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"Wow nur 38 Minuten. Respekt Josie."
Jax stand abgelehnt an der Wand und guckte mir zu, wie ich das Badezimmer verließ. Nur im Handtuch ging ich schnell an ihn vorbei in mein Zimmer.
Ich guckte in den Schrank und suchte nach etwas passenden zum anziehen.
"Ich hab hier was für dich."
Ich drehte mich um und sah Jax mit einem wunderschönen, weinroten Cocktailkleid. Es war einfach atemberaubend.
Er legte es mir auf mein Bett und stellte noch zwei Pumps darunter. Die schwarzen Schuhe hatten echt schöne Details. Man musste zugeben, dass Jax in manchen Punkten wirklich Stil besitzt. Er selber hatte schon eine schwarze Anzughose samt schwarzen Hemd an. Das sah an ihm echt gut aus. Natürlich werde ich das nie vor ihm zugeben, aber Jax war schon ein gutaussehender Mann.
Seine große Statur, die schönen Gesichtszüge und die einzigartigen, grau-blauen Augen waren in der Kombination mit seinem Auftreten wirklich anziehend. Zumindest für andere weibliche Wesen. Seine braunen Haare verliehen ihm auch noch einen gewissen Ausdruck den ich nicht ganz definieren konnte.
Eins war klar, Ruby hatte definitiv seine Augen. Diese Farbe hatte ich nur bei wenigen gesehen. Ruby und Jax besitzen sie definitiv. Ich mit meinen langweiligen blauen Augen konnte da definitiv nicht mithalten.
Aber Aussehen ist nicht alles. Es bestimmt für mich rein gar nichts. In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass aussehen rein gar nichts ausgleicht oder bestimmt.
Schnell entfernte ich mich von diesen tiefen Gedankengängen und widmete mich wieder meinem perfekten Tag. Ich durfte auf keinen Fall zu viel nachdenken. Das wird nämlich alles verderben.
"Dankeschön." Säuselte ich leise und betrachtete das Kleid. Es hatte einen schwarzen kleinen Gürtel, der super zu den Pumps passte.
"In zwanzig Minuten fahren wir los. Schaffst du das? Ich warte unten auf dich."
Schnell nickte ich und sah zu wie Jax verschwand. Er wirkte irgendwie anders als zuvor auf der Picknickdecke. Irgendwie wirkte er nachdenklich oder so. Es war kaum zu beschreiben weil er es sich auch kaum anmerken ließ.
Ich dachte nicht weiter darüber nach, da ich es dann doch ein bisschen eilig hatte. Schnell zog ich mir Unterwäsche an und hüpfte nochmal schnell ins Bad. Ich föhnte meine Haare, da ich das gerade vergessen hatte und erledigte alles weitere. Da ich kein eigenes Parfüm besaß, benutzte ich eins von Jax hunderten Fläschchen die im Schrank standen.
Auch wenn ich nicht ganz so genau wusste warum, benutzte ich es einfach.
Dann schlüpfte ich schnell in das Kleid und die Schuhe. Ein letzter Blick in den Spiegel erfolgte bevor ich nach unten ging. Jax stand schon an der Treppe und wartete auf mich.
"Du siehst wirklich wunderschön aus." Murmelte er etwas ergriffen und nahm sich meine Hand. Er gab mir einen sanften Handkuss und führte mich aus dem Haus.
"Dankeschön." Flüsterte ich leise. Ich glaube, dass ich ein wenig rot wurde. Hoffentlich hatte Jax das nicht mitbekommen.
Wir liefen zusammen zum Auto und stiegen gemeinsam ein. Ich war wirklich gespannt in welches Lokal wir fahren würden.
Es dauerte vielleicht zehn Minuten bis Jax wieder parkte. Es war nicht das typische Restaurant. Eigentlich sah es überhaupt nicht aus wie ein Restaurant. Davon ließ ich mich nicht unterkriegen. Ich guckte Jax ein wenig irritiert an.
"Der Laden ist ein Geheimtipp." Okay ich verstand vollkommen. Das Lokal wird wahrscheinlich nicht umbedingt von den nettesten Menschen besucht, wenn ich es mal so ausdrücken darf.
Trotzdem senkte sich meine Laune kein bisschen. Ich blendet alles Negative einfach aus.
Jax stieg aus und öffnete mir die Autotür. Ich nickte dankend und nahm wieder seine Hand.
