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"Komm endlich runter Babe. Du musst dich nicht immer so aufspielen als wäre eine Welt für dich zerbrochen."
Ich guckte ihn regungslos an. Was sollte ich darauf erwidern? Er würde es nicht begreifen. Niemals.
"Ich will nicht mehr mit dir reden."
Kraftlos guckte ich zu Boden. Irgendwann war mein Zenit auch erreicht. Ich brauche eigentlich eine ordentliche Portion Schlaf. Ich liebe es zu schlafen. Das ist einer meiner wenigen Fluchtmöglichkeiten.
"Püppchen sieh einfach ein, dass ich recht hab."
Langsam schüttelte ich mit dem Kopf.
"Du verstehst es einfach nicht. Harry ist das pure Böse. Wenn ich ihn sehe setzt alles aus. Ich weiß dann nicht einmal mehr wie ich atmen soll. Und dass du das einfach so bei mir hervorrufen willst, tut noch mehr weh."
"Warum tut das weh Josielein? Anscheinend bist du verletzt von meinem Verhalten. Du hältst mich wohl für einen besseren Mann als ich tatsächlich bin."
"Du hast mir so oft versprochen mich vor ihm zu beschützen. Ich war dumm genug und hab dir geglaubt."
"Da haben wir das Problem. Deine Dummheit. Endlich kommt die Einsicht."
"Fick dich!" Zischte ich erneut.
"Ich kann nichts dafür, wenn du Lüge und Wahrheit nicht voneinander unterscheiden kannst Baby."
Er hatte recht. Ich musste meine Erwartungen drosseln. Ich muss lernen von Jax nichts mehr zu erwarten. Jedes Wort von ihm ist eine Lüge. Er will mich bis ins letzte Glied Willenlos machen, damit ich immer seine kleine Sexsklavin bleib. Aber das kann er sich abschminken. Ich bin schon ziemlich kaputt und gebrochen. Aber ich habe immer noch einen eigenen Willen und mein oberstes Ziel wird es immer sein Ruby und mich hier rauszuholen. Egal wie, ich werde es schaffen. Und deswegen darf ich nicht mehr auf Jax bedeutungslose Worte vertrauen. Er spielt ein Spiel und ich muss langsam lernen die Spielregeln für mich zu nutzen. Ansonsten hab ich keine Chance. So langsam muss ich einfach erwachsen werden. Ich bin verdammt noch mal neunzehn Jahre und muss mein Leben endlich mal in den Griff kriegen. Ich bin nicht mehr das kleine, hilflose Mädchen von vor drei Jahren.
Ich stand auf ohne auf Jax zu achten. Es war zwar vielleicht 14 Uhr, aber ich war so unnormal müde. Es laugte mich aus. Es musste dringend ein Power Nap her.
"Wo willst du hin?"
"Ich möchte ins Bett und ein bisschen schlafen."
"Nein, du kommst mit mir. Du hattest heute schon viel zu viel Freizeit." Jax nahm mich an die Hand und zog mich mit sich. Ich hatte nicht mal die Chance Nein zu sagen.
"Ich hab noch ein paar Termine. Du wirst mitkommen."
Er zog mich in mein Zimmer und verfrachtete mich aufs Bett.
"Aber zieh dir was anderes an. Du kannst doch nicht rumlaufen wie ein Penner."
"Danke." Murmelte ich leise. Schon wieder wurde ich erniedrigt. Nur weil ich ein lockeres Shirt samt Jogginghose trug. Eigentlich mochte ich meine Plüschsocken. Aber die musste ich auch ausziehen.
"Hier zieh das an." Jax warf mir einen kurzen Faltenrock und ein weißes, langärmliches Crop-Top zu.
Geht's noch? Es ist Frühling. Für sowas ist es viel zu kalt. Außerdem sehe ich darin aus wie eine Prostituierte. Das Top war zwar irgendwie süß und hatte niedliche Akzente, aber in der Kombination mit dem Rock ging das überhaupt nicht.
"Das zieh ich nicht an. Darin sehe ich aus wie eine Nutte."
"Weißt du, ich könnte dich auch nur in Unterwäsche mitnehmen. Das ist mir egal." Sein Argument war außerordentlich gut. Ich war wirklich am überlegen, dann doch die Sachen anzuziehen.
Aber da mir jetzt schon kalt war, wollte ich noch irgendwas anderes ergattern. Eine Strickjacke wäre super.
"Mir ist aber total kalt. Kann ich nicht noch irgendwie eine Jacke haben."
Jax stöhnte genervt. Er rollte die Augen und guckte mich dann wieder an.
"Wenn du das jetzt brav anziehst, kannst du meine Jacke haben."
Ich überlegte kurz. Was besseres werde ich wohl nicht rausschlagen können. Also zog ich das alles ohne zu mosern an. Schnell schlüpfte ich in meine Ballerinas und guckte Jax Erwartungsvoll an.
