,Das ist so langweilig! Wenn der Weihnachtsmann nicht bald kommt, dann will ich nachhause!"
,,Ah ah, Rya. Du weißt, dass der Weihnachtsmann viele Kinder heute Nacht besucht. Geben wir ihm noch etwas Zeit." Tomokos Kollege kam ins schwitzen, nicht nur wegen der spontanen Absage, sondern wegen Rya. Eines dieser Kinder, das sich für sooo erwachsen hielt und mit ihrer besserwisserischen Art auch den anderen Kindern alles etwas mies machte. Den Weihnachtsmann? Gibt es nicht. Gut, das stimmt, aber musste sie es laut sagen? Er war doch bloß ein armer Refrendar, der dumm genug war Heiligabend freiwillig zu arbeiten. ,,Tut mir leid, aber Higashikata Sensei ist weg, der Weihnachtsmann kommt nicht und meine Familie wartete zuhause. Also ich bin weg." Rya quetschte sich an den Refendaren vorbei und ein paar ihrer Freunde taten es ihr nach. Die meisten Kinder aus der 2c der städtischen Grundschule Morioh blieben sitzen, in der stillen Hoffnung, dass der Weihnachtsmann noch kam, doch einige von ihnen weinten bereits dicke Krokodils Tränen auf ihre in Scherben liegenden Träume.

Dann auf einmal hallte der süße Klang von hellen Glöckchen im Hinterzimmer der Kirche wieder. Rya und ihre Freunde blieben abrubt stehen und vor ihnen im Türrahmen tauchte ein Mann in roten Mantel auf, der hatte einen langen weißen Bart und eine schöne, rote Mütze. Er sah die Kinder aus freundlichen Augen an. ,,Ho ho ho, wollt ihr etwa schon gehen, Kinder? Dabei habe ich meinen Elf gerade die Schokolade holen geschickt. Na los, setzt euch."
Fast alle saßen ruck zuck wieder auf ihren Plätzen und der Refrendar bedankte sich in 30 Stoßgebeten bei einer höheren Macht. Nur Rya blieb unbeeindruckt und begutachtete den Weihnachtsmann.

,,Was ist mit dir, Kleines? Setz dich doch zu den anderen!"
,,Nein danke. Wer bist du und wie viel zahlt dir Higashikata Sensei um diese Show abzuziehen?" Rya packte den weißen Bart zog daran, aber nichts geschah. Er bewegte sich kein Stück. Josuke dankte dem Erfinder der Bobby Pins und und schob Rya sanft, aber bestimmt zur Seite. ,,Komm Liebes, setz' dich."
,,Du klingst jung. Und du bist nicht so fett wie der Weihnachtsmann im Fernsehen."
Ah, das musste dieses nervig freche Kind sein, über das seine Mutter sich seit ihrer Einschulung vor über einem Jahr immer beim Sonntags Brunch beschwerte. Rya, oder? Schweigepflicht hin oder her, der Name ist seiner Mutter Mal raus gerutscht. Rya, die alte Ziege.
,,Ja ja, Mrs. Claus hat mich auf einen strengen Keks Entzug gesetzt. Da purzeln schon Mal dir Kilos. Und meine Stimme ist so engelsgleich jugendlich, weil ich seit 2000 Jahren nur Milch trinke!"
'Und Russische Schokolade. Was würde ich jetzt nicht alles für einen Becher Russische Schokolade geben?', fügte er in Gedanken hinzum. Da fiel ihm ein, dass er heute auch schon recht viel Glühwein hatte. War er angeheitert? Vermutlich nicht so, dass man es ihm anmerkte, sonst hätte seine Mutter ihn nie zu den Kindern gelassen.
,,Das ist doch totaler Schwachsinn!"
,,Rya war dein Name, richtig? In anbetracht der Tatsache, dass viele vergessene Hausaufgaben, Hänselein und Gemeinheiten deinerseits deinen hübschen, kleinen Namen auf meine unartig Liste katapultiert haben und ich heute dennoch so freundlich bin ein Auge zuzudrücken und dir Schokolade zu geben, schlage ich vor, dass du dich jetzt ganz schnell hinsetzt."
Ryas Augen weiteten sich und die harschen Worte zeigten Wirkung. Die kleine Nervensäge huschte auf ihren Platz, als Okuyasu den Kopf rein streckte. ,,Ugh... Santa, kommst du Mal kurz? Wir haben hier ein kleines Problemchen." Kleines Problemchen? Das klang, als würde es Josuke den letzten Nerv rauben.
,,Eine Sekunde, Kinder. Ich bin gleich wieder da!", rief er, verließ den Raum und schloss die Tür.

,,Mein Gott, was ist denn?"
,,Falscher Sack."
,,Was?"
,,Ich hab den falschen Sack genommen", flüsterte Okuyasu und öffnete den braunen Leinensack. Statt der Süßigkeiten, die seine Mutter ihnen für die Kinder gegeben hatte, erkannte er die nackten Playboy Models auf der Schokoladen Verpackung.
,,Okuyasuuuuu!"
,,Es tut mir leid! Was machen wir jetzt? Die auspacken wäre unhygienisch, oder? Ach was soll's, das sind Kinder. Was juckt die Hygiene?"
Okuyasu begann die Schokolade auszupacken und schon bald half Josuke ihn. Nach 5 Minuten kam der Refrendar raus, um nach ihnen zu sehen. Als sie ihre missliche Lage erklärten, wurde der arme Kerl komplett rot im Gesicht, half aber mit. Die ausgepackte Schokolade kam zurück in den Sack und die drei betraten den Raum wieder.
,,Hohoho, entschuldigt das Warten, Kinder. So, jetzt aber. Jeder darf sich ein Täfelchen Schokolade nehmen. Ja, auch du, Rya, aber zweifel mich nie wieder an!"
Die Schokolade wurde rumgereicht. Rya musterter ihr Täfelchen kurz und verzog das Gesicht. ,,Sieht aus wie die Schokolade aus dem Nackedei Adventskalender von meinem Papa-"
,,Sooooo Kinder, ich muss weiter. Es gibt viele Kinder, die ich heute noch besuchen und beschenken muss. Hohoho!"

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