"Ich habe natürlich reserviert. Wir können direkt durchmarschieren zu unseren Plätzen. Ich habe mich um alles gekümmert." Erwähnte Jax und öffnete die Tür zu dem unscheinbaren Gebäude. Es sah von außen eher aus wie ein abgewracktes Firmengebäude. Schnell wurde ich vom Gegenteil überzeugt.
Wir kamen zum Empfang. Eine wunderschöne, junge Frau stand in einem dunklen Kleid hinterm Tresen und begrüßte uns lächelnd. Der Eingang war atemberaubend schön. Das Licht schien angenehm warm und einladend so wie der ganze Rest. Riesengroße antike Säulen umrankt von tiefroten Rosen schmückten den großen Raum. Mir verschlug es wirklich die Sprache.
"Guten Abend Mr. und Mrs. Parker. Ich werde sie zu ihrem Tisch begleiten."
Die Tatsache, dass mich die Lady gerade Mrs. Parker genannt hatte ließ mich wirklich unwohl fühlen. Ich guckte hoch zu Jax der das natürlich genoss. Ich wusste nicht genau ob er es absichtlich so reserviert hat oder ob die Dame einfach spekuliert hat. In jedem Fall verlieh mir das einen kleinen Dämpfer. Auch davon ließ ich mich aber nicht einschüchtern. Diesen Tag hatte ich mir verdient und werde das auch nicht durch solche Lappalien aufs Spiel setzen.
"Setzen sie sich schonmal, die Bedienung bringt sofort die Karten und nimmt den Getränkewunsch auf."
Jax nickte freundlich und guckte die hübsche Frau dabei an.
Nachdem die Lady verschwunden war kam auch schon sofort die Kellnerin. Sie war mindestens genau so hübsch wie die Frau davor und hatte zwei Karten in der Hand.
"Guten Abend. Ich bin Leila und für heute Abend ihre Bedienung."
Diesmal nickte ich sie freundlich an und nahm ihr die Karten ab.
"Wissen sie schon was sie trinken möchten?" Fragte sie höflich und nahm einen kleinen Notizblock in die Hand.
"Ein Bier bitte."
"Ich ähm, ich nehme erstmal ein stilles Wasser." Unentschlossen nickte ich erneut und guckte zu Jax. Ein Bier? Er muss später doch noch fahren.
Die Frau nahm das alles so auf und verschwand schnell wieder.
"Du musst doch später noch zurück fahren?"
"Schatz, auch mit zehn Bier fahre ich noch wie eine Eins."
"Du fährst nicht mal ohne Bier wie eine Eins." Stellte ich fest und grinste ihn an.
"Mhh ich will dich mal am Steuer sehen mein kleiner Stern. Du lässt den Motor nach nicht mal zehn Sekunden absaufen."
Geschlagen mit den Argumenten streckte ich ihm meine Zunge raus. Das war heute irgendwie meine Allzweckwaffe.
Leila kam schnell wieder mit unseren Getränken auf dem Tablet.
Ich hatte ganz vergessen in die Karten zu gucken. Aber eigentlich wusste ich schon was ich nehme. Ich hatte es sofort auf der Karte entdeckt und musste auch nicht mehr weiter gucken. Jax war sich anscheinend auch schon sicher.
Leila stellte die Getränke sorgfältig vor uns ab und zückte erneut ihren Notizblock.
"Haben sie sich schon entschieden?"
Jax guckte zu mir und wartete auf eine Antwort.
"Ja. Ich nehme die beiden gegrillten Hähnchenbrustfilets auf den Käsecreme-Nudeln mit krossem Baguette und Aioli." Freudestrahlend guckte ich zu Jax und konnte es jetzt schon kaum erwarten bis das Essen da war.
"Und sie Sir?" Leila schrieb sich in der Zwischenzeit meinen Wunsch auf und wartete auf Jax Antwort.
"Ich nehme das Porterhouse-Steak in Medium und dazu die marinierten Bratkartoffeln." Leila nickte und schrieb sich auch das auf. Sie wiederholte nochmal die Bestellung damit keine Fehler auftraten und verschwand dann wieder.
Endlich hatte ich mal Zeit mir das ganze hier etwas genauer anzuschauen. Um uns herum waren nur wenige Tische mit ein paar Leuten, hauptsächlich Männer. Wahrscheinlich führten sie gerade zwielichtige Geschäftsessen oder sonst was.