Er allerdings nahm lediglich meine Hand und zog mich wieder mal mit sich. Jax war schon fertig angezogen. Das schwarze Shirt und die schwarze Jeans saßen perfekt. Wie immer. Jax trug sehr oft nur Schwarz. Irgendwie verlieh ihm das einen gewissen Ausdruck.
Ich wurde von ihm aus dem Haus und ins Auto geschleift. Ohne Jacke. Das kotzte mich schon wieder an. Er hatte schon wieder gelogen.
"Auf dem Rücksitz liegt meine Lederjacke, die kannst du anziehen wenn du willst."
Ähm ja. Eigentlich würde ich mich entschuldigen, wenn Jax meine Gedanken mitbekommen hätte. Aber hat er zum Glück nicht.
Schnell schnappte ich mir die Jacke und zog sie über. Ich musste ein bisschen lächeln. Die Jacke wärmte mich nämlich wirklich gut. Auch wenn sie leider komplett nach Jax roch, war sie wirklich wärmend. Ich kuschelte mich in sie ein und lehnte mich zurück. Ich hätte sofort einschlafen können. Meine Müdigkeit wurde nämlich immer stärker.
Jax legte seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel und fuhr damit rauf und runter. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meinem ganzen Körper aus. "Lass das bitte." Verkrampft legte ich meine Hand auf seine und versuchte sie so zu stoppen.
"Schlaf mir hier bloß nicht ein. Das verbiete ich dir."
"Lass mich doch einfach kurz ein bisschen die Augen zu machen."
"Nein du bleibst wach. Basta."
Beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Es nervte mich, dass ich hier nicht schlafen durfte. Schon ein paar Minuten hätten mir gut getan. Aber nein, selbst das wurde mir verboten.
Wir fuhren eine halbe Stunde ohne jeglichen Schlaf meinerseits. Es war wirklich eine Tortur.
An Jax vermeintlichen Ziel angekommen, stieg er aus und öffnete mir die Autotür. Ich war wirklich maximal angepisst.
"Nimmst du eigentlich immer noch die Pille?"
"Wie stellst du dir das eigentlich vor? Dass ich überall eine kleine Handtasche mit hin nehme wo ich meine ganze Scheiße lagere?"
"War ja nur ne Frage. Dann muss ich gleich noch mal in der Apotheke vorbei um dir die Pille danach zu besorgen. Du hast ja sicherlich gemerkt, dass ich in dir gekommen bin."
Dazu sagte ich nichts. Hatte ich auch gar keine Lust drauf.
Jax krallte sich meine Hand und zog mich über den ganzen Parkplatz. Am liebsten würde ich ihn anschreien mich einfach schlafen zu lassen. Ich würde selbst hier auf dem Parkplatz schlafen.
Wir betraten ein großes Gebäude und liefen durch viele Gänge und Flure bis wir vor einer großen Tür angekommen waren.
Das kam mir alles irgendwie bekannt vor. Nur ich konnte es noch nicht richtig einordnen. Dafür war ich viel zu müde.
"Komm herein Jax." Diese Stimme erkannte ich sofort wieder.
Jax öffnete die Tür und da saß er.
IgMr. Lewis. Er saß in seinem großen Bürostuhl. In diesem Zimmer saß ich auch vor ein paar Wochen.
Es war das gleiche Gebäude in dem ich versteigert wurde. In dem Gebäude wurde ich von Ruby brutal getrennt. Es waren keine schönen Erinnerungen.
"Oh du hast Josette mitgebracht. Hättest du das vorher gesagt, hätte ich einen anderen Raum gewählt."
"Ach mach dir keinen Kopf, nur weil sie hier traumatisch vielleicht etwas belastet wurde, musst du nicht Rücksicht nehmen."
"Mh danke Jax." Maulte ich leise. Sofort wurde ich von Jax in die Seite gekniffen.
"Lass die Widerworte sein." Knurrte er leise und zerquetschte fast meine Hand.
"Wollt ihr euch nicht setzten?" Dominic wies uns auf das lederne Sofa hin. Jax nahm dankend an und platzierte mich auf seinen Schoß. Natürlich durfte ich nicht eigenständig neben ihm sitzen. Was hatte ich dummes Ding mir nur gedacht?
Es war wirklich eine drückende Stimmung in dem Raum. Jax hatte Dominic tagelang festgehalten. Niemanden schien das zu stören außer mich. Es war wirklich verwirrend. Aber er scheint ein super Geschäftsmann zu sein, wenn er einfach so weiter machen kann.
Die beiden unterhielten sich über Frauen und Menschenhandel. Jax wollte anscheinend in sein Geschäft mit einsteigen.
Aber ich bekam kaum noch was mit. Denn in der Zwischenzeit hatte ich mich an Jax rangekuschelt und heimlich die Augen zu gemacht. Ich versuchte wenigstens hier ein bisschen Schlaf zu bekommen. Es war alles so gemütlich bei Jax.
Und irgendwann spürte ich wie er anfing meinen Rücken zu kraulen. Es war super entspannend.
Ich sank immer mehr in die Traumwelt hinab.
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