Das Ambiente war wirklich angenehm und einladend. Der Laden hatte einen antiken Charme und wirkte trotz irgendwie romantisch und chic. Es war super schön hier.
Von der Seite bemerkte ich wie Jax mich die ganze Zeit musterte. Er ließ mich nicht aus den Augen.
Schnell schenkte ich ihm ein zurückhaltendes Lächeln und guckte mich dann weiter um.
"Gefällt es dir alles?"
"Ich liebe es! Ich danke dir wirklich für den wunderschönen Tag. Das kann wirklich wenig toppen."
Mhh meine Freiheit, Harrys Tod, Jax Tod und noch vieles mehr könnte das Hier toppen.
Stopp. Ich dachte viel zu viel nach. So langsam fing mein Gewissen an bei mir anzuklopfen. Die Illusion drohte aufzufliegen. Bald würde alles platzen. Ich wollte das auf gar keinen Fall.
"Kannst du mich ein bisschen ablenken? Lass uns etwas reden bis das Essen kommt." Bat ich etwas verzweifelt. Ich wollte diesen Tag einfach bis null Uhr komplett genießen.
Jax erfüllte meine Bitte und redete mit mir über Dieses und Jenes. Wir scherzten viel über die anderen Gäste und erfanden lustige Geschichten für sie. Es war wirklich amüsant.
Irgendwann kam endlich das Essen. Ich starb schon fast an der Vorfreude. Das letzte Mal richtig schön essen gehen war ich mit fünfzehn oder sechzehn. Es war wirklich verdammt lange her.
Das hab ich alles Jax zu verdanken.
Am liebsten würde ich mir jetzt gegen den Kopf schlagen. Das grenzt ja fast schon an einer zweiten Persönlichkeit die mich hier fertig machen will. Ich atmete einmal tief durch und konzentrierte mich dann auf das langersehnte Hühnerbrustfilet.
"Ich wünsche dir einen guten Appetit mein Engel."
"Dir ebenfalls Jax." Schnell griff ich nach der Gabel und dem Messer und fing an dieses köstliche Gericht zu verspeisen.
Es dauerte eine Weile bis wir fertig waren. Auch wenn ich wirklich Gefahr lief hier rausgekugelt zu werden, ich musste einfach alles aufessen. Egal wie satt ich war. Es war einfach viel zu lecker.
Unsere Teller wurden abgeräumt und Jax bestellte die Rechnung.
Auf einmal wurde das Licht gedimmt und die Musik erlosch. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Ich verstand absolut gar nichts mehr.
Jax stand auf und ging auf mich zu. Er hatte so einen Ausdruck im Gesicht, der mir nicht gefiel. Leicht panisch drehte ich mich um.
Würde Harry gleich aus der Ecke springen und mich zu einem Dreier zwingen?
Ich war mehr als irritiert.
Mein Entführer nahm sich meine Hand und stand mit mir auf. Um uns herum wurden die Tische verschoben. Es wurde eine kleine Fläche frei. Jax führte mich auf die Fläche und legte seine eine Hand auf meine Taille. Die Musik wurde wieder angemacht. Eine seichter Walzer ertönte. Ich wurde von ihm zur Musik geführt. Er tanzte tatsächlich mit mir. Es überraschte mich so sehr dass ich fast anfing zu weinen.
"Ich weiß nicht wie sehr ich dir danken soll. Dieser Tag war so atemberaubend. Vielen Dank Jax." Flüsterte ich berührt. Ich ließ mich von der Musik tragen und blendet alles aus.
Plötzlich blieb Jax stehen. "Ich wüsste wie du mir danken kannst." Antwortete Jax.
Er griff stärker zu. Seine Hand die gerade noch an meiner Taille verweilte, landete an meinen Hintern.
Jax drückte mich näher an sich und summte zur Musik. Es war angsteinflößend
"Bitte lass mich los. Es ist noch nicht null Uhr."
"Du wolltest mir doch danken Baby?"
"Ja aber nicht so. Bitte Jax."
"Wenn ich wollte müsstest du mir hier und jetzt einen blasen für die ganzen Qualen und Anstrengungen, die ich heute für dich ertragen hab."
Das ließ alle Arlamglocken schreien. Ich sah rot. Panisch befreite ich mich aus Jax Griff und rannte davon.
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